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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189512159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18951215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18951215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-15
- Monat1895-12
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1895
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Tabellarischer und Ziffern)as nach höherem Tarts. Extra-Beilagen (gefalzt), nur unt der Morgen - Ausgabe, ohne Postbrförderung ^l 60.—, mit Poftbesörderuug 70.--. Aimalgueschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Für die Montag-Morgrn-Äusgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Auzeigen sind stets an die Expedition zu richten. , <r—c> o Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 61V. Sonntag den 15. December 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Weihnachts-Packetverkehr. Während der Zeit vom iS. bis einjchliehlich L4. December tritt die Schliltzzeit für die Einlieferung von Werth- u»d Packet- sendungen bei sämmtlichen Postanslalten in Leipzig eine Stunde früher al- gewöhniich ein. E- wird ersucht, hierauf bei Einlieferung von Sendungen zur Post Rücksicht zu nehmen. Leipzig, 14. December 1895. Der kaiserliche Ober-Postdirector, Geheime Lber-Poftrath. , Walter. Bekanntmachung. Die NettjahrSmeffe beginnt Freitag, den 3. Januar, und endet Donnerstag, den 16. Januar 18SL. Die Metzbörse für die Lederindustrie wird Freitag, den 8. Januar, Nachmittags L bis 4 Uhr im großen Saale der Neuen Börse am Blücherplay allhier abgehaltrn. Leipzig, am 2. December 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. la. 5725. vr. Tröndlin. Lpe. Bekanntmachung, die Bildung einer neuen Parochie im Norden Alt-LeipzigS betreffend. Die vom diesigen Verbände evangelisch-lutherischer Kirchgemeinden beschlossene Begründung ciner neuen Parochie im Norden Alt-Leipzigs ist im Einversländniß mit den städtischen Körper schaften vom Evangelisch-lutherischen Landesconsislorium genehmigt worden. Zur Nordparochie wird ausgepfarrt der nördlich der Parthe gelegene Theil der Mattdäiparochie bis auf den Streifen, welcher nordöstlich der Leipzig-Magdeburger Eisenbahn liegt und im Süd osten von der Delitzscher Straße begrenzt wird. Dieser Streifen wird mit der Parochie Leipzig-Eutritzsch vereinigt, welche dagegen ihr südw stlich der Leipzig-Magdeburger Eisenbahn gelegenes Gebiet an die Nordparochie abgiebt. Die Nordparochie erhält sonach folgende Umgrenzung: 1) jni Süden die Parthe, 2) nn Westen die Pleiße, den Exercierplatz, diesen, das Militair« lazareth und die Jnsanteriecaserne inbegriffen, die Axe der äußeren Hallcschen Straße in nördlicher Richtung bis zum Kirchweg, 3) im Norden die Axe Les Kirchwegs bis zur Leipzig - Magde burger Eisenbahn, die Bahn in südöstlicher Richtung, den Bahn körper inbegriffen, bis zur Tberesienstraße, die Axe dieser Straße bis zur Eisenbahn bei Neu-Mockau, 4) im Ollen die Axe der Straße von Neu-Mockau nach Schöne feld bis znm Wilh.lmsbad, dieses eingrschlossen, die Parthe ia süd westlicher Richtung bis zum Ausgangepuncte unter 1. Das so umgrenzie Nordkirchspiel wird am 1. Januar 1896 ins Leben treten, und wir machen die Gemeindeglieder der neuen Parochie schon jetzt darauf aufmerksam, daß sie in nächster Zeit durch den für die Wahl des Rirchenvorslaudes zu bildenden Ausschuß zur An meldung der Wahlberechtigung und später zur Wahlhandlung selbst werden auigesordert werden. Mit der Leitung der Wahl des neuen Kirchenvorstandes und mit dem Vorsitz iin Kirchenvorstande bis zur Einsetzung des künsligen Pfarrers der Nordparochie ist Herr Psarrer 1). Kaiser beaustragt worden. Leipzig, am 11. December 1895. Tie Kirchcninspection für Leipzig. r-. 