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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190705265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-26
- Monat1907-05
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Hauptversammlung vertagt, an welcher ein Antrag aus Kvd:- sikation des Eingeborenenrechleo an erster stelle besprochen werden soll. Daraufhin wurde Bremen als Taqungovrl ^str die nächste Hauptversammlung bestimmt und bann die Versammlung durch Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg mit Dank.swortcn geschlossen. * Zu TernbnrgS Reise. lieber Vie Grünte, aus denen eer Staatssekretär Dernburg seine Reise »ach Sünvestairika einstweilen aufgegeben hak und es vorziehk, nur »ach Ost afrika zu geben, hört man folgendes: Herr Drrnburg habe, feit seinem Amtsantritt, alle Gouverneure der verschiedenen Kolonien pertöntich kennen gelernt, mit Ausnahme deö Gouverneurs von Ostafrika, des Frhrn. v. Rechenberg. Mit Herrn v. Schuckmaan, dem neuen Gouverneur von Südwest asrika, und mit Herrn Dr. Seitz, dem Nachfolger des Herrn v. Puttkamer iu Kamerun, habe der Staatssekretär sich gründlich aussprechen können, und er bege jetzt den Wunsch, die Tätigkeit deS Herrn v. Rechenberg in Augenichein zu nehmen. Es komme hinzu, daß die für Südwestasrika notwendigen Bahnkanten gesichert feien — neue Bahnlinien seien, entgegen anderslautenden Behauptungen, einstweilen nicht geplant — und daß eS jetzt notwendig sei, die Eisen- bahnfrage in Ostafrika ru studieren. Der Staatssekretär habe gewünscht, den Besucv Südwestafrikas an die Reise nach Ostafrika angliedern zu können, es habe sich aber ergeben, daß ein solcher Reiseplan eine 2Vtägigc Reiltour enthielte. Nach den Anstrengungen der letzten Monate glaube Herr Dernburg, einer derartigen Strapaze nicht mehr ganz ge wachsen zu sein, und darum habe er den Besuch Südwest afrikas ans das nächste Iabr verschoben. * Infauteric-Regimeut Nr. 93. Aus Anlaß bcr Hundert, jahrfcier des Archaltischen Infanterieregiments Nr. 93 hat der Kaiser an den Herzog ein Handschreiben folgenden Wortlauts gerichtet: „Durchlauchtiger Fürst, freundlich lieber Vetter! Es gereicht Mir zu auf richtiger Freude, Euerer Hoheit zu dem heutigen Tage, an dem Höcbstdero Anhaitisches Infanterie-Regiment Nr. 93 sein hundertjähriges Bestehen feiert. Meinen wärmlsten Glück wunsch aussprechen zu können. Mit wahrer Genugtuung gedenke Ich dabei der guten Dienste dieses Regiments in dem großen Kriege von 1879/71, vor allem seiner trefflichen, erfolggekrönten Leistungen in der Schlacht bei Beaumont. Ich halte Mich versichert, daß, wenn das Vaterland wie- herum seine Söhne zum Kampfe rufen sollte, Euerer Hoheit tapfere Landeskinder ihre Pflicht in der Väter Art zu er füllen wissen werden. Empfangen Euere Hoheit bei diesem Anlasse zugleich die Versicherung der aufrichtigen Freund schaft, womit Ich verbleibe Euerer Hoheit sreundwilliger Vetter, gez. Wilhelm R. Neues Palais, den 21. Mai 1907." — Der Herzog verlas dieses Schreiben bei dem großen Festessen im Kristallpalaist und knüpfte daran folgende Worte: ,Zn diesem Sinne weihe Ich Mein Glas Seiner Majestät dem Kaiser, Meinem lieben Regiment und dem Offizierkorps." — Auf das Handschreiben bat der Herzog nachfolgende Antwort an den Kaiser ge richtet: „Seiner Majestät dem Kaiser! Neues Palais. Euer Majestät spreche Ich sirr die Mir gütigst übersandten Glückwünsche zur Jubelfeier Meines Re giments Meinen tiefgefühltesten und freudigsten Dank aus. Zugleich beeile Ich Mich, Euer Majestät die Mit teilung zu erstatten, daß das Regiment soeben in feierlicher Stunde das Gelöbnis seiner unerschütterlichen Treue und Hingebung an Euer Majestät den obersten Kriegsherrn jubelnd erneut hat. gez. Friedrich." * SS. Deutscher Protestanteittag. Die Sektion „Kirche und Volksleben", iu der Pfarrer Traub-Dortmund über die Frag«: „Protestantisches Christentum und christliche Ge werkschaften" sprach, nahm einen recht interessanten Verlauf. Es gelaugte folgende Resolution zur Annahme: „Wir er klären uns im Sinne des rechtverstandenen Protestantis mus gegen jede Bestrebung, die sozialen StandeS- vertretuugea der arbeitenden Klassen kirchenpolitisch aus- zunntzeu, zugleich aber für alle Bestrebungen auf soziale Hebung