Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.04.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190704219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-04
- Tag1907-04-21
- Monat1907-04
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BeznaS.PrciS AnzeiqeN'PreiS für Leiv«'« uod Borocle durch liniere Tria« v»d Gvrdiieure inS vauS qebracht: iltuS« gab» A nur morgen-! viertelindllich 3M^ «onaltich I M-j /«u-aade U imorgrnj und abend»! vierteliäbrlich 4 50 M., monatlib ILO M. Turch die Poft bezogen (1 mal tigiich! ioueivald Leuiichlands und der deutsche» Ko!onen v>rit,tjätri>ch 3 M., mouallich > M. auSschl. Poiibestellgeld, für Oeiierreich^lngaru vierteljädrlrch 5 L 45 d- Ubonuement-Annadme: AugustuSplatz 8, bei »oserea Trägern, Filialen, Svediteurru »nd La»ah«ei>ellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Die einzeln« Nummer kostet 10 Pfg. Ae-attto» aav Ervedltiou: JobanniSgaüe 8. Lelevbon Nr. lüL 4tr. 222, Nr. 1173. Verltuer NedattionS-Bureau: Berlin XIV. 7. Prin, Collis Ferdinand« Straße 1. Telepdou i. Str. S27L. Morgen-Ausgabe 8. Kip)Mr,TWMM Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. für Inlerate au» Leivzig u. Umgebung die «gespaltene PeNUeiie 22 Pf., sinainielle An zeigen 30 Pf., Reklamen 75Pf.; von ou-wärts 30 Pf., Reklamen 1 M ; vom Ausland 50 Pi., finanz ?lnzeigen75 P», Rcllamen 1.50 M. Iu'erate v.Behörden un amtliche» Lcil 40Pi. Beilagegebüdr 5 M. p. Taufend exkl. Post- gedubr. Äeschäftsanzeigen an be^orzuznr Stelle im Preise erdöhl. Rabatt nach Lari'. Fettertrille Aufträge können nicht zurück gezogen werben. Für da» Erscheinen an degimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Lnzeigrn-Annabme: AnguftiiSplatz bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker,Herzgl.Bayr.HofbuchbauL!g., Lützowstrabe 10 (Tel. Vt, 4603. Nr. !1v. Tonutag 2l. April 1807. lttl. Jahrgang. Var lviehtigrte vom Lage. * Der Reichstag begann gestern die zweite Etatsberatung des ReichZiustizamteS, wo- bei Abg. Dr. Iunck für die Aushebung des Zeugnis- zwangs der Presse eintrat und sich eingehend über die Justiz reform aussprach. (S. Parlameatsber. 2. Veil.) * Am gestrigen Tage fand die Eröffnung der Jgr te r» atiosalen SportausstellunginBer- l i u statt. lS. d. Les. Art. und Sport.) * Die Ausstellung der Berliner Sezession ist xestera mit einer Rede deS MalerS Louis Co- uiuth eröffnet worden. * Die Familie deS TrichiuenbeschauerS Jauernick in Leipzig ist au Vergiftungserscheinungen er. krankt. Die Frau Jauernick ist bereits gestorben. (S. Letzte Lokalnachr.j * Die Kaval-Kommissio» gestattete, daß künftig Petroleumtankdampfer in den Suez-Kanal einlauseo dürfen. (S. Ausl.) Vie polnische Zpbinx. Am Freitag abend bat in Berlin der Geheime Regie- rungSrat Witting einen Vortrag über das Ostmarkenproblem gehalten, der ein politisches Ereignis genannt werden darf. Nicht nur waren Negierungsvertreter, die namhaftesten Politiker aller an der Polensrage interessierten Parteien, auch von den Polen, selbst, anwesend, der Vortrag selbst bot in vorbildlicher Form einen Urberbllck über die ganze große Frage und ließ die vielfachen Einzelfragen als Glieder und subordinierte Erscheinungen in neuem Lichte erscheine«. Als Mivlogitimacion führt« Witins seine jahrzehntelange Tä^a- keit i« Kommunalverwaltungen des Ostens, zuletzt als Oben- Lürgermeister von Posen an. Er hätte noch mehr sagen könne». Er ist der Initiator einer ganzen Reihe von Maß regel» der staatlichen