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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.04.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960402019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896040201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896040201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-04
- Tag1896-04-02
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Wird aber der Sieg des NeguS durch den Friedensschluß besiegelt und seine Unabhängigkeit offen proclamirt, so ist thatsächlich eine be deutende Verschiebung der Machtsphären in Afrika die Folge. Jedenfalls wird man in Afrika dann mit dem Zaren zu rechnen haben. Nicht bloS England hat Ursache, über die Anwesenheit des neuen Concurrenlen am Rothen Meere Be- sorgniß zu hegen, dessen Kriegsschiffe ihm manches Ungemach bereiten können, sondern alle Colonialstaaten daselbst werben die Tbätigkeit Rußlands sehr entschieden empfinden. Haben die asiatischen Fortschritte Rußlands im Allgemeinen Niemand erregt, so sieht es mit dem Eindringen in Afrika wesentlich anders aus. Hier spielen die Interessen fast aller Großmächte mit. Wie die Sache sich gestaltet, eines seben wir jedenfalls, daß Rußland sich durch Asien von anderen Plänen nicht ab halten läßt. Die Festsetzung in Afrika und die Beeinflussung AbefsinienS bedeuten eine neue Machtausdehnung für das Reich des Zaren, wenn auch vorläufig die zu erwerbenden Gebiete nur als CompensatwnSobjecle im internationalen Länder-Handel angesehen werden. Eine Denkschrift Kloltke's an Bismarck vom 6. August I8S6 Wie bereits im gestrigen Abenkblatte mitgetbeilt worden ist, hat die Abtheilung für Kriegsgeschichte des Großen Generalstabes soeben die auf den Krieg Preußens gegen Oesterreich bezügliche Correspondenz Moltke's herausgegeben, die einen hochinteressanten Einblick in die umfassende Tbätig keit des großen Strategen vor diesem Kriege, während des selben und unmittelbar nach ihm gestatten und besonders ge eignet sind, die Klarheit bewundern zu lassen, mit welcher der berühmte Schlachtenvenker alle politischen Combinationen er faßte und zu benutzen verstand. Wohl da- größte historische und biographische Interesse erregt unter den Schriftstücken eine Denkschrift Moltke'S an Bismarck vom 6. August 1866. Frankreich batte nach den unerwarteten preußischen Erfolgen Miene gemacht, sich einzumischen, und sofort entwarf Moltke den Plan für den etwa nothwendig werbenden gleichzeitigen Krieg gegen Oesterreich und Frank reich, wobei er mit Sicherheit auf daS patriotische Zu sammenstehen Alldeutschlands, trotz des soeben erst beendeten Kampfes zwischen den deutschen Staaten, rechnete. Die Denkschrift lautet wie folgt: An den Ministerpräsidenten Grafen v. Bismarck-Schönhausen. Berlin, den 8. August 1866. Euerer Excellenz gestatte ich mir ein kurzes Expojtz über unsere mililairische Stellung zu Frankreich im gegenwärtigen Augenblick anliegend ganz ergrbenst zu überreiche», indem ich dabet bemerke, daß nach diesseitiger Berechnung Frankreich eine Operations-Armee von 250000 Mann nicht wohl früher als in 26 Tagen zwischen Metz und Straßburg versammelt haben kann. Es ist offenbar von größter Wichtigkeit, sobald wie möglich zu einem definitiven Abschluß mit Oesterreich zu gelangen, um gegen Osten und Westen freie Hand zu haben, wenn unsere Nachbarn die Frucht eines siegreichen Feldzuge- unS zu verkümmern suchen sollten. Bei den Verhandlungen in Prag kann e- daher auf untergeordnete Bedingungen nicht ankommen, sondern wesentlich darauf, in kürzester Frist dir in Böhmen und Mähre» ausgestellten Truppen wieder verfügbar zu machen. Am nächsten liegt wohl die Möglichkeit, daß Frankreich Gebiets abtretungen sordern könnte, welche unvereinbar wären mit der Preußen zugefallenen geschichtlichen Aufgabe, das ganze Deutschland zujammenzuwsjeu und zu schützen, einer Aufgabe, zu deren Lösung der wichtigste Schritt eben jetzt gethaa ist. Gegen eine solch« Anmaßung Frankreichs würde der Krieg im ganzen außerösterrrichiichea Deutschland populär sein. Es kann kaum zweifelhaft sein, daß gegen Herausgabe Les größten Theiles oder selbst des ganzen von unS besetzten Gebiets südlich des Mains eine Allianz gegen Frankreich nut den süddeutschen Staaten zu erlangen ist. Es würde in diesem Fall da- neue Bunde-vrrhältniß nicht bloS mit Nord-, sondern mit Ganz- Deutschland in» Leben treten. Die süddeutschen Eontingrnte würden in tbrer gegenwärtigen Ariegsbereitschast und derzeitigen Aufstellung binaen 8 bi- 10 Tagen in der Stärke vo» etwa 80000 Mann bei Mannheim zu versammeln sein. Ja derselben Zeit würde unsere Moinarme durch Fußmarsch, das 2. Rejervecorps, je nachdem es vorläufig »och bei Nürnberg verbleibt oder schon jetzt nach Würzburg in Marsch gesetzt wird, mittelst Eisenbahn oder Fuß- Marsche» sich um Mainz mit etwa 80000 Mann coucentriren. KeinrnsallS kann Frankreich in so kurzer Zeit ein Ossensivheer vrrjammeln, welches stark genug wäre, diesen ersten Aufstellungen gegenüber den Rhein an irgend einem Puncte zu überschreiten: und wenn der Friede mit Oesterreich geschlossen, so ist es nur eine Frage der Zeit, wie schnell eine der französiichen völlig gewachsene Truppen macht im Westen concentrirt sein kann. Die Bedingungen für eiaen Krieg des französischen Kaiserthum- gegen da- siegreiche Preußen und da» gesammie deutsche Volk eben in diesem Augenblick erscheinen jo wenig günstig, daß derselbe wohl nicht acioagt werden wird, ohne daß eine Verständigung mit Oester reich aber Kortsetzuag de» Kampfe» bereit- stattgehabt hätte, welche daun freilich den FriedenSabschluß vrreitela müßte. ES ist daher nöibig, dies« Eventualität vom militairischen Staud- punct int Auge zu fassen. Da Italien vertrogtmäßig nicht ohne uu» Frieden schließe» darf, so würbe Oesterreich mindesten- den größten Theil seiner tzüd- Armee wieder jenseit- der Alpen zurücksuhren müsse», wie dir- auch jetzt schon geschehen zu sein scheint. E« könnten dann noch etwa lüOOOO Maan an der Donau gegen unS ausgestellt bleiben, welche zum größten Theil schon durch di» Gesechtr im Juni und Juli diesr» Jahres tief erichültrrt sind. Dennoch glaube ich nicht, daß wir bei gleichzeitigrm Kriege mit Frankreich die Offensiv« gegen Wun sortirpeu dürfen, da diese, wenn sie nicht an der Donau zum Stehen komme» soll, unsere ganz« Macht in Anspruch mmmt. Allerdings können wir in acht Tagen an der Thaya 160000 bis 180000 Mann versammeln und damit voraus- sichtlich «in« neue Schlacht gewinnen, wenn die Oesterretcher über die Donau varaehen. E« ist aber nicht wahrscheinlich, daß sie Vie th», sonder» sie werd«» defensiv hiater dem Strom abwarte«, bi» die franz-sisch« Cooperation wirksam wird. Der Waffenstillstand ist auf vier Woche» oha« Küudlgunq abgeschlossen, dies, Frist genügt für die französischen Rüstungen, und wenn zwar dies» auf unserer Rußland in Afrika. V. 9. Seit Langem bat man sich daran gewöhnt, das Vor dringen Rußlands ia Asien als die europäischen Verhältnisse nur m geringem Maße berührend zu betrachten. Je weiter die zarsscken Truppen vorrückten, je ausgedehntere Gebiete dem Riesenreiche einverleibt wurden, desto weniger glaubten die europäischen Staaten Ursache zu Haden, eine Rückwirkung für sich befürchten zu müssen. Nur England- Besorgnisse sind gestiegen und von Jahr zu Jahr hat Großbritannien den Machtzuwachs Rußland- mit immer größerem Mißtrauen beobachtet. Di» Frage, ob daS Zarenreich durch seine zu nehmende Ausbreitung im fernen Osten thatsachlich von den europäischen Angrleaenbeiteu abgelenkt wird, ist vorläufig noch offen. Aber jedenfalls hat sich daS Ansehen desselben unter den Großmächten nicht gemindert, und auch heute wird seine Freundschaft gar »u gerne gesucht. Die rege Theilnahme an den asiatischen Dingen, welche Rußland als seine eigenste Spbäre betrachtet und wo es trotz de» Widerstande» England- reiche Erfolge errungen, hat die Staatsmänner an der Newa nicht davon abgebalten, auch auf einen weit abliegenden, ihrem Einflüsse bisher ent zogenen Erbtheil die Blicke zu richten. Man machte in Petersburg auf ein Mal die Entdeckung, daß in Abessinien em Volksstamm lebe, dessen Reliqionsbekenntniß Aehnlichkeit mit dem griechisch-orthodoxen l^ultuS besitze und der daS Verlangen trüge, mit dem glaubensverwandten Rußland in nähere Verbindung zu treten. Die Vermengung von Religion und Politik und die Ausnutzung von GlaubenSfragen zur Verwirklichung ehrgeiziger Ziele hat die russische Diplomatie stet» geschickt betrieben. So war eS ganz folgerichtig, daß die altbewährten Grundsätze nun auch in Afrika zur Anwendung gebracht wurden. Man entsandte «ine Expedition nach Abessinien „zur Erforschung deS Landes", die im Grunde nur die Annäherung an Rußland fördern sollte. In der Tbat wurde in kurzer Zeit auch so Manches erreicht. Der Nrgu» war durch da- Entgegenkommen deS Zaren geschmeichelt und that alles Mögliche, um ihn zufrieden zu stellen. Die für die Russen veranstalteten Feste und Ebrenbezeugungen gingen weit über den Rahmen deS Gewöhnlichen hinaus. Auf beiden Seiten betonte man die Uebereinstiinmung des Glauben», die die Grundlage eines FreundschastSverbälrnisseS bilden solle. Vor Allem schloß sich die einflußreiche Priester schaft rückhaltlos den Russen an und ließ keine Gelegen heit vorüber, um ihre Sympathien für dieselben zu erklären. Der Bevölkerung wurden die Bortheile deS zarischen Wohl wollens angepriesen und aller Orten Stimmung für den nordischen Herrscher gemacht. Es ist wahrscheinlich, daß schon damals dem NeguS gewisse Zusicherungen gegeben wurden, für den Fall, daß er sich von Italien zu emancipiren gedenke und daß auch Menelik sich in solchem Falle erkenntlich zu zeigen versprach. Auffallend wenigstens waren die Erörterungen der russischen Presse, welche Colonien in Ostafrika und einen Hafenplatz verlangte, welche die orthodoxen Inter essen in Abessinien als brennend binstellte und die Wah rung derselben gesichert zu sehen wünschte. Als im Sommer vorigen JahreS die abessinische Gesandtschaft nach Petersburg kam, wurden diese Fragen dann weiter ver handelt. Aus der prunkvoll-demonstrativen Art, mit der man an der Newa die afrikanischen Würdenträger empfing, läßt sich unschwer folgern, daß von Meaelik Zugeständnisse der »arischen Regierung gemacht worden sind, die diese wohl zu frieden zu stellen vermochten. Beim Ausbruch des italienisch-abessinischen Feldzuge« haben die Russen ihre Sympathien für daS Land und Volk de» NeguS deutlich bekundet. Nicht nur die Zeitungen nahmen offen Partei jür Abessinien und erklärten, daß Rußland eine Einschränkung der Machtstellung deS be freundeten König- niemals zugeben würde, auch in der Bevölkerung wurden Kundgebungen aller Art veranstaltet, welche über die öffentliche Meinung im Zarenreiche Klarheit brachten. Man sammelte Spenden und sandte sie nach Afrika, um die Pflege der abessinischen Krieger zu erleichtern und den Hinterbliebenen der Gefallenen Unterstützung zu gewähren. Auch die für Afrika bestimmte Abtheilung deS Rothen Kreuze hat schwerlich die Aufgabe, den Italienern zu helfen, wiewohl officirll zwischen beiden Völkern kein Unterschied gemacht wird. Hier ist ebeafall« nur eine moralische Unterstützung, eine Kundgebung zu Gunsten König Menest?- beabsichtigt, um diesen immer fester an Rußland zu ketten. Bemerkens werth ist dann die Decorirung deS NeguS mit dem höchsten militairischen Orden deS Reiches. Das St. Georgs-Kreuz wird nur für besondere Verdienst« verliehen, und Ausländer erhalten eS in ganz seltenen Fällen. Es sei daran erinnert, daß Alexander Ü. diesen Orden Kaiser Wilhelm I. und einigen seiner Heerführer nach Beendigung de» deutsch-französischen Krieges übergab «nd daß diese Auszeichnung allgemein als demonstrativer Sympathieact deS Zaren für Deutschland be trachtet wurde. Rußland macht auS seiner Stellungnahme im italenisch- abesstaischea Conflict« kein Hehl; e» hat nach dem Verlaufe de» Kampfe» auch wahrlich nicht Ursache zur Unzufriedenheit. Ohne srlbstthätig zu handeln, ohne mililairische Kräfte an- zuwrudrn, ist der italienische Einfluß io Afrika zurückgedrängt worden. Je mehr aber die Italiener an Boden verlieren, desto erfolgreicher kräftigt sich die Stellnag der Russen. Mag auch der NeguS sich unabhängig erklären, — in Wirklichkeit berieht sich solche« nur auf da» verbältniß zu Italien. Künftig möchte der Zar der „Proteetor" AbefsinienS sein, und je günstiger dir FriedenSbedingungen für den NeguS lauten, dest» größer« Vorthrile erwachsen dem Zaren. Rußland steht im Begriff, in Afrika festen Fuß zu fassen. Gerücht weise verlautet. König Meaelik habe den Kaiser Nicolau- ersucht, seine Unterstützung zu leihe», »m «iueo günstigen Frieden mit Italien ru erwirken. Officirll ist di« Nachricht zwar »och nicht bestätigt, aber unwahrscheinlich klingt sie nickt. Auch würd« die zarischr Diplomatie «ine Bitte kaum »bschlagen, di« ihr di« Möglichkeit bietet, in afrika nischen Dinar» ein Wort mitrrvrn zu dürfen. Dena umsonst werden di« Russen die Vermittelung nicht übernehm«». Die afrikanisch« Colonie und der Hafen am Rothen Meere, welche Seite bereits vollendet sind, so bedürfen wir doch Zeit, um unsere Heere von der Donau an den Rhein überzusiibren. Sollte daher Oesterreich bei den Verhandlungen in Prag un erwartete Schwierigkeiten erheben, so wird daraus auf ein Bündniß mit Frankreich zu schließen, unsere Mititairmacht aber nicht in Böhmen zu verstärken, sondern sofort nach dem Rhei» zu trans« porliren sein. Vier Armeecorps, gegen 120 000 Mann, werden genügen, um in der Gegend von Prag eine auf das befestigte Dresden basirte Defensive erfolgreich durchzufübren. Zwei Armeecorps mittels Eisenbahn über Oderberg-Berlin-Köln, ein Armeecorps mittel- Eisenbahn über Dresden-Leipziq-Kassel, und die Elbarmee, das Bündniß mit Süddeutschland vorausgesetzt, auf den zwei Schienenwegen Eger-Würzburg-Frankfurt a/M. und Pilsrn- Nürnberg-Sluttgart-Bruchiat können, wenn die Transporte am 22. August beginnen, bis zum 9. September in der Stärke von 150000 Mann bei Mainz und Mannheim eingetroffen fein, wodurch dann die dortigen preußisch-norddeutschen Truppen auf eine Total stärke von 240 000 Mann gebracht sein werden. 15 000 Mann Linientruppen würden für Mainz abzurechnen sein, dessen ausschließlicher Besitz ia den Verbanblungen mit den Süddeutschen vor Allem gesichere werden muß, ferner noch ungefähr ebensoviel Feldtruppen für Saarlouis, Coblenz, Köln, Wesel und Luxemburg. Es verbleiben dann noch über 200000 Mann und mit Hinzu rechnung der Süddeutschen nabe an 3M 000 Maan als Operations- Armee gegen Frankreich disponibel. Bei Berechnung dieser Resultate liege» indessen folgende Bor- au-setzungen mit zu Grunde: ». datz Preußen da- alleinige Beiabungsrecht in Mainz ausübt, um diesen Platz gegen jeden französischen Handstreich alS gesichert ansehen zu können; d. daß dir Regierungen in Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt ihre Eisenbahnen und deren Material für die er wähnten Transporte der Elb-Armee uns zur Verfügung stellen; e. Latz die bayerischen Truppen schon jetzt eine Aufstellung etwa an der württembergischeu Grenze nehmen, um in der Lage zu sein, mittelst Fußmarsches nach 10 Tagen am Rhein eintreffen zu könne». Bei den übrigen süddeutschen Eoniingrnten ist, wenn sie in ihrem betreffenden hrimathlichen Staate stehen, aus ei» solches Eintreffen innerhalb jener Frist immer zu rechnen. ES würde bei den Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten auf diese drei Puncte mit Bedacht genommen werden müssen. Es ist nicht wahrscheinlich, daß Frankreich seinen Angriff durch Belgien führen sollte. Es würde dadurch in Conflict mit England geraihen und müßte sich durch Besetzung des Landes und vor Ant werpen sehr wesentlich schwächen. Eine Invasion Güddeutschland- würde nicht dirrct zum Ziele führen, da sie Preußen zunächst unrrschüttert und ohnehin die deutschen Heere in der Flanke ließe. Ohne Zweifel würde Las französische Angriff-Heer zwischen Luxemburg und Rastatt hindurch direkt ia das Läudrrgebiet ein dringen, dessen Besitz eS anstrebt. Unsere Rheinfeslungen, deren sofortige Armirung selbstverständlich, sind daher zunächst nicht bedroht, und es dürste gerechtfertigt sein, die gejainmte Streitmacht, welche Deutschland gegen Frankreich auf bieten kann, zwischen Main und Neckar zu versammeln. Sofern die Zeit zur Vereinigung derselben in der Pfalz nicht mehr gegeben ist, kann der Angriff hinter dem Rhein erwartet werden, denn die bloße Besetzung des linksrheinischen Landes sichert den Franzosen nicht den Besitz desselben. Sie werden sich der Noth- wendlgkeit nicht entziehen können, den Strom Angesichts deS Ber- theidigers zu überichreiten, und müssen sich dabei durch Einschließung von Luxemvurg und Saarlouis, durch Beobachtung gegen Coblenz, Mainz, Germersheim, Landau und Rastatt schwächen. Im Allgemeinen lägt sich daher übersehe«, daß der Krieg gegen Oesterreich in dessen augenblicklicher Schwäche und Frankreich zugleich mehr in defensiver Weise zu fuhren sein wird, doch aber in Rücksicht auf die großen, zu erreichenden Zwecke nicht zu scheuen ist. Selbst ein nicht überall ganz glücklicher AuSgang würde für alle Zukunft Deutschland um Preußen versammeln, während die freiwillige Abtretung auch de» kleinsten deutschen Gebiete» di« künftig« Führerschaft Preußens ausschlössr. Gelingt e», den Friede» mit Oesterreich in den nächsten Tagen abzuschUetzen, so würde sicherlich Frankreich vorerst von allen Forderungen Abstand nehmen; es könnte keinen ungünstigeren Augenblick als den jetzigen zum Kriege wählen. Dann würde es darauf ankommen, Norodeutschland schnell zu consolidiren, um späteren Gefahre» von Westen und Osten her mit genügender Macht entgegenzutceten. Frankreich trat sehr bald den diplomatischen Rückzug an, so daß eS nickt nothwendig wurde, die kühnen Entwürfe Moltk?S zu verwirklichen. Für den großen Felvberrn und Patrioten ist dieses Dokument aber so bezeichnend, wie wenig andere, au» seiner Feder hervorgegangeue Schriftstücke. Deutsche- Reich. * Berlin, 1. April. Das im Wesentlichen von unS bereits mitgetheilte Gutachten de« Prof. Laband über die Thron folge in Lippe wird in der „Lipp. Land.-Ztg." entschieden zurückgewiesen. Sie hofft zunächst, daß Laband seinem Klienten, dem Fürsten von Sckaumburg-Lippe, den Rath geben werde, sich nun endlich einer richterlichen Ent scheidung zu unterwerfen. Die Rechte de« HauseS Bücke burg, die bisher nur eiuseitig behauptet worden feien, würden ja dann durch rickterlichcu UrthrilSspruch anerkannt werden. Da» Blatt macht dann energisch Front gegen die Behauptung Labanv'S, daß ein „ungemein rühriges Demagogenthum" da- Recht-bewußt sei» de- lippischen Volke« verwirrt habe: „Väter und Großväter haben e» niemals anders gekannt und gewußt, als daß die Biekerseldrr, dann die Weißenfelder und erst in dritter Linie die Schaumburger in Frage kommen. Eine, ohne jede Ncbcnrucksicht, ohne jedes persönlich« Interesse für Wahrheit und Recht kämplende Presse hat sich nur redlich bemüht, dafür zu sorgen, daß vieles Bewußtsein dem Volke erhalten bleibt, daß ihm nicht allzu viel Sand in die Augen gestreut wird Weil durch die Vorgänge beim Tode de» Fürsten Waldemar Graf Ernst so augen scheinlich i»t Unrecht gesetzt war, weil man ihm sein« Rechte nahm, eh« sie ihm abrrkaunt waren, war eine unabhängige Presse ver- pflichtet, sür d«n Grasen Ernst voll «iazutrete», selcht auf die Ge fahr, von der Gegenseite sür bestocheu erklärt zu werden, wie da» ja geschehen ist." Die „dipp. Laud.-Zta." erklärt daher den Grafen Ernst trotz Laband so lange für einen ebenso berechtigten Präten- beuteu, bi- durch Richterspruch da- Gegentheil bewiesen sei. „Wenn durch einen gerechten unparteiische» Gerichtshof den erb- berrlichea Linien ihre Recht« eudailtia aberkannt werden sollten, würden wir al» getreue Ltpper den Fürsten von Bückeburg als Lande-Herrn anerkennen und achten. Nicht eher! Wir würden ver ¬ suchen, die Bitterkeit zu überwinden, die in dem Gedanken liegen würde, Laß die Biesterfelder ihr Eigenthum und ihr Recht verlieren wegen einer Ehe, die im Jahre 1804 geschlossen und gegen die nie mals Einwendungen erhoben wurde, bi- die Bückeburger diesen Fehler entdeckten, dieselben Bückeburger, in deren Adern Las Blut des Frl. Friesrnhausen fließt." Zu Laband's Aeußerung, ein ungemein rühriges Demagogen thum habe das Rechksbewnßtsein dcS lippischen Volkes ver wirrt, schreibt die „Nat.-Zlg.": „Dazu muß doch bemerk! werden, daß weder von einem Demagogenthum, noch von einer gewissenlosen, das NechtSbewußtsein verwirrenden Agitation in Lippe-Detmold etwas zu bemerken war, und daß es sich hier keineswegs nur um ein Interesse deutscher Fürsten handelt. Was dem Sturm im Glase Wasser Aufmerksamkeit im übrigen Deutschland verschafft hat, war vielmehr der Anschein, als ob in einem fürst lichen Interesse das Recht, wie die Bevölkerung des kleinen Landes eS offenbar auffaßt, verletzt werden könnte. Der lippische Landtag steht in allen seinen Parteien ein stimmig oder so gut wie einstimmig auf der Seite des Grasen Lippe-Biesierfeid. Wir lassen dahingestellt, wie weil Liese seine Auffassung auf einer genauen Prüfung der von den streitenden Professoren entwickelten Gründe, und wie weit sie etwa daraus beruht, daß nach einem BiSmarck'schen Worte jecer Deutsche am liebsten seinen besonderen König haben möchte, da das deutsche Reich nun einmal aus einer größeren Anzahl Staaten, darunter vielen ganz kleinen, besteht, so gebietet jedenfalls kein nationales Interesse die Ver einigung von Lippe-Detmold mit Schaumburg-Lippe. Nun ist weiter unbestreitbar, daß die provisorische Regentschaft des Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe in Detmold durch einen Staatsstreich eingesetzt worden ist, der nur mühsam hinterher legalisier worden ist, weil anders aus der Verwirrung nicht herauSzukommen war. Um so nothwendiger ist es, die endgiltige Regelung derart zu vollziehen, daß sie rechtlich uiiansechtbar sei. Wie immer eS sich mit der Ebenbürtigkeit der Movesta von Unruh und mit den ist diesem Streit von den beiden Seiten inS Feld geführten Argumenten verhalten mag — in der öffentlichen Meinung spricht zu Gunsten der Grafen Lippe-Biesterfeld der Umstand, daß sie sich sowohl der richterlichen Entscheidung des Reichsgerichts, als auch einem schiedsgerichtlichen Spruche desselben ober eine« hohen Landesgerichtshofes zu unlerwersen bereit sind, während der Fürst von Schaumburg-Lippe, nachdem ein Mitglied seiner Familie auf Grund eures staatsrechtlich bedeutungslosen Privattestaments die Regentschaft ergriffen halte, die eine wie die andere Form gerichtlichen AuStrags des Streites bis jetzt verwirft. Der hierdurch bewirkte Eindruck kann weder durch unbegründete Anklagen auf „Demagogenthum" und „gewissenlose Agitation", noch durch verzückte Anpreisung des legitimen Fürstenrechts von Gottes Gnaden beseitigt werden." * Berlin, 1. April. Im Strafverfahren gegen Frhrn. von Hammer st ein läuft die dem Angeklagten gewährte Nachfrist zur Erklärung auf die Anklage mit dem heutigen Tage ab. Die Rechtsanwälte Rätzel I. und vr. Schwintt haben nun eine gemeinsam abgesaßle Erklärung im Namen b«S Angeklagten eingerricht, die ziemlich umfangreich ist, die einzelnen Puncte der Anklage erörtert und mit dem Anträge schließt, die Eröffnung des Hauptverfahrens abzulehnen, oder noch eine Reihe von Beweisen zu erheben. Die zweite Strafkammer wird schon in den nächsten Tagen über dir Eröffnung deS Hauptverfahrens endgiltig zu be schließen haben. Erst dann werden die Vertheidigcr uogehindrrt mit dem Angeklagten brratben können, b>S dahin finden auch die Unterredungen de- Angeklagten mit seinen Vertheidigern nur in Gegenwart des Unter suktmngSrichlers, Landrichter» Brandt, statt. Da- Straf verfahren erstreckt sich dem Vernehmen nach nur auf die Urkundenfälschungen, die der Angeklagte durch miß bräuchliche Benutzung des Namen- de- Grafe» Fincken stein begangen haben soll, auf den gegen den Verlag der „Kreuzzeitung" auf Grund der erhöhten Papier preise begangenen Betrug und auf die widerrechtliche Verwendung einer der „Kreuzzeitung" gehörigen Summe von circa 12 000 zu privaten Unternehmungen des Angeklagte». Die Schiebungen deS Angeklagten beim An kauf des Hauses Zimmerstraßr 92,03 sollen auS dem Strafverfahren ausgeschlebrn sei», da das Comils der „Kreuz zeitung" ihm gezwungenermaßen nachträglich seine Einwilli gung hierzu ertheilt halte. Ebensowenig dürfte die Ver Wendung de- Pensionsfonds der „Kreuzztg." zum Ankauf des „Deutschen Tagebl." Gegenstand deS Strafverfahrens werden können, da sich da- Vergehen der „Unterschlagung" in diesem Falle nicht wird construlren lassen, einer Anklage wegen Untreue aber daS gemäß der Ausliesernngsverträge zu beobachtende Verfahren eutgegensteht. Schließlich wird auch die so oft besprochene Unterschlagung des Stöckerfon Ls auSschrideu müssen, weil dem Vernehmen mehrerer Blätter nach in diesem Kalle Verjährung eingetreten sein soll. V. Berlin, 1. April. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin eröffnen die Berliner Gewerbe-Ausstellung am l. Mai Vormittags 11 Uhr. Di« Einzelheiten des be reit« geuehmigten Programm- werden demnächst bekannt ge geben werben. ' V. Berlin, 1. April. (Telegramm.) Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe ist heute Morgen nach Baden-Baden ab gereist. Berlin, 1. April. (Telegramm.) Die „N. A. Z." bestätigt, daß die Verhandlungen über den heutsch-japanischen Handelsvertrag abgeschlossen sind. Die Unterzeichnung dürste vor Ostern erfolge». <3 Berlin, 1. April. (Telegramm) Die „National zeitung" erfährt von zuverlässiger Seite über den Inhalt des denlsch - jahantscheu Handei»vertra,e«, die Aufhebung der exterritorialen Gerichtsbarkeit in Japan sei keine vollständige; dem Vernehmen nach bleiben einige Materien der Gerichtsbarkeit d«» deutschen Coasuln Vorbehalten. D Berlin, 1. April. (Telegramm.) Die „N. A. Z." erklärt die (vom „Leipz. Tagebl." bisher nicht erwähnte) Nachricht der „Reich-bramten-Zeitung", derzufolge in dieser
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