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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190705193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19070519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19070519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-19
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Anzeigen.Preis Moraerr-Ausgabe ö Bezuas-Prei- riDigcr TWtblall Sonntag 19. Mai 1997 Nr. 138 politischen persönliche wenn die im Geiste den 1907 sich der oon für wie 101. Jahrgang * Die Aussperrung der Berliner Bauarbeiter vollzog sich am gestrigen Tag rubig; 500 Mitglieder des Berbaudes der Baugeschäfte führten Lea ÄuSsper- rungSbeschluß stritte durch. * Der ungarisch-kroatische Konflikt über die Amtssprache im Eisenbahnwesen hat sich bedeutend verschärft. (S. Ausl.) politische feiertagsgeaanlren. Za diese festlichen Tage de« Blühens und der Unrast will die Politik nicht recht paffen. Was man so Politik nennt und in vieler Leute Augen nicht- ist als ein Gewirr von Emzelfragen, al- eia Gerank von Partei«» und Gruppen, al- eia Ringen um Macht und Einfluß, Wohl gar aus selbstische» Gründen. Aber e- gibt auch noch eine andere Art, di« Dinge zu sehe». Dabei möge vor allem sestgchalien werden, daß hier nicht etwa eine allgemeine ParteipaaruugS- hymue gelungen oder das Verschwinden der Parteien als dringendste Forderung des TazeS proklamiert werden soll. Parteien sind noiwendig aus vielerlei Gründen. Sie sind in der parlamentarischeuPraxis ganzunentbehrUch,schon des Ucberblicks und der Dispositionen wegen, dielen dem Wähler gewisse Garantien und würden sich außerdem in alter oder neuer Form sofort wieder bilden, wenn man sie gewaltsam zerstört hatte. Es sind ihrer freilich zu viele. Aber ihre Zahl beweist nichts gegen die Notwendigkeit von Parteien an sich. Und eS muß direkt als unrationeller und sachunkundiger Gedanke bezeichnet werden, ein parteiloses, aus lauter Indivi dualitäten zusammengesetztes Parlament sei erstrebenswert. Es wäre gräßlich. Ein paar Wilde dagegen, gerade wenn sie starke Persönlichkeiten sind, nehmen sich nicht übel aus. Natürlich hat die Parteibildung auch ihre dunllen Seiten. Und ihre dunkelste rft wohl die künstlich gezüchtete Einseitigkeit der Auffassung, die Verständnislosigkeit für andere Ansichten. Dena man muß sich vergegenwärtigen, daß die ParteibiSziplin eifersüchtig über Verkehr und Haudlungea wacht, daß jede Partei ihr Programm, ihre Politik als ganz allein richtig, als heilsam, als unübertrefflich auSgebea muß, weil sie sich sonst al» überflüssig erklären müßte. Und eS ist auch das gut« Recht jeder Partei, mit allen Kräften (wobei sich da- Moralische nach einem berühmt gewordenen Ausspruch von selbst ver steht) ihre Ziele zu verfolgen und alle andersgerichteten Be strebungen zu bekämpfen. Aber diese Parteien dürfen unter keinen Umständen Tyrannei üben und ihre Anhänger nicht zu feindseliger Gesinnung allen anderen gegenüber erziehen. DaS aber ist heute häufig genug der Fall. Manchmal äußcrl sich die Tyrannei in komocher Brutalität. Es gibt zum Beupiel kaum eine politische Angelegenheit, die so sehr nach Objektivität, nach parteirücksichtSlosem Urteil schreit wie eine Wahl prüfung. Und waS erlebt man regelmäßig, sobald über die Gü ligkeit einer Wahl entschieden werden soll? Daß ge schloffen nach Parteien, nach Parteirückfichte», nach politischen Sympathien und Antipathie» abgestimmt wird. Za die Ab geordneten fühlen kaum noch den üblen Humor der Situation, wenn sie, zum Richten über Verfehluugeu berufe», je nach ihrer Parteiangehörigkeit und der de» Prüfling», eia Mandat zuerkeuuen »der adsprechen. Und da» schlimmste