Verwaltung gewesen, und er kann für sich den Ruhm in Anspruch nehmen, die Wichtigkeit des großen Problems den maßgebenden Berliner Zentralstelle» aufs neue zum Bewußtsein gebracht und die Frage aus der Versumpfung, in die sie allmählich geraten war, heraus- gehoben zu haben. Wenn man der preußischen Politik in der polnischen Frage vielleicht nicht immer eine glücklich« Hand, aber doch wieder eine gewisse Stetigkeit und Gerad- ünigkeit nachsagen kann, wenn sich he-in Len staatlichen Berwaltungskreisen so etwas wie eine neue Tradition, ein neuer Stil in der Behandlung polni'^er Angelegenheiten gebildet hat, so ist das in erster Linie mit ein Verdienst d:S jetzigen Direktors der Nationalbank und früheren Posener Oberbürgermeisters. Die Oftmarkeuzulagen .zum Beispiel sind auf seine Anregung zurückzu führen. Aber wichtiger bleibt sein Verdienst, die Frage auch als Verwaltungsproblem wieder akut gemacht zu haben. Nebenbei ein Verdienst, das nicht leicht erworben und noch schwerer zu verteidigen ist. Ein Vorkommnis, das nur zwei oder drei Jahre zurückliegt, möge das illustrieren. An einer gastfreie» Tafel, an der auch ein hoher Beamter einer ost märkischen Zentralbehörde als Gast saß, fiel der Name Witting im Zusammenhang mit der Ostmarkenpolitik. Tas wirkte auf den ordengeschmückten Rat erster oder zweiter Klaffe wie eine persönliche Beleidigung. Dem Manne stieg im Moment das Blut zu Kopfe, und eine abfällige Bemer- kung folgte der andern, mit der schließlich unbeabsichtigt herau-gestoßenen Motivierung, Witting habe de» Beamten, die natürlich alles schon vorher gewußt hätten, gewissermaßen die Duter vom Brot genommen. Hier hat man ein Muster beispiel für das, waS man unter dem Namen Kastengeist in den Ostmarken beklagt. Anstatt dankbar zu sein für die frischen Impulse, die Witting der staatlichen Ostmarken. Politik gegeben, empfand es der Herr Rat von der Regie- rung gewissermaßen als unlauteren Wettbewerb, daß ein Unberufener", ein Kommunalbeamter, auch etwas von Politik und Verwaltung verstehen wollte und sogar die An erkennung der höchsten Stellen des preußischen Staates, da- bei gesunden hatte. Daß die Erweckung deS Interesses der leitenden Männer an sich eine Tat war, ging dem Dureau- kraten überhaupt nicht ein. In dem Dortrage selbst kam trotz der genauesten Sach. keuutniS die eminente Unbefangenheit des Redners zum Ausdruck. „Nur nicht moralisieren", hätte er der Rede als Motto voranschicken können. Und wahrlich, mit diesem deut- scheu Erbfehler ist gerade in der Ostmark genügend gesündigt worden und — wird eS noch. Das Problem ist vor allem praktischer Natur und kann nur durch die Praxis und Prak- tische moderne Männer gelöst werden. Unsere burcaukra- tische, dezentralisierte, von sämtlichen Ministerialressorts abhängige VirwaltungSmethode mit dem Geburtsjahr 1817 ist der Polenfroge nicht gewachsen. Zentralisation, also etwa Errichtung eines Ostmarkenministeriums, tut uot. Der Ansiedelungspolitik, die heute am Ende ihrer Wirkung-- Möglichkeit argekommen ist, weil von den Polen nichts mehr abgegeben wird, muffen neue Wege geebnet werden durch ein Enteignung-- oder Einspruchsrecht. Besonders wertvoll ober Ware« die Ausführungen WittingS über die Schulfrage. Er erkannte der Polen wirtschaftliche Qualitäten an und warnte vor allem vor dem Wahn, als könne man gewaltsam germanisieren. Das sei auch nicht beabsichtigt. Alles, was man von ihnen verlange und verlangen könne, sei ein