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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190706165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070616
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070616
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-06
- Tag1907-06-16
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BezuqS.Prei- für L«d»ia und Bor«», durch auler« Träger nnd kprdtl«ur» »- )oa-t „bracht: An-- «ab» L mu «argen«) ateneljadrttch 3 M, mouaUup i. R-, a«qad» 3 «orgea» «ab abend«) stertettadrtich 4 50 monatlich 1.50 M. Lorch di» Poft oezoaeu ll »al täglich) ftuurvalb Lemichlaad- imd der deutschen Neloaieu vieiteljädrlich 3 monatlich 1 M. au-lcht. Posibeftrllgeld, für Oesirrreich-Ungar» viertetiLdrlich 5 L 45 d. LLouaemolt-Lmiahma: Nugastn-vlatz 8, b«t uuserea Träger». Fftiale». LvedUeur« and AauaiMesiell«. lowt» PoÜämtera nnd Briefträger». Lia etrUet« ßftun»« lokal Ift Vf>, Htedatttan an» Srvedttton: Jodan»i«gasse < Lelttch. «r. 14 SSL «r. 14693. Rr. 140S4. Berliner Nedatttous-Burenu: Berlin 7, Prinz 1.'onis sterdinank- Straß« l- Tewvdon t. Nr. S475. Morgen-Ausgabe 8, KipMcrLlUMaü Handelszeitung. «nzetgenoyrers für Inserat« an« Leivzig ». lUngetznng Hl» 8gespalten« Pelüzeile 25 Pf, finanziell« L» »eigen 30 Pf^ Reklamen 75Pf.; von answärt« 30 Pf, Reklamen 1 IL; vom Vlnlland 50 Pk, finanz Anzeigen75 Pf, Reklamen 1.50 M. Inserate v.BehSrden im amtlichen Teil 40 Pf. Beilagegebüdr 5 M. p. Tausend exkl. Post gebühr. GeschäftSanzetgrn au bevsaugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tarii. Aestertriltr Bnftrüg« können nicht zurück- gezoge» werd«». Für da« Erscheine» an deilimmtrn Tagen nnd Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeige» - Annahme: Anguftnstzlatz 8, bei sämtliche» Filiale» ». alle» Annoncrn- Expedttiooen de- I»« und Au-luode«. Ämtsblatt -es Mates im- -es Molizeiaurkes -er Lta-t Leipzig. Hnncht-Atliale Verl tu: LarlDno^-r.Herzgl^SavrHofbnch-anLlg, LützewvraHr 10 (Tel. VI. 4M3'. Nr. 165. Sonntag 16 Juni 1907. 161. Jahrgang. Var Aialigrtr vom Lage. * Die sächsischen Landtag-Wahlen, die ursprünglich für den 3, 4, 5. und 2l. September ausgeschrieben waren, sind in Berücksichtigung mebriach geäußerter Wünsche verschob«» worden. Die Wahlen der Wablwaaner der 3. Abteilung finden am Mittwoch, den N. September, in der 2. Ableitung am Donnerstag, de» 12. September, und in der 1. Abteilung am Freitag, den 13. September, statt. Die Wahlen der Abgeordnete» sind daa» Donner-tag, de» 2K. September, vorzuaehme». * L« gestrige» Tage hat Harden- Vernehmung in de«Ermittelung-verfahren gegen de»Fürste.» Enlen- hurg staitgesuade». (S. Dtsch-. R.) * Die Friede»«-Ko»fereaz wurde gestern in 's Er ave »bag eröffnet. Nach der Beg'Lßung-rede durch den niederländisch«» AuStandSminister van TctS wurde der russische Botschafter Nelieow -um Vorsitzen de» gewählt. (G. d. Les. Artikel u. Letzte Dep.) * Ja London wurde da« Denkmal für de« Herzog vo» Cambridge enthüllt. König Eduard dankte dem Geueral von Hahnke für die Ausmerksamkeit deS Deutsche» Kaisers (S. AuSl.) * Gestern fand eine für Rußland« Zukunft bedeutungs volle Duma-Sitzung statt. (S. d. des. Art. auf S. 3.) Mit «kollegialem 