ist, daß hier an Abhilfe kaum zu denken ist. Denn wenn auch nur eine Partei au dem Unfug sestbält, sind die übrigen schon der Stetigkeit der MachtverhLUmfle wegen gezwungen, e» auch zu tun. Und da» Resultat ist ener komische Anblick, den von Parteiparolen geleitete» Poli tiker al» Richter fungieren zu sehe». Mit der parteipolitisch behütete» Berstä»dui»losigkeit für die Anschauung politischer Gegner, für ihre Motive sieht e» nicht bester au». Und trotzdem ist e» sehr empfehlenswert, daß gerade in dieser Beziehung Wandel geschaffen wird, denn dies« Verstand»i»lofigkeit ist die Wurzel vieler Uebel. E» ist durch«» nicht »Liig, nicht emmal erwünscht, daß jeder Haopt-Ftttal« Berlin-. E arlD n n cker,Herzgl.Bayr.Hofbuchhandlg., Lüyowsiraße 10 lT-l. Vl, 4003'. für Leiv-<a nnd Vororte durch unsere Trüg« und Spediteure m» -aus zebracht: Aus gabe a nur morgen») oterteliabrlich 3 monatlich r -lusgabe L morgens und abends) oierteliäbrlich 4 50 M., monatlich 1.50 M. Lurch die Poft bezogen (I mal täglich) inuervald DeuiichlandS und der deutschen itoionen vieitelfübrlich 3 monatlich l M. auskchl. Poübestellgeld, für Oeslerreich-Ungarn vierteljährlich 5 L 45 b. Abonuement-Anuahme: AugustuSvlatz 8, bei unseren Träger», Filiale», Svediteureu und Alluahmeuelleu, sowie Postämtern und Briefträgern. Di« einzelne Nummer tostet 10 Pf». Redntttou und türvedttiou: (wdanuisgasse 8. Teleph. Nr. 14692. Nr. 14693. Nr. 14694. Berliner RedattiouS-vureau: Berlin d>1V. 7. Prinz LouiS Ferdiuand- Strabe I. Telephon 1. Nr. 9275. Var Wichtigste vsm Lage. * Die Ernennung de» stellvertretenden KolonialdirektorS Derndurg zum Staatssekretär des Reichskolonial- awteS ist vollzogen. Der Chef der Reichskanzlei Geheimrat v. Loebell ist zum Unterstaatssekretär der Reichs kanzlei ernannt worden. Die neugeschaffene Stelle eines vierten Direktors >m Auswärtigen Amte ist durch Geheimrat v. Schwartzloppen besetzt worden. Geh. Ober- regierunaSrat Günther wurde zum Vortragenden Rat in der Reichskanzlei ernannt. * Bor dem vereinigten zweiten und dritten Straf senate des Reichsgerichts wird am 5. Zuni wieder ein Spionageprozeß verbandelt. Die Anklage richtet sich gegen den am 23. Zannar 1886 in Warschau geborenen an geblichen Schuhmacher Johann ParczewSki, der früher Student war. * Zn dem Vergleich, mit dem der Münchner Hof theaterprozeß sein Ende gefunden har, erklärt der an- geklagte Chefredakteur deS »Bayerischen Kuriers", daß er auf Grund der Beweisaufnahme die von ihm gegen die Kläger gerichteten beleidigenden Behauptungen zurückaimmt und die deu Privatklägern erwachsenen Kosten und Auslage» tragen wird. (S. Bericht.) Handelszeitung. Amtsblatt des Mates und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig hätte. Zeugnis besten die außerordentliche Majorität, mit welcher der Führer der agrarischen Schutzzöllner, Chaplin, der Kardorff Englands, Chamberlains Vorläufer, in der Nachwahl in Wimbledon über den liberalen Kandidaten gc- siegt hat. Tie unionistische Partei wird zweifellos mit jedem Tage einheitlicher protektionistisch. Und in Manchester hat Campbell-Bannerman es offen ausgesprochen, daß der Kampf mit der Schutzzöllnerei im Mutterlande jetzt ernst wird. Das ist das unzweifelhafte Ergebnis der Kolonialkonferenz für die innere Politik Englands. für Inserate au» Leipzig u. Umgebung die 6gefpatteue Petitzellr 25 Pf, sluauzkell« An- zeige» 30 Bf, Reklame» 75Pf.; von au-wärt» 30 Pf., Reklamen 1 M.; von» Ausland 50 Pk., finanz Anzeigen75 Pf, Reklamen 1.50 M. Inserate v.Behörden im amtlichen Teil 40Pf. Brilagegrbühr 5 M. p. Tausend rxkl. Post gebühr. GejchästSaa,zeigen an bevorzugter Stelle im Preise erhöht. Rabatt nach Tont Festerteiltr