loyales preußisches Staatsbürgertum. Und wenn auch die Amts- spräche deutsch sein müsse, so gebe das noch lange kein Recht, in das private und das intimste Familienleben wegen des pol. nischcn Sprachgebrauchs einzudringen. Auch aus der Schule sei die Politik systematisch und mit aller Energie fernzu» halten. Tie Erreger des polnischen Schulkinderstreiks, bei dem übrigens tue Geistlichkeit nur auS Furcht vor Machtper- lust gefolgt sein, hätten deshalb schwere Verantwortung auf sich geladen. Witting wollte auch nichts davon wissen, und das charakterisiert seine hochragende Auffassung vielleicht am besten, Patriotismus gewissermaßen zu lehren. Das sei ebenso unpädagogisch wie vergeblich. Und darin hat er recht. Patriotismus gehört zu den intimen Gefühlen, die wohl indirekt angeregt und geför dert, aber nie direkt eingepaukt werden können. Dir fürchten freilich, daß die heutige preußische Schule dieser Aufgabe, diesem System der indirekten Wirkungen, noch nicht gewachsen ist, und daß deshalb in gröblichen, gs- wLltsameu PatriotisierungSversuchen noch Erkleckliches ge- leistet wird, in den Ostmarken sowohl, wie anderwärts. Die Politik aus der Schule zu verbannen, ist sicher eine absolute Notwendigkeit. Doch wird man Witting auch darin zustim- mcn müssen, daß der Staat jetzt unmöglich dem polnischen Gowaltstreich weichen darf, wenn er nickt die größte Ein buße an Prestige erleiden will. Wie man die Materie etwa später zu regeln gedenkt, muß vorläufig ganz aus dem Spiel bleiben. Wir haben schon früher aus die schiefe Lag« des Staates gerade in dieser Angelegenheit des Neligionsunter- richts hingewiesen und können hier nur wiederholen, daß cs nur ein Radikalmittel gibt — die Entfernung deS ge- samten Religionsunterrichts auS der Schul« und seine Ueberweisung an die Kirche oder die konfessionellen Ver- bände. Indessen wissen wir wohl, daß im heutigen Preuße» >an eine solche gründliche stösung h .'ich', zu d-nken ist. Witting sieh' in dem polnischen Problem keinen Gruiu» zur Verzweiflung, wohl aber eine sehr ernste Aufgabe. Daß im übrigen einmal größere europäische Aufgaben die ganze Situation umgestalten und die kleineren Raffenkämpfe zurück treten lassen würden, sei immerhin möglich. Vielleicht in die Zeit nicht fern, in der die Völker Europas gemeinsam ihre heiligsten Güter wahren hätten. Diese Möglichkeit darf freilich kein Grund sein, in der Ostmarkenarbeit zu rasten. Und wenn im Wittingschen Sinne gearbeitet wird, werden auch frühere Erfolge sicher nicht ausbleiben. Vie berervesMriere üer lranrösftHen uns ser englischen Marine. In gleicher Weise, wie die Landarmee, bedarf auch die Marine im Mobilmachungsfalle einer weitgehenden Ergän- zung durch Reserven. Namentlich die Offiziersergänzung muß Anforderungen gerecht werden können, die au die Leistungsfähigkeit der aktiven Kameraden möglichst nahe heranreicht. Die Grundsätze, nach denen die Reserveoffiziere aus- und weitergebildet werden, spielen naturgemäß für deren Güte und Verwendbarkeit eine große Rolle. Ganz besonders hoch müssen aber bei der Marine die technischen und navigatorischen Anforderungen bewertet werden, und eS ist deshalb nicht uninteressant, sich einmal zu vergegenwärtigen, welches die Maßnahmen zur Be schaffung eines brauchbaren Ersatzes bei der französischen und englischen Marine sind. Das Reserve-Offizierskorps der französischen Marine rekrutiert sich 1> aus den zur Reserve übergetretenen ver abschiedeten Offizieren des