Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190702103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070210
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-02
- Tag1907-02-10
- Monat1907-02
- Jahr1907
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Siellen-Änzetgeu, sowie La- uud Prrkäusr 20 Pf, finanzielle Änzrtge» 80 Pf, für Jnierote von auswärt» SO Pf. Reklamen 7ö Pf, ou-wärl» l Mark. Bella geduvr 4 Mark p. Tauirnd exkl. Postgebüvr. Ekschäslsaazrigen an beoorzugier Stell« im Prelle ervvdt Siabott nach Tori'. FürIaierate vom Autlande be anderer Tarlf. Anzeiqea-Nnnavm«. Au»ustusvlaq 8, der lämtlicheu Filialen u. allen Ännoncen- Lrv»ditio"eu de» Ja- und Auslandes. Für da« Lricheiuen au veilimmten Lagen u Plätzen wrrd ketar Garantie «deraommtn. Hanvt-Ftliale Berlin: EarlDnncker.öerzgi.Bnvr.Hofbuchhau-lg., Lüyowuraße lt) lTelephoa Vl. Nr. 46031. Ailial-Srpedttton:rreSSea.MLrü:nflr.lU. IV1. Jahrgang. »ar Aicdligrle vom rage. * Im preußischen Abgeordnetenhaus stand gestern die Interpellation über den tagen. Brem-erlaß b^S >tuitu»mruister» auf der Tagesordnung. (L. Dt,chS. R.) * Zum Bürgermeister von Erfurt wurde Stadtrat LuevoeckenS-Magveburg gewählt. * In der italienischen Teputiertenkammer sprach Marineminister Giolitti über daS Verhalten der Negierung bei Konflikten zwischen Kapital und Arbeitern. <S. Letzte Dep.) * Da» engli'che KöaigSprar ist gestern von Pari« uach Ealar« adgereist. Vie Ueberrpsnnung Oer nationale» vegtitter. ES gibt Leute, die an einer parteilosen oder zum mindesten Partei lockeren Politik großes Interesse haben. Interessenten gruppen. wie der Bund der Landwirte, die Mittelstands organisationen, reichen in diesem Bestreben den Zeitungs unternehmen vom Generolanzeigertvp die Hände. Und merk würdig, sie alle behaupten, es genüge, national zu sein. Alles andere werde sich dann schon finden. Um das richtig zu würdigen, muß man freilich wissen, daß hierbei jeder einzelne sich unter nationaler Politik etwas anderes, näm lich jeder das ihm speziell vorteilhaft dünkende, vorstellt. Ta- nationale Prinzip, dieser Inbegriff des Wemeinförderlichen, des Uneigennützigen, wird also in anmutiger Skrupellosig keit zur Verbrämung der materiellsten Interessenvertretung mißbraucht. Ein Beispiel. Am 7. Februar schreibt die „Deutsche Tageszeitung": Wenn irgend em Reich Zollkriege verhältnismäßig am wenigsten zu fürchten bat, so ist «S das Deutsche Reich. Wir hoffen, daß durch den Sieg oom 25. Januar und 5. Februar der gesunde nationale Egoismus, der bisher manchmal vermißt wurde, auch bei den verbündeten Regierungen gestärkt wird. DaS würde dann einer der schönsten Erfolge der Wahlen fein." Ach ja. Mit dem Egoismus stimmt eS. Nur müßte das 'chmück'nde Beiwort nicht national, sondern agrarisch heißen. Alle diese „Nationoll'-Politiker sind nun mit dem Aus fall der Wahlen überaus zufrieden. Sie alle gleiten mit leichtem Achselzucken über die Erscheinung des drohenden klerikalen Gespenstes hinweg und verstehen unter Real politik nur die Sorge um den Prosit. Und eS ist leider nicht zu bestreiten, daß diese Art GeschästSpolitik unter der Deck firma des Nationalen der Masse wohlgefällig ist und viele Anhänger findet. Besonders sind Wahlen, wie dir heurigen, mit ihrem nationalen Feldgeschrei und ihren durch die Not gebotenen Kompromissen unter den wesenSungleichen bür- gerlichen Parteien, sehr geeignet, den nationalen Begriff unnatürlich zu Überspannen, die Grenzen seiner Geltung ins Angemessene zu erweitern und ihm