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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190702033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-03
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Die Konservativen verlieren 2 Sitze und gewin nen 2, die Nationalliberalen gewinnen 2, die Freis. Volks partei und die Wildliberalen gewinnen je 1 Sitz. Die So zialdemokraten verlieren 3 Sitze. lS. d. bes. Artikel.) * Nach den bisherigen Feststellungen bei den allge meinen Wahlen zur halbschichtigen Erneue rung der Hamburger Bürgerschaft wurden ge wählt: 10 Sozialdemokraten, 1 Antisemit, 6 Fraktion der Linken sdazu 2 Mitglieder des Hambrocker Bezirks), 8 Frak tion des Zentrums, 3 Fraktion der Rechten, 7 vereinigte Liberal« und 1 Wilder. * Der Konflikt zwischen Amerika und Japan hat scheinbar eine scharfe Zuspitzung erfahren. tS. L. bes. Art.) - * Die englisch« KönigSfamilie ist in Franl- reich zu einem kurzen Besuche der Hauptstadt einge- troffen. * Mareora wurde zum italienische» Kamme r- ^räsidealen gewählt. (S. AuSl.) 6runä;älre. Bei der Bewertung der sozialdemokratischen Niederlage vom 25. Januar ist bisher eines Umstandes kaum gedacht worden, der immerhin eine Art Bereicherung unserer poli tischen Erkenntnis bedeutet. Diese Reichstagswahien sind die ersten nach der Diätengewährung für Reichstagsabgeord nete, und hoben trotzdem den Sozialdemokraten erfreulich schwere Verluste gebracht. Man muß sich dabei der düsteren Prophezeiungen diätenseindlicher Politiker erinnern, die so ungefähr den Untergang der bürgerlichen Welt als Folge der Diätenbewilligung weissagten, und sich dabei auf Autori täten wie Bismarck berufen konnten. Dagegen war anzu führen, daß die Tiätengegnerschaft zum Teil mit anti quierten Gründen operieren mußte. Zum mindesten Paßten die vor dreißig Jahren vielleicht noch berechtigten Befürch tungen wegen unzulässiger finanzieller Begünstigung der Sozialdemokratie durch die Diäten nicht mehr auf die heu tigen Verhältnisse. Tie „Proletarier"-Partei war eben auch die finanzkräftigste aller Parteien geworden und brachte spielend die in der Verfassung verbotenen Subsidien für ihre Abgeordneten auf. Trotzdem bedeutete natürlich die noch kurz vor der Sommervertagung 1906 erfolgte erste Diätenzahlung eine Stärkung der sozialdemokratischen Parteifinanzen, und auf die Dauer hätten die von der Parteikasse jährlich gesparten runden 200 000 für achtzig Abgeordnete ganz hübsch ins Gewicht fallen können. In dessen hätte zu einer solchen vollwertigen Probe aufs Diäten exempel eine jahrelange Diätenzeit gehört. Die aber war der Sozialdemokratie nicht gegönnt. Dafür aber haben unseres Erachtens gerade diese Wahlen jetzt schon mit über- zeugender Klarheit gezeigt, daß wirklich große und ein schneidende Wirkungen umsormender Natur schließlich nicht von so kleinen finanziellen Mitteln abhängen oder auch nur beeinflußt werden können. Ganz andere Kräfte sind dabei maßgebend. Und am wichtigsten und realsten haben sich wieder einmal die sonst in der Politik wie im Leben nicht eben hoch taxierten idealistischen Momente erwiesen. Vielleicht trägt diese Erfahrung mit dazu bei, auch in nor malen Zeiten den Kurs solcher Werte, wie Vaterlandsliebe, Freiheitsdrang und Kultursehnsucht, steigen zu lassen. Das wäre jedenfalls eine der angenehmsten Folgeerscheinungen des Wahlkampfes. Solche kleine Herzstärkungen können wir brauchen, denn auch der aller Schwarzseherei abholde liberale Zeitgenosse kommt nun nicht mehr um die