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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190704070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-07
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Di« einzelne Rnwmer kostet LO Pfg. «-»attt-u «u» ErvebMor IohaunVaaffe st Telephon «L 1ü^ Rr. 22L Rr. 117L verltaer Ae»»V«»»eV»re«»-. Balin XV. 7, Prinz Loni« Ferdinanp- Straße 1. Telephon l. Nr. SS7L. Morgen-Ausgabe 8. MpMrr. Tagcblait Handelszeitung. Amtsblatt -es Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 96 Sonntag 7. April 1907. Anzeigen-PreiS für Jnsercue uu - reivzia n. Umgebung die 6gespaltene PetuzeUe 2S Pf„ finanzielle An- zeige» oO Ps.. ReNameu 7SPf.; von antwärt« 30 Ps., Reklamen l M. vo« Ausland 50 Pi., finanz. Anzeigen 75 Ps. ReNamen 1.50 M. Jnierate v. Behörden im amtlichen Teil 40Pt Beilagegrbübr 4 M. p. Tausend er kl. Post, gebühr. Gefchästsanzrigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tän- Fesirrteilte Aufträge können nicht zurück- gezogen werden. Für da» Erscheinen un bestimmten Tagen und Plätzen wird kein» Garantie übernommen. Anzeigen-rlnnabme: AuguftnSPlast k, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen. Expeditionen des In» und Auslände». vaupt-Filiale Berlin TarlDuncler,Hrrzgl-Bayr.HoibuLdandig. Lützowstraßr l») (Tel. Vl, 4^t3. Filiai-'^rvetzittonrTreSdeu.Morlen ir l 101. Jahrgang. Var AiStigrie vom rage. * InBerli« wurde gestern derzweiteDekegier- tentag de- „Wahlvereins der Liberalen" ab- «ehalten. lS. Art. 8. Seite.) * Der nächste und vorläufig letzte größere Truppen transport aus Deutsch - Südwestafrika trifft ip Stärke von 34 Offizieren, 30 Portepeeunteroffizieren, 160 Unteroffizieren und 400 Mannschaften am 12. April auf ^em Dampfer „Gertrud Woermann" in Auxhaven ein. * Der Verein evangelischer Lebrer und Schulfreunde für Rheinland und Westfalen hat sich für Aufhebung der geistlichen Schulauf sicht ausgesprochen. lS. Dischs. R.) * In dem Beleidigungsprozeß Woermann gegen den ^Simplizissimus" wurde vom Hamburger Amtsgericht der augeklagte Redakteur Gulbransfon wegen verleumderischer Beleidigung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. lS. Gerichtssaal.) * Raubmörder Schilling in Chemnitz hat auf ein Gnadengesuch verzichtet. lS. Rachr. unter Sachs.) * Ein Liebespaar, das am Freitag abend eine Gondelpartie auf der Pleiße unternommen hatte, ist nicht wieder znrückgekehrt. Der Kahn wurde herrenlos auf gefunden. Jedenfalls liegt Selbstmord vor. sS. Lvz. Ang.) , * Gestern hat in den Staaten Louisiana, Mississippi uud Alabama ein Tornado gewütet, bei dem, so weit bisher bekannt geworden ist, 25 Personen umgekomm e « und SO schwer verletzt sind. vrr rldersllr»« slr krriedrr. Vor Wochen schon, bald «ach den Reichstag-Wahlen, haben wir darauf hmgetvieseu, daß es unter de« sächsischen Kon- fervativen krisele. Die Gegensatz« innerhalb der bisherigen sächsischen Regierungspartei hatte» sich unserer Information nach sogar soweit verschärft, daß mau mit einer Absplitterung in der konservative« Partei rechnen konnte, bei der sich liberalere uud mehr iudustriefrenudliche Elemente unter den konservativen vou den Altkvuservative« und vorzugsweise agrarisch gerichteten Kreise» schieden. Die parteipolitische Neubildung »ach links bin schien dabei insofern auf Vev- stärksqg au« dem uationalliberalea Lager rechne» zu können, al« eS dort