allein Materien zu unterstellen, für die er nur Voraussetzung sein sollte. Na türlich bat jede politische Aktion nationale Bedeutung. Aber gerade daraus ergibt sich die Unzulänglichkeit nationaler Gesinnung zur Lösung der nicht spezifisch nationalen Auf gaben. Zu ihnen wären vornehmlich die Angelegenheiten der Landesverteidigung zu »Sblen. Für alle anderen ist na tionaler Sinn nur Vorbedingung, sollte eS wenigsten» fein. Für die An der Lösung indessen gibt auch der zuverlässigste Nationalismus keinen Anhalt. Hier müssen die Parteien einareiien, muß au? Grund ihrer Programme Stellung ye- nommen werden. Wiederum ein Beispiel: Die Zölle. Wir KaLen unS von jeher dagegen gewehrt, dir Fragen der Zoll- volitik anders als von dem <Kesichi«ountie der Utility» auS ,u betrachten. Wir halten insbesondere die Anmaßung dtS bochschntzzöllnerischen Bunde« der Landwirte, seine Forde rungen alS die einzig nationalen auSzugeden, üir bewußt irreführend und verwerflich. Nur un gern lassen sich diese Zöllner daran erinnern, oaß eß eine Zeit in Preußen gegeben hat, zu der sie freihändlerisch gesinnt waren. Damals waren sie dann doch wohl antinational. Tenn wodlgemerkt: gerade sie geben den Hochschutzzoll alS nationales Axiom auS. Für un« ist die Frage, od auf Roggen oder Weizen »in um 50 Psg. höherer Zoll gelegt werden soll, eine nüchterne Frage der volkswirtschaftlichen Zweckmäßigkeit. Und nur insofern vielen nationale Motive hinein, alS wir eS für ungesund Kalten, dem Produzenten die Existenz zu ruinieren, dem Kon- umentkn daS Brot ungebührlich zu verteuern, und al» wir aus die AuSsnhrmöglichkeiten, aus den natürlichen AuS» dehnungSdrong, ans die international« Mission d«S Leut- >chen Reichel Rücksicht genommen willen wollen. Ob diese Rücksichten bei den jetzt geltenden Handelsverträgen überall newabri worden sind, soll hier nicht erörtert »erden, läßt sich in den noch währenden Zeiten der Hochkonjunktur auch nur schwer festste!!»». Aber »ebenfalls ist sicher, daß eS den Begriff deS Nationalen rntwürdigen heißt, wenn jeder alS untinational »nd VaterlandSverräter verschrie» wird, wer in diesen Fragen eine andere Meinung hat als lein natio naler Nachbar. Die Albernheit, die in de« Worte vom nationalen Schwein" steckt, sollte auch den politische» Dick häutern hiervon eine Ahnung dämmern lasten. In Zoll fragen gibt «S kein« unvergänglichen Werte. Und in zehn I"^r«» ka», j, ihn?» zweckmäßig sein, waS heute alS anti- natio-al verpönt wird. Das nationale Gefühl Hot seine Schuldigkeit bei den Wahlen getan. An ihrem Ausfall hat es wesentlichen An teil. Nun mag Sorge getragen werden, daß eS nicht zum WerktagSgewande werde. Gerade um ihm seine prächtige Wirkung auch für die Zukunft zu sichern, möge allerseits schonend und sparsam mir ihm umgegangen werden, damit eS nicht verblasse. Jetzt aber treten wieder die Parteiunler- schiede in ihr Recht. Bon der liberal-konservativen Paarung als Dauerzustand versprechen wir unS wenig, jedenfalls keine Vorteile für den Liberalismus. Wir in Sachsen haben ja überdies schon einmal die Probe auf daS Exempel ge- macht und erfahren, daß die Poarungskinder sämtlich kon- servakive Züge zeigten. Auch ist die neue Parteikonstellation im Reichstage solchen gefährlichen Experimenten gar un günstig. Wenn die Bedeutung deS Liberalismus, die so wie so schon trotz der Mandatgewinne nicht gewachsen ist, nun auch noch freiwillig durch Konzessionen des Liberalismus ge mindert werden würde, so wäre daS zwar anscheinend der Regierung wie den „Nationalen" sehr recht, könnt» dem Libe ralismus aber die Existenz kosten. Wir sind weit davon ent- fernt, den Liberalen Lppositionspflicht predigen zu wollen. Nichts wäre unS lieber, als wenn die Negierung mehr als bisher den liberalen Parteien positive Möglichkeiten schaffte. Nur dagegen wollen wir uns beizeiten wenden, daß den Liberalen wegen ihrer regierungsfreundlichen Wahlhaliung nun auch noch Selbstaufopferung alL nationale Pflicht empfohlen wird. An der Negierung ist es. den Liberalen die Mitarbeit zu erleichtern, denn sie hat den größten Nutzen aus der Haltung der Liberalen gezogen. Trifft diese Voraussetzung nicht ein, und wir gestehen, in dieser Be ziehung Skeptiker zu sein, so hoffen wir auf eine entsprechende Antwort des gesamten Liberalismus. Nur dadurch kann er sich für die Zukunft behaupten und im Parlament zu einiger Geltung bringen. Erst wenn die Negierung sieht, daß der Liberalismus sich nicht nur als nationaler Iasageautomat behandeln läßt, wird sie ihn zu schätzen wissen. O. die Ne gierung ist gar nicht so peinlich, nicht mal in der Frage der nationalen Zuverlässigkeit, wie sie sich stellt. Dem anti nationalen Zentrum wird schon wieder mit dem Zaunpfahle gewunken. Und ward doch zu den roten Vaterlondslosen geworfen, alS der Reichstag seinetwegen aufgelöst wurde. Wir freilich geben trotzdem nicht soweit, auch wahrhaft natio nale Fragen, Wehr- und Kolonialangelegenheiten, zu Han- delSobjekicn machen zu wollen. Aber in ollen anderer. Dingen har der Liberalismus sich nicht durch d,e sseder- spannung deS liberalen Begriffs blüffen und seine Partei grundsätze degradieren zu lasten. Noch etwas ist nötig. Die liberalen Parteien sind mehr als je aufeinander ange wiesen. Nachdem die nationale Plattform bis zur äußersten bürgerlichen Linken sundamentiert ist, nachdem die National liberalen ein so umfassendes Revirement in ihrer Fraktion erfahren und einen so vielversprechenden Anlauf zu Prächtig volkstümlicher Politik genommen haben, wie ihn die Basser- mannsche auslandspolitische Parlamentskritik in der kurzen Schlußtognng deS verflossenen Reichstags darstellt, ist eine Einigung loserer oder festerer Art günstig vorbereitet. DaS mag sich vorläufig aus taktische Angelegenheiten beschränken, wenn nichts Umfassenderes zu erreichen ist. Jedenfalls wäre einer irgendwie umschlungenen liberale» Vereinigung ein ganz andere- Gewicht eigen alS der Summe der ein zelnen Gruppen. Schon bei der Präsidentenwahl könnte sie dem Zentrum den Anspruch aus den Vormann streitig machen, denn sic hätte über hundert Mandate hinter sich. Sicher ober rangierte sie vor den vereinigten Konservativen. Und im Innersten ist ja doch schon beute jeder einzelne liberale Politiker davon überzeugt, daß die große, einige, liberale Partei die unerläßliche Vorbedingung für die Gewinnung der Macht und für eine Lenkung der Regierungspolitik in liberale- Fahrwasser ist. Daß die Liberalen national sind, haben sie bewiesen. Mögen sie nun auch beweisen, daß sie liberal sind. vir Zsaatorirn aal Maäeira. Durch dir deutsche Presse lief»» vor kurzem Andeutungen über dir Unbequemlichkeit, dir angeblich dir portngiesiiche Regierung durch gleichzeitig« oeulscht und englische Ansprüche auf Madeira durchzumachen bat e Berliner Börsenblätter und Zeitschriften, die finanziellen TranSaltiouen b.soatere Aufmerksamkeit schenkt», wiesen mit Recht auf dir Ziele hin, dir sich deutsche Kapitalisten angeblich gesetzt hotten, alS sie eine Konzession auszubruten begannen, dir Prinz