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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1902
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1902-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19020204012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1902020401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1902020401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1902
- Monat1902-02
- Tag1902-02-04
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8. I.V.-8.P ISO» I. N. l. v l. v t.v. I. tt. I. n. >. l>. I. v. I.I>. I. !>. I. I». I. l>. »Mei. >'. i. U. i. I », in.Op.'>> lu.tzpül I. N I. I, l. v. I. v. e«k.i^7.u! I. n i. I,. I. u i. u. 8. r.v^7^iai,b0 1. L >» j. L. r. t. 5. r. j. ». ;. r. j. i. r. i. j. r. i. i t i. >. u. i>. lek Ll»rit W:WV6 U> I. I> I. l>. I>. I). I) 0. l». I». I». I>. I>. I.Ukit-1» t. I». I. IX Uo«I-v. i.8« t-p, eil LI sil« I V i. V.5« Morgen-Ausgabe. MpMer Ta-MM Mzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes nn- Nslizei-Anttes -er Lta-L Leipzig. VezugS-PreiS in der Hauptexpedition oder den im Stadt, bezirk und den Bororten errichteten Aus- gabeslcllrn abgeholt: vierteljährlich 4.50, — zweimaliger täglicher Zustellung ins Hins .ai 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland u. Oesterreich: vierteljährl. 8. Man abonnirt ferner mit entsprechendem Postaufschlag bei den Postanstalten in der Schweiz, Italien, Belgien, Holland, Luxem- bürg, Dänemark, Schweden und Norwegen, Rußland, den Donaustaaten, der Europäischen Türkei, Egypten. Für alle übrigen Staaten ist der Bezug nur unter Kreuzband durch di« Expedition diese- Blatte- möglich. , —-— Redaktion und Expedition:' Iohannisgaffe 8. Fernsprecher 153 und 222. Fitialevprditiour«; AlfredHahn, Buchhandlg., Universität-str.8, L. Lösche, Katharinenstr. 14, u. KönigSpl. 7. Haupt-Filiale in Serlin: Königgrätzerstraße 116. Fernsprecher Amt VI Nr. 3393. Nr. 82. Anzeigen »Preis die 6gespaltene Petitzelle 25 H. Reklamen unter dem Redaetion-strich (4 gespalten) 75 H, vor den Familiennach- richten (6 gespalten) 50 H. Tabellarischer und Zisfernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 H (excl. Porto). Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesürderung 60.—, mit Postbeförderung .Sl 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Au-gab«: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet- an die Expedition zu richten. < » Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 96. Jahrgang. Unseren Berliner Freunden hierdurch die ergebene Mittheilung, daß durch den be sonders in den letzten Jahren sich fortgesetzt erweiternden Kreis unserer Abonnenten und Inserenten in der Reichs hauptstadt wir uns veranlaßt gesehen haben, in Berlin 8W., Königgrätzerstraße 116, direct am Anhalter Bahnhof, eine Filral - Expedition zu errichten, deren Eröffnung am 1. d. M. erfolgt ist. Anzeigen sowohl wie Abonnements werden dort zu denselben Bedingungen entgegengenommen und erledigt wie in unserer Haupt-Expeditton in Leipzig. Unser gleichfalls dortselbst eingerichtetes Verkehrs - Bureau bietet unfern auf Reisen befindlichen sächsischen Abonnenten Lesezimmer — Fernsprecher — Adreßbücher -- Kursbücher — Stadtpläne re., auch wird daselbst jede gewünschte Auskunft über Verkehrs verhältnisse, Hotels, Pensionen rc. bereitwilligst crtheilt. Leipzig, im Februar 1902. Leipziger Lagebialt. Die Technik im Heere. n. Die Ablehnung der von der Heeresverwaltung in dein Etat für 1902 geforderten militärischen Hoch« s ch n le