der Masse durch rechtlich anerkannte Gewerk vereine, die sich grundsätzlich auf die Vertretung ihrer Standes- -ntereffen beschränken." — In der Schlußsitzung sprach Direktor Dr. Schmidt-Berlin über Volkskirche und Be kenntniskirche. Er führte aus, daß die Reformation die Vergeistigung der Religion im kirchlichen Christentum bedeute. Der neuen Zeit sei die Vergeistigung der sittlichen Berufs gemeinschaft ru der Arbeit aller für alle als neues Ideal aufgeleuchtet. Statt aber im Geiste dieses Ideals die eigne Erneuerung zu erstreben, habe sich die offizielle protestantische Kirche mit wenigen rühmlichen Ausnahmen zum mittelalterlichen Bekeuutniskirchentum zurückgewanvt. Dieser reaktionären Strö mung gegenüber gelte es, die kirchliche Glaubensgemeinschaft aus einer Bekenntniskirche zur wahrhaft protestantischen Volkskirche auszugestalten, iu der sich bas Ideal der Religion des Geistes und der Gotteskindschaft verwirklicht. Neue Bekenntnis bildung sei nicht nötig, auch nicht die Abschaffung der alten Bekenntnisse, sondern die Erhaltung und fruchtbare Verwer tung ihres geistigen GehaltS durch Deutung und Anwendung ihrer Aussagen vom Christus des Glaubens auf jeden ein zelnen gläubigen Christeamenschen. Es gelte also eine Ver geistigung und Vermenschlichung des christologischen Dogmas durchzuführen. Zum Schluß konnte Prof. FriseniuS-Wies- baden als Fazit ziehen, daß sich der Protestantentag, unbeschadet der Meinungsverschiedenheit in Einzelfragen, in der Forderung nach Abschaffung des apostolischen Bekenntniszwanges einig sei. — Auf eine Anregung aus der Mitte des Kongresses führte ReichstaaSabgeordneter Schrader noch aus, daß der Deutsche Protestanteuvereiu den Ideen des Monisten bundes zwar diametral entgegenstehe, daß er es aber nicht billigen könne, wenn, wie es Prof. Reinke jüngst im preußi schen Herrenhause getan habe, mit den Gewaltmaßregelu des Staates gegen ihu vorgegangen werden solle. — Damit hatten die diesjährigen Verhandlungen ihr Ende erreicht. Am Nachmittage legte eine Deputation am Denkmal des Prof. Fresenius einen Kranz nieder. Im neuen Kurhaus sand der Protestantentag mit einem Festmahl seinen Abschluß. * Ueber eine Lrganisatlo« des Gesamtliberaltsmus schreibt man dem „B. T." aus Mannheim: Obschon die jiberalen Parteien an dem Grundsätze festzuhalten gedenken, ihre Anhänger in der Regel gesondert zu organisieren, ist doch in der jüngsten Karlsruher Sitzung der Blockführer auch der AuSnahmefall vorgesehen worden, daß in manchen Gegenden eine wirksame Bekämpfung des Zentrums und der Sozial demokratie die Schaffung von Organisationen des Gesamt liberalismus erheischt. Auf eine von nationalliberaler Seite erfolgte Anregung hin verständigten sich nun Delegierte des hiesigen nationalliberalen, des demo kratischen und des freisinnigen Vereins, daß in den Land gemeinden deSWahlkreiseS Mannheim-Weinheim-Schwetzingen gemeinsame liberale Volksvereine gegründet werden sollen, welche keiner einzelnen Partei anzuglieeern, sondern lediglich einem gemeinsamen Aktionsausschuß zu unterstellen sind. Dieser soll aus je drei Vertretern des nationalliberalen, des demokratischen und des freisinnigen Verein«, aus den beiden Vorsitzenden der nationalliberalen Bezirksoereine in Wein- beim und Schwetzingen sowie aus dem Vorsitzenden des frei sinnigen Vereins in Schwetzingen bestehen; auch wird ihm wahrscheinlich noch ein Vertreter d«S nationalsozialen Vereins beitreteo. Der Aktionsausschuß soll zunächst die proaram- matljcheu Richtlinien für die gemeinsame agitatorische Tätig keit seststellen, wobei die wichtigen aktuellen Fragen der Reichs-, Landes- und Kommunalpolitik in den Vordergrund zu rücken sind. Dann wird die Organisation und Agitation sofort in Angriff genommen und eine ständige enge Fühlung zwischen Stadt und Land aufrecht erhalten werden. Sollte tick dieses Zusammenarbeiten in der Praxis bewähren, so hofft man, daß es auch für andere Gegenden unseres Landes vorbildlich wirken wird. * dKreur«Zeitmi»S"-P«ltltk. Bekanntlich hat die „Kreuz- Zeitung" irr ihrer Srhosncht nach einer konservativ-klerikale» Paarung di: liberale Lanttaaskand.vatur dcs katholischen Plärrers Grandliiger eem Erzbiichvs von Bamberg atü ein AergerniS nachempsunde». Infolgedessen fühlt