Aktivstandes, und 2) aus den Offizieren der Handelsmarine. Jeder Schiffskopitän der Handelsmarine kann unter folgenden Bedingungen ohne weiteres Reserveoffizier werden: n. er darf nicht über 35 Jahre alt sein; b. er muß zwei Jahre Navigation hinter sich haben: e. er muß durch ein Examen dartun, daß er mit den vier Leitfäden der militärischen Wissenschaften vertraut ist; ck. er muß imstande sein, einen einfachen, schriftlichen Bericht über irgend eine technische Frage aufsetzen zu können. Die Pflichten des Reserveoffiziers sind 1) einer Ein berufung zu Kriegszeiten zu folgen: 21 alljährlich einmal einer Kontrollversammlung beizuwohnen; 3s alle zwei Jahre eine vierwöchige Uebung abzuleisten, wobei das Recht der Wahl deS Zeitpunktes und des Ortes der Einberufung dem Ministerium Vorbehalten bleibt. Als Gegenleistung des Staates stehen den Reserveoffi- fferen folgende Vergünstigungen zu: 1) der Offizierstitel; 2> das Recht, die Uniform zu tragen — jedoch mit weit gehenden Einschränkungen; 3> die Gewährung desselben Ge halts, wie ibn die aktiven Offiziere der gleichen Charge er- halten, für die Dauer der Einberufung; 4> eine jährlich sich um 45 Franc- steigernde Zulage zur Pension für jede- ver brachte Jahr im Reserveverhältnis; 5> die Möglichkeit, i» den Aktivstand überzutreten, vorausgesetzt, daß gewisse Be- dingungen, die in einem Dekret vom 14. April 1837 nieder gelegt sind, erfüllt werden. Hierüber hat noch jeder Reserve offizier doS Recht, sich zu einer freiwillige» Uebung von be- liebiger Tauer einziehen zu lassen, unter der Bedingung, i daß er für die freiwillige» Uebungen nicht gelöhnt wird. I Solche Amateurübungen werden vo» wohlhabende» Herren I geru sportsmäßig betriebe». Auch den Engländern ist daran gelegen, eine möglichst große Zahl von Reserveoffizieren der Marine zur Verfügung zu haben. Schwierig ist dieses Unternehmen ohne Wehr- pflicht! Tas außerordentlich stark cntwickelie Verlangen nach persönlicher Freiheit des eigenen Handels wohnt dem Engländer des Zivilbcrufes in so hohem Maße inne, daß dieser Eigentümlichkeit in jeder Beziehung sehr zum Schaden der Institution Rechnung getragen werden muß. Für den Dienst der englischen Reserveoffiziere der Marine ist folgendes Prinzip ausgestellt worden: 1s Jeder Marine offizier der Reserve ist jährlich zu vier Wochen Dienst — nicht zu einer vierwöchigen Uebung — verpflichtet. Man kann nun die vier Wochen hintereinander ableisten, oder man kann vier Uebungen zu je einer Woche erledigen, und. was die Hauptsache ist, man kann sich den Zeitpunkt wählen und die Uebung überall dort ableisten, wo sich etwa gerade "'u englisches Kriegsschiff befindet. Kann man in dem einen Jahre nicht üben, so kann mau dafür im nächsten Jahre zweimal vier Wochen Dienst tum Außerdem steht einem frei, sich auf ein Schulschiff, in einen Hafen einstellen zu lassen, wobei der Hebende seinem Zivilberus nachgehen kann — denn mehr als vier Stunden Dienst am Tage werden kaum gefordert. Durch Ablegung eines Examens kann man aber auch die vier Wochen Dienst auf eine Woche herab- mindern. 