Friedrich Kar' zu Hohenlohe-Oehringrn von der N-.girrung zu Lissabon erhirlt. Dem Prinz»» und seigern Konsortium wurd, r» brsondrrS schwrr angrrechnrt, daß statt der Sana- torirn für Schwindsüchtige, drren Errichtung dir Konzesstcn dir»»» sollt«, brr Betrieb von Spielhöllen auf der schönen Insel im atlantischen Ozean da« Ziel der Arbeit bilder». Uebrrtriebrne und »»genaue Mitteilungen über die Lage der Dinz« in Madeira, besonder- der Hinweis aus die schwere Schädigung deutscher Interessen, offene und versteckte An- griff» auf den Prinzen Hohenlohe veranlaßten un«. einen unserer Mitarbeiter, der mit der Sachlage auf daß Genaueste vertraut ist, um eine Darstellung der Arbeit, die von der deutschen Sanatoriengesellschast auf Madeira geleistet wurde, zu ersuchen. Wir -eben im Nachfolgenden leine rein sachliche Darstellung zur Orientierung unserer Leser, ohne vorläufig ein Urteil über die Frage selbst zu fällen. Die Zu'chrisl unseres politischen Vertrauensmannes hat folgenden Wort laut: > .Prinz Friedrich Karl zu Hoheulohe-Oehringen, «tu I Bruder deS Fürsten Ehristian Kraft zn Hohealohe-Oehrinzen, I Herzog« ,» Uj«st, hatte i« Jahr« ISA vo» d«r portugiesisch«» Negierung eine Konzession erhalten, um auf der Insel Madeira Sanatorien für Lungenkranke zu errichten. Bei der Erlangung dieser Konzession hallen besonder- milgewirkl der Kaufmann Ernst Hofmann auS Köln, ein intimer Freun des Prinzen, und der Kaufmann Manuel Goncalves au- Funchal, dem es gelungen Ivar, in Lissabon hochgestellte Per sönlichkeiten für die Sache zu gewinnen. Prinz HohevL^e gründete Anfang 1904 in Berlin die „Sancitornn aus Madeira, BorbereitungSgesellschoss m. b. H." mit 800000 .s Kapital und brachte seine Konzession als Sacheinlage zur Hälfte dieses Betrages ein. Nach dem Wortlaut der Kon zession sollten nicht allein Sanatorien für die Schw nd- süchtigen errichtet werden, sondern es war auch für die Be- gleiter der Kranken die Einrichtung vornehm-r Hotels mit Parkanlagen, eleganten Läden usw. vorgesehen. Das grnze Unternehmen schien einen glänzenden Verlauf zu nehmen Man gründete in Funchal sogar eine eigene Zeitung alS Organ der Gesellschaft, den „Heraldo da Madeira", für den ständige Korrespondenten in Berlin, Paris und London gestellt wurden. Neben der Vorbereitungsgesellschaft wurde im März 1965 als zweite Gesellschaft die „Madeira-Akliengekellschast" mit einem Kapital von 3 Millionen Mark gcqc-inNet, in deren Statut daS Wort „Sanatorium" gar nicht Vorkommen soll. Alleiniger Direktor ist, nachdem verschiedene andere aus geschieden sind, der genannte Kaufmann Hofmann, während Prinz Höhenlage, ebenso wie in der ersten Gcsillschast, als Vorsitzender des Aussichtsrat.s figuriert, d-m u. a. noch an geboren: der Oberstmarichall Fürst zu Fürstenbcrg in Donau eschingen und der Geheime Hosral Dr. jur. Felix Hecht in Mannheim. Diese zweite Gesellschaft erwarb von der ersten in Madeira Grundstücke, Gebäude und sonstige Werte. Die Konzession blieb Eigentum der ersten Gesellschaft. Ta es aber hieß, daß es vorteilhaft sei, in Madeira eine portu giesische Firma als Vertreterin zu haben, so wurde noch eine dritte selbständige Gesellschaft gegründet unter Kem Nam.m „M. Goncalves k Co ". Sozi»» von Gonoalve ist wiederum Hmmann, Geldgeber die Madeira-Aktiengesellschaft. Mit Hisse dieser drei Gesellschaften kam es aus Grund der Konzession, die Expropriationsrecht und Zollsreiheit um- faßte, in den letzten beiden Jahren zum Erwerb von TerrainS. zum Bau einiger Häuser für Hotel- und