6rurr. Die deutsche- Schriftsteller und Journalisten entbehre» einer umfasienden Organisation, werden es in absehbarer Zeit auch kaum zu einer solche» bringen. Der Gründe dafür gibt e« viele und gewichtige. Um nur zwei auzusühren: Schriftsteller und Journalisten bilden gar keinen einheit liche» Stand, habeu ganz verschieden« Interessen. Und die Journalisten sind wieder i» sich geteilt in Redakteure und freie Journalisten, in Angestellte und Nichtangestellte, deren Wünsche einander häufig schaurstracks znwiderlaufen. Be denkt man ferner, daß z» dieser Zerrissenheit noch die in Deutschland kaum überbrückbaren politischen Differenzen koostne», die zu Absonderungen treiben, daß e« sogar kon- fesfioselle Sonderverbände gibt, so hat man ungefähr ei» Bilk von der „Organisation" der Diener deS gedruckten Worte«. Ma» mag daS bHauern, wird eS aber vorläufig nicht ändern können und sich mit dem begnügen müssen, waS zurzeit erreichbar ist, auch wenn eL seinem Wesen und Wirken nach unzulänglich bleiben muß. Man wird eS sogar be grüßen dürfen, daß es überhaupt gelungen ist, eine ziemlich umfassende Standesvertretung zu schaffen, wenn sie auch nur lose gefügt ist und keine direkte Wahrnehmung der Inter essen de« einzelnen zuläßt. Immerhin bietet der Verband deutscher Journalisten- nnd Schriftstellervereine ein In- strument zur Förderung mancher gemeinsamen Wünsche. Seine gestern in Dresden eröffnete diesjährige Tagung ver dient deshalb unsere Anteilnahme und Sympathie. Die bisherige Tätigkeit deS Verbandes ist leider, auch bei Berücksichtigung der unbestreitbaren Schwierigkeiten und Mängel der Organisation wie des daraus resultierenden Mangels an Stoßkraft, viel zu zurückhaltend und zaghaft gewesen. Einmal ist dafür der zu innige Kontakt mit der Münchner PensionSanstalt verantwortlich zu machen, der den Verband zeitweilig direkt in die Gefahr gebracht hat, ein Appendix der Pensionsanstalt zu werden. Die Pensions anstalt ist daS fester gefügte Gebilde, schließt ihre Mitglieder viel strammer z»sammen schon durch die wirtschaftlichen Ge sichtspunkte und übt zudem noch durch Personalunion in der Vorstand-Mitgliedschaft der Vereine einen großen Einfluß an«. Das ging zuzeiten so weit, daß die Pensionsanstalt es nicht mit ihren Interessen vereinbar fand, den Verband ernstlich an die Frage der staatlichen Pension-Versicherung der Angestellten hcrantreten zu lassen. Und so ist eS gekommen, daß der Verband sich noch heute abseits dieser großen Mittel- standSbewegung hält, während er eS für seine Aufgabe hätte aqsehen muffen, sich womöglich an die Spitze der Bewegung zu setzen, die von den StandeKpertretungen der Kaufleute und Techniker viel richtiger beurteilt und mit ganz anderer Energie aufgegriffen worden ist. Nur der Kuriosität halber sei erwähnt, daß gegen die Beteiligung deS Verbandes an der Bewegung seinerzeit angeführt wurde, es sei nicht recht würdig und volkswirtschaftlich nicht ratsam, sich solchen staat-sozialistischen Bestrebungen anzuschließen. Ein weiteres Hemmnis der Wirksamkeit deS Verbandes ist die zu enge Begrenzung der Standesfragen unter der ängstliche» Besorgnis, in den Strudel der Politik zu geraten. Wenn man recht -»sieht, hat heute jedes