durch die B u d g c t e o m m i s f i o n des Reichs tages hat auf die Technik iinHeercdicAnfmcrksamkcitweitcr Kreise gelenkt, in denen man über diese Technik im All gemeinen ebenso wenig unterrichtet ist, wie dies in der Eommission der Fall zu sein scheint. Wer die Thätigkcit unserer technischen Truppen, der Pioniere, sowie der Eisenbahn-, Luftschiffer- und Tclegraphcntruppen, in den letzten Jahrzehnten mit einiger Aufmerksamkeit ver folgt hat,' wer von den Fortschritten ans dem (Gebiete des Wafscnivescns, insbesondere der Gcschützeonstrnction, Kenntnis; genommen hat und über die Neuerungen im Bcsesttguttgswcscn unterrichtet ist: wer die Leistungen unserer technischen Institute, wie Artillerie-Werkstätten und -Cvnstructionsburcau, Geschoß- und Munitions fabriken, Geschützgießerc» und Gewchrfabriken, Fcucr- DienStag den werkslaboratoricn und Pulverfabriken, kennt der weiß, was cs mit der Technik im Heere auf sich hat. Ans dem weiten Gebiete der Technik an sich hat sich eine besondere Militärtechnik hcransgebildet, die in unserer Privat- und Staatsindustrie einen hervorragenden Platz emnimmt, den sic auch im Vergleich mit anderen Heeren mit vollem Rechte besitzt. Je höher aber die Anforderungen an diesen Zweig der Technik gestellt werden müssen, desto fühlbarer hat sich der Mangel an theoretisch genügend vvrgebildeten Osfieicren er wiesen, denn diese sind nicht nur mit der Leitung und Beaufsichtigung dieser technischen Institute betrau», was bei deren militärischem Charakter unerläßlich »st, sondern auch bei den technischen Truppen — wie nament lich beim JngenieureorpS — steht diese Ausbildung be» Weitem nicht auf der erforderlichen Höhe. Wenn auch wenige Offieicre auf der technischen Hochschule in Char- lottenburg auf drei Jahre zum Besuch bestimmter Vor lesungen commandirt sind, so ist dies bei dem großen Be darf ein Tropfen auf den heißen Stein, und eine Er weiterung dieser Hochschule ist bei der Beschränktheit ihres Raumes kaum ausführbar. Es ist aber unbedingt ueth- wcudig, daß eine größere Anzahl von Officiercn eine technische theoretische Ausbildung erhält, die nur durch ein ernsthaftes Studium und durch eine Vertiefung in die militärtcchnischcn Wissenschaften zu erreichen ist. Der Gedanke, eine hierfür in Aussicht genommene Lehranstalt der militärischen Leitung und Beaufsichtigung nicht unter stellen zn wollen, ist geradezu absurd: es leuchtet doch ohne Weiteres ein, daß auf einer den Civilbchördcn unter stellten Lehranstalt, gleichviel ob Universität oder technische Hochschule, von der Wahrung militärischer Interessen keine Rede sein kann, weil das Verständnis; dafür voll ständig fehlt. Außer den eigentlichen technischen Osficieren sollen aber auf der geplanten Hochschule auch noch solche Offieicre herangebildet werden, die später als höhere Truppenführcr Verwendung finden können, denn diese können ohne technische Kenntnisse kaum noch allen an sie herantretendcn Aufgaben gerecht werden. Man denke auch an die Gouverneure und Coinmandanten großer Festungen, die meist aus der Infanterie hcrvorgcgangen sind und seit dem Besuche der Kriegsschule als Fähnriche von der beständigen Befestigung und dem Festungskriege nichts mehr gehört und gesehen haben, die ihnen also völlig trriA inaognit« sind. Hierin muß also auch ein Wandel geschaffen werden, der dringend nothwendig ist, denn eine moderne Gürtclfeftung ist doch ein ander Ding als eine alte bastioukrte Stadtbcsestignng. Ebenso muß aber auch die theoretische Ausbildung der Jugenicur- ofsieicrc