Sanatorien,-wecke, zur Anlage eines Kohlenäepots, einer Wasserleitung usw. Indes wollten die Gerüchte nicht verstummen, daß eS sich trotz des hervorgckehrten wohltätigen Zweckes und trotz der heben Persönlichkeiten, die an der Spitze stehen, bei dem g»nzen Unternehmen nur darum handele, in Madeira ein u. es N'^nte Carlo zu schaffen. Uab diese Gerächte erhielten -Werbinas Bestätigung dadurch, daß in Gerichtsverhand lungen, die sich mit dem Direktor Hofmann beschäftigten, diesem bei Erlangung der Konzession unlautere Machen» schassen nnchacwie'rn wurden. Hofmann hatte im Anrang 1903 zusammen mit GongalveS den Plan zur Erlangung der Spielkonzession verabredet, was Goncalves übrigens nicht binderte, gleichzeitig mit einem amerikanischen Konsortium zu gleichem Zweck einen Vertrag zu schließen. Hofmann wußte bald darauf in Mont« Carlo den „Hotelköniy" Nitz aus Paris zu interessieren, und man schloß einen Vertrag „zur Erlangung einer Hotelkonzrssion auf Madeira in Ver bindung mit einer Konzession zum Betriebe eines Kasino» im Sinne von Monte Carlo". Zur selben Zeit vereinbarte Hofmann mit dem Prinzen Hohenlohe, daß die in Lissabon zu erwerbenden Konzessionen für gemeinschaftliches Interesse bearbeitet werden sollten. Jetzt tritt nun durch die Vorlage an das Parlament in Lissabon vom 18. Januar weiterhin klar zutage, daß man tatsächlich den Weg vom Sanatorium zur Spielhölle qeiunden hat. ES wird jetzt nämlich ein« vierte Gesellschaft gegründet, die angeblich dem Prinzen Hohenlohe die Konzession, die der Prinz der ersten Gesellichass im Betrage von 400 000 .K ein brachte, für 10 Millionen Mark abkauseu soll, wenn daS Parlament dir SvielerlaubniS der bisherigen Koazcssion hinzusügt. Jnteressanterweise ist aber der neue Kon- zessionär nicht der „britische Kapitalist" John Williams, wie eine „Ttandard"-Meldung die Welt zurrst glauben machte sondern in der ParlamrnlSvorlaqr figuriert nrb-n John Williams Manuel Goncalves au» Funchal, der Freund des Prinzen Hohenlohe und Sozius HosmannS. Snpierni ,atl Ucbcr Manuel Goncalves wird in den „Hamburger Nachrichten" vom 31. Januar in einer Zuschriss, datiert Funchal, den 22. Januar, folgende» berichtet: „Nach allem, was bisher geschehen ist, ist e» mehr al- wahrscheinlich, daß d'» litderigen Aktionäre den größten Teil ihres Geldes ver lieren werden. Manuel GoncalveS, der vor elf Jahren wegen Falschmünzerei ni t Zuchthaus be'tralt wurde, batte bei Ucberuahine der Vertretung der Madeira-Alticngei'llschaft keinen roten Pfennig. Heule ist er der Besitzer de- Hotels Beimonte, das mit den Möbeln der Akliengcf ilshafl möbliert ist sauch die Villa deS portugiesischen SelretärS der Gesellschaft ist mit Möbeln der Sanatoriengelellschass auSg> slatttll, Besitzer mehrer Schiffe, hat bei der Negierung 200 000 X devonirrt usw. usw., außerdem ist «r der Besitzer der Villa „Vigio". Alle seine Besitzungen haben einen be deutenderen Wert als die unfertigen Gebäude der Sona- »oriengeselljchast, mit deren Geld sie wahrscheinlich erworben wurdkn." Der britische Kapitalist John Williams ist der Mitwelt nicht als solcher ohne Weiteres bekannt. Hoffentlich ist er nicht derselbe, der schon eine portugiesische Konzession, die der Denguelabahn, in London finanzierte, deren Pfundanteil« o.