Ding seine poli tische Seite. Und di« Rücksicht auf diese Besorgnis müßte in richtiger Konsequenz deS Gedanken- zu völliger Lahm legung aller Tätigkeit führen. Deshalb wünschen wir dem Verbände eine freiere Auffassung seiner Aufgaben und seiner Wirkung-Möglichkeiten. Mit Bedenken beschwert und Rücksichten bepackt ist noch niemand vorwärts gekommen. Den deutschen Journalisten und Schriftstellern tut eS aber bitter not, daß ihnen, sozial besonder-, ein kräftiger An- sporn gegeben wird, sonst geht die Entwicklung noch ganz über sie hinweg und drückt sie zu bloßen Mechanikern her ab, während sie in der ersten Reihe der Intellektuellen stehen sollten. Wohin zeigt heute die Richtun-Sliuie in der Entwicklung -E Journalismus? Zweifellos auf eine selbsttätige An teilnahme der sogenannten Prominenten unseres ganzen nationalen Lebens am Journalismus. Nicht nur gibt eS große Organe, die in der Werbung solcher Mitarbeiterschaft ihr eigentliches Wesenspriazip sehen. Auch in der gesamten Presse tritt diese Erscheinung zutage. Sie ist an sich gewiß zu begrüben als Zeichen fortschreitender Erkenntnis von der Bedeutung des Schrifttums. Aber sie birgt für den journa listischen Fachmann unleugbare Gefahren. Daher ist «3 Zeit, diesem Fachmann das Gefühl gesteigerter Bedeutung, mit all ihren Rechten und Pflichten, einzuimpfen. ES ist Zeit, ihn mit Energie und nötigenfalls mit Rücksichtslosig keit sozial z» fördern, vor allem ihm auch das finanzielle ExistenzfundameLt zu sichern, ohne Laß alle sozialen Be- strebuuge» haltlos sind. ES mutz mit der Anschauung gerade im Publikum aufgeräumt werde», als sei es das selbstgewäblte nnd unabänderliche LoS aller Skribenten, in Bescheidenheit zu leben, wofür sie ZeuS in seinem Himmel jederzeit besuchen dürften. Komisch, daß eS gesagt werden mutz: Aber es ist wirklich keine Schande für einen Schrift- steiler oder Journalisten, Geld zu verdiene». ES ist sogar eine Notwendigkeit. Daneben gibt eS der ideellen Fragen genug. Der ZeuguiSzwang allein bietet ei» weites Feld für Aufklärung und Agitation. Aber «L genügt wirklich nicht, eine schöne Resolution zu fassen oder sich in Petitionen an daS Parlament zu wenden. ES mutz fest agitiert werde» in persönlicher Aussprache, i» Versammlungen, in der Presse. Und damit ist eine andere Notwendigkeit verknüpft. Die gegenwärtige Organisation mit wechselndem Verbands vorstand hat ihre unleugbaren Vorteile. Sie schützt vor Einseitigkeit. Aber sie bedarf der Ergänzung durch eine ständige Einrichtung, durch ein Berufssekretariat. Nur daS wäre imstande, die Kontinuität der Geschäfts führung zu wahren und jederzeit die ungehemmte Energie zu entfalten, die ein nebenamtlicher Geschäftsführer oft ver- misse» lassen mutz. Nur auf die Persönlichkeit käme es an. Dann wäre dem Verbände eine viel intensivere Wirkungs möglichkeit eröffnet. Deshalb empfehlen wir besonders diesen Gedanke» den in Dresden versammelten Kollegen zur Prüfung. Und nun herzliche- Willkommen allen Männern der Feder im Sachsenlande, im schönen Dresden! Am Donners tag aber hoffen wir, sie in Leipzig noch besonders be grübe» zu könne»! Vie kMttung -er fneaenttronferenr. Die Delegierte» der »weiten Haager Konferenz ver sammelten