58^5 Der Snpcrin»e»ve»t. Ter Rath der Stadt Leipzig. 1927 v. Pank. vr. Georgi. vr.Just. Bekanntmachung. Nach K. 4 des nachstehend abgedrnckien Regulativs der Friedens stiftung sind die Unterstützungen aus dieser Stiftung am Tage des Friedensschlusses, sonach am 2. März zu vertheilen und fordern wir Diejenigen, welche um solche Unterstützungen nachsuchen wollen, hierdurch auf, ihre Gesuche bis zum 31. Januar 1896 mit den nölhigen Bescheinigungen bei uns eiuzureicheu. Spätere Anmeldungen würden für diesmal unberücksichtigt bleiben miissin. Im Uebrigen verweisen wir auf unsere nachstehend wieder ab- gedruckte Bekanntmachung vom 21. Juni 187ö. Leipzig, am 2. December 1895 Der Rath der Stadt Leipzig. , . Vr. Georgi. Lamprecht. Bekanntmachung. Nachdem wir die Bestimmungen des Regulativs für die Friedens- stiftung der Stadt Leipzig in einigen Punkten unter Zustimmung der Stadtverordneten abgeänvert habe», bringen wir das abgeänderte Regulativ nachstehend zur allgemeinen Kenxtniß. 8. 1. Der Zinsfuß des Ctistungscupiials von 60 000 wird auf 5 Procent jährlich festgesetzt. Di« Zinsen lausen vom 1. Januar >871 an. 8 2. Die Zins.n werden verwendet zur Unterstützung solcher in Leipzig wohnhafter Invaliden und Angehörigen von Gefallenen, oder veruorbeuer Invaliden aus dem Kriege 1870/71, die einer Hilfe dringe >d bedürfen. ff. 3. U der die Gewährung der Unterstützung beschließt »Ine auS je 3 Mitgliedern des Ruth- und der Stadtverordneten zu bildende Deputation. 8- 4. Die V.r,Heilung der Unterstützungen findet regelmäßig alljährlich am Tage des Friedensschlusses statt; ausnahmsweise können Unterstützungen auch außer dieier Zeit nach dem Ermessen der Deputation gewahrt weiden. 8 5. lieber Einnahmen und Ausgaben wird der Rath alljähr lich Rechnung oblegen. §. 6. Abänderungen de» Regulativs bleiben dem überein- stimmenden Beschlüsse des Rath» und der Stadtverordneten Vor behalten. Leipzig, am 21. Juni 1875. Der Rath -er Statzt Let-zia. vr. Koch. G. Mcchler Versteigerung. Dienstag, den 17. Deeemster 1895» Barmittag» 16 Uhr sollen im Auction-locale des hiesigen K. Amtsgerichts »ine größere Partie verschiedene Briefmarken, landwirthschastlichr Bücher, ein Eonversatiouslexicon, alte Münzen, LeihhauSicheine, Anzugstoffe, Trlephonkaken und -Trichter, 1 Nähmaichine, Piauinos, > Geld schrank, 1 Kalipresse, 1 Pap:erickneideinaichiiie, I Federwageu, Dreh- und Hobelbänke, Möbel u. v. A. meiftbtetrnd gegen Baar zadlung verfieigert tverden. Leipzig, den 14. December 1885. Der GrrichtsvsKzieher -es Kgl. Amtsgericht» das. Wach«, Aciuar. Oeffenüiche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, drn 18. December 1895, Abends 6'/, Uhr im Titzlingssaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Wahl von fünf unbesoldeten Stadträrheu. II. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Verfassungsausschufses über: Feststellung des Bebauungsplanes für das Areal zwischen Straße k', Nordplatz und der Thüringischen Eisen bahn, sowie ortsstatutarische Bauvorschriften für die zwischen dem Nordplatze, der Gohliser und Eutritzscher Straße, sowie der Straße L und der Delitzscher Straße und den Straßen L und k gelegenen 13 Baublöcken. III. Bericht des Finanzausschusses über: a die Rechnung über den Pensions- rrsp. Unterstützungssonds für Museums-Auf seher und deren Angehörige auf das Jahr 1894; d. Nach- verwilligung zu Conto I Pos. 24 des diesjährigen Haus haltplanes. IV. Bericht des Finanz- und Bersassungsausschusses über die Vorlage, betr. einen Entwurf eines Nachtrages zum Regulativ für die Gemeindeanlagen der Stadt Leipzig und die Eingabe des Bezirkevereins West-Leipzigs wegen Arnderung der städtischen Steuererhebung. V. Bericht deS Bersassungsausschufses über: a. die Eingabe des Vereins zur Hebung der Sittlichkeit wegen Erlaßes eines polizeilichen Regulativs über Regelung oes Schlasstellen- wesenS: d. Abänderung des Regulativs für die Zwangsarbeits- anstatt zu St. Georg. Vutzhoh-Auclion. Montag, den 16. Teccmbcr d. Js. sollen von Vormittags 9 vhr an im Burgauer Forstreviere aus dem Schlage in der sogenannten Lindenancr Gottge, dicht am Fahrwege in «bth. 28a 161 Eichen-Klötze von 17—89 em Mittenstärke u. 2—13 w Länge, 64 Buchen- -- . 18-38 M . 4— 9 . . 22 Eschen- « . 16-29 M - 4— 7 . . 2 Matzholdcr- . 22-32 B -> - 5— 7 - - 29 Rüstern- - - 17-34 B W - 3-12 . . 2 Erlen- - - 17-19 B B - 4- 6 - - I Linden - . 28 - » 6 - - und 68 Stück Eschen-Tchirrhölzer unter den im Termine aushängendeu Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 3. December 1895. Des Raths Forstdcputation. Lekarmtmachnng. 3» vermlethen ist eine grotze Wohnung Im Erdgeschoß links des städtischen Hausgrundstücks Simsonftratzc Nr. 1«, be- flehend aus 4 Stuben, 2 Kammern, Küche und Zubehör, für 850 jährlich vom 1. April 1896 ab. Miethgejuche werden aus dem Rathhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 9 enigegengenommen. Leipzig, den 2b. October 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Morche. Die Materiallieferung zur Herstellung des Kasernenhofcs zu Möckern, 106. Regiment, und zwar LooS I 5i0,00ediu kieS, - II S40.00 - Steiukohlenschlacken soll im Wege öffentlicher Ausschreibung getrennt vergeben werden Der Termin wird Donnerstag, den IS. d. M., Vorm. 10 Uhr im Geschäftszimmer de- unlerzeichneteu Baubeamteu, Alexander- ftraße s)kr. 10, l., abgehaltrn, woselbst die Bedingungen rc. zur Einsichtnahme ausliegen. Der Königliche Garnison-Vanbeamte. Die städtische Sparrasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den v Februar 1895. Die Svarcassen-Tevntation. Die städtische Sparkasse zu Markranstädt verzinst die Eia- lagen halbmonatlich und zwar m t: 6 ' , o/o- Expeditionszeit jeden Wochentag Bormittag von 9—12 Uhr mit Ausnahme des Sonnabends. Cparverkehr im Monat October: 136115^-31^ Einlagen und 62 831 59 Rückzahlungen. Disponible Gelder liegen zur Ausleihung gegen Stellung von Hypothek oder Verpfändung mündelsichecer Werthpapiere, sowie gegen Verbürgung hier bekannter und zahluugssähiger Personen jeder zeit bereit. Sparkasse Markranstädt im November 1895. Aus der Woche. Q. Bier Tage bat bekanntlich der Reichstag mit der Etatsdebatte zugebracht. Dieser Zeitaufwand entspricht ungefähr dem Herkommen, aber nach dem Herkommen Kälte die Debatte auch einen politischen Charakter trage» sollen, und vaS ist nickt der Fall gewesen. Wir baden schon erklärt, durck die Be merkungen des Reichskanzler- über die Einheitlichkeit und die