« glücklichen Besitzer heute mit Wehmut betrachten. William« und Goncalves rückriH mit der Sprache Hera»«, sie wollen direkt — nach der un- vorliegenden Nummer der „Novidade-" von Lissabon vom Ist. Januar — da- Neckt, „Kasino» und Cercle- zu betreiben, wie sie geaenwär'ig in Biarritz, Trou- ville, Ostende, Nizza und den Winterkurorten der franzöfl- jcke» «nd italienisch,» Küste besteh,«". Man hat so durch die „Stanbarh"-Meldung gar nicht un-kfchickl de» Anschein er- w?ckt, baß Prinz Friedrick Karl »o» Hobenl»h« seine Ko«- zessio» ixn LV Millionen Mark an »i»«n LnüUind«, „r- schachert hab«. Davon ist in Wirklichkeit gar keine Neo^. obwohl GoncalveS und seine Helfershelfer sicherlich gern den Prinzen aus dem Konsortium heraus hätten, um allein tun Profit zu teilen. Vielleicht gelingt es ihnen, wenn dieücfseni- lichkeit erst über den Werdegang der Modeirugeselischafl au - geklärt ist und der Prinz oder seine Familie sinder, laß er in einer Gesellsckxsst ist, in der mau einen deutschen Aristo kraten nicht zu sehen gewohnt ist. Dann würde die letzte definitive Gesellschaft gegründet werden, die dann alles einheimste, waS die „Vorbereitungs gesellschaft", die„Madeiragesellschast", „M. Goncalves L Co." envarden. Die zehn Millionen — seine 400 000 ckk Einge brachtes könnte man dann dem Prinzen mit Wonne er statten — werden von Williams natürlich nur auf dem Papier gezahlt, für die Aktien der Kastnogescllfchaft würde sich reißender Absatz finden in London oder Paris, und um die settenDividenden brauchen sich die dvati poasnlMtos nicht zu sorgen. Herr Ernst Hossnann hat sich nach den „Hamb. Nachrichten" der neuesten Gesellschaft bereit- in richtiger Würdigung der Sachlage verpflichtet, er wird doch alS Kom pagnon nicht auf den Lohn für sein Spiel verzichten, wenn GoncalveS die Netze einholt! DaS ist das vorläufige Resul tat eines Nnternehmens, das unter deutschem Namen alS humaniläres Werk vor die Welt trat, dann auf dem Umwcge über Goncalves L Co. am rechten Ziel, dem Noulettelisch, aulangt." ver lunnel «vier «kein Fanal. TaS insulare England durch einen massiven Verkehrs weg mit dem Festland zu verbinden, ist kein neuer Gedanke/ Seit die moderne Jngenieurkunst gezeigt hat, daß ihr keca Tal zu breit ist, es zu überbrücken, und kein Dera zu hart, ihn zu durchbohren, hat man diesjeitS uns zenseits des Kanals immer wieder den Plan er wogen, sei's über eine Brücke, sei'« durch einen Tunnel, eine» fortlaufenden Schienenweg zwischen England und dem Kon tinent zu schassen. Der Plan ist keineswegs ungeheuerlich. Die Breite des Kanals an der schmälsten Seite beträgt etwa 33 Kilometer, er ist in der Mitte an einzelnen Stellen nur ungefähr 50 Meter tief. Das sind Gröben, die den moder nen Ingenieur durchaus nicht schrecken können. Sowohl di« zwischen South Foreland und Kav Blanc Nez geplante eiserne Drücke, wie auch der zwischen ungefähr denselben Punkten in Aussicht genommene Tunnelbau sind technisch, man kann ruhig sagen, leicht ausführbar. Nach vorgenom menen Probebohrungen steht sogar zu erwarten, daß der Tunnel, obwohl länger alS einer der bestehenden GebirgS- tunnel «der Simplon ist rund 20, der Gottbard 15 Kilometer lang!, schneller und mit geringeren Kosten herzustellen ist al« diese. Di« modernen Bohrmaschinen würden die vorwiegend zu erwartenden Kalkschichten leicht bewältigen. Die über- Ivpernden Massen und der damit in Zusammenhang stehende Erddruck wäre zweifellos geringer: denn während beim Simplon 3136 Meter Gebirge überlagerten, beim Gotthard 1708 Meter, würde es sich hier um höchstens etwa 100—200 Meter handeln. Die hohen Temperaturen im Erdinnern, die namentlich beim Simplontunnel die Arbeit so erschwert und ausaehalten haben und stellenweise 60 Grad 6. be trugen, sind hier