sich gestern nachmittag um 3 Uhr im großen Rittersaale. Es siuv 47 Staaten vertreten. Tte Rede des niederländischen Ministers. Bei der Eröffnung der FriedcoSkonferen» hielt der Minister des Aeußern van TetS van Gouvrian folgende Ansprache: .Im Namen der Königin, meiner erhabenen Herr cherin, habe ich die Ehre, S»e willkommen zu heißen. Zhre Majeüal ist glücklich gewesen, Ihre Einwilligung dazu zu geben, daß Ihre Residenz Ihrer erlauchten Versammlung Gastfreund schaft gewährt. Sie schloß sich dabei den Gedanke» an, von denen Seme Majestät der Karser aller Neuß?» sich bat leiten lassen, als er den Machten seinen Vorschlag machte. Die Regierung der Niederlande hat mich beauftragt, dem er habenen Herrscher, der die Initiative zu der FriedenSkou- fereoz ergriffen hat, von dieser Stell« au- die Gesühle tiejster Verehrung und herzlichsten Danke- au-znsprechen. Während der acht Jahre seit der ersten Konferenz bat daS Werk Fortschritte gemacht; eS wird Aufgabe der Ge schichte sein, die Daten zu verzeichnen, die diese Entwicklung »»deuten. Sie sind Ihnen übrigens bekannt; ich lann e« mir also erspare», sie Jhue» i»S GedächmiS zurückzurufe». Aber ich glaube, eS ziemt sich in dieser Stunde, nicht zu unterlasse», dem hervorragende» StaatSmanoe, der die Ge schicke der Bereinigte» Staate» von Amerika leitet, de» Tribut unseres Dankes darzubringeu. Herr Präsident Roosevelt hat in hohem Maße dazu bei- getragen, das Samentor» aufgehen zu lassen, das gesät worveu «st von dem erhabenen Initiator der rateruationate» Versammlungen, di« zusammeuberufen wurden zur Erörterung und weiteren Präzisierung der Regeln des internationalen Rechtes, die die Staate» anerkannt haben, »ud vo» denen sie ihre Beziehungen leite» lasse». Die Ergebnisse der Arbeite» der ersten Konferenz sind Gegenstand scharfer Kritik gewesen. Ditte Urteile, sowie die Ereignisse, die eingetretea sind, und die einige» pessimistische» Geister» zufolge den Beweis der Unfruchtbarkeit der Be mühungen dieser Konferenz geliefert habe» solle», habe» den Lauf der Meinung, die sich zuguuste» deS Werte» der Veriammlung vo» 1899 gebildet hat, nicht erheblich geschwächt. Der beste Beweis dafür, daß die Volker und ihre Regierungen weit davon entfernt sind, sich um diele» Lauf der öffentlichen Meinung nicht zu kümmern, vielmehr seinem Einfluß sich unterwerfe», scheint mir die Bereitwilligkeit zu sein, mit der die Mächte der an sie ergangenen Einladung Folge geleistet habe». Diese sozu sagen einstimmige, würdige Aufnahme schien mir ein gute« Vorzeichen. Ich sah darin eia Zeichen, welche« die Hoffnung zu rechtfertige» scheint, daß die Konferenz, welch« heute mit ibreu Arbeite» beginnt, eine Etappe bezeichnen wird aus dem Weg», der zu dem erstrebte» Zieft führen muß, und daß sie nicht di« letzte sein wird, die sich ,n gleichem Vorhaben im Haag versammelt. Die Zunahme der Zahl der vertretenen Staaten — ihre Zahl hat sich fast verdoppelt — ist ei» «eitere- günstige« Symptom, dessen Tragweite man schwerlich unterschätzen wird. Denn je größer di« Zahl der aus der Konferenz ver tretene» Staaten »ft, i» desto höhere« Grade wird di« allge meine und unbestrittene Brobachiung der zu vereinbarenden Bestimmungen gesichert sein. Die Maison du Boi«, in der im Jahre >889 di« Vertreter der Machte ihre Sitzungen abhielteu, »ar nicht geräumig genug, «oeWeUkonferaar von s» großer Zahl vo» Mitgliedern aufzuuehme». Es war darum erforderlich emen anderen Satzung-raum zn beschaffen. Der ehrwürdige Laal, ,» den Sie soeben einfttreten sind, ist erbaut im l3. Jahrhundert von Wi'belm ll., Grafen von Holland König der Romer. Beschlüsse v-n großer B.