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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-194209161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19420916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19420916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1942
- Monat1942-09
- Tag1942-09-16
- Monat1942-09
- Jahr1942
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1942
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mehrstündigen Lustangriffs wurde« bereit- ich«« des feindlichen LandungSversucheS be< Ueber den gescheiterten englischen Landungsversuch in Tobruk meldet ein Sonderberichterstatter der Stefani noch folgende Einzelheiten: Seit dem vergangenen Monat hatte das britische Kommando für dieses Unternehmen Truppeneinheiten aus gewählt, die bereits an der Verteidigung der Festung Tobruk teilgenommen hatten und infolgedessen genau mit dem Gelände und allen Anlagen vertraut waren. Die in zwei Gruppen aufgeteilten Landungsabtei lungen hatten die Aufgabe, das Gebiet um den Hafen zu erobern und sich dort zur Verteidigung etnzurichten, um den Seestreitkräften das Eindringen in den Hafen zu ermöglichen. Sodann sollten in kombinierter Aktion vom Lande und von der See her alle Hafenanlagen, die Molen, die Treibstofflager, die Küsten- und Flakbatterien usw. )l Rom. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Dien-tag hat folgenden Wortlaut: DaS Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:. Dor in der Nacht zum 11. September mit beträchtlichen Luft- und Seestrsitkräften unternommene LandungS- versuch bei Tobruk wurde uw SM Uhr oormttiag» vollkommen zunichte gemacht. Die von Seestreitkräften und Flugzeugen gelandeten Truppen wurden innerhalb fünf Stunden voll ständig vernichtet oder gefangengenommen. Durch das unmittelbare Eingreifen. beS Bataillon- Gan Marco unter dem Kommando deS Kapitänleutnants kiäcomo Eolotto und anderer Abteilungen, die dann von deutschen Kräften der Festung Tobruk tapfer unterstützt wurden, sind die feindlichen Truppen, darunter auch Fall schirmjäger, denen tS gelungen war, am Lande Fuß zu fassen, nach kurzem erbitterten Kampf überwältigt worben. Die Küstenbatterien und Luftabwehrbatterien bet ita lienischen und deutschen Verteidigung nahmen die See- stteitkräste, die die Landungsoperationen unterstützten, unter treffsicheres Feuer und versenkten drei Zerstörer, einige AvisoS und zahlreiche Landungsboote. Die sich nach Osten zurück,iehenden Seestreitkräfte wurden anschließend von italienischen und deutschen Kampfflugzeug- und Bomberverbänden angegriffen, die einen Kreuzer, einen Zerstörer und Mehrere Schnellboote versenkten und einen Leichten Kreuzer und andere kleiner« Einheiten schwer beschädigten. Bei diese« Kämpfen zeichnete sich besonders die 18. Kampfgruppe unter dem Befehl des FliegLrmajorS Rengo Viale aus. In unseren Händen blieben 576 Gefangene, darunter 34 Offiziere. Die Zahl der Toten Mtd Verwundeten be läuft sich auf mehrere hundert. Beträchtliches Kriegs material wurde erbeutet. Der größte Teil der Schiffbrüchigen der versenkten Schiffe wurde von unseren Seestreitkräften in schwierigen Rettungsarbeiten geborgen. Unsere Gesamtvsrlnste sind relativ bescheiden. Gleichzeitige Angriffe leichter britischer Panzer gegen Flugplätze der Umgebung scheiterten an dem sofortigen Eingreifen der örtlichen Besatzungen, die zahlreiche Kraft fahrzeuge vernichteten und einige Gefangene machten. Der Angriff auf Boston ss Berlin. Wie das