Initiative, will sagen die Nicktinitiative der Negierung nicht klüger geworden zu sein, und nach dem zu uitdeilen, waS alle anderen Blatter gesagt baden, scheint dies Ver harren in dem früheren intellektuellen Zustand nickt auf die Unzulänglichkeit eben dieses Iutcllecl» zurück- gesübrt werden z« müssen ES ist in der That auf die Zeit kein einziges Sireislicht gefallen und nur durch Schlußfolgerungen kann man zu der Ansicht eines Münchener Blattes gelangen, daß die Regierung e» als ihre Hauptauf gabe betrachte, jedem Conflict mit dem Reichstage aus cem Wege zu geben. Wenn Conflict hier in dem von den sech ziger Jahren Ker bekannten Sinne verstanden wäre, so müßie man diese Politik billigen. ES ist aber so gemeint, daß tue Negierung nicklS zu wollen wagt, wovon sie nicht gewiß weiß, daß die ReichStagSniebrheil e- auch will, und daß sie nicht verlangt, daß gewisse Parteien eS mit ihren Forderungen ihr, der Regierung, gegenüber auch so ballen. Dabei denken wir natürlich nicht an da- Verbältniß zur Soeialdemokratie, der der Reichskanzler und dcr preußische Justizminister so entgegengetreten sind, wie die Lage es er heischt, energisler jedenfalls, als die Redner der bürger lichen Parteien zusammengenommcn. Aber eS giebt auch ankere Parteien, über deren Beziehungen zur Negierung in der Etatsdebatte etwas zu erfabren, man ein Reckt gebabt batte. So daS Centrum. E« hat sich durch seinen Redner maßvoll, wie kaum jemals vorder, vernehmen lassen. Außer dieser Tbatsache ist die andere zu constatiren, daß die Entscheidungen des BundeSratbS über die vom Reichs tage aus eigener Initiative gefaßten Beschlüsse dem Reichs tage zugegangen sind, aber die Entscheidung über die Aufhebung des Jesuitengesetzes sich nicht darunter befindet. Die Regierung sagt nicht ja und nicht nein, und die CentrumS- presse könnte damit höchlich zufrieden sein. Sie ist eS aber nicht, oder stellt sich wenigstens unzufrieden. Vielleicht will sie damit verbergen» daß sie mehr weiß als wir, nicht über das Jesuitengesetz, an dessen Beseitigung dem Ultra- montanismuS nicht viel gelegen ist, sondern über andere Dinge. Dann sind die C o n s e r v a t i v e n. Sie sind in der Etatsdebatte nicht maßvoll, sondern geradezu limid auf getreten, aber aus Gründen, unter denen sich Be- sorgniß vor der Energie der Negierung nicht befindet. Im Gegegentheile treiben es die „Kreuzzeitung" und andere von den Conservativen ressonirende Blätter gerade jetzt wieder so schlimm wie nur je. Um sich über die Agrardemagogie auszulassen, Härte die Regierung nicht auf einen übrigens nicht ausgebliebenen Anlaß von agrarischer Seite zu warten brauchen; der Reichskanzler ist auch der Soeialdemokratie entgegengetreten, ehe einer der Ihrigen VaS Wort ergriffen hatte. Aber eS ist gar nichts erfolgt und nur auS dieser Zurückhaltung ist eS zu erklären, wenn man sich jetzt in conservativen Kreisen mit der ungeheuerlichen Er wartung schmeichelt, die Negierung werde sich mit den Regierungen von Oesterreich-Ungarn und Rußland in Ver handlungen wegen der Durchführung des Antrages Kan itz einlassen. Es ist undenkbar, daß das geschieht, aber der Wahn der extremen Agrarier ist charakteristisch für ihr Vertrauen in die Nachgiebigkeit der leitenden Kreise. Man denkt fick wohl: „Aat die Negierung den Bimetallisten durch die Anfrage, zunächst bei den Blmdesregierungen, wegen einer Wäbrungsconferenz ein agitatorisch verwerthbareS