sich die „Krcuz Zlg." auch durch das Auftreten de- katholischen Pfarrers Tremel belästigt, der öffentlich die Kandidatur Graudinger als ein Zeichen deö Friedens in einer Zeir wachsender konfessioneller Gegensätze begrüßt bat. Eine solche Zuspitzung der konfessionellen Gegensätze sieht die „Kreuz-Ztg." in beängstigender Weise nur da eintreten, „wo der Liberalismus besonders laut in die kullurkämpferische oder gar christentumsseindliche Kricgstrvmpete stößt." — Die Wirksamkeit der klerikalen Hetzpresse in der angegebenen Richtung kann zu Unzunsten des Liberalismus nicht unbefangen übersehen werden, als es hier von Seiten der „Kreuzztg." geschieht. Da daö konservative Haupiorgan sich mir diesem Liebesdienst gegenüber dem Klcri- täliSmus nicht begnügt, sondern hiuzufügt, daß die positiven Elemente der evangelischen und der katholischen Kirche die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses wider die christcn- tumsfeindlichen Bewegungen betonten, muß darauf hinge wiesen werden, wie nutzlos die „Kreuz-Ztg." den „kultur kämpferischen" Liberalismus auf dem Altar des Zentrums opfert. Denn führende Zentrumsorgane vom Range der „Köln. Volksztg." beben immer wieder hervor, daß die Hauptquelle deS „Katholikenhaffes" bei den evangelischen Pastoren, dem Anhänge der „Reichsboten", zu suchen sei. Dies hat die „K. V.-Z." erst jüngst dem „Bad. Beob." vorgeballen, als letzterer die Lage für die Wandelung vom 13. Dezember 1906 verantwortlich machte. Weiß die „jkreuz- Ztg." davon nichts? * LandtagSkandidatur. Man schreibt uns aus Aue i. V.: In einer hier abgehaltenen VertrauenSmänncrver- sammlung wurde nach einem Vortrage des sächsischen Landtagsabgeordneten Langhammer die Aufstellung eines liberalen Kandidaten beschlossen. In Aussicht genommen wurde dem Vernehmen nach zunächst Stadtrat Eugen Dörsfel-Eibenstock. Wie bekannt ist, kandidieren bereits im Kreise zwei konservative Bürgermeister. Es ist wahr scheinlich, daß man sich auf eine industrielle Kandidatur ver ständigen wird. alc. Noch ei» GranLiager. Aus Stuttgart schreibt man uns: Ueber eine» „württembergischen Grandinger" führt daS diesige Zentrumsorgau beweglich Klage. Em katholischer Geistlicher bat nämlich das Verbrechen begangen, im „Schw. Merkur" einen Artikel zur Schulfrage zu veröffentlichen, worin unter der Ueberschiist: „Ein verlorener Posten" die Beseitigung der geistlichen Bezirksschulaufsicht durch die in Aussicht stehende Dolksschulnovelle freudig begrüßt wird. Der Grimm LeS Zeutrumsorganö ist begrifflich, denn dieser Geistliche verfährt nicht eben säuberlich mit dem politischen Klerikalismus. Es gebe Menschen, so sagt er, die daS Kommende als eine Art Gericht, als etwas Schreckliches, Unerhörtes, als ein Attentat gegen die christtiche Schule und noch einiges andere dazu empfänden oder zu empfinden sich einbilveken, und die „führende" Presse samt den hinter ihr stehenden Fanatikern (daS Zentrumsblatt macht hier entsetzt ein Aus rufungszeichen) tuu seit Jahren ihr möglichstes, um den Popanz recht fürchterlich zu machen. Mit solchen Leuten zu verhandeln, sei ganz verlorene Liebesmüh. Viele Katho liken begriffen absolut nickt, daß nichts in der Welt, besonders keine geistige Einrichtung, ohne Ursache zu grunde gehe. Sie seien es von ihrer Kirche her ge wöhnt zu glauben, daß alles, was die Menschen einmal ins Dasein gesetzt hätten, unabänderliche Wahrheiten und Einrichtungen seien, Dinge, die sofort erstarrten und ver steinerten, die auch nur zu kritisieren frevelhaft und „unkirch lich" wäre. Der „württembergische Grandingcr" setzt dann auseinander, es sei ganz recht, daß die geistliche Bezirksschul» aussicht aufgehoben werde, schon deshalb, weil die geistlichen Bezirlsschulaufseher völlig überlastet seien und nicht zzs-ei Herren — der Kirche und der Schule — dienen könnten. D'rr jetzig« Zustand sei »ach Ansicht aller, die im Schulbetrieb stehen, unhaltbar, auch sonst ringe sich unter den gebildeten Katholiken die Ueberzeuguog durch, daß die Neuerung nicht alles aus den Fugen brmgen werde. Mau werde sich an die weltlicke Schul aufsicht bald gewöhnen. Die Frage, warum sich die führenden Persönlichkeiten der katholischen Kirche dennoch dagegen sträuben, beantwortet der Geistliche dabiu, daß es im tiefsten