vertieft nnd erweitert werden, die neben -er Anlage von Befestigungen auch die Strategie und die Taktik des Fcstnngskriegcs in vollem Maße beherrschen müssen: hierin hapert cs gar sehr und die bisherige In genieurschule kann diesen Anforderungen in ihrem er weiterten Rahmen nicht mehr gerecht werden. Diese Schule wird zur Ausbildung der Pionicroffieiere weiter bestehen müssen, die dann nach einjährigem Besuch in bestimmter Anzahl zur militär-technischen Hochschule über treten, nm zu brauchbaren Jngenienrosfieieren weiter gebildet zn werden. 4. Februar 1902. Dann aber muß auch auf die Offieicre der Artillerie und der Infanterie Rücksicht genommen werden, bei denen die technisch vvrgebildeten Offieicre mit der Laterne zu suchen sind. Die Zahl der Ballistiken ist unter den Ofsi- cieren eine ganz geringe und bei Weitem unzureichende: man könnte sie an den Fingern einer Hand herzählen, und das bei einem Friedensstande von 20 000 Offieieren! Wo soll das hinaus ? Wir können unseren Truppen nicht zumnthen, daß sie Waffen benutzen, von deren technischer Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit die Offieicre sich aus eigener wissenschaftlicher Kenntnitz nicht Rechenschaft ablegen können. Was soll ans der Ausbildung unseres Heeres werden, wenn seine Lehrer keine Ahnung oder ganz falsche Vorstellungen vom Gasdruck im Geschützrohr oder Gcwehrlauf, von Anfangs- und Anstrcffgeschmindig- keit, von Zerreißproben und sonstiger Materialprüfung und dergleichen haben ? Es ist unmöglich, in einem kurzen Artikel auf alle sich ergebenden Einzelnheitcn einzugehen: aber wie die Militärtechnik im Heere sich fortschreitend entwickelt hat, so ist die Heeresverwaltung in eine Zwangslage gcrathcn, ans der sie nur durch die Errichtung einer militär-technischen Hochschule herauskommen kann, wenn sie für die fortgesetzte Schlagfertigkeit unseres Heeres verantwortlich bleiben soll. Wir glauben also, daß die Militärverwaltung von der Forderung dieser Hochschule unter keinen Umständen abgehcn oder sich etwas davon abhandeln lassen kann. Diese Vorlage ist wahrlich nicht dazu augethan, zn Handelsgeschäften zu dienen, und sic wird daher immer wieder zum Vorschein kommen, bis sie bewilligt ist: je mehr Zeit aber hierüber vergeht, desto größer wird der Schaden sein, den unser ganzes Heer und nicht etwa blos die technischen Truppen dadurch erleiden. Und wenn irgendwo ein Vickoaut eonsnlos! am Platze ist, so ist es bei der militär-technischen Hochschule. Hoffentlich findet sich bei der zweiten Lesung im Plenum des Reichs tages eine Partei, welche für diese Vorlage unter Berücksichtigung der Sachlage «ine iru. et stmlio cintritt. Der Krieg in Südafrika. Zur militärische« Lage. Mit einer Energie, welche ihre Ztt'sachcn in den Ge fahren der augenblicklichen Lage in Südafrika und in dem dringenden Wunsche, den Krieg vor der Krönung König Eduard's beendigt zu sehen, hat, bemühen sich das Lon doner KricgSamt nnd Lord Kitchcncr, den weiteren Ver lauf des Feldzuges nach besten Kräften zu beschleunigen, resp. für die britischen Waffen siegreich zn gestalten. Da bei kommt cs natürlich hauptsächlich in Betracht, die hervorragendsten Führer der Bocrcn, General Eomman- dant Louis Botha, sowie die Generale De Wct nnd De la reu lahm zn legen nnd unschädlich zn machen, wenn nicht gar gefangen zn nehmen oder zur freiwilligen Ucbergabe zu zwingen. 'Nach den letzten Meldungen vom Kriegsschauplätze sind nicht weniger als 23 britische Eo- lonnen augenblicklich gegen Christian De Wct in Be wegung gesetzt, nnd in der englischen Presse gicbt man sich wieder einmal der angenehmen Hoffnung hin, daß die Gefangennahme oder Vernichtung dieses gefährlichsten und gewandtesten aller Boerenführer nur noch eine Frage der Zeit sein kann. Mit anderen Worten, cs ist wieder ein großes Kesseltreiben gegen den schwarzen Christian im Gange, und dieses Mal soll dasselbe schon deshalb bedeutend größere Chancen auf guten Erfolg haben, als De Wet mit seiner jetzt an geblich wieder gegen 2500 Mann starken Truppe durch die verschiedenen Blvckhauslinien im Freistaate derartig ein geengt sein soll, daß an einen erfolgreichen Durchbruch überhaupt nicht mehr zu denken wäre. Christian De Wet wird natürlich anderer Ansicht sein, und jedenfalls hat er inzwischen auch schon seine eigenen Vorbereitungen ge troffen, um die Operationen dieser kolossalen Hcerschaar von 23 britischen Colonnen gegen sein kleines Häuflein ebenso erfolglos und nutzlos zn machen, als cs die früheren waren. Rian setzt aus englischer Seite besonders viel Vertrauen auf die Vollendung der starken Blockhaus linie zwischen Heilbronn und Bethlehem, durch welche De Wet vollständig in einen sehr engen Be zirk cingcschlossen sein würde, in welchem er sodann bei Tag und Nacht keine Ruhe haben soll. Diese Hoffnungs freudigkeit ans englischer Seite geht sogar schon so weit, daß in einer Depesche von Johannesburg behauptet wird, die übrigen Boerenführer warteten in Wirklichkeit nur darauf, daß Präsident Steijn und Christian De Wct, die beiden Unversöhnlichen, sich übergeben oder gefangen oder getödtct worden, um dann selbst schleunigst zu capi- tulircn. Uebcrhaupt gewinnt in den englischen Preßmeldüngen in den letzten Tagen wieder einmal ein sehr hoffnungs voller Ton die Oberhand, und man will allerhand An zeichen dafür entdeckt haben, daß cs mit der Widerstands kraft der Bvercn nunmehr ganz rapide zu Ende geht, un einige Propheten hier in London gehen sogar so weit, daß sie kühnlichst Voraussagen, „in höchstens vier Wochen werde der Krieg sein Ende finden, und zwar in der von England gewünschten Weise". Weniger übertrieben optimistische Ansichten gehen da hin, daß Kitchcncr mit den im Januar hinausgesandtcn 7000 frischen Truppen und den für Februar in England bereits unter Scgelbcfchl stehenden weiteren 8000 Mann und mit seinen alten Feldcolonnen, die zum Theil er gänzt und neu ausgerüstet worden sind, sowie irische Pferde erhalten haben oder erhalten sollen, für du Mo nate März und April einen umfassenden, mächtigen Ver such machen wird, den Widerstand der Boercn zu brechen und das Ende des Krieges endlich herbeizuführcn, damit die Kröniingsfcstlichkcitcn im Juni nicht mehr durch KriegSlärm gestört werden. Ob alle diese schönen Wünsche in Erfüllung gehen werden, ist zum Mindesten zweifelhaft, nnd im Falle des Mißerfolges wird man sich vielleicht in London insofern behelfen, daß man den Krieg als officicll beendet hinstellt, und die noch im Felde stehenden Boercn als Guerillas hinstcllt nnd behandelt. Es liegen nämlich auch noch andere Nachrichten vor, die erkennen lassen, daß cs mit der Widerstandskraft der Bocrcn doch noch längst nicht so schlimm bestellt ist, als die Engländcrdicsgcrnwahrhabcn möchten. Es wird nämlich Die Hygieine des Tanzes. Bon vr. weck, F. B e r tt h a r t. Nachdruck vkrdvtcii. Es giebt eine ganze Reihe von Vergnügungen, von denen man sagen darf, daß ihr Genuß bei vernünftigem Verhalten zugleich einen günstigen Einfluß auf die Ge sundheit ausübc, ja sogar bei Beachtung hygieinischer