Ent gegenkommen gezeigt, warum sollte sie eS nicht auch gegen über den Entrepreneuren deS Antrags Kanitz tbnn? Die Sache kann ja zu nichts führen, aber wir behalten unsere durch den Plan der staatlichen Preisgarantie angelockten Leute beisammen und die können wir politisch gut gebrauchen." Bei dieser Rechnung ist nur Eins außer Acht gelassen. Da die Regierung erklärtermaßen den Antrag Kanitz erstens für wirthschaftlich unstatthaft, zweitens für undurchführbar kält, so hieße die Anknüpfung von Verhandlungen, deren Mißerfolg mit Sicherheit vorauSgeseben wird, nickt- Anderes, als bei der russischen und der österreichischen Regierung Unterstützung gegen eine Agitation suchen, der allein ent- gegenzutretcn man nickt die Kraft fühlt. Für so „diplo matisch" halten wir selbst den Diplomaten an oer Spitze der Reicksgeschäfte nicht. DaS Centrum, da» sich mit der Regierung trotz des JesuilengesetzeS so gut steht, hat Mißhelligkeiten im eigenen Lager zu besteben. Die schlesischen Führer wollen die Unterwerfung unter die großpolnische Agitation, deren Vertreter soeben in der Person des Herrn Radwanski Einlaß in der Centrumsfraction gefunden hat, nicht mit machen; Graf Ballestrem und Dr. Porsch, beide einst nambafte Führer nicht der Provinzial-, sondern der LankeS- partei, und mit ihnen Andere treten auS dem Provinzial vorstande aus. DaS wirb für so manches Centrumsmitglied, das nicht radikal ist und nicht geradezu auf Kosten des DeutschthumS Sympathien für die Polen hegt, peinlich sein. Aber die heutigen Führer und noch mehr die unfaßbaren Führer dieser Führer werden die Eniwickelung» natürlich rnter der äußerlichen Bekundung tiefen Schmerzes, hoch will- omnren heißen; denn die Schädigung deS DeutschthumS ist eines der obersten Ziele des UltramonlaniSmuS. Deutsches Reich. LH Berlin, 14. December. Der erste Congreß deutscher ocia li sti scher Aka dem iker,von dem das „Leipz.Tagebl." in einer Nr. 530 Noiiz genommen, ist, wie von einem Tbeitnebmer in der „Allgem inen Deutschen Universilätszeitung" mitgetbeilk wird, in Berlin abgehalten worden. Dieser Tbeilnedmer schildert zugleich den Eindruck, den der Congreß auf ibn ge macht bat; wir entnehmen der Schilderung Folgendes: „. . . DaS Ein« ist zweifellos, daß eine starke Gährnng wirthschafllich-socialistischer und politisch-freiheitlicher Tendenz sich in der heutigen Studentenschaft geltend macht, ob diese aber als Ganzes in daS Fahrwasser der offi- ciellen socialdemokratischen Partei einmündet, ist unS auf dem Congreß von Neuem zweifelhaft geworden. Und noch eine zweite merkwürdige Beobachtung haben wir gemacht. Schon bei der allgemeinen Partei-Agita tion ist eS wiederholt ausgefallen, wie leicht sich die Soeialdemokratie stellenweise mit Temperenzlern, Vegetariern und ähnlichen Richtungen assimilirt. Dazu kommt vielfach ein Ton spießbürgerlicher Moral, der nicht gerade an eine revolutionaire Umiturzpartei gemahnt. Wenn die Parleipresse heutzutage, was sie ja mit Vorliebe thut, Scandalgesckichten auS der Bourgeoisie ausschlachtct, so vergißt sie plötzlich alle materialistische Geschichtsauffassung, nach der sie jene höchsten- alsSymptome socialersz.B. sexueller) Mißstände auch in bürger lichen Kreisen seciren dürste, unk stellt sich auf das erhabene Pieke stal deS tugenksallen Pharisäers: „Seht, wir „Rotte" sind doch bessere Menschen. Dieser Geist unduldsamer Pöilister- moral und lebenSfeindlicher