-deutung, di! sei,dem in diesem Saale gefaßt worden sind, haben ihm eine gewisse h-stoniche Beruhmihcit geg-beu. G geuwärtig halten we Generalstaaten ihre gemeinlaweu Sitzungen darin ab. Er ist uns würdig erschienen, die zweite FricdenSlouierenz aufzunehmkn, und die- wild ihm einen neuen Anspruch aus Historische Berühmtheit geben, weil von nun an die Grenzen ke.r uatiElen Geschichte überschritten werben, da j.tzt in ,einen Mauern eine Versammlung tag», welche in voll ständigster Welse die Staaten der Welt vertritt, wie es dr auf de» heulizen Tag noch niemals der Fall gewe,en ist. Ich habe Ihnen, meine Herren, zwei Vorschläge zu machen: zunächst, daß wir Seiner Majestät " " de« Kaiser nller Rcutzcn unsere respektvolle Ehrerbietung zum Ausdruck brmzea auf telegraphischem Wege und mit folgenden Worte«: .Bei Be- g,nn lbrer Arbenen legt die zweite Frieven«konfe,eaz ihre ehrsuichi-oollste Huldigung zu Eurer Majestät Füßen nieder nnd spricht Ew. Majestät ,hr« tiefe Danlbarkeit au», daß Sie die Initiative ergriffen haben zur Fortsetzung de- im ttahre >899 begonnenen Werkes. Die Konferenz bittet Euere Maiestät, überzeugt zu sein von dem ausrichiigen Wuniche, mit Aufbietung aller Kraft zu arbeiten an der Vollendung der ebenso delikaten wie schwierigen Aufgabe, die ihr auver- ttaut wurde." Ich zweifle nicht, daß auch mein zweiter Vorschlag Ihrer aller Zustimmung fiabea wird, und ertaube mir, de» Wunsch auSzuwreche», das Piäfistum der Versammlung dem Botschafter Seiner Majestät de» Kaiser« aller Neoßen, Seiner Ezcellenz Herr» Nelidow, z» übertragen, dessen große Geschäftserfahrung und bervorragende Eigenschaften dazu beitragen werden, Ihre Arbeit«» zu erleichtern. Ter Botschafter Nelidow nahm hierauf den Pläsiventensitz eia. Er dankte zunächst 'ür die ihm erwiesene Ehre der Wahl zum Letter der Ver handlungen und ersuchte de» Minister van TetS da- Ehren- Präsidium auzunehmen. Er selbst werde sein Bestes tun, die Arbeiten der Konferenz zu leiten, daß sie so frucht bringend w«e möglich gestaltet werden. Er werde die Ein tracht auftecht erhalten, eurem er alle« vermeide, was allzu lebhafte Meinungsverschiedenheiten hervor trete» lassen lönnte. Zunächst schlage er vor, im Namen ver Ko serenz folgendes Telegramm an die Königin der Niederlande zu, senden: Die Vertreter der 47 Staaten, die im Haag zur ,streiten Konferenz ver einigt sind, haben die Ehre, Eurer Majestät den Ausdruck ihrer Dankbarkeit zu Füßen zu legen für den ihnen bereiteten buldvollen Empfang, sowie ihre Huldigung und ehrfurchts volle Ergebenheit. Revuer schildert dann die Vorgeschichte der Kon ferenz und den Anteil, den der hervorragende Präsi dent der Vereinigten Staaten vou Amerila an ihrer Einberufung gehabt habe. Nelioow fuhr dann fort: Indem ich hier die Vertreter von fast allen konsti tuierten Staaten vereinigt sehe, sühle ich mich leb haft und lies bewegt: es ist die Idee deS Friedens, die die Regierungen veranlaßte, hervorragende Männer hierher zu entienven, die über die Interessen beraten sollen, die der Menschheit die teuersten sind: näml ch die Versöhnlichkeit und eie Gerechtigkeit. Ich boffe, daß dieselben Gefühle bei den Delegierten obwalten und zum Erfolge der Aufgabe der Konferenz beitragen werden. Diese Ausgabe setzt sich aus zwei Teilen zulammen. Einmal handelt es sich darum, Mittel zu suchen, um auf gütlichem Wege Differenzen, die zwischen Staaten entstehen lönnen, zu schlichten und den Abbruch der Beziehungen und Waffenkonflikte zu verhindern. Ferner muß man danach trachten, sobald ein Krieg aus- gebrochen ist, die Last, die er mit sich bringt, sowohl für die Kampier, als sür diejenigen zu mildern, die indirekt davon betroffen werden können. Man sagt zwar, damit d,e Kriege kurz und selten werden, müsse die davon betroffene Be völkerung ihre ganze Schwere fühlen, damit sie danach trachte, sie möglichst schnell zu beenden, uuo nicht mehr eine Wiederholung wünsche. Diese Ansicht habe jedoch nur eine» Schein von Richtig keit. Die Humanitären Maßnahmen, deren Einführung der erste» Konferenz zur Ebre gereiche, und die jetzt weiter ver vollständigt werden sollen, haben in keiner Weise dazu bei getragen, den Gesckmack am Kriegsührea zu vermehren. Sie haben im Gegenteil da- Gefühl der internationalen Nach sicht erhöbt. Wir muffen a>so auf dem 1899 beschrittenen Wege bleiben. Was die Bestrebungen zur Vermeidung von Konflikten zwilchen den verschiedenen Staaten anlang», so ist eS überflüssig, daraus hiuzuweisen, welche Dienste die eiste Konferenz schon der Sache de« Friedens und des Recht geleistet hat. Nelidow gibt daun einen Vergleich zwilchen dem SchiedSgerichtShofe und der Tätigkeit de- Friedens richter«, der sich gleichfalls mit der Schlichtung kleiner Zwistigkeiten befasse, und sagt: Die Anerkennung des Grund sätze- des Schiedsgerichte« hat zu der G-urig,heit geführt, solche einzuberusen. Seit 1899 siuv 33 SchiedSgerichtS- vertrage abgeschlossen worden. Bier ernste und verwickelte Fragen, die geeignet waren, Störung» in den Be ziehungen vou Mächten zu schaffen, sind dem Haager Schiedsgericht-Hof unterbreitet; sogar eia ungeheuer ernster Fall ist von ihm verhaadelt worden. Die Arbeiten unseres Programm« müssen an- ermutige», ihr Werk sortzusctzen. Die Freunde ver Zivilisation verfolgen den Fortschritt der Einrichtungen der erste» Konferenz mit Ausmerksamkeit. Caruegie hat sogar eia Vermöge» dargebracht, um den FriedeaSpalast zu bauen; aber »nnmehr sind unsere Betriebs mittel beschrankt. Die Völker sind, wie die Individuen, lebende Wesen, und wie im täglichen Leben die Organe der Rechtspflege Zänkereien, Streitigkeiten und Gewalttätig keiten nicht verhindern können, so ist e- auch uatrr de» Böllern. vergessen wir nicht, daß e« eine Reibe von Fällen gibt, wo Ehre, Würde und wesentliche Jnteress-a auf rem <spi,le ftehen, un Leben der Jariv'dueo, wie im Lede» ter Volker; nnd v» diese teure andere Autorität werden an- "kennen wollen, als die ihres eigenen Urteils nnd ihre« persönlichen Gefühls. DaS darf uns aber nickt den Mut nehmen, auf deu Weltfrieden und die Brüderlichkeit der Völker zu sinneu. Die Haupttache sür den Forischrttt ist die Bejolgung des Ideals, seine Devise ist: Excelsior! Wir werben alio au dem Werke arbeiten, erleuchtet von dem glänzenden Siern der Weltfriedens, der onS zum Wohle der Menschheit leiten wird. WaS wir für die Idee tun können, indem wir die Wechielsälle de- Krieges hindern, und sür rie S>aaleu, indem wir Konflikte beseitigen, kaS sinv sür untere Regierungen ebensoviel« wohlerworbene Ansprüche auf die Danidarkeit der Menschheit. * Haag, 15. Juni. Die Königin hat dem russische« Miuister des Aeußeru Iswolski da« Großkreuz des niederländische» LowenordenS und dem ru'stscheu Gesandten im Haag Ttcha- tykow da« Großkreuz de« Orden« von Oranirn-Nafsau wegen ihrer Verdienste »m di« Vorbereitung der Friedenskonferenz verliehen. fl«lomsdilte»ne». Die diesjährigen großen Veranstaltungen de- Kaiser- lichen Automobilklubs sind zu Ende. Sie haben, wie schon in den beide» letzten Jahren, eine lebhafte Auseinander setzung in der öffentlichen Meinung hervorgerufen, die sich vorzugsweise mit der Zweckmäßigkeitsfrage beschäftigte und überwiegend zu einem verneinenden Ergebnis gelangte. Alle diese Erörterungen haben aber den Fehler, daß sie zu wenig geschichtliche Unterlagen aufweisen, die in mancherlei Hinsicht zum Verständnis und zur Klärung der augenblick- lichen Lage beitragen können. Es ist ja richtig, daß sowohl bei der Herkomerfahrt als auch beim Taunusrennen zahlreiche Unfälle vorgekommen sind, die auch Menschenleben zum Opfer gefordert haben. So lange diele Opfer nur in den Kreisen der Fahrer selbst gefunden werden, hat die Frage nur ein untergeordnetes öffentliches Interesse und kann hier unerörtert bleiben. ES sind aber auch eine Anzahl Zuschauer oder ganz und gar Unbeteiligte bei den Veranstaltungen zu Schaden gekommen. Die darüber entstandene Erregung ist sehr begreiflich. Der Ruf nach Vorkehrungen gegen die Gefährdung der öffent lichen Sicherheit hat selbst in Sportkreisen einen kräftigen Widerhall gefunden. Die Königliche AmtShauptmannschaft Leipzig kann es sich zum Verdienste anrechnen, daß sie die erste könig liche Behörde war, die gegen die Auswüchse der Her komerfahrt Stellung nahm. Diese Veranstaltung hat nicht ohne Grund den Nomen einer Fahrt, nicht aber eines Ren nens erhalten. Diese Unterichecdung ist von dem veranstal tenden Komitee selbst gewollt, im Gegensatz zu dem rennen. Die Herkomerfahrt sollte nicht so sehr em« Schnelligkeitsprüfung darstellen, als vielmehr den Fabriken »nd den Besitzern von Automobilen Gelegenheit geben, di« Ausdauer ihres Wagens mit allen seinen Teilen, sowohl dem Motor wie der Bereifung nnd der Karosserie, auf einer mehrtägigen anstrengenden Tour zu erproben. Also eine ZuverlmsigkeitSkahrt. Daß sie diesen Charakter schon gleich nach ihrem Beginn verloren hat, beweist das ver frühte Eintreffen der Wagen in Leipzig. Ter Kaiserlich« Automobilklub batte Fahrzeiten vorgesehen, die ganz er heblich überschritten worden sind. Durch zu ft:übes Eintreffen an den einzelnen Orten sind die Sicherbeitsvorkchrungen auf den Landstraßen und in den Städten vielfach illusorisch gemacht