Hintergründe eigentlich nichts sei als Herrschsucht, als die äomilluncli cupiäo, die immer und überall allein kommandieren wolle, vor der alle Veruunftgrüude sich auf den Bauch zu werfen hätten. Das hiesige Zentrumsblatt bestreitet das natürlich sehr lebhaft. Es weiß aber sachlich zu der Frage wenig mehr zu sagen, als baß das Zentrum, das unentwegt au der geistlichen Schulaufsicht festhalte, bei den letzten LandtagSrvahlen 105 000 Stimmen erhalten habe. Und daun kommt noch ein Schmerzensruf darüber, den katholischen Geistlichen in der Gesellschaft der Liberalen zu sehen. * Zur Wahlbewegung in Bayern. Wie bei den Reichs tagswahlen stellt sich ein Teil der Münchener Studenten schaft in die Dienste der liberalen Sache für die Landtags wahlen. In einem Ausruf der Studentenschaft heißt es u. a.: „Die die Studenten am meisten berührenden Forde rungen der Lehr- und Forschungsfreiheit sind gefährdet! Hat doch ein bayerischer Minister das Bestehen der Lehrfreiheit geleugnet und nur die Forschungsfreiheit zugegeben. Auch diese wird mit dem Wachsen der ultramontanen Macht vom bayerischen Ministerium noch geleugnet werden. ... Es hat das bayerische Ministerium auf die Frage eines liberalen Abgeordneten es abgelehnt, darüber Auskunft zu geben, wie viel die Hochschulen für ihre Bedürfnisse gefordert haben, und wieviel das Ministerium dem Landtage vorzulegen wagte. Sonst wäre es an das Tageslicht gekommen, welche Abstriche den ultramoutanen Freunden zuliebe gemacht wurden . . . Wir kennen keine Stellung Bayerns zum Reich, wie es im Wahlaufruf dcs Zentrums heißt, sondern nur eine Mitarbeit im Reich. Je stärker der Liberalismus in Bayern ist, desto stärker ist die freiheitliche Bewegung im Reiche und die vater ländische in Bayern. Kommt alle Mann für Mann!" — Zu den mannigfachen bereits vorhandenen oder latenten Un stimmigkeiten im Zentrumslager ist jüngst noch dazu eine scharfe persönliche Fehde zwischen den beiden Heißspornen Tr. Heim und Dr. Schädler entbrannt, die sich gegenseitig mit Vorwürfen unwahrer oder frei erfundener Acußerungcn überhäufen. * Ein Arbeiter-Kartell. Ei» Privattelezramm aus Sonneberg teilt uns mit: Die Heimarbeiter im Thüringer Walv haben sich zu einem Schnitzerverband zusammen geschlossen zur Erzielung günstiger Fabrikationspreise. tk. Die Agrarkommission des Abgeordnetenhauses hat über den Antrag des Abg. v. Bieberstein, betreffend Enr- schädig-unq des Grundbesitzes in den Grenzkreisen, die durch Sperrmaßregeln gegen Einschleppung und Verbreitung von Viehseuchen geschädigt werden, Bericht erstattet. Der An trag will, daß den Betroffenen, die gewissermaßen im Inter esse der gesmntcn Landwirtschaft des inneren Lande s größeren Schädigungen unterworfen seien, eine Entschädigung seitens des Staates bewillig* werde. Von Remermngsver- tretern wurden Bedenken gegen den Antrag erhöben. Der Staat sei für die aus der polizeilichen Tätigkeit erwachsenden wirtschaftlichen Nachteile einzelner nicht verantwortlich. Eins Entschädigung würde unabsehbare Konsequ'enzen hevbeiführen- einnral Bernis»»^» aus anderen Kreisen, sodann Eingriffe in die Polizeigewalt des Staates. Ueherdies seien- die Sperrmaßregeln an der Grenze nicht schärfer, als im Innern des Landes. Auch sei cs schwer, Grundsätze für die Ab messung der Entschädigungen ausznstellen. Di« Kommission war der Meinung, daß für die schwer geschädigten Besitzer etwas getan werden müsse, und beschloß, den Antrag dahin zu ändern, daß aus Etatsmiitteln in Zukunft Unterstützungen gezahlt werden sollen, obgleich solche sonst nur boi all gemeinen Notständen gewährt werden. * Lohnbewegungen t« Tabnlgewerbe. Da« Zigarren- machrrgewerb« gehört mit zu deu wenigen Ewerb-zweigen, in denen eben von einer Verkleinerung der Betriebe als von einer ui vie Augen fallenden Betriebskonzentration gesprochen werden kann. Zugleich macht sich hier schon seit ungefähr einem Iahrzebnr eine andere Erscheinung bemerkbar. Die Ausbleitung deö Zigarrenmachergewerbes über immer größere Gebiete. Waren vorher Bremen und Hamburg und die Um gebung dieser Städte die Bezirke, in denen das Ziqarren- mackergewrrbe seinen Hauptsitz hatte, und wo auch lchon der Großbetrieb von höherer Bedeutung war, so habe» diese beiden Skädle mit ihren benachbarten