Askese fand auch unter den studentischen Mitgliedern deS Congresscs Widerhall, wo er wahrhaft verblüffend wirkte; seinen Höhepunkt erreichte er in einem von mehreren Stimmen unterstützien Antrag auf förmliche Controle des Lebenswandels, dessen Hauptregel in einer ganzen Schaar von Paragraphen niekergelegt waren und unter anderem verlangten (waS die Antragsteller selbs auck belhätigien), daß ein socialdeniokralischer Student keinen Alkohol genieße, kein Weib berübre rc. Wenn erst solche rückständigen Anschauungen gewisser Volkskreise in der Partei sich geltend macken, dann wird, glauben wir, der Stndent noch weniger für sie zu haben sein, als so." Diese Moral ist jedenfalls au» Bebet'S Werken nickt geschöpft. * Berlin, 14. December. Der Streik in der social demokratischen Buchdruckerei von Maurer L Dimmiö beschäftigte am Donnerstag eine Buchdruckerversamm lung. Einer der Strrikroden constatirte, daß bei der Arbeits niederlegung sämmtliche Arbeiter Lobnrückständ« bis zu 100 hatten, die ihnen nun (I) ausgezahlt wurden. Es hätten Zustände dort geherrscht, wie sie in kapitalistischen Buchdruckereien nie herrschen können, weil man sich die selben dort einfach nicht gefallen ließe. Die Forderungen der Streikenden seien: 1) Einstellung von zwei Maschinen meistern an Stelle eine- (zum Bedienen von fünf Maschinen-. 2) Beibehaltung der neunstündigen Arbeitszeit. 3) Lohn zahlung nach den alten Bedingungen, und zwar pünktlich jeden Sonnabend. 4) Stricte Befolgung der Arbeiterschutz gesetze, die, obwohl Maurer ein Arbeitgeber-Gewerbe- gerichtSbeisitzer (I) sei, dort beinahe gar nicht respectirt würden. Vom Setzer Moritz und dem Buchbinder Schmidt wurde auch behauptet, der Geschäftsführer Wagner behandele die Arbeiterinnen unwürdig. Giesecke meinte, bei Maurer L Dimmick könne man so recht sehen, daß Arbeiter, die durch die Arbeiter selbst sich eine Position ge schaffen, die schlimmsten Ausbeuter würden und ihre Arbeitnehmer am brutalsten behandelten. Sonnenburger constatirt, daß Maurer L Dimmick, die von der Gnade der Arbeiter lebten, die schlimmste Ausbeutung von Lehr- lingen und Mädchen ausübten, indem sie diese im aus gedehnten Maßstabe Sonntags- und Überstundenarbeit machen ließen; das Schönste dabei sei, daß Dimmick Mitglied der Orga nisation, ja sogar der Agitationscom Mission sei. (Große Unruhe.) Dimmick spricht unter großem Lärm. Er theilt mit, das; er die Streikenden nicht wieder einstellen werde, weil er bereits durch Organisirte Ersatz gefunden habe (große Unruhe), die er nicht wieder hinauSwersen werde, denn diese arbeiteten unter den von ihm gestellten Bedingungen (Unruhe). Diese Bedingungen empfehle er den Anwesenden zur Gutheißung. Sollten dieselben nicht angenommen werden, so werde er weitere Maßregeln treffen. Seine Bedingungen lauteten: Um concurreozfähig bleiben zu könne», kann die Firma nur Folgendes bewilligen: l) Abstellung der gerügten Mißstände, 2) Pünktliche Lohnzablung, 3) AnfangS-Wocbenlobn von 27 bei neunstündiger Arbeitödauer. 