2> Alle Reserveoffiziere können aber auch ein Jahr frei- willig Dienst tun, und bekommen dann, wenn sie sich einem Examen unterwerfen, eine jährliche Pension von 500 K für Leutnants und 400 ^l für Unterleutnants. Diese Pension wird alljährlich jedoch erst ausgezahlt, nachdem jeweilig die vier Wochen Dienst abgeleistet wurden. Außerdem können auch alle Reserveoffiziere an Schulkursen teilnehmen, um sich als Spezialoffiziere, wie Torpeder usw., ausbilden zu lassen. Während der Einberufung zum Dienst genießen die Reserve- ossiziere ganz dieselben Bezüge, wie auch Vorzüge der aktiven Kameraden. Man ersieht aus dem Vorstehenden, in wie hohem Maße der persönlichen Freiheit unseres Vettern jenseits des Kanals Rechnung getragen wird, und trotz alledem ist es schwierig, den Sollbestand zu erreichen. Vie krökknung arllnrernatisnalenZporlauMellung seb. Vcrltn, 20. April. (Telegramm.) Jede richtige Ausstellung muß einen Protektor und ein Ebrenkomiiee baden. Unv wer vie menschlicke Psyche kenn», wird w ssen, wie ernstbaft daS gemeint ist. Die Inter nationale Spoitauöstelluiig wird vom deutschen Kron prinzen pioegiert unv ist heute vormittag zwischen elf und zwo.f Uhr von ihm eröffnet worden. Der Vorsitzende des Arbeitsausschusses, Herzog Adoli Friedrich ru Mecklenburg (voisichtige,weise gibt es auch einen stellvertretenden und geichäjlejübrenden Vorsitzenden) hielt die Eröffnungsrede mit diskretem Gebrauch eines Manujlripis, der Kronprin, krackte das Kaiierhuira aus. und dann erfolgte der Nundganz der prinzlicken Herrschaften. Der Krcnpiinz trug die blaue Jnierunsunisorm der Garde- vukorpS mit Stahlhelm und sah Ichlaut, elastisch und jung aus. Die Kionprinzessin, in einer kornblumenblauen Voile-Robe nut großem, blau drapier'em Slrchhut, nahm sich trotz aller Munterkeit unv großen Jugend sehr, 'ebr zart aus. Prin: Eitel Friedrich ist noch numer der töipcriich strammste Hobenzoller, der allmählich Mühe bekommt, die Linien zu wahren, unv seine olvenbargi'che G mahiin tragt immer noch den gleichen jympaloi'chen Ernst zur Schau. DaS Publilnm ist glücklich, bildet Spalier und versperrt den Herr>ckasten die Aussicht. Und die Aus steller aus ihr<n Släncen, getrennt durch eine Menschen mauer vom Protekior und lenem Kreise, sind ver zweifelt. Dazu macht eine Militärkapelle exotische Musik. In rem Sckwrrm der Nackbrängenden hebt sich Vie Eischei» nuug zweier chinesischer Würcennäger nn Nationalkostüm selt'am und lehrreich hervor. Daß der eine von ihnen übrigens seinen Zopf s. Ir cdmofto und seine» Scbnurrbart ü ls. Us.dzr t>ug, soll nur toastauert werde» als Gipfel der Sli'losijZteit. Die Ausstellung, die in der Doppelhalle des Zoologischen Gartens uniergebracht Ul, hat einen großen Vorzug: sie ,st fertig. Nur hier und da zup't noch ein Aussteller vcistohlen an den Manschetten seiner Modellpuppen. Und sie bat jerner den Vorzug, s,hr übersichtlich zu sein. In der erstell Halle ist besonders der Fahr- und Reitsport verirrten, in der zweiten siebt man die Uieusillen der übrigen Srortzweige gruppiert und arrangiert. Die Galerien sind tast auSichließlick rem Schießsport vorbebalten. Die zweite Halle birgt da« Material deS jüngeren, moderneren Sports. Atpenlanr- scbaslen mit Nodel'chlitten, riesige Segelschlitten, Segel-, Ruder- und Motorboote, Iagdszenen und ähnliche Attraktionen. Um einen lachgemaßigen technischen Ueberblick zu geben, müßte man eine menschcnunmög- liche Ersabrung ja allen dielen Cportzwcigen besitzm, unmöglich deshalb, weil dem kühnen Amateur wohl längst keine Gueemaßen mehr heil wären, wenn er die tarnend verschiedenen Apparate alle ani eigenen Leibe versucht hätte. So ganz nebenbei kommen d'm Besucher auch wobt rin paar ketzerische Gedanken. WaS sür einen enormen Apparat wenden doch die modernen Menschen an, um di« einsachsten Dinge von der Welt zu kompli irren! Wir fuhren