Orten in den vergangenen Jahren sehr viel von ihrer Bedeulung als Fabrikationsorle von Zigarren eingebüßt. Mehr und mehr ist die Zigarren industrie in die lleineu Städte und auf das plaite Land hinausgedrängt worden, und diese Bewegung auf Dezentra lisation der Betriebe hält noch immer an. Hauptsächlich zieht sich die Zigarrenindustrie nach Gegenden, in denen noch sehr niedrige Arbeitslöhne üblich sind, und wo auch gleich zeitig noch wenig andere industrielle Beschäftigungen vor Händen sind. Man findet die Zigarrenmacherei fast überall im Süden Deutschlands, in Elsaß-Lotbringen, in verschiedenen Bezirken Westdeutschlands, in mitteldeulschen Gebirgs gegenden, im Königreich Sachsen usw. Vielfach wird die Zigarrenmacherei als Nebenbeschäftigung betrieben. In folge dieser Zersplitterung der Betriebe und des werten AuseinanberliegenS der einzelnen Orte, in denen vie Zigarrenmacherei betrieben wird, nehmen auch die einzelnen Lohnbewegungen der Zigarreumacher nur noch einen geringen Umfang an. Wurden früher iu den Hausastäbten verschiedene große und hartnäckige Lohnkämpfe durchgeführt, die all gemeine Aufmerksamkeit erregten, so zerfallen jetzt die Lohn bewegungen in viele Einzelbewegungen, die alle nur noch eine lokale Bedeutung haben, die aber doch in ihrer Gesamt heit ziemlich große Scharen von Arbeitern und Arbeiterinnen umfassen. Besonders die letzte Woche war reich au solchen Einzellohnbcwegungen in der Zigarrenindustrie und zum Teil sind auch noch lolche Bewegungen im Gange. HusIanU. Oesterreich-Ungarn. * Der internationale lanvwirtschaftltche Kongress. In Wien fand gestern die jeirrliche Schlußsitzung des internationalen landwirtschastticheu Kongresses statt. AlS Ort deS nächsten Kon gresses wurde Berlin gewählt. Nach Daukesworten deS Vorsitzenden, Fürsten zu Auersperg, au alle, die deu Kongreß ermöglicht und durckgesührt haben, dankte Meline der Leitung des Kongresses und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Kaiser Franz Josef. Frankreich. * Mintstcrrat. Im Ministerrate teilte der Minister des Aeußern Pichon den Inhalt eines Telegramms des französischen Botschafters in Tokio mit, nach dem das Einvernehmen zwischen Frankreich und Japan über das von ihnen beabsichtigte Abkommen nunmehr ein vollkommenes sei, und die Unterzeichnung des Ab kommens in sehr kurzer Zeit bevorstehe. Ferner verlas Pichon die letzte Antwort des marokkanischen Ministers des Aeußern Abdelkrin ben Sliman, in der die Befriedigung aller Forderungen Frankreichs versvrochen wird. Pichon teilte mit, daß der Gesandte Regnanlt ermächtigt sei, mit der scherifischen Regierung zu verhandeln, damit die versprochenen Genugtuungen auch tatsächlich bewilligt werden. — Der Ministerrat wird Ende der nächsten Woche über die den fran zösischen Bertrrtern auf der Haager Konferenz zu erteilenden Weisungen beschließen. Italien. * Skandal im Parlament. Das Neapler Sozialistenblatt „Propaganda" hatte den Abgeordneten Romano als das Haupt der Camorra der Terra di Lavoro bezeichnet und Belege erbracht, die diese Anklage erhärten sollten. sHer sozialistische Abgeordnete Morgan fragte daraufhin den Justiz minister, ob er von dieser Anklage der „Propaganda" -Kennt nis genommen habe Ohne die Antwort des Ministers ab zuwarten, ergriff der Abgeordnete Romano das Wort und nannte, seine Unschuld beteuernd, Morgari einen feigen Ver leumder. Dieser erwiderte, das werde man sehen, sobald der Justizminister seine Pflicht getan haben werde. Inzwischen wiederhole er, Romano sei ein Oberhaupt der Camorra und unwürdig, ein Mitglied des Hauses zu sein. Er wundere sich aber nicht, daß bisher nichts wider ihn geschehen sei, denn in seiner Vaterstadt Capua seien auch die Richter nur seine Handlanger und Helfershelfer. Tie Worte Morgaris er regten einen ungeheuren Tumult. Der Vorsitzende hob die Sitzung auf und befahl den Stenographen, diese Austritte aus dem Sitzungsbericht zu streichen. * Garibaldi-Feier. Zur Erinnerung an den hundertsten Ge burtstag Garibaldis, der in diesem Jahre gefeiert wird, bringt der Ministerpräsident Giolitti einen Gesetzentwurf ein, durch den ein Kredit von einer Million Lire für arme Veteranen, die unter Gari baldi gedient haben, gefordert wird. (Beifall.) Rußland. * Die Rede Stolypins. Ueber den Schluß von Stolypins Agrarrede wird folgender ausführlicher Bericht verbreitet: Stolypin kritisiert das Programm der konstitutionell-demokratifchen Partei, daS voller Widersprüche und unklar fei. Einmal anerkannt, zerstör« daS Prinzip der gewaltsamen Enteignung den Begriff deS Eigen tums. Die Regierung schließe sich aber einem anderen Gedanken der Partei an, nämlich der wirtschaftlichen Freiheit der Bauern. Die Partei proklamiere deu Grundsatz der StaatShilie für die Be völkerung, aber dieser Grundsatz stehe in krassem Widerspruch zu der Maßnahme der gewaltsamen Enteignung. Der Minister weist sodann auf die Agitation in den Provinzen unter den Bauern hin. Die Regierung schließe sich den Kreisen deS Publikums an. welche das Leben der Bauern auf gesetzlichem Wege verbessern wollen, aber es gebe eine Gegenströmung, welche die Unruhen vermehren und alle regierungsfeindlichen Kräfte vereinigen wolle. Man habe Briefe von Petersburg verschickt, die in deu Provinzblättern verösfentticht seien man schlug vor, Laub mit Gewalt fortznnehmeu. Unter solchen Umständen müsse mau gewärtig fein, daß Versuche gemacht würden, sich mit Gewalt Land anzneignen. Die Gefahr fei noch weit, man müsse aber ein« Grenze ziehen, die zu überschreiten der Staat, wenn er Staat bleiben wolle, nicht gestatten dürfe. Der Entwurf der konstitutionell-demokratischen Partei würde zu demselben End resultat führen, wie der der Parteien der Linken. Stolypin legt daun den Standpunkt der Regierung dar; die Regierung wolle da» LoS der Bauern verbessern; die Regierung wolle, daß der Bauer wohlhabender Eigentümer fei, denn wo Wohlhabenheit sei, da seien auch Bildung und wahre Freiheit. Zu dem Zwecke müsse der Bauer von den Bedingungen, unter denen er jetzt leb«, befreit werden und müsse in den Besitz der Früchte seiner Arbeit kommen. Allen Bauern, denen Land mangele, müsse da- nötige Land gegeben werden. Man habe gesagt, daß zu diesem Zweck 57 Millionen DeSjatinen notwendig seien, während die Regierung nur 10 Millionen besitze, aber die Regierung hab« soeben erst ihr Werk begonnen. Der Minister geht sodann zu den staatlichen Hilfeleistungen über. Der Staat sei krank, fein kränkster Teil aber seien die Bauern, des halb müsse mau ihnen helfrn. ES sei vorgeschlagen worden, 130000 Domänen unter die Bauern zu verteilen, aber man könne einen kranken Körper nicht wieder zu Kräften bringen, indem man ihn mit Stücken feines eigenen Fleisches nähre; man müsse den Organismus aufrütteln, ihu wieder iu Fluß bringen, dann werde er selbst die Krankheit überwinden. Alle Parteien drs StaateS müßten daran teilnrhmen; das wäre vielleicht Sozialismus, aber Sozialismus des Staate», der schon häufig in Europa Ver wendung gesunden habe. Der Staat könnte Privatländereien kaufe», die mit staatlichen und katserticheu Domänen einen Länder- sondS bilden würden. Die Presse würden nicht steigen, da das Angebot an Ländereien beträchtlich sei. Die Bauern, die großen Mangel au Ländereien hätten, könnten solche unter günstigen Bedingnugen aus diesem Fond- erhalten. Dir Bauern seien zur Zeit arm und könnten die hohen Prozente, die der Staat fordere, nicht zahlen. Dieser könnte jedoch die Differnz zwischen dem Prozentsatz der zu emittierenden Obligationen und dem Prozentsatz, der al- uormol anerkannt würde, für die Bauern übernehmen; die Differenz könnte iu LaS Budget eingestellt werden. So würden alle dazu herangezogen, den Bauern zu dessen, daö Land zu erwerben, dessen sie benötigten. Was die Zwangsenteignung an- belange, so dürste man diese nickt al- Zauber- oder Allheilinittel ansrheu; die Zwangseoteiannog würde in dem ruinierten Rußland noch eiu« Klasse ruinierter Grundeigentümer schaffen. Die Zwangs enteignung könne nötig sein aber nur in Ausnahmefällen. Stolypin chließt: Meine Erfahrung von 10 Jahren hat mich überzeugt, daß man an der Agrarfrage stündig arbeiten muß, daß eS unmöglich ist, sie sofort zu lösen. Wir schlagen einen bescheidenen, aber wirk lichen Weg vor; die Staatsfeinde dagegen möchten den Weg des Radikalismus, den Weg der Vernichtung der Geschichte Rußlands, der Loslösung von feinen Kulturtradttiouen wählen. Sie wollen große Erpreyungen, wir wollen et» große- Rußland! (Beifall rechts.) * Schöne Worte. Der russische Reichsrot richtet« anläß lich der Mitteilung der Regierung vom 20. Mai über den gegen den Kaiser geplanten Anschlag «n Telegramm an den Kaiser, aus das der Kaiser in folgendem Telegramm aut- Wortei«: „Ich dank« dem Reichsrat von Herzen für den Aus druck seiner Gefühle und bin überzeugt, daß er mir eine ge treue, feste Hilfe bei allen Werfen fein wird. Was mein Leben betrifft, so ist cs mir nicht teuer, wenn nur Rußland in Ruhm, Frieden und Gedeihen leibt. * Eine Kriegskontribuliou die „verloren" ging. Ter gewiß „nicht alltägliche" Fall, daß eine Kriraskontribution — dazu noch eine solche in der Höhe von fast 16 Millionen — „verloren" ging, hat sich, natürlich in Rußland, ereignet. Es bandelt sich uin die Entichädigung, die Rußland an Japan für die Kriegsgefangenen zu zahlen hat. Schon im vorigen Jahre wurden 45,9'Millionen von der Duma bewilligt und auch Vern Finanzministerium aus bezahlt. Jedermann wac der Ansicht, daß mit diesem außerordent lichen Kredit die Angelegenheit erledigt sei. Bei dieser an sich ziemlich berechtigten Ansicht hatte man aber die Rechnung ohne den Witt, in diesem Falle ohne deu russischen Tichtuownik, gemacht. Tenn die russische Negierung wurde von Java» in diesem Jahre wieder leise, aber energisch gemahnt, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Darob, große Bestürzung! Wo war das Geld geblieben?! Kein Mensch wußte Auskunft zu gebe». Genug! Es war nicht bezahlt, daS war eine feststehende Tatsache. Und ebeuso unumstößlich steht die Tatsache fest, daß das Geld auch nicht da ist. Nitschewo! Nicht da! Fettig! Es hat sich auf dem großen Instanzenweg verbröckelt. Und ist hängen geblieben. Spaßvögel meinen, daß vielleicht die Postanweisung mit deu 45,9 Millionen in Tokio nicht angekommen sei, und geben den Rat, bei der japanischen Post eine Belchwerde einzureichen. Jedeusalls ist der Humor der Tat sache, daß eine Kriegsentschädigung „verloren" geht, so groß, daß man sich in Petersburg ungeheuer amüsiert und das Blamable dieser Treu losigkeit eist an zweiter Stelle diskutiert. Da es aber den Ja- ponskis ganz gleichgültig ist, wo daS Geld blieb, und sie nur bare Münze sehen wollen, so hat sich die Regierung nölens voious ent schließen müssen, diese Forderung von 45,9 Milliouen noch einmal in den Etat einzusiellen, und sie wird in geheimer Sitzung von der Duma beraten werden. Die Regierung ist jedenfalls nicht zu be neiden, die die angenehme Pflicht hat, solch« Kleinigkeiten' zu veraotworten. * Kinnländischer Landtag. Aus HelsingforS wird uns gedrahtet: Gestern abend fand die erste öffentliche Sitzung des finnländischen Landtages im Saale des Feuerwehrgebäudes statt, wo die allgemeinen Versammlungen des Landtages fiattfinden werden. Rechts sitzen die Schwedomauen und Jungfiunen im Zentrum die Altfinneu, links die Gruppen der Sozialisten. Tie zu Abgeordneten gewählten Frauen sitzen innerhalb ihrer Parteien. ES wurde eine BrgrüßungSdepesche der Präsidentin des russischen Frauenbundes, der Aerztin Schabanow, verlesen. Die Antwort depesche an die ReichSduma wurde besprochen und die von dem Talman vorgeschlaqene Fassung angenommen, in der der Duma Dank, sowie Wünsche sür eine fruchtbare Tätigkeit auf dem Wege zur Freiheit und wirtschaftlichen Wohlfahrt ausgedrückt werden. Hieraus redeten die Altfinnen, die Schwedomauen und Jungfinncn. Die Sozialisten und Frauen redeten nicht. Nachdem daun die Ant wort auf die Thronrede beraten war, wurde die Versammlung ge schlossen. — Die heutige feierliche Eröffnung deS Landtages wurde mit einem Festgottesdienst in dem Nikolai-Dom eiugeleitet, dem der Generalgouverncur beiwohnte. Am Domeingange empfing idn der Zeremonienmeister des Landtages, in der Kirche der Bischof von Borgo nebst zwei Pröpsten in vollem Ornat. Den Predigten, die sowohl in finnischer wie in schwediicher Sprache gehalten wurden, folgte ein feierliches Tedeum mit Posaunen- und Trompeten, begleitung. Hierauf erfolgte im Thronsaale des Kaiserpalais die feierliche Eröffnung des Landtages durch den Geoeralgouverneur, der, am Fuße des Thrones flehend, folgende Rede namens des Kaisers und Großfürsten von Finnland verlas: „Ich begrüße Sic als Vertreter des finnischen Volkes und erwarte von Ihnen fruchtbringende Arbeit und standhafte Erfüllung Ihrer Obliegen heiten. Möge Ihre erfolgreiche Tätigkeit zur Festigung der Grundlagen der verwirklichten Reform beitragen. Neue Gesetz entwürfe, welche die verschiedensten Seiten des Volkslebens be rühren, werden Ihnen zum Teil jetzt, zum Teil im Laufe Ihrer Mandate zur Beratung vorgelegt werden. Judem ich den Segen deS Allerhöchsten auf Sie und Ihre Arbeit herabflebe, erkläre ich den Landtag sür eröffnet." Nach Verlesung der finnischen und schwedischen Uebersetzung der Thronrede wandte sich der Landiags- Talman an den Generalgouverneur mit einer Rede, in der er seine Ergebenheit für den Kaiser und Großfürsten von Finnland zum Ausdruck krackte. Ter Talman antwortete in finuifcherSprache aus dieThronrede. Er führte aus, die Meinungsverschiedenheiten auSzugleichcn und die Bürger zu gegenseitigem Verständnis zu bringen, sei die Absicht der auf die Hebung des materiellen Wohlstandes und der grilligen Entwickelung der unbemittelten Bolksklaffen gerichteten Maß- nahmen, und darin sehe die gegenwärtige Volksvertretung eine ihrer erfteu Aufgaben. Die sehnsüchtigsten Wünsche des finnischen Volkes seien darauf gerichtet, sich der Erfüllung seiner Kulturaufgoben widmen und seine Existenz als Nation aufrecht erhalten zu können. Die beste Grundlage für diese Tätigkeit sehe das Volk in der inneren Selbständigkeit Finnlands. Zum Schluffe bat der Talman den Generalgouverneur, dem Kaiser die ehrfurchtsvollste Ergebenheit des Landtages auszudrücken. Nachdem der Generalgouverneur di« Liste der Regierungsvorlagen verlesen hatte, brachten die Ab geordneten ein dreifaches Hoch auf deu Kaiser aus. Die Abgeord neten aller Fraktionen waren vollzählig erschienen. Norwegen. * Mittisterwechsel. Im Staatsrate wurde dem Verteidigungs minister Generalmajor Olßen die erbetene Entlassung bewilligt unter Ernennung zum Generalleutnant und Ches der Festungsartillerie. Generalmajor Olßen begründete sein Entlassnngsgrsuch damit, das; er in einzelnen Fragen der Verteidigung nicht die genügende Unterstützung innerhalb der Regierung gefunden habe. Minister- Präsident Michelsen übernimmt vorläufig die Leitung des Ver- tetdigungsdepartrments. Türkei. * Suita«, werde hart! Die Botschafter der Ententemächte habe» bei der Pforte Schritte getan zur Beschleunigung von Maß- regeln zur Unterdrückung deS griechischen und ferbilchen Banden- Unwesens. — Solls was helfen, mutz mau dem Türken gestatten, das Raubzeug bis in seine Räuberhöhlen hinein zu verfolgen. Freilich reicht auch daS nicht hin, fo lange er die Höhlen nicht dauernd belebt halten darf. Wäre mit Serbien 1876, mit Griechen land 1897 eiu End« gemacht, fo gäbS heute weder ein griechisches noch ein serbisches Bandenunwesen aus türkischem Boden. Indien. * Die Lage in Lstbengalen. Die Zeitung „Piweneer" ver öffentlicht ein Telegramm aus Datka, demzufolge die Lage in Ost bengalen im allgemeinen ruhiger ist. Im Zusammenhang mit den Unruhen haben im Mymensingdistrikt 69 Verurteilungen stattgefunden; ISO gerichtliche Verfahren finv noch nicht abgeschlossen. In dem unruhigen Gebiet sind die BerstärkunqStrnppen und Poli- zeimannfchaslen zusammengezogen. In Serajgunj ist eS zweimal zu kleinen Unruhen gekommen, weil von den Krämern der Preis deS Salze«, wie die Bevölkerung glaubt, unberechtigterweise be deutend erhöht ist. Es sind 19 Verhaftungen vvrgrnommen worden. 50 Mann Polizeitruppen wurden nach der Stadt eotsandt. Marokko. ' Die Verhandlungen mit Frankreich. Eine Note der „Agcnce Hcwas" besagt:- Die Forderungen der französischen Regierung an die marokkanische Regierung aus Anlaß der Ermordung Dr. Mauchamps enthalten folgende Punkte: 1> Abberufung und Inhaftierung des Paschas von Marra kesch in Tanger, weil er schuldig befunden ist, die Massen gegen Dr. Mauchcnnp erregt zu haben. 2) Untersuchung des französischen Konsuls von Mogador in Marrakesch, um die Schuldigen ausfindig zu machen und die Verantwortlichen zu ermitteln. 3) Bestrafung der Schuldigen, und zwar der Mörder Dr. Mauchamps und Charbonnicrs und der An greifer Lassalas und de Gironcourts. 4) Zahlung einer Ent- fchädigungsfumme, deren Höhe später die französische Regie- rung feststen wird, sür die Ermordung Dr. Mauchamps.
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