Elemente gibt, Vene» die alte konservativ- oatioualllberale Kartellpvlitik »och immer der parteipolitischen DeiSbeit letzter Schluß dünkt a»d die darum auch für die sächsische 8aude«politik an eine« möglichst freundschaftlichen Verhältnis zu den Konservativen sesthalte» uud so vor jeder starken Betonung de« Liberalismus zurückschreckeu. Die am Freitag, den 5. April, i» Dresden abge- halteue konservative Versammlung, i» der Oberbürger meister Beutler- Dresden Leitsätze für eine Revision de« konservative» Parteiprogramm« aufstellte, ist der Niederschlag dieser Gegensätze innerhalb der sächsischen Konservativen. Die vo» Dr. Beutler vertretene» Gesichtspunkte gebe» die RichtuugSliaie an, ia der sich libera lisierende Elemente der sächsische» Konservative» bewegen. Die Tatsache aber, daß die Beutlerschea Leitsätze angenomme» wurde», zeigt, daß e« »och einmal gelungen ist, jene Gegen sätze ümerhLlb der konservative« Partei zu begleiche», daß e« zu keiner Spaltvng innerhalb der Partei zu komme» braucht, da sich die altkoaservative» Element« unter die reformerischen, liberalisivendeu Gedanke» stillschweigend gefügt zu babe» scheinen. Woher die« alle«? Wer die Entwickelung der letzten Jahre übersieht, de« wird es nicht schwer werde», die Ant wort zu finden. Der i» konservative« Geist »orgeuommeue uud leider -mH ia diesem Geist vo» »alioualliberaler Geile unterstützte Versuch, darch die WahkrechtSäuderuug vor 10 Jahre» fedr» sozialdemokratische» Einfluß iu der Zweite» Kammer au»- Mchließe», ist zwar rein äußerlich iusofer» geglückt, al« di« Sozialdemokratie durch da» damals angenommeue Wahlgesetz an« der Zweite» Kammer so gut wie verdrängt wurde. E« hat aber zugleich eine wachfeade uud immer tiefer gehende Verstimmung im sächsische» Boll Hervorgerufe». Einmal, weil durch diese verfehlt« WahlrechtSanderung auch weite Kreise d«S durchaus mcht sozialdemokratisch gerichtete» Mittelstände« um de» ih»e» zükommeudeu Ein fließ bei den Dahle» gebracht wurde«, dan» aber auch, weil sich iu erfreu licher Weise da« politisch« Gewissen iu der Bürgerschaft regte, da« die Ungerechtigkeit diese« Wahlrecht« auch gegenüber der Arbeiterschaft erkannte. Der Ruf »ach eiuer Wahlrecht«- änderung wurde dar»« i«mer lauter, immer euergischer. Wie weuig aber di« extrem konservative» Kreise trotzdem an die Beschleunigung dieser Wahlrechtsanderung uud dabei an eine gründliche Reform dachte», dafür brauche» wir »ar an die bei der Drr«b»er Versammln»- de« Bunde« der Landwirte mit Beifall ausgenommen»» Ausführungen de« kouservativ-agrarische« Führer« Dr. Oertel zu erinnern. Weiler blickrude konservative Manner mußte» sich aber aus spreche», daß bei einer solche» Haltung die kouservalive Partei um so mehr an Popularität verliere» müßte, al« in »Sm liberale» Kreis«, auch gerade bei dm Ratioualliberalen die durch«« vchlkAÜMÜche Hordemng einer baldige» und Gründlich« WatztMmM v«d»K» wurda. Weiterhin ist iu de» letzten Jahren da« politische Selbst bewußtsein uuserer Industrie und der sächsischen Handels kreise immer mehr erwacht. E« trat in unzählichen Fällen i» mehr oder weniger offenbar scharfen Gegensatz zu der sächsischen konservativen Partei. Man denke nur an die über das von der Regierung zugestandene Maß einer Reform der Ersten Kammer binau«- gebendeu Forderungen. Auch hier mußten kluge konservative Führer erkenne», daß für ihre Partei die Gefahr bestehe, der