Gewißheit herum, daß er feine Ziele nicht in Anlehnung ».n die Regierung des Deut- fchen Reiches wird erstreben können. Er müßte sonst Maximilian Harden heißen und die „Zukunft" herauszu geben haben. Herr Harden bildet natürlich „die" Aus nahme. Es hat lange Zeit gedauert, bis man sich über die politische Färbung Hardens eine Meinung zu bilden im stande war. Neulich aber war der Herausgeber der „Zu kunft" doch so unvorsichtig, das gehütete Geheimnis in einem Programmartikel zu verraten. Und es kam heraus, daß Herr Harden liberal war. Sagen wir lieber, daß er liberale Grundsätze hatte. Er war für Trennung der Kirche vom Staat, für bessere Wappnung des Individuums ärmerer Ab stammung für den Kampf ums Dasein, die prächtigste For derung des auf dos Recht des Individuums fußenden Libe ralismus. Kurz, Herr Harden hatte liberale Kulturgrund- sätze, übrigens auch soziale. Nebenher war er freilich schon immer wirtschaftlich agrarischer Neigungen voll. Doch mag sich das in der Abstraktion vereinigen lassen. Nun hat der Normalmensch seine Grundsätze, um sich nach ihnen zu richten. Anders bei Herrn Harden. Er hat, wahrscheinlich in vorahnender Erfüllung der von uns dankend abgelehnten Aufforderung Bülows zu einer Paarung liberalen und kon- servativen Geiste», ein reaktionär-liberale- System aufge» stellt. Er hat liberale Grundsätze und arbeitet für daS Zentrum. Seit Wochen erscheint kaum ein« Nummer der Hardenfchen „Zukunft", die nicht das Zentrum priese. ES ist alles nicht wahr, was gegen das Zentrum angeführt wurde. Die ganze Auflösung war eine Torheit, ein Akt per sönlichster Kanzlerpolitik, die Wahlen waren „Karnevals wahlen" (Mehring taufte sie „Faschingswahlen"), der der Ablehnung der südwestafrikanischen Spesen hat das Zentrum beileibe nicht antinational gehandelt, deutsche Waffenehre stand überhaupt nicht auf dem Spiel. Und so weiter. Zitate sind wirklich nicht nötig. Sie würden Spalten füllen können. Der Lohn dieser Wahlhilse ist nicht ausgeblieben. In Wahlaufrufen des Zentrums wird Harden „trotz seiner Antipathie (!) als Zeuge für die gute Sache des Zentrums vorgeführt". Und die „Zukunft" druckt diese Wahlaufrufe wieder ab. Der Attestzirkel gegenseitiger Hochschähung ist also geschlossen. In der neuesten Nummer seiner Wochen schrift tut der liberale Zentrumsverteidiger (oder der Zentrumshelfer mit der Antipathie, wie man will) ein Uebriges — er dringt auf Verständigung der Negierung mir dem Zentrum. „Wenn der Kanzler im Tauig elrausch des Gesindes nüchtern geblieben ist, verständigt er sich mit dem Zentrum." Sonst würden es geräuschlos die agrarischen Parteien tun. „Und früh oder spät muß er es doch tun." Ja, so betätigt eben der Liberale Harden seine Grundsätze. Und so redet er dem Kanzler gut zu und prophezeit ibm sein Schicksal. Und wenn Harden prophezeit . . . Freilich bleibt die schmerzhafte Erinnerung an die Auflösungsüber raschung. Freilich stand in einer Dezembernummer der „Zukunft" üb«r die Wahlen: „Prophezeiung wäre närrisch." Doch wird die ganze Einleitung des „Symphonie" über schriebenen jüngsten „Zukunfts"-pol>tischen Artikels dem urkundlichen Nachweis gewidmet, daß Herr Harden im ganzen Deutschen Reiche der einzige zuverlässige politisch« Seher ist. In der „Zukunft" hat nämlich vor vier Wochen der Satz gestanden: „Die Sozialdemokratie hat sich in den letzten Jahren so unfruchtbar gezeigt und so groteske Dummheiten gemacht, daß sie für ihren Besitzstand zittern mußte." Man beachte bitte das Imperfektum. Sie mußte zittern — nämlich vor der Auflösung Mußte sie auch noch, als Herr Harden das schrieb? Die Hcrdeniche „Zukunft" enthält darüber leider nichts. Man -ist auf Ver mutungen, auf Interpretationen angewiesen. Wir wagen sogar in aller Bescheidenheit, die Ansicht zu äußern, aus der gewählten co»?eoutio ternporum lasse sich darauf schließen, die Position der Sozialdemokratie sei von Harden als durch die Auflösung verbessert taxiert worden. Indessen unter drücken wir alle Zweifel, folgen willig dem treppenwitzigcn Beweise Hardens, daß er alles vorher gewußt habe und lesen schließlich mit ehrfürchtigem Staunen die zwei apodiktischen Sätze: „Wer die Dinge nicht aus allzu weiter Entfernung sah, nicht durch ein Ressentiment geblendet war, mußte die Nieder lage erwarten." Und: „Daß eine solche Partei (die Sozial- demokratie) in der Hauptwahl neunundzwanzig Sitze er obern konnte, ebenso viele wie die vier liberalen Parteien zusammen, müßte, nach allem Erlebten, selbst ein überzeugter Sozialist wie ein Wunder bestaunen." ^Ilaü U LUub, ^laxiruiliair il rasul ^.lluli! Und der Prophet ist kuragiert genug, drei Zeilen darauf sich selbst zu zitieren, den Harden vom 5. Januar, der a.so noch nichts vom Wahlausfall wußte: „Mit der Hilfe des Zentrums kann die Sozialdemokratie neue Mandate erobern, die ihr den Verlust alter ersetzen." Trotz des Ernstes der Zeit wird der gütige Leser mit uns einen Lachreiz in sich keimen fühlen. Doch bitte nur diskret zu lächeln. Die Zeiten sind ernst. Und nebenbei: Herr Harden hat ein Renommee zu verlieren. Also sei hier nur noch recht deut lich resümiert: Herr Harden, der Mann mit den echt libe ralen Kulturideen, sieht „trotz seiner Antipathie" seine wich tigste Aufgabe zurzeit darin, die Regierung mit dem Zentrum wieder unter einen Hut zu bringen. Und da wir, und mit uns die ganze liberale deutsche Welt, darin das unheilvollste und für den Liberalismus ebenso wie für die Wohlfahrt des Reiches verderblichste Beginnen sehen, da wir überdies solch« Handlungsweise dem leitenden Staatsmann als Treu bruch anrechnen müßten, so warnen wir mit Bedacht vor deu glatten Worten Hardens. Der Mann kokettiert mit liberalen Grundsätzen, um sie bei der ersten Gelegenheit zu gunsten des Zentrums zu verraten. Das mag er sich selbst zensurieren. Indessen blüht uns noch «ine Hoffnung im Leide: Wenn der Kanzler dem Hardenfchen Rat folgte . .. Ob dann die „Zukunft" wohl das Karnickel gewesen sein will? Umerilranircke Wegr-in-Zichi-HNilrel. Gestern wurde die Welt durch Sensationsartikel ameri- konischer Zeitungen überrascht, welche eine nahe und un- vermeidliche Kriegsgefahr verkündigten. Wir dürfen wohl so sprechen. In einem Extrablatt« haben wir aus englischer Quelle gemeldet, daß die letzte Note deS japa nischen Botschafters Vic. Aoki in Washington tatsächlich all ein Ultimatum betrachtet werde. Wenn vom Kongresse die Annahme eines GesetzeS gesordert wird, welches ein freier Kongreß nicht annehmen würde, mit der ausdrücklichen Begründung, daß die Ablehnung den Krieg bringen werde, so ist die Ab» lehnuug natürlich sicher. Kein Staat, der nicht völlig machtlos ist, darf die Demütigung auf sich nehmen, seine Ge setzgebung »ach dem Diktat einer anderen Macht ernzu» richte«. Wir haben den kalifornischen Schulkonflikt des öfteren besprochen. So wenig wir für die Rassenhetze der Nichts-als- Nationalisten übrig haben, welche die natürlichen und ver brieften Reckte eingebürgerter Volksteile von fremdem Stamme beschneiden möchten, so entschieden sind wir doch gegen