Aufträge können nicht zurück- gezogen werde». Für da« Ericheiuen an de)limmteu Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: Au»llftu»VlNtz 8, bet sämtlichen Filialen u. allen Aanoncen- Expeditionen des In- und Auslandes. Oon japanischer krriedltng. Alle Kenner der ostasiatischen Verhältnisse sind einig darüber, daß der europäische Westen im Lauf nächsten Jahrzehnte auf Ueberraschungen insbesondere japanischer Seite aus rechnen darf. Ob Japan oder China zu einer wirklichen Gefahr Europa werden können, darüber läßt sich heute so gut gar nichts sagen. Keinesfalls wäre es eine ernste Gefahr zu nennen, wann etwa die Mongolen von neuem in Europa einzufallen die Tollkühnheit haben würden, da in diesem Falle einfach Kultur und Barbarei gegenüberstehen würden, ein Fall, der noch immer mit der Bewältigung der Bar barei geondigt har. Sind aber die Mongolen, die Europa überschwemmen wollen, keine Barbaren, so steht Kultur gegen Kultur. Und es wird voraussichtlich die bester« Kultur sein, die den Sieg davonträgt. Es ist nun von hoher Bedeutung, in welcher Weife an dem Werden der neuen Kultur gearbeitet wird. Daß die Erziehung in Schule und Haus einen sehr wesentlichen An teil daran hat, wird niemandem beifallen zu bestreiten. Von allen Ländern des Orients ist Japan kulturell am weitesten vorgeschritten. Bei keinem Volk hat sich West europäisches bereits heute so stark und unauslöschbar ern- genistet wie dort. Und wenn auch nicht übersehen werden darf, daß gemäß der japanischen Geistesoeranlagung vieles nur äußerlich erworben ist und oft japanischem We^en und japanischer Denkart gar nicht einmal völlig entspricht, so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß europäische Einflüste in Heer und Verwaltung, in Erziehung und Kunst wallen und unverwischbar geworden sind. Der Privatdvzent der Zoologie an der Universität München, Dr. Franz Doflein, der Ostafien aus langer eigener Anschauung und auf Grund eingehendster Studien genau kennt, hat in seinem Ungemein beehrenden Buche „Ostasienfahrt" (Verlag von B. G. Teubner ist Leipzigs ein besonderes Kapitel der japanischen Erziehung gewidmet. D-oslein hat für Japan und seine Bewohner viel, sehr viel übrig, aber er läßt sich nirgends verleiten, nur die Vorzüge zu sehen und zu loben, er verteilt Licht und Schatten in besonnener, kritischer Weise und hat sehr wohl herausqefunden, welche europäischen Einflüsse in Japan be reits bodenständig geworden sind und welch- nur von äußerem, problematischen Werte sind. Ucber die Erfolge, die Japan mit der Nachahmung der europäischen Erziehw'ysgrundsätze erzielt hat, ist noch wenig bekannt geworden. Erst die jetzt Heranwachsende Gei- neraüon wird uns darüber belehren können. Voraussicht- lieh aber stehen uns da manche Uebcrraschungen bevor. Die japanische AusbistiuiN'g kann sich auch haute noch nicht an nnstenscbaftlicher Gründlichkeit und Vertiefung mit der europäischen messen, aber sie hat anderseits etwas vor dieser voraus, das nicht unterschätzen ist: die Begeisterung. Auf Grund dieser Begeisterung, mit der neue Elemente im japanischen Volk Aufnahme fanden, und aus Grund des zähen Lernbetriebes ist ja erst die geradezu glorreich« Tat sache möglich geworden, daß einige Jahrzehnte genügten, um einen Staat vom mittelalterlichen Niveau zur mo dernen Organisation empvrzuentwickein. Der Trieb zu lernen, ist schon in Alt-Japan stark gelvesen, auch die beste Methode wäre wirkungslos gewesen, wenn sie diesem Willen zur Reform nicht begegnet wäre. Schon früher gab es in ihrer Ärt brauchbare Volksschulen. Der Schul betrieb selbst funktionierte schon, es handelte sich nur darum, ihn modernen Ansprüchen auzupasten