bei einem vorwiegend industriellen Lande wie Sachsen so gewichtigen Sympathien auS dem industriellen und dem kaufmännische» Lager gänzlich verlustig zu gehen, wenn man sich fürderhin in vorwiegend agrarisch-konservativen Bahnen be wegte und damit diese noch konservativ gesinnten Industriellen dem von Hause au« viel starker industriefreundlichen National liberalismus in die Arme trieb. Dann aber kam hinzu der starke liberale Zug, den die diesjährige ReichttagSwahlbewegunz erwiesen har. Auch er mußte den belehrbareu Konservativen zeigen, daß ihre Herr schaft iu Sachsen bedroht ist, wenn sie sich nicht reforme rischen Gedanken in liberalem Sinne anschließen. Endlich aber — und diese- Moment darf am wenigsten verkannt werden — bat sich in der sächsischen Regierung ein Wandel vollzogen. Seit dem Abgang des Ministers Metzsch und dem Eintritt de» Grafen Hohenthal in daS Ministerium weht zwar kein ausgesprochen liberaler Wind in unserer StaatSregierung: wohl aber wird iu ihr weit stärker al- früher die Berechtigung liberaler Gedanken und liberaler Forderungen anerkannt. DaS wissen unsere Konservativen seit langem. Wer darüber aber noch in Zweifel sein konnte, den müssen die Ausführungen de« Legationsrate« von Nostitz über die Wahlrechtsfrage in der Freitag-Bersammluug der Dresdner Kouservalive» belehrt haben. Wir lassen sie an dieser Stelle noch einmal ausführlich folgen: »Wie die Dinge ia unserem kritischen Zeitalter nun einmal liegen, müsse» wir damit rechne», daß da« AutoritätSprinrip auf die Dauer nicht auSreichen wird, unser Staat-Wesen^ zu tragen. Unsere Zukunft bringt davon ab, daß e« »« gelingt, r» die Stelle de« blinder' UntertaneagehorsamS da- Pflichtgefühl de« denkenden modernen Staatsbürger« zu setze». Ein Ziel, da« so un endlich wichtig ist, daß ihm gegenüber kleine Augenblicks vorteile zurückgesetzt werden müssen. Wir wollen uicht Mandate gewinnen, um uns ein kleine- liebergewicht von beute auf morgen zu sichern, wir wollen Realpolitik treibe», nickt Jntereffenpolitik. Wer so große politische Ziele erreichen will, der darf nicht an den bloßen Egoismus apellieren, sondern an edlere Regungen .... Wie die Dinge heute liegen, ist es unsere Pflicht, die Selbstverwaltung im Siaue der Stein-Hardenbergscheu Gedanken auSzubauen, weil sie die hohe Schule deS Staatsbürgers ist. Zur Er reichung dieser hohen Ziele muß die Schule durch die Er ziehung der Jugend zu Staatsbürgern Mitwirken uud des halb müssen auch die Grenzen des Wahlrecht- nicht so eng, sondern so weit gezogen werden, al« e« die staats männische Vorsicht uud die Rücksicht auf die Existeuz- bedenken de« Staate« irgend zuläßt. Zwar spricht au« diesen Worten de« Regierung-Vertreter« noch lange kein ausgesprochener Will« zu einem liberalen Kur« in der Regierung, aber der Einfluß liberaler Gedanke» ist ganz offenbar. Aber lassen wir einstwkilen speziell diese Worte im Zu sammenhang unserer Ausführungen unberücksichtigt, weil sie »ach Bentler« Programmrede fiele», so zeigt schon da- vorher dargelegte, weshalb innerhalb der konservativen Partei sich jetzt fortschrittliche Gedanken gezeigt haben. Cs war der Druck der öffentlichen Meinung in Sachse», die sich vom liberalen und iudustrielle» Gesichtspunkte au« mehr und mehr gegen die Herrschaft des agrarische« Konservati-mu- gelteud gemacht hat. Und dieser Druck lastete iu de» letzte» Woche» auf den