keinesfalls zu erwarten. Wasserdurch brüche sind gleichfalls nickt zu befürchten, denn selbstverständ lich wird man den Tunnel nach Maßgabe der bestehenden geologischen Verhältnisse in der unter dem Meeresboden lagernden wasserundurchlässigen Kreidefchicht bohren. Lüftung, Beleuchtung, Entwässerung, das alles sind Pro bleme, die mit den »ns zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmitteln zu losen sind, wenn natürlich auch die Größe deS Unternehmens besondere Maßnahmen erfordert. Daß man die darin zn führende Bahn elektrisch betreiben wird, ist zweifellos. Irgend welche technischen Schwierigkeiten sind auch in dieier Beziehung absolut nicht zn erwarten. Ob man den Tunnel für eine ein- oder zweigleisige Bahn Vorsicht, ist eine zweite Frage. Die Baukosten für einen zweigleisigen Tunnel würden jedenfalls nicht io bedeutend höher sein als die für einen eingleinaen, daß man etwa aus diesem Grunde sich aus einen eingleisigen beschränken würde. Tie Renta bilität siebt gleichfalls außer Frage. Es wäre vollkommen falsch, einer Berechnung des zu erwartenden Verkehr- den jctzigen Tampscroerkebr zugrunde legen zu wollen: in dem Moment, wenn eine Eisenbahn, unbekümmert um Wind nnd Wetter und Nebel, für eine sichere, zuverlässige und schnelle Verbindung zwischen England und dem Festland sorgt, würde der Possagiervrrkebr und bald auch der Stück- gutvcrkebr ganz gewaltig anschwellen. Warum wird der Tunnel nun trotz alledem nicht gebaut? Warum hat man den schon einmal in den acht ziger Jahren in Angriff genommenen Bau nicht längst voll- endet? Aus militärischen Gründen. AuS denselben militäri schen Gründen, die den Bau des Mont Cenis-Tunnels, den Bau des Gotthard und des Simplon verzögert haben und die so unendlich nichtig sind, daß man sich wundern muk daß sie in unserer aufgeklärten Zeit, noch dazu teilweise von Fachmännern, überhaupt angeführt werden. Ein Tunnel ist dock ein Hohlweg, eine hoble Gasse son dergleichen. Sie abzusperren. sie unpassierbar zu machen ist wabrbaMg kein Kunststück. Ein einziges Maschinengewehr genügt, den AuSgang zu sperren, ein paar Sprevgichüsse ,n daS Gestein, ihn unpassierbar zu macken. Weitere Hilfsmittel bestehen in dem Abslellen der LüstungSaclage und der Entwässerung. Wenn sich di« englische Heeresver waltung dieses Kunststück nicht einmal autraut, dann muß cS mit ihrer Kriegstiicktigkeit sammervoll bestellt lein. Ta wird dann gesagt: „Ja, wenn eS nun gelingt, durch eineu Handstreich einen Zug noch in FriedenSzciten durchzu bringen?" Nnd wenn eS gelingt, waS ist denn ein Zug? Was sind selbst zehn Züge? Eine einzige kriegsstarke Jn- anteriedivision braucht 24 Eiienbahnzuge, ein Armeekorps 06 zur Beförderung. Glaubt irgend eia Mensch, e« ti heutzutage noch möglich, daß eine solche Trupprnmenge »cimlich zusammenaczogen. ausgerüstet, verladen und trans portiert werden kann? Ist e» nun schon leicht, wie oben angcdeutet, einen GebirgStunnel völlig unbenutzbar zu macken, lo wird diese Ausgabe zum Kinderspiel bei einem Unterwassertunnel. Man lege auf englischer Seite 20 Schleusen an, deren jede von einem anderen Orte mit Hisse dcS elektrischen Stromes durch unterirdisch verlegte Kabel von London, von Sontbampton. von PortSmouth oder irgend welchem befestigten Orte an» gezogen werden kann. i TaS Ziehen einer einzigen würde genügen, um den Tunnel mit dem Ozea» in Verbindung zu bringen nnd ibn völlig I »ater Wasser M f-tze». Vo w««ig »ta »a» a-o, tz«, O-««
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