und in traditionelle Former, neues Lcben einzuhauchea. Wie bei uns in Europa ist das Programm der Volksschule daraufhin gerichtet, den Kindern die Ausangsgründe einer allgemeinen 'und mora lischen) Bildung zu geben und ihnen io viel allgemeine Kenntnisse ii'-il Fertigkeiten zu vermitteln, ais das täglicke Loben erfordert. Wie bei uns kommen auch in Janpan die Kinder nach vollendetem sechsten Lebensjahre in die Ele mentarschule, di« ste vier Jahre lang besuchen. Nur in einem Punkt unterscheiden sich di« japanischen Elementarschulen vorteilhaft von den europäischen: durch die stärkere Betonung des Unterrichts, der die körperliche Entwicklung fördern soll. Es gibt fast 30 000 Elementarschulen in Japan mil unge fähr 5 Millionen Schülern. Die Schulhäuser sind luftig: Holzhäuser mit großen Glassenstern, und ihre Lage ist ost künstlerisch und stimmungsvoll. Ter Moralunterkichr wird religionslos erteilt und die Wirkungen dieser rein welt lichen Morallehre sind keineswegs schlecht, wobei allerdings berücksichtigt werden muß, daß der Japaner nicht vom Christentum, sondern vmn KonfuzionismuS umgeben ist. An den meisten Orten giebt es noch höhere Elementar- schulen mit zwei bis vier Jahreskursen, in denen sapa- nüche Geschichte. Handel, Landwirtschaft und Englisch ge trieben wird. Wichtiger und e nflußreicher als diese sind die Bürgerschulen für den Mittelstand, in di« der Knabe mit dem 13. Jahre eintritt und in der er fünf bis sechs Jahre verbleibt. Hier werden Chinesisch, fremde Sprachen, Geschichte, Geographie, Mathematik. Naturkunde sZoologi: und Botanik, Physik, Chemie, elementare RechtÄkund« nnd Nationalökonomie gelehrt. . In den höheren Bürgerschulen, die als Vorbereitung zum Universttätsbesuch gelten, unterscheidet man drei Ab teilungen, zwischen denen der Schüler in Rücksicht aus sein späteres Studium wählen muß: eine juristisch-literarisch«. e>ne landwirtschaftlich-technisch« und ein« medizinisch«. Hier sind dvei Jahre zur Aus- und Vorbildung erforderlich. In diesem Punkte unterscheidet sich die japanische Vorbereitung also ganz erheblich von dem deutschen System: in Deutfw- land trifft der Schüler erst nach vollendeten! Schulbesuch, nach zwölf- oder dreizebnjähr ger Vorbereitung seine Waal Hinsichtlich des zu erwählenden Berufes, während dies« En,- Vie vierte ffslsniallronketenr. (Von unsere',l Londoner L.-Korresponbenten.) Wenn man aus den Ergebnissen, den positi' en wie wehr sentim«nt»i«a^. oer Kolonialkonferenz von als praktischer Politiker die Schlußsummc ziehen will, so wird man sich einen Augenblick fretmachen müssen von allen den Vcrbindungsfäden, die zwischen der Reichspolitik und der Parteipolitik, im Mutterlande in gleicher Weise wie in den Kolonien, bestehen, in denen die Betrachtung der eng lischen Presse natürlich völlig verstrickt ist. Daß positive Ergebnisse bedeutsamer Art vorliegen, die von jedem Partei mann anerkannt werden sollten, geht schon daraus hervor, daß die „Times" in ihrer Summierung der Konferenz, lcistungen von dem parteipolitisch am meisten ausgenutzten Problem, das die Konferenz beschäftigte, von der Preference- Frage, gänzlich absehen und sich lediglich auf den kühlen Standpunkt eines späteren Historikers des Reichs zurück ziehen, von dem aus sie genug des Epochemachenden zu ent decken wissen. Diese epochemachenden Resultate wird man am klarsten yinstellen können, wenn man zunächst ausgeschaltet hat, was ihre Erkenntnis verdunkeln kann. In der Hauptsache ist daher zu ermitteln, was die einzelnen Kolonien erreicht oder nicht erreicht haben und, was das Mutterland erreichte oder zugestanden hat, ehe man zur Skizzierung der Fortschritte ge- langt, welche die Föderation des Reichs, die wirtschaftliche und die politische, gemocht hoben. Zuletzt ist die Frage zu beant worten, wie die Stellung der im Mutterlande regierenden Partei beeinflußt wird. Von den Kolon. eine gründliche Enttäuschung Neu fundland erlebt. Man erzählt, daß der Minister Bond die Konferenz nach einer heftigen Szene unter Protest gegen die englische Politik, die Vereinigten Staaten auf Kosten der Kolonien bei guter Laune zu erhalten, verlassen habe. In der Tat werden die Neufundländer in diesem Jahre wieder erleben, daß britische Kriegsschiffe die Amerikaner in ihren vertraglich zugesicherten Fischcrcirechten gegen die Exekution des im höchsten Gericktshof der Kolonie ergangenen Ur teiles schützen. Alle Kolonialpremiers haben sich auf den Standpunkt gestellt, daß daS Kolonialamt ein solches Urteil nicht umstohen dürfe, und die amerikanische Presse vergleicht die Situation mit dem Kampf der Kalisornier gegen die Bundespolitik in der japanischen Schulfrage. Aber selbst die oppositionelle, stramme imperialistische „Morning Post, die stets die Sckweiswedel vor den Vereinigten Staaten in grimmig bekämpft hat, sieht sich zu dem Zugeständnis ge nötigt, daß sich in den amerikanischen Kolonien eine über triebene Vorstellung von „Stoatsrechten" entwickelt hat. Sie warnt vor der kolonialen Stimmung, die im Swetten- Ham-Zwischensall Ausdruck gefunden. Sie gibt aber zu, daß Großbritannien seine Verträge halten muß. Die australischen Premiers haben kaum minder schlecht obgeschnitten. Sie kommen mit fast gänzlich leeren Hände», soweit die partikularistischen Wünsche in Frage stehen, nach Hause. Diese Wünsche waren allerdings so extrem, so er. füllt von dem Gedanken besonderer Staatsrechte, und sie wurden in so extremer Form vorgetragen, daß ein Fehlschlag wohl auch dann nicht ausgeblieben wäre, hätte der Ein- berufer der Konferenz, der konservative Premier Balfour, sie noch zu leiten gehabt. Erklärte doch selbst ein führendes konservative» Organ, daß der Premier de» australischen Commonwealth von allen Konferenzvertretern den meisten Unsinn geschwatzt habe. DaS Positive, was Mr. Deakin nach Australien bringt, ist ei» Kompromiß in der Frage de» protek tionistischen australischen Shipping Act, das vom liberalen Kabinett mit dem veto belegt Var, nun aber mit gewissen Ein schränkungen in Kraft treten darf. In der Reich-zollverein»- froge ist gerade Australien» „Preference Offer" von Mr. ASquith in sarkastischer Weise als Humbug zurückgewiesen worden. Die Stellung de» ohnehin nickt allzu starken austro- liichen Ministerium», da» den extremen Protektionismus der Arbeiterpartei vertritt, ist weder durch da- Kompromiß, noch durch die Abweisung der „Offer" gekräftigt Ob freilich die australische Preference-Bewegung ebenso heftig getroffen ist. w,rd von den Erfolgen oder Mißerfolge» der Protektio nisten ,m Mutterlande abhöngen. Sir Wilfrid Saurier, der kluge Premier Kanada», hat, von vornherein mit dem liberalen Kabinett des Mutter- lnnd«s sich akkomodiereud, auf sofortig« und positiv« wirt- Parteien bis zur Parteilosigkeit mapsere. Das vertragen nur wenige, ohne ernsthaften Schaden zu nehmen an ihrer Seele. Aber dafür muß das Verständnis doch allmählich geweckt werden, daß schließlich die Parteien nur Exponenten ganz bestimmter Strömungen und Ueberzeugungen im Volke sind. Eö geht doch gar nicht an, irgend eine vielleicht kulturell rückständige Stellungnahme mst einer überheblichen Geste abzutun, wenn die unS rückständig erscheinende Gesinnung in Millionen deutscher Volksgenossen lebt. Und es wäre nun eist recht falsch, bei den Bekenner» solcher Antikullur Torheit oder Tücke oder Heuchelei vorauszusetzen. Diese