4) 33r/» Proc. Localzuschlag ür Accordarbeit. — DaS Auftreten deS „Genossen" Dimmick in der Versammlung wurde von den Anwesenden als an maßend, ja geradezu als „frech" bezeichnet. Es wird beschlossen, die Regelung des Streiks, beziehungsweise die weiteren Ver handlungen, auf Grund der neuerding- gemachten beider- citigen Erklärungen dem VereinS-Vorstande zu über assen. — So berichten die bürgerlichen Blätter. Der „Vorwärts" unterschlägt natürlich die für die Sache charakteristischen Einzelheiten. Typisch für das von dem ocialdemokratischen Centralorgan geübte Vertuschen deS ibm Peinlichen ist folgende Stelle auS dem Bericht: „Im Allgemeinen wurde die Gejchäftspraxis von MaurerL Dimmick einer sehr scharfen Kritik unterzogen. Weiter tadelte man die Thälig- leit des dortigen Gejchästöführers Wagner." Eckt zukunftstaatliche Berichterstattung! Schließlich theilt daS Blatt mit, daß die Differenzen durch Eingreifen der be treffenden Organisationen ihre Erledigung gefunden hätten. Da» ausständige Personal sei gestern Mittag au seine Plätze zurückgekehrt. * Berlin, 14. December. Der bekannte Conflict zwischen dem Bürgermeister Kummer von Colberg und dem Regierungspräsidenten von der Reck fand gestern vor dem I. Senat deS Oberverwaltungsgerichts unter Vorsitz seines Präsidenten, Wirkl. Geheimraths PersiuS, seinen Abschluß. Bürgermeister Kummer zn Colberg batte, wie erinnerlich sein wird, den Saal des der Stadt gehörigen StrandsckloffeS zur Abhaltung einer Bersammlung, in welcher der Abgeordnete Bebel sprechen sollte, dem socialdemokratischen Arbeiterverein bewilligt, nachdem wiederholt derselbe Saal den Angehörigen anderer Parteien für politiscke Versammlungen freigegeben worden war. Als er von dem RegierungSpräsiventen zur Rechtfertigung seines Verhaltens ausgefordert wurde, kam er diesem Ansinnen in einem Schreiben nach, welches nach der Ueberzeugung des Bürgermeisters nickt in unangemessenem Tone gehalten war. Bürgermeister Kummer wurde hieraus von dem Regierungspräsidenten auf Grund der HH 15 und 19 des Disciplinarstrasgesetzcs vom 21. Juli 1852, in Verbin dung mit tz 20 des ZustänvigkcitSgesetzes, in eine Geldstrafe von 9V genommen. Er bat gegen diese Verfügung den Rechtsweg beschritten und beim Oberverwaltungsgerickt die Aufhebung derselben beantragt, nachdem eine an den Ober präsidenten von Pommern eingelegte Beschwerde als unbe gründet zurückgewiesen worden war. In der Verhandlung wurde der Kläger durch den Stadlrath Proschwitz aus Colberg, die Regierung durch den RegierungSrath Tieterici vertreten. Nach längerer Berathung verkündete der Voi sitzende Ober- verwaltungSgcrichtspräsidrnt PersiuS den Gerichtsbeschluß, welcher, wie schon telegraphisch gemeldet, dahin lautete, daß die Klage auf Aufhebung der Verfügung des Regierungs-Präsi denten und Ober-Präsidenten zurückzuweisen, die Ordnungs strafe in der Höhe von 90 aufrecht zu erhalten und die Kosten deS Verfahrens dem Kläger aufzuerlegen seien. Au« der Begründung des UrthrileS ist hervorzuheben, daß eine Partei, deren Zwecke und Bestrebungen gegen die Grund lagen deS Staates gerichtet seien, unter keinen Umständen eine Begünstigung durch irgend einen Beamten erfahren dürfe. Dies sei aber durch den Kläger ge schehen, denn die Ueberlassung des Saale- sei geeignet ge wesen, eine zahlreiche Versammlung zu ermöglichen. Mit dem Grundsatz, „Gleiche- Recht sür Alle", habe ve- Ver halten deS Klager- nichts zu tbun. K. Berlin, 14. December. (Telegramm.) Der Kaiser fuhr gestern Nachmittag nach der Jagd im Grünewald mit dem Prinzen Georg von Sachsen nach dem hiesigen königl. Schlosse und geleitet« seinen hohen Gast in dessen Ab steigequartier, die Terrassen-Wobnung dr- Schlosses Abends 6»/, Uhr empfing der Kaiser den Minister de» Innern
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