Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.04.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190904157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090415
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
- Monat1909-04
- Tag1909-04-15
- Monat1909-04
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Platzkommandaute« Javer Pascha ersetzt wordeu. Die Aufständischen wolle» Tevfik Pascha nicht anerkeuue». Patrouille» der Aajstäudischeu durchziehe» die Stadt, die um Mitternacht r»hig Var. Edham Pascha KriegSmtaister. — Gtn Jrade deS LaltanS. D Koastautiaopel. 14. April. (TelegrvMllu) Soeben ist Marschall Edhem Pascha, der »um Krieg-Minister er nannt wurde, unter dem Jubel der Truppen von Jildis nach Stanibul gefahren. Es scheint, daß die Truppen vollkommen befriedigt sind. Ter erste Sekretär des Sultans verlas vor dem Parlament ein Jrade, in dem es heißt, daß der Sultan die Demission des Kabinetts angenommen Hube und ein neues Kcrbmett in der Bildung begriffen sei. Es seien Maß regeln zur Erhaltung der Ruhe und Wohlfahrt ergriffen, das Scherifat- gesetz solle künftig respektiert werden. Tie Truppen, denen Straflosig keit zugesichert wird, nwchten in ihre Kasernen und die Bevöllerung zur Arbeit zurückkchren. Zum Schluß entbietet der Sultan seinen kaiserlichen Gruß. Tie Verlesung des Jrade- wurde mit stürmischen Hochrufen auf Len Sultan beantwortet. (Einzelheiten. O Koustautinopel, 14. April. (Telegramm.) Die Revolte beschränkt sich bisher auf Stambul. Zwischen den meuternden und treugebliebenen Truppen kam es zu vereinzelten Zu- sammenstößeu, aber noch nicht zu einem entscheidenden Kampje. Einige Abgeordnete Warden erschossen, darunter der Präsident der Kommission kür auswärtige Angelegenheiten. Gegen Fremde wurden keine Aus schreitungen begannen. Der Jnstizminister Nasim Pascha soll um i>!»5 Uhr vor dem Parlamentsgebäude einen tödlichen Bajonettstich er halten haben. Um V26 Uhr erschien vor dem Parlament der erste Sekretär des Sultans," Ali Dschewad-Bey, und verlas ein Jrade, das Tevfik Pascha zum Großwesir, Kuetschuek Said Pascha zum Minister des Aeußern und Edhem Pascha znm Kriegsminister ernannte. Tic Truppen sollen indes .Kiamil Pascha als Großwesir verlangt haben, woraus Dschewad-Bey wieder '»rtging. Im Hofe des KriegZministeriumZ befand sich noch gegen Abend Mahmud Mukhtar Pascha, der Kom mandeur der Garnison, mit einigen tausend treugcbliebrucr Truppen. Die Europäer nicht in Gefahr. Durch die verschiedenen Blätter ging gestern die Meldung, daß das Leben der Europäer in Konstantinopel schwer gefährdet sei. Hierzu wird jedoch berichtet: (D Konstantinopel, 14. April. sTel.) Die sensationellen Nachrichten über eine Gefährdung der Euro päer sind unbegründet. Der Korrespondent deS Wiener K. Lt!. Telegr. Korr.-Bureaus konnte sich nach Mitternacht mit dem Drago- mau der österreichisch-ungarischen Botschaft ungefährdet mitten durch die Mannschaften bewegen, die truppweise ohne Offiziere in die Ka sernen znrückkehrten und fortwährend Freudenschüsse abgaben. Das Freudenschieben wurde durch das Jrade über die Demission des Ka binetts veranlaßt und dauerte einundeinhalb Stunden. L. 8. Petersburg, 14. April. sTel.) Ein Mitglied der hiesigen türkischen Botschaft erklärte mir, die europäischen Botschaften seien ungefährdet, da die Meuterei sich in einem andern Stadtteil befinde. Auf der türkischen Botschaft in Berlin. (Telegramm unserer Berliner Redaktion.) t. Berlin, 14. April. Auf der türkischen Botschaft in Berlin hat man bis zur Stunde keinerlei Meldung über den Verlauf der Revolution. Das letzte amtliche Telegramm aus Konstantinopel traf hier gestern früh ein und betraf Dinge, die zu den gegenwärtigen Ereignissen in keiner Be ziehung