Leute sind weder Narren, noch heucheln sie. Sie sind nur anders. Sie leben iu einer anderen gedanklichen Welt. Und solange wir uns nicht den Eingang iu diese andere Welt verschafft haben, werden wir die Leute nie verstehen, werden wir sie auch nie mit Aussicht auf Erfolg bekämpfen können. Aus unserem virlsach und vielerorts häßlichen L.ben würde mit einem Schlage viel Mißtrauen, Gehässigkeit und unnütze Schärfe schwinden, politiichen Führer sich bemühen wollten, einmal der übrigen Parieien zu denken, sich in ihre Ausgaben zu versetzen. Eist wer sich zu der EikennlniS durchgerungen ha», daß auch die anderen Existenzberechtigung haben, daß sie Notwendigkeiten, daß sie Produkte organischen Lebens sind, ist politisch reif. Es heißt ja neuerdings, im Preußen deS Herr» v. Studl wolle man biologische Siubiengänge an den Gymnasien ein- rickten. Vielleicht ließe eS sich bei der Gelegenheit auch er möglichen, daß unsere Politiker etwas von der Biologie pro filierten. Es würde der Politik und ihre» Sitten sehr dienlich sein. schaftliche Vorteile für das Dommwn^ugesteu^ auch >m großen und ganze Ationssreiheit des Tomi- Vorteile ist die handelspvlitiiche All. ^eulM-nw zu nion, die zur Beilegung des Zollkrieges viel- einem günstigen Handeln 6 «-.-„helsvertrag mit den l-ich, auch M -m-m --'"-Uch-" L, S>°»d- V-r-.m».-» Staat-" lubrca w! »E MEkrland wird punkt höchst wertvolle ErgcbilMe. kanadische Poli. diesen Verträgen zuzustimmen habem englischen squi-SSKLsäs einen leinen Te.l d» ^'rkung^ver^an^^^ substduenen erst ln »paiercr sc l vc dürfte, nach ehr tangiblen Verbindung sich wird bedienen können. Die arößten positiven Erfolge hat General Botha mit- iL"- s-,nd to aroß daß die oppositionelle Preffe nickt mit Un^echl oon der politischen Bestechung spricht, welche das liberale Kabinett bewilligt habe, um seine Wahl versprechungen in Sacken der »gelben Sklaverei "füllt hu leben Botha bringt seinen Transvaalern die englische Garantier -in- 5 Millionen Pfund Sterl. Anleihe m.t, fünf Millionen von den dreißig, die nach dem ^r eden von Vereeniaing durch die Minenhauser garantiert, die diesen aber noch unter der konservativen Negierung erlassen wurden Ferner hat das Kolon,alamt m den Fortb-itand der bürgerlichen Entrechtung der asiatischen Untertanen Großbritanniens im Transvaal gewilligt, dem stürmischen Verlangen des Burenelements also ein mit dem libera en Credo heftig disharmonierendes Opfer gebracht. Botha wird nach seiner Ankunft in Pretoria das Abkommen verkündigen, dessen die Chinesenfrage berührenden Punkte mit Winston Churchill vereinbart sind und nicht nur die Minenlndustrie und die Nationalistenpartei in die Hand des Ministeriums Botha liefern, sondern auch die weiße Arbeiterbewegung an das Burenregiment fesseln, vor allem aber die alte burijche Auffassung von der Behandlung des schwarzen Eingeborenen elements — Dr. Carl Peters bezeichnet sie bekanntlich als die einzige angemessene Schwarzenpolllik — zum Geschäfts prinzip deS Transvaal machen. Jene 5 Millionen werden vor allen Dingen der burischen Landwirtschaft zugute kommen. Sogar seine militärischen Pläne für d" Etabli^rvng der burisf- n Herrschaft Hot der General, wer a auch unter Ab schwächung der von ihm zewünschtetz /Z.'skFN .Vurckgesetzt. Nimmt man dazu Bothas Erklärung zu der Preference-Rejo. kution von 1902, welche die handelspolitische Führerschaft des Transvaal in dem Ringen um den südafrikanischen Wirt schaftsverein konstituierte, so bringt der Kapitulant von Pretoria die „burische Republik" und deren VormachtS- stellung im künftigen südafrikanischen Staatenbund von der Kolonialkonferenz mit nach Hause. Botha war auch der ein