als Jungens aus zwei boch'aat gestellten Kistenbrettern mit einem Oaerbrelt drauf den beickneften Hügel runter. So etwa- scheint heute ganz undenkbar, das unbedingt dazu nötige moderne Vehikel muß man gesehen baden! U"d trotz dirser unwilllürlichen Stepsis packt roch allmählich die Leidenschaft Luck den Nüchternen, und heimlich recken und spannen sich die Glieder beim Anblick dieser muSkelstähleade» Apparate. Zur Orientierung sei übrigens bemerkt, daß Automobile Igruz fehle» u»d Fahrräder »ur spärlich ausgestellt sind. Dafür ist die Ausstellung sonst von bcstaunenSwerter Reich- vattigkett und verdient icbeufalls die volle Aufmerksamlett aller jporlfreudigen Kreise. deutsches Keich. Leipzig, 21. April. * Tas sozialpolitisch: Arbcitsprogramm. Der Verlauf der sozialpolitischen ReichSiagSverbandlungc» hat gezeigt, raß sowohl im Reichstage wie un Bundesräte die Eriennt- niS von der No'weudigkeir eines festen Arbeitsprogramms sehr gewachlen ist. Professor Dr. E. Francke begrüßt in der „Sozialen Praxis" diesen Sachverhalt, vermißt jedoch den inneien Zusammenhang der beiden gesetzgebenden Fa lorcu bei der Ausstellung deS ArbeiisprozrammS. Die Einigung hierüber bältFrancke keineswegs sür unmöglich, lieber zahlreiche Punlte bestebe bereits im Grundsätze eiue Uever- einstimmung der Anichauungen und Wünickr, es käme darauf an, sich über die Nrihensolge, das Maß und daS Tempo der Ausiübrung zu verständigen. Diese tchwere Ausgabe sei durchführbar, wenn Regierung unv Reichstag sie mit gutem Willen und mit dec Einsicht, daß nicht alles auf einmal getan werden löune, in Angriff nehme. Man versuche eS nur mit einem festen Piogramm, für die lausende Legislaturperiode, man scheide aus, was Lurch Verordnung deS Bundesrats zu regeln sei, man ordne folgerichtig, was die Geietzzebung behandeln müsse, man leite klug, was die Lelbsthilie allein zu erreichen vermöge. Haupistücke eine» solchcn großzügigen Programms sind nach Franckes Ueber- ieugung: Ausbau und Vereinfachung der Sozialversicherung, Foitjühiung des ArbeiierichutzcS und vor allem die Reform ter ArbettSoersassung im Sinne ver „konstitutionellen" Fabrik. Der mit dem Koalitionsrecht, der Anerkennung der Organi sation, d:n E>nigungsämtern und den Tarifverträgen be- scblitrene Weg führe mit unweigerlicher Konjequen; Weiler. Die bevorstehende Umbildung des Vereins- und Versamm- lungSrechtcS im freiheitlichen Sinne werte uns einen große» Schritt voiwärls dringen unv auch eine Reform des Koalitionerechtes berdeilühren. Starte Organisationen der Aibeirgeber und der Arbeiter leien die Vorbedingung jur Verhandlung und Vertragsschlu Der Vertrag selbst müsse rechtlich geordnet uu», gesetzlich gesichert werden. Neben vieler vom Staat gelenkten Entwickelung der Selbsthilfe bätteu die ges tzzeberischen Einrichtungen der Arbtilerausschüsse, der Albeitskammeru und deS Rcichsarbeilsamtes einherzuzehen. DaS sozialpolitische Arbeitsprogramm würde ver inneren Kraft enlvebren, wenn es nicht di: angeführten Probleme rn den Mittelpunkt rückte. * Auswärtige Politik uud Sozialdemokratie. Ein ellen langer Leitartikel des „Vorwärts" beweist von neuem die vollkommene Unfähigkeit und Vaterlandsfemdlichkeit der So zialdemokratie auf dem Gebiet der auswärugcn Politik. Die Art nämlich, wie das sozialdemokratische Zcntralorgan dir Abrüstungsfrage behandelt, zeigt es gänzlich verlassen von der lebendigen Empfindung der unantastbaren Ncchre, die das Wesen eines souveränen Staates