das Prinzip einer schrankenlosen internationalen Freizügigkeit. Wir leben nun einmal nicht im Allerwelis- staate und haben das Recht, eine Zerstörung unseres spezi fischen Volkstums, auf das wir stolz sind, durch Massenein- wanderungen fremden Stammes zu verhindern. Freilick) ist bas nicht der Grund, auf welchem das Ame- rikanertum aufgebaut ist. Wie stände es heule um die Ver einigten Staaten, wenn die Einwanderung von vornherein auf die Angelsachsen eingeschränkt wäre! Freilich wäre es besser gewesen, man hätte die unselige Negeriklavcrei nie mals geduldet oder hätte an Stelle der ebenso unseligen Emanzipation die Zurückichasfung der befreiten Sklaven nach Afrika ins Werk gesetzt, nach Liberia meinetwegen. Aber geschehene Dinge sind nicht zu ändern. Wohl aber braucht das amerikanische Volk von heule nicht bis ans Ende aller Tage an den Fehlern von gestern sortzuwürpen. Es ist Amerikas gutes Recht, wie aller selbständigen Staaten, den Strom unwillkommener Einwanderer von den Gren zen auszuschließen. Selbst wenn es den amerikanischen Ar beitern gelänge, aus Besorgnis vor Lohndrückern ein all gemeines Eiuwanderungsverbot durchzusetzen, dürfte kerne Macht der Welt es ihnen verbieten. Ein kosmopolitisches Grundrecht, gerade in Amerika wohnen zu wollen, gibt es Gott sei Tank nicht. Nun sicht freilich Japan eine Beleidigung darin, daß Deutsche, Italiener, Russen usw. noch als willkommene Gäste ausgenommen werden, Japaner ober nicht. Tas muß als ein gänzlich mißleitetes Ehrgefühl bezeichnet werden. Tie Mongolen werden nicht als minderwertige Menschen ab gelehnt, sondern als Mongolen. Es ist Amerikas gutes Recht, selber darüber zu befinden, welche Völker es sür^assi- milationsfäbia ansieht, und welche nicht. Auf alle Fälle ist und bleibt das Fremdenrccht ein Ausfluß der Souve ränität. Im Augenblick kommt nicht ein Einwan'oerungsveroot in Frage. Allerdings muß die Behandlung der Ein- gewanderten nach dem Grundsätze der Rechtsgleichheit und nach den bestehenden Verträgen geschehen. D'eEinpserchung der Japaner in ein Ghetto würde sich Japan verbitten dürfen, fieber die Cchulgesctzgebuug ist auch eine Angelegenheit der Staatshoheit und bat in erster Linie nach pädagogi schen Gestch ^punkten sich zu regcH. Amerika will keine nationalen Simultonschulen: wer darf sie ihm aufzwingen wollen? Es bat sein gutes Recht zu seinem Willen. Es hat auch seine guten Gründe. Man sagt, daß die japanischen „Schulkinder" von San Francisco zum Teil über 17 Jahre alt seien, manche noch viel älter! Wer darf Amerika nötigen wollen, die schweren sittlichen Gefahren eines engen Zu sammenlebens mit erwachsenen Leuten über seine Kinder zu bringen! Das ist eine ganz ungebührliche Zumutung Japans! Wir können uns nicht denken, daß Präsident Roosevelt im Ernst die heiligsten Interessen seines Volkes seiner Friedensduselei opfern will. Er darf höchstens seinen guten Willen zu einem Entgegenkommen zeigen wollen. Eine Ver gewaltigung Kaliforniens durch die Bundesgesetzgebung hätte dieser Staat alle Befugnis, durch eine neue Sezession abzuwehren. Freilich wäre ein isoliertes Kalifornien na türlich viel wehrloser gegen sapanische Zudringlichkeiten als der amerikanische Gescmtstaat. Aber ein ruchloser Krieg über die kalifornische Schul frage darf nicht stattsin'oen. Es muß von dem schlecht unter richteten Japan an das besser zu unterrichtende appelliert werden. Wir haben den wirtschaftlichen und politischen Auf schwung Japans mit Freuden begrüßt. Nicht zum mindesten, weil er einen Sieg der nationalen Idee bedeutet. Wir begrüßen 'eine Erfolge qegcn eine nur halb europäische Macht, deren fanatische Patrioten, deren herrschende Männer in angemessenen Träumen einer Welteroberung zu schwelgen gewohnt sind, und durch Japan endlich einmal einen tücl tiaen Denkzettel bekommen haben. Wir beklagen auch die deutsch-französische Einmischung nach dem Frieden von Sbimonoseki als einen schweren Fehler unseres Reichs kanzlers Hohenlohe. Aber dieses Mal, wo Japan ebenso im Unrecht steht, wie damals im Recht, dieses Mal würde eine energische Aktion Europas gegen einen ungerechten Krieg den Beifall aller Unbefangenen verdienen. Sollten die gestrigen Nachrichten die Wahrheit reden? Es wäre ja möglich, daß das finanziell erschöpfte und mili tärisch durch den schweren Krieg beeinträchtigte Japan die Tollheit besäße, einen neuen schweren Feldzug gegen die finanziell io glänzend situierten Vereinigten Staaten zu träumen. Mag deren heutiae Wehrmacht unentwickelt sein: sie gebieten über endlose Reserven eines willigen, eines tapferen und stolzen Volkes. Mag Roosevelt die Schwierig keit eines schnellen Erfolges vertraulich hervorgehoben haben: daß Amerika sich demütigen müsse, um den Krieg unter allen Umständen zu vermeiden, kann gerade Roosevelt, der Held von Kuba, nicht gesagt haben! Vielleicht bandelt es sich um eine abscheuliche Machination wahnwitziger, ver blendeter Jingos, welche durch eine falsche Nachricht die Volksseele zum Kochen bringen, den Bruch unvermeidlich machen wollten, um bei einer schweren Krisis rein persön liche Vorteile herauszuschlagcn. Solchen gewissenlosen Hetzern muß ein energischer Widerruf der Lügcnnachricht je eher, je besser den Mund stopfen. — Ueber die Ehrlosigkeit jenes-Kongreßmitgliedes, welches vertrauliche Erklärungen des Staatsleiters, sollten sic wirklich und in dieser Form gefallen sein, an die Oeffentlichkcit gebracht hat, braucht kein Wort weiter verloren zu werden. O Auf der Berliner japanischen Botschaft erklärte man. keinerlei Anzeichen dafür zu besitzen, daß die Meldungen über «ine so bedrohliche Zuspitzung der Dinge einen ernsteren Hintrabrund hätten. Im Gegenteil hätten die Informativ» nen, d»e der Botschaft über den Stand der Angelegenheit bisher zugegangen sind, die Annahme zugelassen, daß die Regelung der Fraae einen allseitig befriedigenden Forraana nayE. Möglich sei es auch, daß Präsident Roosevelt aus den Staat Kaltformen einen Druck ausüben wolle, nm ihn aesügigcr zu machen, auch seinerseits alle- zu tun, daß dieser Schulstreit baldigst aus der Welt geschafft würde und nicht etwa zu weiteren Konflikten zwischen den beiden Mächten Anlaß gäbe. Telegraphisch wird noch gemeldet: Washington, 2. Februar. (Eigene Drahttneldunz.) Die Beamten deS Staatsdepartements verurteilen, daß die New Parker Zeitungen erneut Gerückte über einen Krieg mit Japan bringen, da diese gänzlich unbegründet seien und nur dazu dienen könnten, eine vernunftge mäße Regelung der Frage, die jetzt im Fluß sei, zu verhindern. Ztickwadlesgebglrrr. Nachdem bereit- am Freitag die Stichwahl in Bremen siattg-sunden balle, wäre» für Sonuabend elf Stich wahlen angeseyt, die folgende- Ergebnis halten: 1) Mrmrl-Hly?ekrng (Reg-Bez. Königsberg 1. Sr.). Haiipiwayl: Krause (Kons.) 5668 Sk., Scbwabach (Na'l.) 4941 St., Gigalat (Linauer) 4221 St., Braun (Soz.) 3342 Sk. Stichwahl: Krarne 6 >34 St. Swwabach 11401 St. Mithin gewählt: Schwabach. 2) .Haiivow-airnfeiicazen Reg-Bez. Stettin 3. Kr.). Hau-,wähl: Frhr. v. Sreinäcker (Kons.) 17o8OSt., Äörsten >Soz.) 17 162 St., Krüger (Freis. Bpt.) 4942 Sl., Er.bcrger (Zenlr.) 83 St., v. E-»r» li no ki (Pole! 31 St. Stichwahl: Fibr. o. Steinäcker 21716 St. Körnen 14 125 St. Mithin gewählt: v. St ein acker. 3) Hagrnow-^revccmuhlen (Mecklenburg-Schwerin 1. Kr.) Hauptwahl: Reu ich (Kons.) 6853 St^ Graf Boid Mer (Wilvlib.) 6464 St^ Barteis (Soz.) 5675 St. Stichwahl: Rettich 3186 St. Gras Botumer 6543 St, Mithin gewähr: Gras Bothmer. 4) Schwerin-Wismar «Mecklenburg-Schwerin 2. Kr.) Hanptwah,: Dr. Drosch er (Kons.) 8572 St., Sta» roßen (So;.) 9673 St., Büsing (Natü) 8071 St. Stichwahl: Dr. Dröscher 11786 St. Siaroßon 8853 St. Mithin gewählt: Dr. Dröscher. 5) Parchim-Luvwigslust (Mecklenburg - Schwerin 3. Kr.). HauptwalU: Dr. Dave (Kons.) 7438 St., Dr. Pack» nicke «Fress. Bgg.) 6181 St., Große (Snz.) 8761 St. Stichwahl: Dr. Dave 5311 St. Dr. Pachnicke 9118 St. Mithin wic-crgewähU: Dr. Pachnicke. 6) Malchin-Waren (Mecklenburg-Schwerin 4. Kr.X Hauptwaht: Frhr. v. Maltzan (Koos.) 8S57 St., Lorenz (Soz.) 5307 St., Dr. Müsse km auu (Liberal) 4357 St. Stichwahl: Frhr. v. Maltzan 12 000 St. Loren; 6950 Sk. Mithin gewählt: v. Maltzan. 7) Rostock (Mecklenburg-Schwerin 5. Kr.). Hanptwahl: Dr. Herzfeld (Soz.) 12314 St., Lruck (Natt.) 8286 St., Fischer (Freis. Bpr.) 7973 St* Gras Bernstorfs (Deutsch-meckl. RechtSP.) 53 St. Stichwahl: Linck 13940 Sr., Dr. Her,selb 12362 St. Mithin gewählt: Linck. 8) Wüstrow-Ribuitz (Mecklenburg-Schwerin 6^ Kr.). Hauprwabl: v. TreueoselS(Konf.) 7482 Lt^ Knappe (Soz.) 5541 St., Heckt (Fitis. Bgz.) 4086 St. Stichwahl: v. Treuenfels 8982 St. Knappe 5670 Sk. Miibin wietznpcwählt: v. Treuevfel». 9) Neustrelitz (Mecklenburg-Strclitz). Hanptwahl: Nauck (Reichsp.) 8612 St., Lüth (Soz.) 6016 St., Heimroth (Lib.) 5479 St. Stichwahl' Nauck 12515 St., Lüth 6674 St. Mithin wiedcrgewählt Nauck. 10) Holzmindcn-Gaudersheim (Braunschweig 3. Kr.). Hauptwahl: von Damm (Wirtsch. Vgg.) 9699 St., Calwer (Soz.) 9396 St., K e ck (Freis. Vg.) 3263 St. Stichwahl: v. Damm 12 931 St., Cakwer 10 231 St. Mithin wiedergewählt v. Damm. 11) Ottensen-Pinneberg (Schleswig-Holstein 6. Kr.). Hanptwahl: v. Elm (Soz.) 19617 St., Carstens (Freis. Volksp.) 14 462, Dr. Tbomsen (Natl.l 9041 Stimmen. Stichwahl: v. Elm 19843 St., CarstenS 28882 St. Mithin gewählt CarstenS. Aabllrampl. * Ralionalltberaler Aufruf. Dir bringe» hier nochmals den vom Zentralverband der nationalliberalra Partei Ende Januar erlassenen Aufruf zum Abdruck. Er lautet: Die nationalliberale Partei, welche mit Befriedigung auf da» Ergebnis der Hauptwahleu am 25. Januar zurückblickt, steht in 60 Wahlkreisen in der Stichwahl. Es gilt ouomehr, den ersten Erfolg zu erweitern uud mit Anspannung aller Kräfte auch die Stichwahlen zu einem gute» Ende für Vie Partei durchzujübren. Hierzu bedarf es weiterer finanzieller Mittel. Wir wenden uns daher nochmal» an unsere Freunde, un» auch in diesem letzten entscbcideodeu Kampfe, so weit «» in ihren Kräften siebt, mit Geldmitteln zu unterstützen »ud ihren Beitrag zu senden an das „Ceotralbureau der national liberalen Partei", Berlins. 9, Schellingstr. 9. * Die Behörden und die Wahlbeteiligung der Beamte». Offiziös wird von Berlin aus erklärt: Ja einigen Blättern ist der Wunsch ausgesprochen worden. eS möge vor den Stich, wählen den Behörden nochmals die Beachtung ' eS Beschlüsse» deS StaatvinnisteriumS eingeschärst werden, nach dem den Beamten die AuSübavg ihre» Wahlrecht» möglichst -r»
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