stehen. Der Botschafter Nizam Pascha ist übrigens seit vier Tagen bettlägerig, da er an einer schweren Influenza mit zeitweise hohem Fieber leidet. In Kreisen, die der Botschaft nahe stehen, erklärt mau, daß die gegenwärtige Bewegung nicht gegen die Konstitution, son- dein nur gegen das Jungtürkenkomitee gerichtet sei. * Englische Lamentationen. London, 14. April. (Tel.) Tic Morgenblätter besprechen die Konstantinopeler Militärrevolu- lion mit großer Beklemmung, da die englischen Sympathien noch immer den Jungtürken trotz den von ihnen begangenen Fehlern gehören, und deren Sturz durch die Militärrevolte als Triumph Abdul Hamids angesehen wird, gleichviel, ob Kiamil oder Tewfik Großwesir wird. Die Petersburger Auffassung. Petersburg. 14. April. (Tel.) Die beunruhigenden Nachrichten aus Konstantinopel erregen hier kein besonderes Aussehen. Man hat hier nie geglaubt, daß die Verfassung lange ohne Komplikationen bestehen würde. Sollten weitere alarmie- rende Nachrichten eintreffen, so gedenkt Iswolski seine Reise aufzu- schieben. Deutsches Reich» Leipzig, IS. April. * Abschiedsaudienz des österreichisch-ungarische» Gesandten. König Friedrich August verlieh dem österreichisch-ungarischen Gesandten Baron Braun bei der am Mittwoch im Residenzschlosse zu Dresden erfolgten Abschiedsaudienz den goldenen Stern zum Großkreuz Les Albrechts ordens. * Ordcusanszeichnung. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht jetzt, daß dem Geheimen Rat und Präsidenden der Zweiten Kammer der Ständeversammlung Dr. Paul Mehnert auf Medingen der preußi'che Kronenordcn 2. Klasse mit dem Stern verliehen worden ist. Diese Auszeichnung erfolgte bereits während der Tagung des Deutschen Landwirtschoftsrats im Februar dieses Jahres und ist damals auch an dieser Stelle mitgeteilt worden. * Der Konservative Landcsverein im Königreich Sachse» (gezeichnet: Tr. Wagner) übermittelt den Dresdner Blättern folgende Erklärung: „Tic in einigen preußischen Zeitungen ausgesprochene Ansicht, die Kundgebung der sächsischen Konservativen zur Reichsfinanzreform sei unter dem Drucke der sächsischen Regierung entstanden, ist durchaus un richtig. Tic sächsische Regierung hat nicht den mindesten Einfluß auf die konservative Partei Sachsens ausgeüdt. Tie Kundgebung ist viel mehr aus der freien, eigensten Entschließung der Partei hervorgegangen." — Tie in dieser Erklärung zurückgewiesene Ansicht ist nicht in einigen preußischen Blättern cnffgetaucht, sondern nur in der „Kreuzztg.". Daß ihre Irrtümlichkeit von den sächsischen Konservativen ausdrücklich fest gestellt werden würde, haben wir bereits ausgesprochen. Hk * Das deutsche Kaiserpaar ist am Mittwoch früh 5 Uhr 22 Min. in Bozen eingetroffen und, nachdem der Sonderzug, der wegen der starken Steigung auf dem Brenner geteilt war, wieder vereinigt war, um 5 Uhr 46 Min. weitergefahren. Empfang war verbeten. Der Bahnhof war gesperrt. — Tie Stadt Bozen veranstaltete am Dienstag anläßlich der bundestreuen Haltung Deutschlands zu Ehren der Reichsdeutschen, die sich gegenwärtig dort aushalten, einen Festkommers. Bürgermeister Tr. Peratdoner pries in der Festrede die opferfreudige Bundestreue des Deutschen Reiches. Kommerzienrat Avenarius und Gymnasialdirektor Przvgode (Berlin) erwiderten namens der Reichsdeutschen. An beide Kaiser . wurden Huldiaungstelegramme abgeschickt. — Am Mittwoch mittag trafen das Kaiscrpaar und Prinz Oskar in Venedig ein. Sie wurden am Bahnhof vom Reichskanzler Fürsten v. Bülow, vom deutschen Botschafter in Rom, Grafen von Monts, und von allen Zivil- und Mili tärbehörden empfangen. Der Kaiser und die Kaiserin, sowie Prinz Lskar nahmen aus der „Hohenzollern" Wohnung, wohin sie sich alsbald nach dem Empfang begaben. * Verhandlungen