zige Minister, den der König empfing. Das Mutterland hat nur ein großes grundsätzliches Zu geständnis an die Gesamtheit der Kolonien gemacht. Und dies liegt in der Richtung auf politische Föderation in schar fem Gegensatz zum Zollvereinsgcdanken. Das ist die An erkennung der Kolonialkonferenz als permanenter Jnstitu. tion, die alle 4 Jahre zu berufen ist, und zu deren Vor bereitung im Colonial Office ein Departement ständig tätig ein soll. Die Etablierung eines Reichsrates und eines selbst» kündigen Bureaus für diesen außerhalb der Verantwortung >cs Kolonialamts ist abgelehnt worden. Die Kolonien »leiben also Kolonien, der von den Australiern gemachte Ver- uch, die staatsrechtliche Parität mit dem Mutterlande durch eine Hintertüre zu erreichen, ist gescheitert. An Stelle des voreilig erstrebten Staatenbundes bleibt das alte politische Unterordnungsverhättnls bestehen. Selbst bei dem Zuge ständnis größerer handelspolitischer Aktionssreiheit an Kanada und bei der Preference-Erklärung Botyas, die als staatsrechtliche Emanzipation hätten gedeutet werden können, hat das Kolonialamt durch besondere Erklärungen die Kon- stituierung des Präzedenzfalles ausgeschlossen, sich also rein militärisch verhalten. Auch die den Kolonien erteilte Er laubnis, zu den Kongressen des Weltpostvereins und über drahtlose Telegraphie künftig eigne Vertreter zu entsenden, können nur in diesem Sinne gedeutet werden. Ob das Mutterland in der Frage der BeUragsleistung zur Reichs verteidigung Zugeständnisse erzielte, ist noch nicht bekannt. Dagegen sind für die Organisation der Reichsoerteidigung, für Mobilisierung, Austausch von Frontoffizieren und Generalstäblern, einheitliche Bewaffnung und einheitliche Ausstellung der Cadres Vereinbarungen getroffen worden. Die Einheitlichkeit der Naturalisation und der Schulbildung ist wenigstens angebahnt worden. Auf der kolonialen Schiss- sahrtskonferenz ist eine weitreichende Uebereinstimmung der für eine allbritische Schiffahrt erforderlichen Standard- bestimmungen erzielt. Man wird nicht leugnen können, daß diese Resultate „Geschäft" bedeuten, wie Mr Asouilh meinte, und daß sie das Reich straffer konzentrieren, als cs bisher der Fall gewesen ist. Insoweit wird auch die Politik deS Kabinetts von der Opposition anerkannt. Diese legt natürlich das Hauptgewicht auf die dauernde Etablierung der Konferenz. Ganz richtig schreibt die „Times": „Tie Konferenz hat aufgehört ein Experiment zu sein, sie ist eine Institution geworden und wird, wie es in der Natur bri tischer Institutionen liegt, wachsen." Daß die Stärke Groß britanniens in der internationalen Politik durch die straffere Zusammenfassung des Reiches lediglich auf der Grundlage politischer Annäherung unmittelbarer gewachsen ist, als es unter Verquickung mit der wirtschaftlichen Föderation der einstwe^l'en'noch""' "Undings bestreitet die Opposition „ 'st der „große Bankerott", die scharfe Absage ein Verdienst der libe- d?, "m r" Befestigung des Reiches, das durch ^"^'d°nke»S den großen Handels- A«Ä^von^d S-g'nwäu'igen°kan°d!schen Zo1lÄo'?m, b ^schnellen der Zollvereins Aber in Australien hat man "Lohten, inotektionistischen Agitation zu land- nütz^ ^tmis.,, Im Mutter- — ..... ^..,- liberale Reoieruna Schulter , welche die I icheidunq in Japan bereit» inmitten der Mittelschulbildung ae-eit* bat ^den^^ck,,»»suH-"^^ Kommission I fällt. Da'lein meint, daß da» japanische System blutende Appläu» de» d" wärmste I Vorzüge hab« und daß e« d'« Methode darstell«, die mit gc- omau« ve« »ab,nett» für die Zollv«re,n»ide« e» vermocht I wissen Abänderung» in Zukunft auch bei uns werde dur--
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