ausmachen. Daß zu diesen Rechten an erster Stelle die Befugnis gehört, selbst über Maß und Umfang der Wassenrüstung zu bestimmen, dies erkennt der „Vorwärts" für Teulschland nicht an, dies läßt er ausschließlich für England gelten! Tenn der „Vor wärts" mutet der deutschen Politik „die Förderung und Zu stimmung zum englischen Vorschlag" ohne weiteres zu, ob wohl er wiederholt auseinandergcjetzt hat und auch heure dc- tont, daß der Äbrüstungsgedanke ausschließlich den Bedürf nissen Großbritanniens nach wohlfeiler Verewigung seiner Secherrschast entspricht. Eine solche Haltung des sozialdemo kratischen Zentralorgaus ist um so verwerflicher, je unum wundener von ihm die friedliche Richtung der deutschen Po litik angegeben wird. „Dem deutschen Volke liegt irgend eine Bedrohung anderer Mächte fern, eine Kriegspartei gib: es hier nicht", schreibt der „Vorwärts". Im Gcgeniatze da zu erscheinen ihm die 'Reisen des Königs Eduard als dem Frieden durchaus nicht förderlich. „Es würde vielleichl", meint der „Vorwärts" in diesem Zusammenhänge, „gan., nützlich sein, wenn unsere Genossen im englischen Parlamen: über diese Rciseyolitik ein ernstes Wort sprächen." — Trotz- alledem verlangt das sozialdemokratische Zentralorgan die Zustimmung Deutschlands zur Einschränkung der Rüstungen weil ein: solche „den Befürchtungen und Verleumdungen des Auslandes ein sür allemal ein Ende macht." — Ganz abge- sehen daoon, daß eine derartige Hoffnung nach den bis- herigcn Erfahrungen auf schwachen Füßen steht, wäre es nicht nur die Abdankung als souveräne Großmacht, sondern auch eine schwere Pflichtvergessenheit, wenn Deutschland in einer selbst dem „Vorwärts" verdächtigen Lage zur Selbst entwaffnung sich entschließen wollte. Praktisch bedeutungs los, wirst die moralische Unterstützung der Eigensucht Eng lands durch die deutsche Sozialdemokratie abermals ein grelles Licht auf ihr antinationaies Wch«n. * Zur GehaltSausbesiernng der Postbeamte«! Zu dieser in unserer Morgenausgabe vom 18. April gebrachten Notiz wird uns von gut unterrichteter Seite folgendes geschrieben: ES scheint gar nicht der Tendenz icncr Notiz zu entsprechen, daß bei der anderweitcn Feslietzung der Gehälter der Assistenten und Sekretäre die letzteren nur um 300 .11. höher kommen, während das Gehalt der Assistenten um 600 steigen soll. Aus diesem Grunde wünscht sie, daß die Sekre täre bei der Gleichstellung mit anderen Klassen gleich die ietzl noch, um 300 „ss. bcssergestellte Sekretärklassc der Lokal- bcbörden überspringen und den Beamten der Zentral- behörden und den Regicrungssekretären gleichgestellt werden Selbst wenn genügend Gründe sür diese Forderung vor- Hande» jein sollten, kann sie unjeres Erachtens doch keine Partei im Reichstage vertreten, wenn sie nicht eine große Anzahl von Beamten der Lokalbehörden vor den Kopf stoßen will. Tenn die Sekretäre dieser Behörden sGerichts- sekretäre usw.s erstreben schon lange ein Einrückcn in die GchaftSikeilen dex.Sekretäre der Zenlraibebörden. D°e Verwirklichung dieser Forderung steht nahe bevor und jenem Wunsche würde dann die Begründung nicht fehlen. Mau sollte aber zunächst mit aller Kraft das nächste Ziel zu erreichen suchen, sonst kann es sehr leicht dahin kommen, daß der Gleichstellung der Postsekretäre mit den Regierunas- sekretären noch daS erste Hindernis im Wege steht. — Was »u» aber die Assistenterrklassc der Post anbetrifft. so hätte
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite