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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950325017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895032501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895032501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-25
- Monat1895-03
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Leipzig, am 19. Mürz 1895. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Das reinigende Gewitter. * Die Schändung, die gestern die Mehrheit des deutschen Reichstags an sich selbst vollzogen bat, indem sie dem Präsi denten die Genehmigung versagte, den Fürsten Bismarck an seinem 80. Geburtstag zu beglückwünschen, wird überall im deutschen Volke, wo das Gesühl der Dankbarkeit für die unsterblichen Verdienste des großen Kanzlers noch lebt, als ein neuer Ansporn empfunden, den 1. April noch festlicher zu gestalten, als er ohne jenen schmachvollen Vorgang sich vollzogen haben würde, und dadurch die Kränkung zu verwischen, die dem greisen Helden zugefügt werden sollte. In diesem Bestreben ist der Kaiser der Nation voraugeschritten; sein Telegramm an den Fürsten giebt den Empfindungen, die der Reichstagsbeschluß in der weit überwiegenden Mehr heit des deutschen Volkes wachgerufen, im Lapidarstile Aus druck. Daß es auf den Empfänger gewirkt hat, wie es wirken sollte, beweist seine Antwort. Das Organ des Fürsten hat aber auch bereits eine Antwort für die Gesinnungs genossen der ReichStagsmehrheit, die im preußischen Abge ordnetenhaus? gegen eine Beglückwünschung deS Schmiedes der deutschen Kaiserkrone sprachen und stimmten, bereit. Die „Hamb. Nachr." sagen nämlich zu den Ausführungen des EentrumSredners im Abgeordnetenhäuser „Wir empfinden in keiner Weise das Bedürfnis!, demgegenüber nochmals nachzuweisen, daß dem Fürsten Bismarck die Verant wortung für die Maigesetzgebung und ihre Einzelheiten weit weniger trifft, als das Centrum trotz der wiederholt von uns gebrachten Nachweise des Gegentheils annimmt, und daß es andererseits das Verdienst gerade des Fürsten Bismarck ist, wenn der römischen Kirche die Hand geboten wurde, uin zu einem annehmbaren mollus viveucki mit dem Staate zu gelangen. Wir verzichten um so mehr auf die Wiederholung dieses Nachweises, als das Centrum durch seine Zwischen- rufe bei der entsprechenden Erklärung des Abg. Grasen Limburg-Slirum hinreichend bewiesen hat, daß es sich hierüber nicht belehren lassen will. Durch diese Haltung aber beweist das Ceutrum nur, daß die Gründe seiner Gegnerschaft gegen den Fürsten Bismarck auf einem anderen Gebiete als dem des kirchenpolitischen Kampfes der 70er Jahre liegen und einer Richtung angehören, welche es dem Fürsten Bismarck niemals vergessen kann, daß er das deutsche Reick- als Nationalstaat unter preußisch- protestantischer Führung geschaffen hat. In zweiter Linie bekundet daS Centrum durch feine Erklärung gegen Len Fürsten Bismarck, daß es nach wie vor als eine rein kirchliche Partei zu betrachten ist, die mit dem Denken und Fühlen der Nation nichts gemein hat, sondern die staatliche Ent wickelung des eigenen Vaterlandes lediglich unter Gesichtspuncten betrachtet, die ihm von einer ausländischen Instanz, vom Papste in Rom, vorgeschrieben werden, wobei es sich noch Lazu häufiger päpstlicher als der Papst selbst erweist." Zu der Erklärung des Abgeordneten Virchow sagen die „Hamburger Nachrichten": „Die Erklärung, welche Herr Virchow im Namen seiner Partei- genossen zur Begründung der Ablehnung verlesen hat, findet ihre beste Kritik in den zahlreichen, vorwiegend ironisirenden Zwischen rufen, mit denen sie von den übrigen Parteien begleitet wurde. Wir haben in der That selbst von fortschrittlicher Seite noch niemals eine so unglückliche und geschmacklose Kundgebung gegen den Fürsten Bismarck erlebt, wie diese Berufung aus den „deutschen Vollsgeist", dessen seit der Entlassung des ersten Kanzlers be gonnene „Genesung" nicht durch Zustimmung der freisinnigen Volks- Partei zu einer Beglückwünschung des Fürsten Bismarck wieder in Frage gestellt werden dürfe! Wir verzichten darauf, an dieser „Er klärung" noch weitere Kritik zu üben, als im Abgeordnetenhause bereits geübt ist." Den übrigen Verbündeten des Centrums wird gesagt: „Daß auch die Polen durch den Abg. Mothy gegen den An trag stimmen würden, war ebenso sicher, wie es beiden Social demokraten sicher gewesen sein würde, wenn dieselben im Abgeordnetenhause vertreten wären. Aber wir hätten doch bei Begründung der polnischen Ablehnung ein größeres Maß von Gelchick erwartet. Wenn ganz offen zugestanden wird, daß sich die Polen an der Kundgebung für den Fürsten Bismarck nicht betheiligen wollen, weil diese Kundgebung hochpolitisch sei und den Zweck habe, der Begeisterung für das politische Wirken des Fürsten Bismarck in Staat und Reich einen prägnanten Ausdruck zu geben, so contrastirt diese Erklärung doch mit den wiederholten Versicherungen von polnischer Seite erheblich, daß die Polen sich als preußische Staats angehörige und gleichberechtigte Reichsbürger fühlten. Wenn sie sich wirklich als solche fühlten, so könnte ihnen doch die in der Huldigung für den Fürsten Bismarck liegende Kundgebung des preußischen Staats- und des deutschen National- gesühlS nicht unsympathisch sein! Ueber diesen Wider spruch Hilst die nach dem Heereman'schen Recept gear beitete Motivirung der polnischen Ablehnung, daß Fürst BiSmarck die natürlichen nnd verbrieften Rechte Polens verletzt habe, nicht hinweg. An der Echtheit dieses Grundes glauben wir allerdings. Fürst Bismarck ist von der Gefährlichkeit der polnischen Agitation stets überzeugt gewesen und hat dem- gemäß gehandelt. Es ist begreiflich von den Polen, daß sie ihn jo wenig lieben, wie die Socialdemokraten dies thun; aber anderer seits ist kein besseres Argument sür die Reichs- nnd Staatsgegnerschaft der Polen denkbar, als ihr fana tischer Bismarckhaß." Im Reichstage selbst wurde, wie die freiconservative „Post" constatirt, in den Kreisen der Minderheit die Ab stimmung als ein „reinigendes Gewitter" empfunden. „Als Präsident v. Levetzow fern Amt sofort niederlegte, hatte man da« Gesühl, daß nun dem deutschen Volke der deutsche Reich-tag in seiner wahren Gestalt erscheinen müßte und daß e« sich nun ein Urtheil über die gewählten Vertreter Deutsches Reich. * Berlin, 24. März. Dem Kaiser ging gestern Abend um 7 Uhr 15 Min. nachstehendes Telegramm aus Friedrichs ruh zu: „Cr. Mas. dem Kaiser und König in Berlin. Eure Majestät bitte ich, den ehrfurchtsvollen AuS- bilden könnte." Und dieses Gefühl tritt neben dem der Empörung in allen Auslassungen der conservativen, national liberalen und Rickert'schen Presse zu Tage. So schreibt die „Nat.-Lib.-Corr.": „Der Haß gegen das von dem Einiger des Vaterlandes Geschaffene, verbündet mir dem Neide kleiner Geister, die dem über Alle Empor ragenden seinen Platz in der Geschichte mißgönnen, haben das Er- gebniß gezeitigt, welches dem politischen Deutschland zur tiefen Beschämung gereicht. Wenn aber etwas geeignet ist, den Glanz des Namens Bismarck zu erhöhen, so ist es dieses Votum. Es zeigt hier die unversöhnliche Leidenschaft, dort die oft noch schwerer zu überwindende Armseligkeit des Widerstandes, der seinem großen Wirken sich entgegenthürmte und Len dennoch zu überwinden er die Kraft und Selbstverleugnung besessen Hal. Das Welfen- thum in dem Sinne, wie cs die alten Kaiser gekannt, hat sich gestern im Reichstage gezeigt, aber im Reiche bei den Fürsten und der in Stunden großer Entscheidungen den Ausschlag gebenden Mehrheit des deutschen Volkes ist jene der Zusammenfassung der deutschen Kräfte widerstrebende Gesinnung zur Ohnmacht verurtheilt. Das zeigt das Verhalten der Nation zur Bismarckseier außerhalb jenes Saales, wo es am gestrigen Tage feine Vertretung suchte, aber nicht gesunden hat. Fürst Bismarck selbst — er hat es seit seinem Rücktritt oft bekundet — hält unerschütterlich an der Zuversicht fest, daß Deutschland sich die schwer errungene Einheit und Grüße nicht durch die Träger des alten bösen Geistes nationaler Verneinung rauben lassen werde, und ein Reichsiagsbeschluß, der den Zufälligkeiten zweier Wahltage die Entstehung verdankt, wird seinen Glauben und darf den unserigen nicht erschüttern. Die Regensburger sind sür eine Stunde aus den Gräbern aufgestiegen und haben einen Gespenstertanz auf geführt: ein häßlicher Anblick, aber kein erschreckender; wo Blut in den Adern fließt, da schlagen die Herzen dem Schöpfer des neuen, lebensvollen deutschen Reiches deutscher Nation entgegen. Wagte doch selbst diejenige Partei, die in der Erkenntnis des deutschen Bolksgeistes am weitesten zurückgeblieben ist, aus einen Ausdruck des Lautes sür dje Dhaten Birmarck's nicht zu ver zichten — eine Heuchelei, pber die „Heuchelei ist ein Compli- ment, das das Laster dsr Tugend macht". Im Protokoll der gestrigen Sitzung U4M also nun geschrieben: Fürst Bismarck exisiirt sür denMeichstag nicht. Aber in eben dieser Sitzung ist die Mehrheit bistArt worden, daß sie an der gewaltigen Gei-alt des ersten Reichskanzlers nicht vorbei zu kommen vermag. Ihre Abstimmung hatte den Rücktritt des Präsidenten und des zweiten Licrpräsidrnteu zurLolge und stellt sie, da die Parteien der Zurückgetretenen aus die Vertretung im Vorsitz dieses Reichstags verzichte», vor die bittere Nothwrndigkeit, die Verantwortlichkeit sür die von ihr ausgehende Hemmung der Reichspolitik auch äußer- lich hervortreten zu lassen. Es ist eine bedeutsame Wendung, die durch den Frevel am Geist der Nation, ^den wir gestern haben verüben sehen, herbeigeführt worden ist. Sie bahnt eine Klärung der Lage an und führt vielleicht zur Wiedergenesung des kranken parlamentarischen Körpers. Der rastende Riese vermag noch immer mehr als 163 geschäftige Zwerge." Nur die „Köln. Ztg", die es so gern geseben hätte, wenn die Minorität schweigend vor der Majorität sich gebeugt haben würde, fühlt sich von ängstlicher Besorguiß angewandelt und schiebt die Schuld an dem Ausgang der Abstimmung dein Fürsten selbst oder wenigstens den „Hamb. Nachr." zu, die das Centrum gereizt hätten. Die übrige mittelparteiliche Presse ist froh, daß das Cenlrum endlich die Maske gelüftet und in seiner wahren Gestalt sich gezeigt hat. Es wird jetzt die be sondere Aufgabe dieser Presse sein, die Entlarvung des Cen trums fortzusetzen. Die fortschrittlichen „Münchener Neues). Nachr." beginnen bereits damit, indem sie schreiben: „Ein würdiges Kleeblatt, der Todtengräber der freisinnigen Partei, — ihr Todtengräber, weil er keine Spur nationalen Empfindens besaß — Eugen Richter, der Millionenproletarier Singer und der ultramontane Graf Hompesch werden ihre Namen mit dem historischen Augenblick verwebt auf die Nachwelt kommen sehen — man hat keine Ursache, sie über die Art, wie dies geschehen wird, zu beneiden. Und da ist doch vielleicht eine kleine geschichtliche Reminiscenz am Platz: am 10. Juni 1798 fiel klanglos, rühmlos, des alten Namens unwürdig Malta, die Beste des Malteser-Ordens, in die Hände der Franzosen; der Großmeister aber, der die schimpfliche Demüthiguug vollzog — war ein Freiherr v. Hompesch, ein Mitglied der nachmals in den Grafenstand er- hobenen rheinischen Adelsfamilie. Möge das Centrum sich an diesen beiden Daten: dem 10. Juni 1798 und dem 23. März 1895, aus der Geschichte der Familie eines Bannerträgers erfreuen — wir Andern sind zufrieden mit den geschichtlichen Erinnerungen, die sich an den Namen Bismarck knüpfen." Vorläufig hat sich die glorreiche Mehrheit des „deutschen" Reichstags — ein Rattenkönig, dessen Glieder nur an den äußersten Enden der Rücken zusammengewachsen sind, während die Köpfe nach allen Windrichtungen auseinander streben — vor eine Frage gesetzt, deren Lösung ihr schwer genug fallen wird. Sie muß sich in die Präsidentenstellen theilea. Natürlich verlangt auch die Socialdemokratie ihren Antheil, den jedoch die anderen Parteien nicht gewähren zu wollen scheinen. Wenigstens ist in den ultranwntanen und den demokratischen Blättern von keinem socialdemokratischen Candidaten die Rede. Das Centrum, das zwei Sitze im Präsidium ru verlangen scheint, schwankt zwischen den Herren v. Buol, Spahn und v. Heereman. Die süddeutschen Demokraten scheinen dem norddeutschen Herrn Sch midt - Elber feld Herrn Payer-Württemberg gegenüber stellen zu wollen. Schließlich wird man sich ja einigen; mit welch' gehobenen Gefühlen aber werden die Erwählten sich dem Kaiser präsenliren, vor dem sie als Vertreter eines Beschlusses er scheinen, über den er seine „tiefste Entrüstung" aus gesprochen hat: Man darf gespannt darauf sein, wie die erste Audienz verläuft. Wie sie aber auch verlaufen und welche Zurückhaltung der Kaiser sich auferlegen mag, im ganzen deutschen Vaterlande werden bei dieser Gelegenheit Millionen denken und sagen: Wenn die Mitglieder der Reichstagsmehrheit, dre am 23. März dem großen Kanzler einen Glück wunsch zum 80. Geburtstage verweigerten, mit demselben Maßstabe gemessen würden, mit dem siedienationalenBerdiensteeineSBismarck maßen, so wären sie nicht werth, vor einem deutschen Kaiser zu stehen, und müßtsen am Ende ihrer Tage hinter der Kirchhofsmauer eingescharrt werden ohne Sang und Klang und Klage. gleiten. Der Reichskanzler wird nicht im Gefolge des Kaisers sein, sondern wahrscheinlich an einem anderen Tage der nächsten Woche seine Glückwünsche persönlich überbringen. Soweit bis jetzt feststeht, wird der Kaiser beim Fürsten ein Frühstück einnedmen und um 6 Uhr nach Berlin zurück kehren. (Hambg. Corr.) * Altona, 23. März. Der von 23 Stadtverordneten gestellte Antrag ans Verleihung des Ehrenbürger rechts an den Fürsten BiSmarck wurde von den städtischen Collegien ohne Erörterung angenommen. * Bremerhaven, 23. März. Die Verhandlung vor dein Seeamte wurde heute Nachmittag 3^/r Uhr wieder aus genommen. Sie umfaßte in der Hauptsache weitere Zeugen' Vernehmungen, die sämmtlich keine nennenswertheu neuen Momente erbrachten. Nur scheint nach denselben sestzusteben, daß ein zweites Boot von der „Elbe" abgekommen ist, welches wahrscheinlich erst später kenterte. Abends 8»/« Uhr wurde die Verhandlung, dem Anträge des Reichscommissars ent sprechend, auf unbestimmte Zeit vertagt. * Wittcn, 23. März. Im Wahlkreise Rinteln bat die conservative Partei den Hvsprediger a. D. Stöcker an Stelle des v»-. König-Witken als Candidaten zum Reichstage ausgestellt. * Rawitsch, 23. März. Der freiconservative Abgeordnete von Langendorss ist gestorben. * Merseburg, 23. März. Der frühere Reichstagsabgeordnete für Merseburg-Quersurt, Panse-Eichfiett, ist gestorben. * Zeitz, 23. März. Die Stadtverordneten haben in ihrer heutigen Sitzung den Fürsten Bismarck einstimmig zum Ehrenbürger der Stadt Zeitz ernannt. * Weimar, 23. März. Der vom Bunde der Landwirthe für die Reichstagswahl im Wahlkreise Weimar aufgestellte Candidal, Gutsbesitzer Robe, ist von seiner Candidatur zurückgetreten. * Karlsruhe, 23. März. Der großberzogliche Oberschul- rath hat eine Bekanntmachung erlassen, wonach er eö sür angemessen hält, daß zur Pflege der vaterländischen Ge sinnung unter der Jugend des Geburtstages Bismarck's auch in den Schulen des Landes gedacht werde. Im klebrigen bleibt anheimgegeben, wegen Veranstaltung und I Einrichtung der Feier Bestimmungen zu treffen, insbesondere ! auch sür den ganzen Tag den Ausfall deS regelmäßigen I Unterrichts anzuordnen. Oesterreich - Ungarn. * Pest, 23. März. Die heutige Abstimmung im Mag ¬ druck meiner Dankbarkeit für die Allerhöchste Kundgebung I entgegenzunehmen, durch welche Eure Majestät jede mir noch I unbekannte Unerfreulichkeit meiner alten politischen Gegner I zum Anlaß einer erfreulichen Genugthuung für mich umwandeln. I BiSmarck." (Wiederholt.) * Berlin, 24. März. AuS dem preußischen StaatS- rathe erfährt ver„Hambg. Corr." von regelmäßig gut unter-1 richteter Seite folgende Einzelheiten: „Der Beschluß des I Staatsrathes in der Währungsfrage wurde in der! definitiven Fassung bestätigt, daß nach keiner Richtung hin I Stellung genommen werden soll. Die jetzige Fassung ist I nicht ohne erneuten Kampf zu Stande gekommen. Die I Redaktionskommission hatte eine der bimekaüislischen Auf-1 sastung günstigere Fassung vorgeschlagen. Diese sand aber I lebhaften Widerspruch, weil sie dem Sinne des ersten I Beschlusses nicht entspreche. Nachdem die Berechtigung dieses I Einwandes klargestellt war, wurde von dem Präsidenten deS I Abgeordnetenhauses, Herrn von Köller, die jetzige ganz neutrale Fasiung vorgeschlagen und einstimmig angenommen. Dem entsprechend wurde auch die Denkschrift, welche die gefaßten Beschlüsse näher erläutert, geändert. In derselben ist dem zufolge nunmehr nur davon die Rede, baß auch eine Aende- rung der Reichswährung ,n den Krei« der Erwägungen zu ziehen sein werde. Der Antrag Kanitz selbst ist mit allen gegen drei oder vier Stimmen abgelehnt. Auch die entschiedensten Agrarier hatten im Verlaufe der DiScussion sich von der gänzlichen Ungangbarkeit überzeugt. Eine Mehrzahl von ihnen wollte aber den Gedanken einer direkten Einwirkung deS Staates aus die Hebung der Getreidepreise selbst nicht schon mit der Ablehnung des Antrages Kanitz Preisgeben. Frhr. v. Minnigerode, früher bekanntlich einer der parlamentarischen Führer der konserva tiven Partei, formulirte deshalb einen ganz allgemein ge haltenen Satz dieses Inhalts, aber auch dieser Antrag wurde mit beträchtlicher Mehrbeit (angeblich 27 gegen >6 Stimmen) abgelehnt." — Der bisherige Präsident deS Reichstages von Levetzow hat seinen Platz bei der deutsch-conservativen Fraktion ge nommen, auf der ersten Bank au der Stelle, die im alten Reichstage Graf Moltke innegehabt hatte. — Wie die „Nat.-Z." erfährt, ist gestern Abend bei Herrn von Bennigsen ein Telegramm LeS Abgeordneten I)r. B ü rklin aus Montreux-Territet eingegangen, worin er erklärt, daß er das Amt des zweiten Vicepräsidenten des Reichs tags niederlegt. — In der am 2l. d. Mts. abgehaltenen Plenarsitzung des, BundeSraths gab der Vorsitzende der Trauer deS Bundes- n-t en Haufe ändert d,e pol,t.jche Lage nicht.^>n pol,ttzchen aths über das H,»scheiden des Fürsten zur Lippe Ausdruck, ^-„en herrscht d.e bestimmte Aufsagung -daß das Ober- ,, I bans durch die gestrige Abstimmung sich nicht allein zu den — Major v. Wissmann kehrt, der „Saale-Zeitung" I Hjbercttxn und der öffentlichen Meinung in Gegensatz gesetzt zufolge, Ostern aus Neapel zurück und läßt sich in der I habe, sondern auch zu den ausgesprochenen Wünschen der Villencolonie Grünewald nieder. I Krone. Unter solchen Umständen sei eine Schwächung des — In mehreren socialdemokratischen Wahl-1 Cabinets durch diese Abstimmungen des Oberhauses voll vereinen soll, wie verlautet, angeregt worden sein, am I ständig ausgeschlossen. — Der „Budapester Correspondcnz" I. April eine Gegendemonstration gegen die Ehrung I zufolge beabsichtige die Regierung, be» der Berathung des des Fürsten Bismarck durch Massenversammlungen zu I Nuntiums des Magnatenhauses über das Gesetz, betreffend veranstalten, in denen die Verdienste des Altreichskanzlers I die freie Neligionsübung im Abgeordnetenbause, zu beantragen, um das deutsche Volk von socialistischen Parteigelehrten „aus I den vom Magnatxnhause gestrichenen Abschnitt unverändert ihren wahren Werth zurückgeschraubt" und in den „Genossen" I anzunehmen und den Gesetzentwurf in dieser Fassung dem der Haß gegen den „Vater des Ausnahmegesetzes" von Neuem I Magnatenhause znrückzusenden. geschürt werden soll. I — Der Rector der Universität, Professor Pfleiderer, hat I Frankreich. einem neuen „Staatswissenschaftlichen Verein", dem I * Paris, 23. März. Die nationale bimetallistische meist Seminar-Mitglieder angehören, die Genehmigung I Liga hat sich heute constituirt. Die Versammlung, in welcher ertheilt. I Loubet den Vorsitz führte, genehmigte die Statuten, stellte — Hiesige Blätter haben die Nachricht verbreitet, daß bei das Arbeitsprogramm auf und beschloß über die Zusammen- dem wegen Unregelmäßigkeiten bei dem ersten Examen in der I setzung sowie die Befugnisse des Generalrathes der Liga. Cadettenanstalt zu Groß-Lichterfelde angeordneten Nach-! Zum Vorsitzenden des letzteren wurde Loubet, zu dessen examen eine größere Zahl der Examinanden daS Examen I Generalsecretair Edmund Thierry gewählt. nicht bestanden yaben. Dazu meldet die „Post", daß von I c» « , mehr als 300 Examinanden 33 die Prüfung nicht bestanden I BelgtkN. haben. I * Brüssel, 22. März. Die deutsche Reichsregierung hat — Wie die „Post" vernimmt, hat eine Anzahl der I gegen das Ostender Fischerboot, das vor einiger Zeit einen liberalen Berliner Geistlichen ein Rundschreiben an I Postbeutel der „Elbe" mit einem Werthinhalle von 23000 ihre Gemeinden ergehen lasten, in welchem sie ihre Auffassung I Franken auffischte und diesen mit Berufung auf das für der neuen Agende darlegen, welche binnen Kurzem einge-1 Fundstücke auf offener See geltende Recht als sein Eigenthum führt wird. Sie führen aus, daß sie sich nicht an den Buch-1 beansprucht, einen Proceß auf Herausgabe deS FundeS an staben der Agende gebunden fühlen, sondern ihr gegenüber I gestrengt. Auf ihren Antrag hat die Civilkammer erster eine freiere Stellung einnehmen, unter Berufung ans einen I Instanz von Brügge die Werthe mit Beschlag belegt und Erlaß des Oberkirchenraths, welcher für diese Auffassung I wird die Eigenthumsfrage zur richterlichen Entscheidung bringen, spache. I * Brüssel, 23. März. Der AuSstand im Lütticher Revier — Der hiesige Verein deutscher Studenten hat an I umfaßt bereits 8000 Streikende, die in Folge systematischer den Kaiser folgende Depesche gesandt: „DaS erlösende I Verhetzurm eine gewaltthätiae Gesinnung an den Tag Kaiserwort Eurer Majestät an den Fürsten BiSmarck I legen. Mehrere socialistische Abgeordnete flch an die findet begeisterten Widerhall in den Herren der deutschen I Spitze der Bewegung; sie suchen die Einstellung der Arbeit Jugend. Mit dem Ausdrucke tiefster Ehrerbietung und Dank-1 in dem großen Eisenwerk von Cockerill, das 12 000 barkeit gez. Liepolt." — Desgleichen hat der Verein an den I Arbeiter beschäftigt, zu erzwingen. Der gestrige Zusammen- Fürsten Bismarck folgende Depesche abgeschickt: „Empört I stoß der Streikenden mit der Gendarmerie in dem Lütticher über den Beschluß der deutschen Volksvertretung, hoffen wir I Vorort war sehr ernster Natur. Zwischen den Ruhestörern mit Eurer Durchlaucht zuversichtlich, daß durch den Reichstag I und der Gendarmerie wurden über 200 Revolverschüsse späterer Jahrzehnte ein anderer, nationaler Hauch wehen ! gewechselt; 15 Arbeiter wurden verwundet, jedoch von ihren wird. In unauslöschlicher Dankbarkeit. ..." I Genossen in benachbarte Häuser getragen, um der Verhaftung — Der Oberpräsident von Westpreußen, Staatsmiaister vr. I zu entgehen. v. Goßler, ist aus Danzig hier eingetroffen. I — Der commandirende General deS 5. Armeecorps, General l ,, .. der Infanterie v. Seeckt, ist aus Posen hier eingetroffen. I dtkN, 21. Marz. -Oie neueste Blüthe, Welche die — Der französische Botschafter in St. Petersburg, Graf de ^ntonale Wahlpol.ttk getrieben hat, ist d.e Anwerbung Montebello, ist aus St. Petersburg hier angekommen. I »wem andern Canton. Die Parteien rm — Der Geh. RegierungSrath Prof. vr. Adolf Wagner feiert Un haben 'm Auslande wohnende Gesinnungsgenoffen auf am 25. März seinen 60. Geburtstag. I wichtige Wahltage hm nach Hause kommen lassen, aus * m»-- L I London, aus Paris, selbst aus Amerika, die ultramontane c>.. «ir^^I^kgirrung von Freiburg hat oft Stimmfähige von einer Fürsten B.Smarck daS Ehrenbürgerrecht der Stadt Memel Gemeinde nach einer andern geschoben, aber das waren dock' zu verleihen .st von der^Stadtverordneten-Versammlunz dantonsangehörige. Jetzt ist die conservative Partei des abgelebnt worden. (B. T.) . I Cantons Luzern auf den schlauen Einfall gekommen, für die * Hamburg, 23. März. Der Besuch des Kaisers beim I nächsten Wahlen Zuzug aus dem Canton Freiburg kommen Fürsten Bismarck findet am Dienstag Mittag statt. Um I zu lasten. Man warb die Leute dort, durch Vermittelung 12 Uhr trifft der kaiserliche Souderzug in FriedrichSruh ein.! einiger Bezirk-beamten und geistlicher Herren, als Knechte DaS Gefolge des Kaiser- wird ein militairischeS sein. Neben I und Handwerker an und spedirte sie in einzelnen Trupps dem Ches deS CivilcabinetS, Wirkt. Geheimrath von Lucanus I mit der Eisenbahn in die bedrohten Luzerner Gemeinden, > werden u. A. der Chef deS Militair Cabinets und des I wo sie auch regelrecht in die Stimmregister eingetragen » MarinecabinetS, sowie vier Flügeladjutanten den Kaiser de-1 wurden. Die dösen Radikalen aber haben die Geschichte
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