Konservativen. Die fortschrittlich ge sinnten konservativen Elemente lehnten sich zegeu da- agrarische und altkonservative Elemeut auf. Durch sie erhielt schließ lich ei« Mann wie Oberbürgermeister Beutler de» not wendige» Resonanzbode», um mit seinen liberalisiert konser vativen Anschauungen durchdringen zu könne», wie e« am Freitag geschehe» and von uu« schon in der gestrigen Morgeuuummer gemeldet ist. Aber so we»ig wir daran zweifeln, daß e« dem Dr. Beutler grundsätzlich erust ist um die von ihm vertretenen Anschauungen, so stark betonen wir, daß die scheinbar liberale Wandlung, die sich jetzt bei den Konservativen Sachsen« vollzieht, der Not gehorchend geschieht, nicht dem eigene« Trieb. Warum schwieg den» wohl in der Ver sammlung der sonst so beredte Herr Mebaert? Warum bekannte man sich nicht längst zu solchen Anschauung« in Wort und Tat? Ist e« auch gewiß, daß Herr Opitz und die Seinen im Laude-verein den Dresdner Beschlüssen zu stimmen werdea, ganz zu schweigen von der Frage, wie man sich in den außersächstschen konservativen Kreisen zu diesem sächsischen Resormantrage stellen wird? Rein — nicht an «ine grundsätzliche Wandlung konserva tiver Politik m Sachsen glauben wir. Wir sehen in de« Dresdner Beschlüsse» nur eine siegreiche Wirkung liberaler Gedanken, die sich b«i de» Konservativen angesichts der kom menden Landtag-Wahlen zeigt. Indem mau de» Vor schläge» Beutlers zustimmt, will man bei de» Wählermaffe» gut Wetter machen, u»d indem man sich in dem Augenblick al« Kmtt- schrittler zeigt, wo die Regierung liberalen Gedanken zngeneigt ist, will man die Fühlung mit der StaatSregierung behalte«, di« man so viele Jahre fruchtbar «-genützt hat und die ma» unrettbar verliere» würde, wollte «an ganz und gar auf den altkonservativen and rem agrarische» Bahne» bleibe» Man geht ja auch nur gerade so weit, wie es unbedingt notwendig erscheint, um diese Fühlung zu Regierung und Volk nicht zu verlieren. Man denkt z. B. augenscheinlich uicht daran, bei der Wahlrechtsreform den ungerechten Unter schied zwischen Stadt uud Land auszuheben. Im Gegen teil! Der Abz. Ullrich betonte aufs schärfste, daß dieser Unterschied bleiben muffe. Und die trefflichen Worte des Legationsrate« von Nostitz wurden durchaus nicht mit Bei fall ausgenommen. Tiefes Schweigen folgte ihnen. Das besagt genug. Man muß zwar konservativerseits beute veu Liberalismus als politischen Erzieher anerkennen. Die Not drängt dazu, und darum bekennt man sich zu den Beutlerschen Reformoorschlägen. Aber eine andere Be deutung bat diese scheinbare Wandlung in der konservativen Partei Sachsen« nicht. Der Liberalismus auch der national liberalen Richtung bat darum keinen Anlaß seine Haltung zur konservativen Partei Sachsens zu revidieren. Zwischen ihm und ihr wird der Landtagswahlkampf in all der sach lichen Schärfe ausgefockteu werden müssen, die eia« grund sätzlich andere Welt- und StaalSausfaffung bedingt. Darüber aber wird in den Wochen bis zum Wahltag noch viel zu tagen sein. fürst üülstv unck Sie Journalirte«. tVon unserem römischen Korrespondenten.) Den großen Diplomaten nannten, indem sie Eduard VH. außer Wettbewerb stellten, mehrere italienische Zeitungen unseren Reichskanzler. Und sie fügten unter ausgiebigster Verwendung von Wenn, Aber und Obgleich hinzu eine An erkennung des konservativen Wertes und der Solidität des Dreibundes. Zu gleicher Zeit sandten sic