nnd ärztlicher Grundsätze wie ein Mcdicamcnt für Heilzwecke nutzbar gemacht werden könne. Dahin gehören vor Allem die verschiedenen Spielarten des Sports: Turnen, Rudern, Schwimmen, Fechten, Radeln, Eislauf u. s. f., üc alle lassen sich durch sinngemäße Abstufung der Arbeits leistungen, durch gradweise Vermehrung oder Ver minderung der Schwierigkeiten und endlich dnrch die Va riation der Ncbungsformcn derart modeln und dosircn, daß sie in den verschiedensten Krankhcitszuständcn nutzen können. Uebcrall, wo cs aus irgend einem Grunde an gezeigt ist, systematische körperliche Uebnngen vor- zunchmen. Muskelkraft und Gewandtheit ausznbildcn, da kann je nach Umständen und persönlichem Geschmack die Pflege irgend einer jener Sportarten empfohlen werden, die zudem noch den Vorzug bieten, daß sic bei gleich zeitiger Anregung des Geistes nicht in der Weise ab- spannen, wie beispielsweise die einförmigen Kurbel drehungen an einer noch so exact eonstrutrten Arbeits maschine. Andererseits gicbt cs aber auch Vergnügungen, die ähnlich wie die genannten ebenfalls mit körperlicher Thätigkcit verbunden sind und von denen sich gleichwohl kaum behaupten läßt, daß sic in irgend einem Sinne der Hebung der Gesundheit zu dienen vermöchten. Zn ihnen gehört vor Allem der Tanz. Die Muskeln, welche hier in Thätigkcit gesetzt werden, gehören beinahe ausschließlich den unteren Extremitäten an, die Thätigkcit ist also vom Standpunct der Gymnastik eine reicht einseitige, weiter handelt es sich, selbst wenn man die Erfindung neuer Tanzformcn und neuer Neigen wohl berücksichtigt, doch immer nm die gleichen Bcwcgungsclementc, nm die gleichen Schrittartcn nnd Drehungen: von einer Ab stufung der Leistungen, von einer gradweise« Steigerung der Schwierigkeiten kann also im Ernste kann» die Rede sein. Keinesfalls könnte durch die Pflege üeS TanzcS das Gleiche oder gar mehr erreicht werden, wie durch regel mäßige, stramme Spaziergänge in reiner Luft. Wenn wir also auch nicht daran denken, dem Tanz irgend eine wesentliche gesundheitsfördernde Bedeutung hctzulegen, so liegt eS uns -och ebenso fern, deshalb gegen I dieses reizvollste Vergnügen der Jugendzeit, ohne welches wir uns kaum eine heitere Geselligkeit zu denken ver mögen, einen Einwand zn erheben. Es genügt voll kommen, wenn Schädigungen der Gesundheit aus geschlossen sind, nm auch vom Standpunetc des Arztes dem Tanz volle Berechtigung znzucrkcnncn. Freilich wird in dieser Beziehung noch sehr hänfig gesündigt, und cs dürfte darum die Erinnerung an einige der wesentlichsten Punete gerade jetzt nicht ganz ungelegen kommen. Es versteht sich eigentlich von selber, daß im Grunde nur völlig gesunde Personen sich dem Tanzvergnügen hin geben sollten: wenn auch an und für sich die Anstrengung keine besonders große ist, so tritt doch in der Regel, sobald mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit getanzt wird, ein recht starkes Ermüdungsgefühl auf, das sich sogar bis zur Erschöpfung steigern kann. Dem Gesunden wird das aller dings nichts schaden, bei ihm tritt nach kurzer Zeit völlige Erholung ein, der Leidende kann aber dadurch für Monate hinaus und selbst für das ganze Leben seinen Zustand ver schlimmern. Namentlich Hcrzleidcnde sollten vorsichtig sein: man hat nachgcwiesen, daß bei Personen mit minder widerstandsfähigem Herzen jede stärkere Anstrengung mit einer acuten Erweiterung dcS Herzens, einer Dehnung des Herzmuskels einhcrgeht, nnd wenn diese auch in der Regel nach längerer Schonung wieder schwindet, so ist doch