worden. Hiergegen wird mit Fug und Recht Widerspruch erhoben. Die Schnelligkeitsprüfung der Herkomerwagen war sür ein ganz besonders geeignete Strecke im Forsienrieber Parke bei München voroeseben, der keinen öffentlichen Verkehr von irgendwelcher Bedeutung anfweist. Sie mußte auf diesen Abschnitt der Fahrt beschränkt bleiben. Eine Weiter- Kraftprobe bot sich am Kesselberge zwischen Kochel- und Walchensee. Wenn auf den anderen Etappen des langen WegeS mit übermäßiger Schnelligkeit gefahren wurde, so trifft die Verantwortung den Kaiserlichen Automobilklub. Freilich darf auch nicht jeder Unfall, der sich auf der großen Strecke ereignet hat, der Veranstaltung an und für sich zur Last gelegt werden. Man erlebt es ja alle Tage, daß Per sonen von Pkerdegespannen mit einer Geschwindigkeit von weniger als 10 Kilometer in der Stunde beschädigt werden. Jeder Kutscher weiß davon eine lange Geschichte zu er- zählen. Sie betrifft meist Kinder, die ohne Aussicht die Straße zum Spielplatz erwählt haben und geradezu in die Geschirre hineinlaufen, ferner schwerhörige Erwachsene uiw. Wo also ein Automobil in aemäßigtem Tempo einen Unfall verursacht zu haben scheint, ist die Ursache meist nicht bei ihm allein, sondern oft in erster Linie bei dem Betroffenen zu suchen. Anders das Taunusrennen um den Kaiserpreis. Hier haben die Veranstalter von vornherein aewußt, daß ein Tempo gefahren wird, das mit annähernd 100 Kilometern in der Stunde und zeitweilig darüber jede anderweitig« De- nntznng des einaekchlaaenen Weges ausschließt. Man hat sich bei diesen Geschwindigkeitsrennen damit zu helfen ge- sucht, daß man eine Wegstrecke von 118 Kilometern Lana» einfach auf mehrere Tage dem allgemeinen Verkebr entzogen hat. Das Rennkomitee bat es gewiß gut gemeint, als es die Wegkreuzungen mit mehr als ZOO Schlagbäumen absperrte, an den Durchfahrten etwa 30 000 Meter Drabtzäune an brachte und zur Not an 36 Stellen Fußgängerbrücken Ker- stellte. Im Sinne einer Verhinderung von UnglöckSsällen mag diele Maßregel anzuerkennen sein, aber sie ist als solche durchans unzulässig. Die Bewohner des keineswegs dünn bevölkerten Taunus bestehen nicht ausschließlich aus Hotelier unk Gastwirten, die bei dergleichen Gelegenheiten ihren Vor teil finden. Die ganze übrige Bevölkerung wird einfach aus zwei Tage vom Verkehr obge'chnitten, es wird ihr sogar das bloße Betreten wichtiger Straßen verboten. Das ist ein Un ding, da« alle Begriffe auf den Kopf stellt. Man sollte meinen, die Sicherheitspolizei sei nicht dazu da, die Straßen ihrer normalen Benützung zu entziehen, sondern sie vor einer ab normen Gefährdung des Verkehrs zn bewahren. Jedes Ding, nnd vollends eine technisch« Errungenschaft ersten RangeS, hat seine allmähliche Entwickelung durchzu machen. Als di« ersten Eisenbahnen durch- Land fuhren, war die Entrüstung allgemein. UuglückSsäll« durch scheu ge wordene Pferde und infolge der Unbedachtsamkeit von Fuß- gängern waren an der Tagesordnung. AIS man sich längst an die Eisenbahn gewöhnt hatte, trat der Radfahrer aus den Plan. Jedermann weiß, welche Kämpfe eS gekostet hat, bis da- Zweirad zu der populären Einrichtung geworden ist.
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