ihre Vertreter nach Rapallo, die dort des Kanzler? Spaziergänge und Menüs beobachten und in einer persönlichen Unterredung mit ihm den Schlüffe! zu den jüngsten und noch zu gewärtigenden Offenbarungen seiner diplomatischen Weisheit herauSzu- holen versuchen sollten. Die Vertreter taten, waS sie 'ovnten./ipaltenlonge Berichte hatte» sie Tab kür Tag, da? Allerperchnlichstc und die G.dankengängs der mehr oder minder akkreditierten Freunde des Kanzlers brachten sie, und unter Hinweis aus die wohlwollendste Unterstützung ihrer Bemühungen durch des Kanzlers Schwiegermutter kündigten sie ein wahrhaftiges Interview mit dem Kanzler für den Tag nach der Begegnung mit Tittoni an. In der Tat war die Ankündigung gut begründet. Zu gleicher Zeit, als die Erklärung des Ministers Tittoni veröffentlicht wurde, er habe niemandem Erklärungen über seine Unterredung mit dem Fürsten Bülow gemacht und absolut niemandem ein Interview gewährt, — zu gleicher Zeit erschienen im „Gior- nale d'Jtalia", im „Corriere della Sera" und in der „Stampa" lange Auslassungen Bülows zu den Vertretern dieser Zeitungen. Warum gerade zu diesen, die übrigens Bert darruf legten, bekannt zu machen, daß sie die einzigen vom Reichskanzler in Rapallo empfangenen Journalisten ge wesen sind — und ich weiß, daß der Kanzler persönlich respek table deutsche Vertreter angesehenster und entschieden nationaler deutscher Zeitungen nicht vorgelaffen, ja ihre schriftlich ausgesprochene Bitte nicht der Ehre einer Antwort gewürdigt hat —, ist nicht anders als aus dem Ratschluß seiner Schwiegermutter zu erklären. Denn der betreffende Vertreter des „Giornale d'Jtalia" ist deselbe, der von einer Unterhaltung mit unserem hiesigen Botschafter einen der maßen die diplomatischen Qualitäten und Tendenzen deS. selben Botschafters diskreditierenden Bericht veröffentlicht hat, daß er ein Dementi erhalten mußte, dessen Gründlich keit nur deshalb weiter ging, als schließlich gerechtfertigt war, um jede Handhabe zur Benutzung des Berichtes zu be seitigen; und eben er bat auch sonst nichts gespart, um dem diplomatischen Vertreter des Deutschen Reiches allerlei Böses anzuhängen. Der betreffende Vertreter des „Corriere della Sera" bat sich abgemübt gehabt, die lediglich negativen Werte des Dreibundes für Italien ans Licht zu stellen und zu erweisen, daß er ungültig sei, falls auf irgend eine Weise durch ihn ein Gegensatz Italiens gegen England sich ergebe. Der betreffende Vertreter der „Stampa" endlich ist Cirmeni, der mit gleichem Eifer und gleicher Ucberzeugungstreue auf die Wünsche und Winke des jeweiligen Ministeriums achtet, wie er Mitglied der 'Deputiertenkammer, Korrespondent der „Stampa" und redaktioneller Vertreter der Berliner „National - Zeitung" ist. Aber der Geha-lt der Auslassungen oes Kanzlers zu Viesen drei Auserwählten ist nicht einmal z-eignet, den peinlichen Eindruck zu beheben und onzudeuten, daß sich der Kanzler die mit den von ihm bekannt lich auch sonst bevorzugten ausländischen Journalisten ge- machten schlechten Erfahrungen zu nutze gemacht hat. Er hat ihnen zum xten Male sein Lied vom Dreibunde gesungen, das man vom deutschen Reichstage her erst kürzlich wieder vernommen hat, ohne kalt oder warm dabei zu werden; und da er nicht die Spur eines neuen oder aus aktuellen Ver hältnissen gefolgerten Gesichtspunktes oder Argumentes hin zuzufügen gehabt hat, so glich sein vr abrupto gebotenes Lob des Dreibundes den Versicherungen eines oommia vo^a^our, die um so mißtrauischer machen, je wärmer sie sind, und je mehr sie der unmittelbar evidenten sachlichen Fundierung entbehren. Er hat ihnen ferner in Wiederholung des offi ziellen Commnniquss versichert, daß zwischen Deutschland und Italien volle Uebereinstimmuug der Ideen in allen Fragen der internationalen Politik herrsche, ohne die Ge legenheit zu benutzen, die tatsächlich sehr starke Divergenz der politischen Haltung und Strebung zwischen Deutschland und Italien durch eine wie auch ip,vwr vage und diplomatisch unver bindlich gehalten« Aeußerung über die derzeit scheidenden oder einigenden Momente der Bermindernng entgegenzu- brtnge». Gr bat soda»» ihnen, di« mit g»ten Gründen nnd angesichts eines nicht obligatorischen Besuchs Viktor Emanuels in Athen, eines nur politisch erklärbaren „In kognito"- und „Touristen"-Besuchs Eduards VII. in Rom zu Mitte dieses Monats, angesichts einer Haager Konferenz, wo Deutschland um einer Chimäre willen gezwungen wird entweder nach anderer Leute Pfeife zu tanzen, oder seine politische Isolierung in der Welt abermals sehen zu lassen, angesichts der Geschehnisse in Marokko, Abessinien und Makedonien, wo die Türkei auf neue Revolutionen rechne», — er hat ihnen, die angesichts all dieser Dinge Tag für Tag die Aufmerksamkeit und Regsamkeit Italiens provozieren, schlicht erklärt, daß Deutschland und Italien gleichermaßen für den unbedingten «tstns gu<> sind. Der Kanzler hat den drei italienischen Jonrnaliiten aber endlich, wie jeder Primaner und jedes Fräulein, das aus dem bekannten unwirtlichen Deutschsand nach dem bekannten sonnigen und himmelblauen Italien kommt, von Italiens alter Kultur und neuem Leben, ron Sizilien und Apulien, von der auch alten Ge- schichte Deutschlands, von der deutschen und seiner per- wnlichen Vorliebe für Italien sehr viel geplaudert. Und die drei Journalisten sind ihm dankbar — bis aus weiteres natürlich — für die wunderschöne Reklame, die sie mit ihm machen können; und die zahlreichen zurückgesetzten Journa. listen verhöhnen seine Offenbarungen, die nichts Besseres verdienen, bleiben verärgert und werden sich zu rächen wissen. veulscves keicb. Leipzig, 7. April. * vine Zusammenstellung der statistischen Vrmitteluugev über die Anwendung de« bedingten Strafaufschubs ist dem Reichstage zugegangen. Zurzeit sind durch die in tämtlichen deutschen Bundesstaaten mit Au-vahme von Mecklenburg- Strelitz, R?uß erlafseuea Vorschriften die obersten Justi,- veiwaltungsbehorden zur Bewilligung von Strafausschub mir der Maßgabe ermächtigt worden, daß bei guter Führung de« Verurteilten die endgültige Begnadigung in die Wege zu leiten, andernfalls die Straf« zu vollstrecken ist. Diese Vergünstigung beschränkt sich auf FreihritSstr-ien. jedock mit Einschluß derjenigen, welche an die Stell einer nicht beizurreibenden Geldstrafe treren Seit den, 1. Januar 1W3 sind für den bedingten Strafaufschub folgen" Grundsätze vereinbart worden: 1l Von dem bedingten Stra'- ausschube soll vorzugsweise zugunsten solcher Berur'eiltcn Gebrauch gemacht werden, welche zur Zeit der Tat das 18. Lebensjahr nicht vollendet haben. Gegenüber Personen, Vie früher bereits zu Freiheitsstrafe verurteilt sind und di- Strafe ganz oder teilweise verbüßt baden, toll der be dingte Strafaufschub nur in besonderen Fallen Plav greifen. 3) Die Höhe der erkannten FreibeitSnrafe soll die Gewährung des bedingten Strafaufschubes nicht grund sätzlich auSschließeu, 4s lieber die Bewilligung de« bedingten Strafaufschubs ist e>ne Aeußerung de« erkennenden Gerichts berbeizuführen, 5) Die Bewährungsfrist soll weniger als die Dauer der Veriäbrungssrist. und zwar bei Strafen, die in 2 Jahren verjähren, mindestens ans ein Jahr, bei Strafe, , die eiuer längeren Verjährung unterliegen, ans mindestens 2 Jabre bemessen werden. Die Zahl der Fälle, bei denen Straf aufschub bewilligt würde, bat sich von Jahr zu Iadr erböat. st- betrug bis Ende 1900 1l6 245, dis 1898 betrug der Jakres- Durchschnitt 6000, 1906 betrug Vie Zahl schon 19 026, hier von entfallen auf Prenßen 11 166, Bayern 3635, Sacksen 1213, Württemberg 307, Baden 730 re. Bon den 116 245 Fällen sind bisher 42 189 unerledigt geblieben. Daß die bedingte Begnadigung zur Verminderung der Rückfälle be,- grtragrn babe, ist nicht beobachtet worden, Vie bedingte Be gnadigung bat umgekehrt aber auch Vie allgemeine Kriminalität nicht ungünstig beeinflußt. Man kann sagen, daß 80,2 Proz der Fälle, wo bedingte Begnadigung eintrat, einen günstigen Ausgang nahmen, also nur »/, Vie festgesetzte Strafe nach träglich antreten mußten. * Keine Berliner Wettau-fteUana?'. Die nordwestlich: Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahltndustrieller, in welcher fast die gesamte Schwerindustrie Niederrbeiv- lands - Westfalens vereinigt ist, faßte gestern folgenden Beschluß: „Die nordwestliche Gruppe bat wiederholt die Gründe dargelegt, aus denen sie die Veranstaltung von Weitaus- stellungeu für überlebt und nur noch Provinzial- und Fach ausstellungen für berechtigt erachtet. An dieser Meinung hält sie auch bezüglich deS Vorhaben- einer Weltausstellung in Berlin für 1913 fest, gegen das sie sich mit aller Ent schiedenheit ausspricht." Hieraus muß man schließen, daß unser bedeutendster Jndustriebezirk nicht geneigt ist, sich an der- geplanten Weltausstellung zu beteilige». Nach Lage der Dinge erscheint es auch ausgeschlossen, daß etwa seitens der ReichSregierung beabsichtigt wird, eine SiuneSändernng herbeizuführen. * Zur Mehrbelastung burch die Persvnentarlfrefvmn ergreift jetzt ein Mann das Wort, der zu den „Edeluen der Nation" gehört und dessen Vermögen so groß ist, daß er einst im Herrenhaus klagte, die Verwaltung diese- Ver mögen- mache ibm nicht gering« Schwierigkeite». Es ist der Graf M irbach-Sorquitten. Er schreibt: Der Preis sür eine Fahrkarte Sorqnilten—Berlin und zurück betrug bl- zum 1. AuguU v. I. ruud 72 von da ab infolge der Fahrkartensteuer rund 80 vom 1. Mat ab wird er runs 100 betragen. DaS ist »ine PreiSerhSbuug binnen nocb nicht */« Jahren um 28 ^l bezw. um über 30 v H. Gering ist eine derartige Preiserhöhung doch wohl nicht. E» handel» fick bet den Reisen nach Berlin für mich und für mein« Angehörige» aus schließlich um Hin- »nd Rückfahrten, nirmets um Linzei fahrt«!. Dazu kommt noch die Belästigung dnnb dj« zweimalige Lösung von Fahrkarten unddurch die Bezahlung de«Reis«aevLck-. DieBeleitigung des Freigepäcks wird überdies gan- zweifellos die Wirkung haben, raß die Reisenden bemüht stln werdea, soviel Handgepäck wie möglich iu den Abteilen mit sich zu führen, wa« jedenfalls uicht zu den Aumhmstchkvml für dt» VWrrtsenb« Wtzümi» »st» Ist»
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