die momentane Gefahr bei einem ohnehin durch organische Erkrankung nicht ganz leistungsfähigen Herzen keineswegs zu unterschätzen: nach dem, was wir von der Neberanstrengung des Herzens durch übermäßige Muskel arbeit wissen, kann zweifellos auf diese Weise eine be deutende Verschlimmerung des Krankhcitszustandcs hcr- vorgcrufen werden. Auf jeden Fall ist es schon schlimm genug, wenn nm einiger vergnügter Stunden Willen ein jugendlicher Kranker, der sich vordem ganz wohl fühlte, Wochen lang an das Zimmer gefesselt nnd seinem Berufe entzogen wird. Ganz ähnliche Gesichtspunetc kommen für Lungen kranke in Betracht. Wer keine ganz feste Lunge besitzt, wer schon unter gewöhnlichen Verhältnissen zeitweise nur mit besonderer Anstrengung seinem Athcmbedürfnitz gc- nügcn kann, der sollte sich die Schwierigkeiten nicht ab- sichtlich steigern, höchstens systematische, stnfenmäßige Athembewegungen könnten da von Nutzen sein: die er- höhten Anforderungen, welche jeder raschere Tanz an die Lungen stellt, werden aber zumeist schaden. Lungen- leidende, Personen mit Bronchtalkatarrh u. dergl., die schon bet geringfügiger Anstrengung ein Beklemmung«- gefühl empfinden, oder bei energischerer «thmnng Husten- anfallc bekommen, werden sehr vorsichtig sein müssen. Wir gehen nicht so weit, allcnHerz - und Lu ngen - le i d c n d c n das Ta n z c n schlechtweg zuverb tetett) die Thcilnahme an Neigen oder an ruhigeren Rundtänzen wird für Personen von gutem Krüftcznstand, bei welchen zur Zeit besondere Krankhcitssnmptvme nicht hcrvvrtreten, im Allgemeinen nicht bedenklich sein. Jedenfalls sollte aber in Zeiten, wo schon bei ruhigem Verhalten Symptome des Leidens, wenn auch in kaum merkbarer Weise, vor handen sind, ans das Vergnügen des Tanzes gänzlich ver zichtet werden. Auch für den Gesunden ist die Beachtung gewisser all gemeiner Gcsnndhcitsregcln nothwendig. Es handelt sich hier, wie so häufig im Leben, darum, zu verhüten, da,'; eine an nnd für sich unschädliche Lache durch unvorsichtiges Verhalten Schädigungen hcrvorrnft. Da ist zunächst die Toilette von Bedeutung, allerdings mehr für das weib liche Geschlecht, weil die Herrenwelt doch sicher viel seltener der Eitelkeit so weit nachgebcn wird, um eine unzwcck- mäßige und unbequeme Kleidung anznlegen. Am häufigsten mag das noch in Bezug auf die Fußbekleidung Vorkommen. Die Nachthcilc einer zu knappen oder fehler haft geformten Fußbekleidung sind indeß trotz ihrer oft recht empfindlichen Folgen doch nur örtlicher Natur und ziehen die allgemeine Constitution nicht in Mitleiden schaft. Wir können sie darum hier wohl bei Seite lassen. Dagegen kann nicht ernstlich genug vor zu starkem Schnüren gewarnt werden. Dieser Auswuchs der Eitel keit hat ja auch^ schon in gewöhnlichen Zeiten eine große Ncihe ernster Schädigungen im Gefolge, von denen nur die Einschnürung nnd Hcrabzerrung der Leber mit ihren Folgen, wie z. B. Wanderleber, Gallensteine, Senkung der Bancheingeweide u. s. w., angeführt sei. Hier haben wir vornehmlich den Druck in» Sinne, welcher durch Ver mittelung des Brustkorbes auf Herz und Lunge, nnd dnrch die Banchwandungen ans die großen Gcfäßslämme der Leibeshöhle ausgeübt wird: es wird dadurch einerseits die Athmung und die Thätigkcit des Herzens behindert, die Circulation des Blutes, die innere Athmung und die Ernährung der Gewebe gestört, andererseits gesellt sich dazu noch die Stauung in den großen Gefäßen der Bauch höhle» die Zurückhaltung gewaltiger Blutmassen im Leibe und der» unteren Extremitäten, die damit dem Herzen entzogen werden. Dieses muß also unter recht schwierigen Umständen seine Arbeit verrichten, zumal wenn noch, wie beim Tanzen, erhöhte Anforderungen an seine Leistungsfähigkeit gestellt werden. So mag dnrch häufige Neberanstrengung der Keim zu manchem chro nischen Leiden gelegt werden, aber auch ganz unver mittelt, wie aus heiterem Himmel, können die schwersten Folgczustände anftreten: die plötzlichen Todesfälle junger Mädchen im Anschluß an ein Tanzvergnügen, von denen man häufig hier und da in de« Zeitungen liest, sind meistens in dieser Weise zu deuten. Besondere Beachtung verlangt der Schutz der AthmnngSvrganc. Die stärkere Muskelthätiglcit er- I fordert erhöhte Luftzufuhr, und cs sollte sich wohl von selber verstehen, daß hierzu nur tadelloses Material zur Verfügung stehe: ist die Luft unrein, mit Staub erfüllt, so können nicht allein Katarrhe der oberen Luftwege und der Lnftröhrenverzweiguiigen zur Entstehung kommen, sondern wenn, wie so häufig, Krankheitserreger am Stande haften, auch Lungenentzündungen und selbst tuberkulöse Veränderungen. Es muß darum im Tanz saale die peinlichste Reinlichkeit herrschen. Möbel und Ausschmücknngsgegcnstündc, welche als Staubfänger wirken könnten, sollten unbedingt verbannt sein, denn die Erschütterung des Bodens muß dann nothwendig Auf wirbelung von Staub nach sich ziehen: eine sorgfältig regulirte Lüftung ist unbedingt nothwendig, sonst würde bei der Anwesenheit vieler energisch athmcnder Personen die Luft allzu stark verschlechtert werden. Tie vorübergehende Einathmung verdorbener Luft hat aller dings für Gesunde nicht viel zu bedeuten, bei empfind lichen, nervösen Personen kann sie aber mannigfache Be schwerden, Uebelkeit, Appetitlosigkeit und ganz besonders heftige Kopfschmerzen nach sich ziehen. Von großer Wichtigkeit ist auch die Regulirung der Temperatur. Wie überall, wo durch Mnskclthätigkeit an sich schon körperliche Wärme in vermehrter Menge ge bildet wird, sollte auch im Ballsaalc die Temperatur eine mittlere, eher niedere sein: das körperliche Wohlbefinden ist dabei am wenigsten gefährdet, und der Abstand von der Temperatur außerhalb des Saales und auf der Straße ist kein zn großer. Zur Verhütung von Er kältungen soll man den Ballsaal nicht zu rasch verlassen: eine kurze Erholungspause, in welcher Hcrzthätigkcit und Athmung sich allmählich beruhigen, Erhitzung nnd ge steigerte Transpiration Nachlassen, ist unbedingt anzn- rathcn. Daß man den noch warmen nnd empfindlichen Körper dnrch sorgfältige Einhüllung auf dem Heimwege vor der niederen Straßcntempcratur schützt, sei nnr der Vollständigkeit halber erwähnt. Wie manche schwere Er krankung durch leichtsinniges Verhalten, durch die un vermittelte Einathmung der kalten Straßenluft oder durch den Einfluß der Kälte auf die warme, transpirirendc Haut hcrvorgcrufcn wird, davon kann jeder Arzt erzählen. — Eine richtige Kunst, die gelehrt und gelernt werden muß, ist das Maßhaltcn im Vergnügen: das gilt auch ganz be sonders in Bezug aus den Eifer, mit welchem man dem Tanzvergnügen huldigt. Hier darf kein falscher Ehrgeiz und keine kleinliche Eitelkeit maßgebend sein, sondern nnr der körperliche Kräftezustand nnd die persönliche Leistungsfähigkeit. Cs soll Niemand mehr wagen, als er ohne stärkere Anstrengung leisten kann: das Srmüdungs- gefühl meldet sich schon zn rechter Zeit, und wer dieses Warnungssignal gehörig beachtet, wird sich am sicherste« vor Gefährdung seiner Gesundheit bewahren.
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