Alles Leben auf der Erde verdanken wir der Sonne. Vas kommt dem Großstädter, dieser überreifen Frucht der Schöpfung, in den engen Mauern seiner eigenen „kleinen" Welt (seinem Mikro kosmos) nur selten zum Bewußtsein. So weit er sich von der Grund bedingung seines Daseins, der Ackererde, dem Himmel, entfernt hat und oft die Dacht zum Gage macht: er würde seine kosmische Ab hängigkeit doch spüren, wenn einmal die Sonne eines Tages nicht aufginge und sich auch nur ein halbes Vahr lang nicht sehen ließe, wie es noch heute in Nordpol-Gegenden der Fall ist. wie aber muß nach langer Nacht der erste Lichtstrahl auf Menschen gewirkt haben, deren Auge, deren ganzes Dasein von den Veränderungen in der Natur noch in ganz anderem Maße, als es bei dem heutigen Bauern der Fall ist, abhängig war. Noch zeugen davon die „Stein setzungen", die „Dpfer- und Schalensteine", die ehrwürdigen alten Gerichtsstätten aus vorgeschichtlicher Seit, die kultsnmbolischen Bräuche der Völker. Oie Wiederkehr des Lichtes aus der Dunkel heit, das Erlebnis der Wintersonnenwende, ist uranfäng lich das Erlebnis der Menschheit gewesen und so auch der Anlaß zur chffnung ihres Mundes vom dunklen verschlossenen o und u zum Hellen a, e, i, die Weckung ihres Bewußtseins, derUrsprung der Nultsprache, ihrer Gesetzmäßigkeit, und der Ursprung der Schrift. Dhne Leiden und Freuden keine Geburt, keine Erkenntnis, kein Bewußtsein, keine Sprache, keine Schrift. Vas ist urewiges Gesetz des „Stirb und werde". Nicht zufällig sprechen wir noch von der „Muttersprache", denn wie die leibliche Geburt ist die Namen nennung, die Sprache das Seichen der Bewußtwerüung und Be freiung. Um vom Ursprung der Schrift zunächst zu reden, weil er sich leichter verdeutlichen läßt: Sämtliche ältesten Schriftdenkmäler ent standen aus dem Sonnenideogramm oder dem Gedankenbild für den Sonnenlauf, d. h.: Oer Horizontbeobachter legte mit Hilfe von Holz stäben oder (noch heute vorhandenen) Steinsetzungen die wichtigsten Auf- und Untergangspunkte der Sonne, besonders bei der winter- und der Sommersonnenwende, kreisförmig wie der Gesichtskreis fest. (Neuere Forschungen haben ja gezeigt, daß die altnordische Himmels kunde mindestens ebenso hoch, wenn nicht höher entwickelt war als etwa die babylonische Astronomie im Süden, zumal die Vor bedingungen für die Beobachtung des Gestirnlaufes im Norden weit günstigere waren.) Oie Verbindung der wichtigsten Auf- und Unter gangspunkte der Sonne innerhalb dieses nachgebildeten Gesichts kreises ergab die Schriftzeichen. Va nun unterhalb des poles der Wintersonnenwendepunkt im Süden, der Sommersonnenwendepunkt im Norden, die Sonnengleichenpunkte genau im Gsten und Westen dieses Nreises liegen, so entstand für arktische Gegenden das