Oberkommando der Wehrmacht zu dem Dienstag-Angriff deutscher Kampfflugzeuge aus die britische Industriestadt Boston ergänzend mitteilt, durch brachen deutsche Kampfflugzeuge kurz nach Mitternacht die Flak- und Ballonsperren von Boston und warfen große Mengen von Spreng- und Brandbomben auf das Stadt- nnb Hafengebiet. Es entstanden zahlreiche Brände, die sich im Verlause der in mehreren Wellen durchgeführten An griffe immer mehr erweiterten. Ein südostwärts von Boston gelegenes und mit Trup pen belegtes Barackenlager wurde ebenfalls durch Spreng- und Brandbomben getroffen zerstört werde«. Den LanbunaSabteilungen ist auch «tcht die Lösung einer einzigen Aufgabe geglückt. Währe«» de»- vorbereitenden mehrstündigen Lustangriffs wurde« bereit- bie ersten Anzeichen des feindlichen Landungsversuches be obachtet. Ostwärts wie westlich der Festung »ersuchten feindliche Streitkräfte in vier aufeinanderfolgenden Wellen unter Lech Feuer der Küstenbattterien, die bereits ihre Ge schütze gegen die vor dem Hafen liegenden feindlichen Schüfe gertchtethatte«, auf dem Lande Fuß zu fassen. Jta- lietttsche mit Maschinengewehren und anderen leichten Waste« au-gerüstete Jnsanterteabtetlunaen versenkten bi« Landungsboote, so daß von den beträchtlichen gegnerischen Streitkräften nur «ine gewisse Zahl an Land kommen und et« kurzes Stück vorbringen konnte, wo sie von anderen Jnfantrrieavtetlungen überwältigt wurden. Zurgletchen Zett versuchten — entsprechend dem eng lischen Plan — englische Motortorpedoboote die Einfahrt in -en Hafen zu erzwingen. Der schneidige und sofortige Einsatz der italienischen kleinen Mckrtneetnhetten nötigt« jedoch den Gegner zum Verzicht auf seine Angriffe. Unter den vier versenkten britischen Zerstörern befin den sich die beiden Zerstörer „Sok" und „Zulu". Ein Dieppe aus atrttanillhem Voden Groh angelegte kombinierte Operation gegen den Hafen von Tobruk kläglich gescheitert st Rom. Zu dem gescheiterten britischen Landuuas- versuch bei Tobruk wird in Rom amtlich noch mttaeteslt: Nach den bei den Gefangenen Vorgefundenen Oprra- tionsbefehlen hatte die vom Gegner in der Nacht zum 14. versuchte Aktion zu Lande, zu Wasser und in der Luft bet Tobruk zum Ziele, zu gleicher Zeit östlich und westlich de- Hafens zu landen, um von beiden Seiten her die Reede von Tobruk zu erreichen, an den Hasenanlagen die größtmöglichen Zerstörungen vorzu nehmen und mit Spezialmitteln die im Hafen liegenden Schiffe zu versenken. Soweit bis jetzt feststeht, waren an der Aktion zwei Kreuzer, mehrer« Zerstörer, U-Boote sowie «ine beträcht- liche Anzahl Korvetten und Schnellboote beteiligt. Der feindliche Versuch hatte somit das Ausmaß einer großangelegten kombinierten Operation. Dem Versuch ging ein sehr hesttger, mehrere Stunden an haltender Luftangriff vom Sonntag 21 Uhr bis Montag 3,36 Uhr voraus, während dessen nicht weniger als VM Bomben aller Kaliber abgeworfen wurden und die feind lichen Schiffe den Hafen und die Stadt unter Feuer nah men. Kurz daraus erfolgte die Landung in oen beiden Buchten. Die in der westlichen Bucht gelandete englische Abtei lung wurde sofort von der örtlichen Berteidigung ausge- halten, während e» der östlichen Abteilung, begünstigt durch beste Landungsmöglichkeiten, gelang, ein kurzes Stück vor zurücken; sie wurde dann aber sofort mit empfindlichen Verlusten von unsere« direkt eingesetzten Truppen über wältigt. Die Ueberlebenben wurden gefangengenommen. Als erster trat dem Gegner daS Marinebataillon San Marco entgegen, zu dem andere Marindabteilungen und Abteilungen der Festuntz sowie anschließend Gruppen deut scher Verbände der Festung Tobruk hinzukamen. Der so rasch in Aktion getretene Bertetdigungsplan sah auch die Heranziehung autotransportierter Einheiten vor, die sofort eintrafen, aber nicht eingesetzt zu werden brauch ten, weil daS-rasche Zugreifen der an Ort nnd Stelle sta tionierten Truppen den Gegner bereits überwältigt hatte. Bei dieser Aktion zeichnete sich der MartnekomMandünt in Libyen, Admiral Lombardt, der stellvertretende Festungskommandant, Oberst Battaglia, und der Marine kommandant von Tobruk, Fregattenkapitän Temistocle d'Alota, aus. Gleichzeitig mit dem sofortigen Eingreifen unserer Truppen entwickelten die italienisch-deutschen Küsten- und Bodenabwehrbattericn ein intensives, treffsicheres Feuer gegen die feindlichen Schiffe, die die Landungsaktion unter stützten. Drei Zerstörer und sieben Avisos wurden in Brand geschossen und versenkt, ein Kreuzer und zwei AvisoS be schädigt. Als um 9 Uhr die feindlichen SchiffSeinheiten sich zu rückzogen, nahmen italienische und deutsche Luftverbänbe die Verfolgung auf. Dabei wurden ein Kreuzer, ein Zer störer und mehrere Avisos versenkt. Ein leichter Kreuzer und andere kleinere mit Truppen beladene Einheiten wurden teils versenkt, teils schwer beschädigt. Unter den im Wehrmachtbericht erwähnten Gefangenen befinden sich ein Kapitän zur See, ein Fregattenkapitän, ein Korvettenkapitän und ein amerikanischer Journalist. So ist, heißt es am Schluß der amtlichen Mitteilung, Las Unternehmen, das nach dem britischen Plan auf afri kanischem Boden das katastrophale Unterfangen von Dieppe wiederholen sollte, kläglich gescheitert. Amre Nachrichten Der Fijh«»« »««lieh »-» Ritterkreu, te» Pis«»««« «reute» «» O»erst Perhaid Müller, «ommanteur «ine» Panzer-Regiment», Haupt, mann «ruft Werne«, Batatllon«Io«im-nbeyr in einem Infanterie-Regiment, Hauptmann Alfred Angst«, Bataillontkommanbeur tn eine« Infanterie- R«4inignt, Hauptmann «mal» von Stünzner, Kompaniechef in einer Panzerabteilung, Oberleutnant «lau» Wagner, Zugführer tn einer »türm- geschtitz.«»teilung, Oberleutnant Mall, Flugzeugführer in ,i«eck Fagd- geschwader. ,Der RS.-RcichSbund deutscher Schwestern fuhrt am Id. bis 18. September tn Wörlitz seine erste Obertnnen R«ich»tagung durch. Die Abordnung deutscher Schriftleiter, die ,u einer «ehrtijgtgen Studienreise durch die Slowakei tn Pretzburg «ingetrossen ist, wurde vom Ministerpräsidenten und Außenminister Dr. Tukn empfangen. Die zur Gründung de» europäischen Fug« «»verbände» tn Wien versammelte Jugend Snropa» richtete an den Führer und den Duce telegraphisch ihre Grüfte. Der Führer und der Duce habe» diese Grütze in-Danktclegrammen beantwortet. Da« Präsidium de» europäischen Jugendoerbande« gab ,u Ehren der beim europäischen Fugendkongretz vertretenen In. und ««»ländischen Presse einen Empfayg im Wiener Rathaus. Der Rttchrsportführer .v o n T s ch a m m e r u n d O st e n hat al» Präsident der deutsch-italienischen Gesellschaft di« an der Gründung dc« europäischen -Jugendverbande» teilnehmend« Abordnung ter Gioventu gtaltana del Littori» swil) und Vertreter der Hitler-Jugend ,u einem Empfang geladen, der im Zeichen der innigen Freundschaft zwischen den Jugendverbänden der beiden Achsenmächte stand. In Wien wnrdc am Dienstag mittag die Schau »Dokumente europäischer Geschichte- im Prunksaal der Nattonalbtbliothek eröffnet. Sie zeigt Urkunden, Handschriften, Flugblätter, Krüh, und Erstkunde, Porträt» und ander« Kostbarkeiten. Wie amtlich bekanntgegeben wird, haben die britischen Streitkräfte den Ort Moranttava aus Madagatkar Mieder geräumt. Durch »en hestigcn Widerstand ter französischen Truppen im Zusammenwirken mit de» Ein geborenen kommt bcr britische Bormarsch nur langsam vorwärts. Wie Reuter meldet, ist der sriihere Präsident von Uruguay, Gabriel Terra, gestorben. Roosevelt erklärte in der Pressekonferenz, datz Amerika zur Be schlagnahme von Alteisen übergeben werb«, fall» die freiwilligen Abliese» rungen nicht genügend grotz feien. In Kairo finden riesige Demonstrationen vor dem Mintsterpräfidium stätt, bet denen die Bevölkerung ihrem Unwillen über den Mangel an Bro« und an der schlechten Qualität de- Brote» zum Au»druck bringt. Str Reginald Maxwell, der al» Hetmatabgeordneter in der indi schen gesetzgebenden Versammlung eine Ansprache hielt, erklärte, datz die Schäden, die durch di« letzten Unruhen verursacht wurden, so grotz seien, daß man sie noch nicht schätzen könne. Ein« amtliche sowsetische Proklamation droht d«r iranischen Be- völkernna mit strengen Strafen, wenn sic die Schrecknisse und Räubereien, die von Lag zu Tag häufiger werden und deren Urheber sede»mal spurlo» verschwinden, weiterhin begünstigen solle. Wie Reuter au» Liverpool meldet, wurden 28 Matrosen und eine Reih« von Zivilpersonen verletzt, al» am Dien-tag ein Sperrballon ab stürzte, aus Sausdächern aiifschlug und explodierte. Wie au» Gibraltar gemeldet wird, ereignete sich an Bord eine» im Hasen liegenden Handelsschiffe» eine schwere Explosion. Sofort eingesetzte Schlepper konnten -en absinkendcn Dampfer gerade noch aus Strand setzen. In Gegenwart de» ikaiser» von Manbschukuo fand tin Nanking- Stadion die Hauptseicr de» 18. Jahrestage» der Reichsgründung Manisch »ko« statt. In der Nähe de» Throne» saß General Aoschisiro Uwezu, der Oberbefehlshaber ber Äwäntung-Armee und zu beiden Seiten hatten ungefähr 288 Würdenträger Mandschuko» und Vertreter Japan» und anderer befreundeter Mächte Platz genommen, darunter auch Dr. Wil helm Wagner, der deutsche Gesandte. Konteradmiral Towers ist nach einer Reutermeldung aus Washing ton zur Besetzung de» neugeschasseneN Posten» des Befehlshaber» »er önflwasfe der pazifischen Flotte im Rang eine» Vizeadmiral» bestimmt worden. s Ritterkreuzträger Leutnant Erich Hanne gefallen Berlin. Im Osten fiel, 22 Jahre alt, Leutnant Erich. Hanns, Staffelführer in einem Sturzkampfgeschwader, Sem der Führer für seine hervorragenden Leistungen als Sturzkampfflieger am 13. August 1942 daS Ritterkreuz deS E. K. verliehen hatte. Zu Clauen im stret» Peine geboren, erlebte er den Beginn de» «rie- gc» noch al» ArbcitSmann, um nach Beendigung des Polenfildzugc» in die Luftwaffe einzutreten, «urz nach feiner Beförderung zum Leutnant tn ein Sturzkampsgcschwader versetzt, wurde er im August 1811 ver wundet. In rund K88 Fetnbslügen hat er seinen kämpferischen Willen, seine beispielhafte Einsatzbereitschaft und sein fliegerische» Können immer wieder bewiesen. Seine großen Leistungen kommen sowohl in den Ver- ntchtungSzahlen feindlichen Materials — 1» Panzer, 2« Geschütze und Flakgeschütze, 2 Panzer- »nb 4 Eiscnbahnzttgc vernichtet, S Flutzbrücken und ü Bunker zerstört — wie in ber vorbildlichen Unterstützung ber schwer ringende» Erdtruppe vor allem in den harten Wintcrkämpsen 1841/42 im nördlichen Abschnitt der Ostfront zum Ausdruck. Vor dem Ritterkreuz waren dem durch vorbildliche Fllhrcreigenschasten ausgezeichneten Leutnant Hanne, der «rotz seiner Jugend bereits eine Staffel führte die Goldene Krontflugspange, der Ehrenpokal de» Reichsmarschall» und da» Deutsche Kreuz in Gold verliehen worben. Vermeide F«nkenfl«g bei der Ernte! VlrMmWWn-llWimaW ^oiDtAN von ßärwlANN» von ropyright b, Prometheus-Berla, vr.Etchacker, cheöbenM del München 16. Fortsetzung. Uebrigen» — so schrecklich jung konnte sie gar nicht «ehr sein. Da» waren koch — nun laß mal sehen — also — seit vier Jahren — Donnerwetter sind da» wirklich schon vier Jahre her. daß Gunnar starb? Dann ist sie also seit vier Jahren Witwe. Zwei — drei — ja drei Jahre waren sie verheiratet gewesen. — — Das wären also sieben Jahre im ganzen. Ein halbe» Jahr vor der Ehe schließung hatten sie sich kennen gelernt, und diese Be kanntschaft begann damals, al» - — Den entblößten Kopf mit dem kurzgeschnlttenen dunkel- ilonden Haar der prallen Gönne preisgebend, soa Wrllhof gedankenlos an dem Strohhalm, der aus dem längst ge leertem Gla» sich ihm mundgerecht entgegenstreckte. Kleine Schweißtropfen hatten sich auf Stirn und Nasenrücken ge- bildet, ohne daß er es bemerkt oder störens empfunden hätte. Plötzlich waren die Nebel verflüchtigt, die da» Ver gangene mit dem Schein der Unwirklichkeit umkleidete», ms lägen nicht annähernd acht Jahre dazwischen, er standen gegenwartsnah, längst vergessen geglaubte Sommer- tage auf den nördlichen Schären mit ihrer großartig ein tönigen Szenerie von Himmel und Wasser aus» neue tn Wellhof» Erinnerung. Er sah sich,«nd die junge Dagmar, wie sie, beide von dem Wunsch nach Einsamkeit dahin verschlagen, sich zu einer rauschhaften Zweisamkeit zu sammengefunden hatten. So übermächtig hatte der Wirbel dieser Leidenschaft fi« beide ersaßt, daß man sich berechtigt glaubte, ein ganzes, lange» Leben darauf aufbauen zu dürfe». Hundert Pläne wurde» gefaßt, hundert Ber. Itzvechungen getauscht. Und dann war mit einem Male da» ein getreten, wa» Wne Frau je verzeihen wird und je verzeihen kann. — — Aber hätte er ander» handeln können? War es nicht keine Pflicht, ihr die Wahrheit zu gestehen, al» er sich mit Schrecken bewußt wurde, daß sein Gefühl für sie nickt «in- »al ein« kurze« Trennung standzuhalten vermochte? Wäre e» besser gewesen, au» Feigheit ein Leben lang « lügen und dem kostbaren Geschenk ihrer Liebe besten- Hätte da» nicht tausendmal mehr Demütigung für sie be- deutet, al» eine einmalige ungeschminkte Erklärung. Nachdenklich bedeckte er mit der Hand die vom Sonnen licht schmerzenden Augen. Die Ernüchterung fiel ihm ein, die ihn damals überkam, al» sie ihm nach wenigen Tagen der Trennung tn Stockholm wieder gegenüberstand. Go fremd, so ganz ander» als er im Blute und im Wesen er schien sie ihm da. Weiß der Teufel — man war ja seit frühester Kindheit von seinem Vaterland getrennt, aber doch — so richtig vertraut, so ganz zu ihm gehörig, die Frau seine» Leben» — da» konnte doch nur eine Deutsche sein. Deutsche Liebe». Worte sollten ihre Lippen stammeln, deutschen Menschen sollte sie einst da» Leben schenken. Wahrhaftig — leicht war e» ihm nicht geworden, ihr da» alle» klipp und klar auSetnanderzusetzen, aber der Wille zur Ehrlichkeit trug doch zu guter Letzt den Sieg davon. Al» dann wenige Monat« später fein Stiefbruder Gunnar den Entschluß verkündete, sich mit Dagmar zu verehelichen, mußte er da nicht mit Fug und Recht an. nehmen, daß Gunnar hier nur da» Omer einer ausge klügelten Vergeltung-Politik werden sollte? War er es dem Bruder nicht schuldig, diesem Plau mit aller Entschieden« heit entgegenzutreten? Glücklicherweise blieben seine Einwände erfolglos. Die Heirat kam zustande und verlief seltsamerweise ungetrübt. Sogar eine wirkliche tiefe Zuneigung soll die beiden Gatten miteinander verbunden haben. Niemand hatte diese un- erwartete Wendung mit größerer Genugtuung begrübt al» er... Doch Dagmar» Haß ihm gegenüber blieb bestehen. Niemals hatte sie nach deck Tode ihre» Gatten da» Land, tn dem er lebte, auch nur mit einem Fuß wieder betreten. Und nun heute diese» Wiedersehen... E» war ihm keineswegs entgangen, welch sichtbare lleberwinduna e» sie kostete, da» Wort an ihn zu richten. Auch ihre kühle Höflichkeit konnte nicht darüber hinweg, täuschen. War es denn ein Wunder? Zweimal im Leben hatte er in der gefühllosesten Weise ihren Frauenstolz verletzt. Eine heftige Bewegung Wellhof» brachte da» Tischchen vor ihm so in» Wanken, daß das Gla» darauf klirrend umfiel und zerbrach. ' Jäher Aerger über sich selbst erfaßt« ihn plötzlich. Was hatte es für einen Zweck, diesen allen Geschichten nachzujinnen? Geschehen ist geschehen, und wenn es beute wieder so käme, würde er auch nicht anders yanvew können. Er ries den Kellner, bezahlte und setzte seinen Weg fort. Aber da» Bild jener Dagmar, die vorhin in der Hotel. Halle vor ihm stand, im Hellen Schnetderkleid, Mädchen, hast blond, anfänglich mühsam nach Worten suchend, holte ihn trotz de» eiligen Tempos, da» er einschlug, hart näckig ein. Und — so sehr er sich auch dagegen wehrte — konnte er als ehrlicher Kerl nicht umhin, der Wahrheit Gerechtig keit widerfahren zu lassen: Wenn e» heute wieder so käme, würde er bestimmt ganz ander» handeln... Nichtsdestoweniger waren am folgenden Tag«, al» Well- Hof sich verabredungsgemäß bet der vermeintttchen Gchwä. arrin einsand, alle diese zwiespältigen Empfindungen zum Schweigen gebracht. Mit jenem eisernen Besen der Tat« kraft hatte er sie binweggefegt, der tn allen geschäftliche« Dingen de» Rücksichten privater Art den Zutritt ver wehrte. Nicht weniger dem Augenblick zugewandt, mit den wachen Sinnen eine» bedrohten Wildes, folgte Barbara jeder seiner Aeußerungen und Gesten, bemüht, ihnm mög lichst viel von dem zu entnehmen, da» sich fhrer eigene» Kenntnis entzog. Jahreszeit und Wetter waren ihr günstig. Die herab- gelassenen Gardinen hüllten das Zimmer in ein milde», dämmrige» Licht. Nicht ohne Absicht hatte sie überdies ihren Platz am Teetisch so gewählt, daß ihr Gesicht im Schatten blieb und für Wellhof nur di« Umrisse ihrer Züge sichtbar waren. Sie hatte sich voraenommen, sich zunächst ganz auf da» Zubören zu beschränken und unterbrach mit keinem Won sein« klar und sachlich vorgebrachten Gründ«. Nichtsdestoweniger verursachte es ihr ein bi» zur Un erträglichkeit sich steigernde» Unbehagen, daß dieser Manu sich verpflichtet glaubte, ihr über seine Anordnungen genaue Rechenschaft ablegen zu müssen. „Ursprünglich hatte ich die Absicht-, hörte fl« ihn sagen, „unseren Syndikus Welander mit der Aufgabe zu betrauen, sich mit Ihnen in» Einvernehmen zu setzen. Aber Sir haben schließlich da» Recht» au» erster Quelle über den Stand der Dinge unterrichtet zu werden. Auch wäre e» mir — ehrlich gesagt — etwa» feige erschiene«, au» Bequemlichkeit», und PeinlichkeitSgründen, einen Ent- schluß von solch weittragender Bedeutung Ihnen durch dritte Personen übermitteln zu lassen." tSortteiuma ßolav.
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