z»r Erneuerung des Dreibundes soll nach fran zösischer Quelle Fürst Bülow mit Minister Tittoni in Venedig haben führen wollen. Nach zuverlässigster Auskunft entbehrt diese Angabe jeder Begründung. Der Dreibundsvertrag läuft bi- zum Jahre 1914; es hat niemand daran gedacht, jetzt Verhandlungen über feine Erneuerung anzuknüpfen. * Der frühere russisch« Ministerpräsident Jwau Goremhki« traf, wie wir hören, am Mittwoch zu mehrtägigem Aufenthalt in Berlin e^n. Goremykin, der sich deS besonderen Vertrauens des Zaren erbeut und der in der letzten Zeit wiederholt als Anwärter auf einen Minister oder Botschafterposten genannt wurde, soll dem Vernehmen nach mit einer Spezialnnssion vom Zaren betraut worden sein. * Tie X«chlatzste»er uns dein Marsche. Die ZustimmungSkund- gebuugen aus dem Reiche für die von der Reichsregieruug beabsichtigte Nacklaßsteuer nehmen immer noch zu. In der Kanzlei deS Reichskanzlers lausen täglich neue Eingaben von Versammlungen, Vereinen und Korporationen ein, die ausnahmslos die Nachlaßsteuer als gerecht, durchiührbar und erstrebenswert bezeichnen. Wie wir erfabren, ist die allgemeine Ueberzeugung an leitender Stelle die, daß die überwiegende Mehrheit deS deutschen Volkes selten so einig in der Beurteilung einer Regierungsvorlage gewesen ist, wie jetzt in Sache» der Nach laßsteuer. * Der deutsche Handelstag uud der Oste». In den maßgebendsten Handelskrisen sind Erwägungen im Gange, den Osten geschäftlicher zu erschließen. Die Handelskammer Breslau, Dresden, Leipzig, Posen, Berlin, Frankfurt a. O. haben festgestellt, daß der Briefverkeyr zwischen Hamburg und Berlin und dem Osten unter einer Ungunst der Verbindungen leidet, welche mit den heutigen Forderungen des Ge schäftslebens auf schnelle Erledigung sich absolut nicht verträgt. Der Briefverkehr des östlichen Deutschlands mit Hamburg und des mittleren, soweit er über Berlin geht, bleibt ost in Berlin liegen, weil die an schließenden Züge nicht mehr erreicht werden (letztere sind meistens 20—50 Minuten früher abgegangen). „Der Osten Deutschlands, so betont man in Hondelskammcrkreisen, leidet unter teurer Bahnfracht, dünner Bevölkerung, schwacher Kapitalkraft, unter dem Hader, während gerade ein so gefährdeter Posten wirtschaftlicher Kräftigung und Förderung doppelt und dreifach bedarf." Der Handelstag wird der Angelegenheit seine Aufmerksamkeit widmen und sich für eine Verbesserung der in Rede stehenden Briefbeförderuug verwenden. Staatssekretär Kraetke hat sich leider bisher wenig entgegenkommend gegen die berechtigten Forderungen des Handels gezeigt, so daß mit einer bloßen Verwendung des Handelstages wenig getan ist. * Ter engere Ausschuß vcr badischen uattonalliberalen Partei hielt in Karlsruhe eine sebr gut besuchte Sitzung ab. Zur Neich:finanzreform wurde eine Resolution einstimmig angenommen, in der u. a. gesagt wird: „So erblicken wir insbesondere in der Nachlaßsteuer oder im Ausbau ter Erbschaftssteuer den zweckmäßigsten Weg, um ebensowohl der Gerechtigkeit als den berechtigten sozialen Anforderungen zu ent sprechen. Wir begrüßen, daß die Nationalliberale Fraktion des Reichs tages >n ihrer überwältigenden Mehrheit bereit ist, in diesem Sinne an dem Reformwerke niitzuw'rken, und wir würden eS bedauern, wenn eS nicht gelänge, dafür we Fraktion einmütig und geschlossen eiusetzcn zu lönnen." Hierauf wurde Bericht über die Versuche erstattet, für die baviichen Landiagswahlen m>t den Demokraten und Freisinnigen örtliche Ablomm.n über einzelne Wahlkreise zu treffen. Die Versammlung stimmte den von demokratischer und freisinniger Seite gemachien Vor schlägen grundsätzlich zu. Die Festlegung deS Abkommens wird in den nächsten Tagen erfolgen. Es ist daher Mit Bestimmtheit zn erwarten, daß der Block wenigstens für einen Teil der LandtazSwahllreise zustande kommt. * Der Parteitag der allein echte» Demokratie findet in der „Natl. Korr." die ihm gebührende Würdigung, indem ste die dort betonten Zcrsplitterungsgelüste im Interesse des Liberalismus scharf geißelt und u. a. aussührt: „Worauf es heute und in der gegenwärtigen Situation allein onkommen kann, ist doch: die Gegensätze innerhalb des Liberalis mus, soweit örtliche und historische Besonderheiten das nur irgend zu- lassen, zu überbrücken und Gewicht und Einfluß ihm zu stärken, indem man ihn nach Möglichkeit oft vereint schlagen läßt. Von solchen Zielen führt die verfehlte Gründung der Barth und Genossen schnurstracks ab. Wo sie kritisch ist, verbittert und verletzt sie, weil sie persönlich wird und stichelt, und wo sie mit sogenannten positiven Vor schlägen auflritt, offenbart sie eine schier groteske Unfruchtbarkeit. Dean es ist unfruchtbar — Herr v. Naumann mag »ns darum noch so oft „phantasielos" schelten —. in diesen Zeitläuften täglich neuer sozialdemo- kratischer Roheit dem Liberalismus zu raten, mit der Sozialdemo kratie sich zu paaren. Und es ist grotesk, nach der Art des Herrn Barth auf den Block zu schelten und eine konservativ-klerikale Parla mentsherrschast herbei Zufuhren, weil man dann doch wenigstens wüßte, von wem man regiert würde. Alles in allem: die Demokratische Ver einigung ist nun, gottlob, ein Jahr alt, aber älter sind ihre Mitglieder nicht geworden. Noch immer durchmessen sie mit Grandezza und Eifer derselben fehlerhaften Zirkel." * Eises Engländers Aberwitz. Unter dieser Spitzmarke behandelt die „Natl. Korr." die von uns an anderer Stelle bereits besprochene Aufführung des englischen Schmarrens, der die Invasion der Deutschen in England zum Vorwurf hat und in Berlin mit Recht ausgepsisfen wurde. Gewiß erfolgte die Ablehnung dieses schändlichen Machwerks mit seinen unmöglichen Karikaturen nicht gerade in Formen, die KniggcS Billigung gesunden hätten, aber die zitierte Korrespondenz hat ganz recht, wenn sie schreibt: „Wahrlich, das waren verständige Leute, die sich am Ostersonntag scheinbar so unverständig benahmen, das waren friedliche, ruhige Leute, die sich so wild gebärdeten, das waren ver nünftige Leute, die so unvernünftig schrien! Den Dank des Vater landes müßte man diesen braven Männern und Frauen abstatten. Sie haben die Beziehungen zu England durch ihr Toben so gut gepflegt, wie es ein Diplomat durch die größte Schmeichellkunst nicht besser vermocht hätte. Es scheint, als ob das Verständnis für äußere Polite? im Publikum zugcnommcn hätte und die lange herbeigewünschte größere Reife in den Fragen der äußeren Politik sich meldet Man denke sich nur den andern Fall, daß der auf den Brettern dargestellte Triumph des deutschen Heeres mit größter Begeisterung begrüßt und dazu „Heil dir im Sicgcrkranz" gesungen worden wäre! So wäre es ja wohl gekommen, wenn die „Ennall"-Bestrebungen im deutschen Volke vorhanden wären. Die Engländer haben Sinn Tür drastische Mittel; sie werden das Pfeifen und Zischen eines erbitterten Publikums vielleicht besser würdigen als hundert schöne Leitartikel. Den Berlinern aber rufen wir zu: Das hakt ihr brav gemacht, und wenn ihr mit faulen Eiern ge worfen hättet, wir könnten euch nicht böse sein!" * Zar Wahlrecht-Vorlage für Heften. Die hessische Reaieruag ließ der „Darmstädter Zeitung" zufolge den Standekammeru abermals eine Wahlre'oimvorlag», betreffend die Einführung deS geheimen und direkten LandtagSwahlreckteS, Zusehen.. Die Vorlage enthält wiederum drei Gesetzeniwürfe. Die erste betrifft die Abänderung der Artikel 67 und 75 der BersassungSurkunde, die zweite die Laodstäuve und die dritte die Wahlkreiseinteilung. * Kein viertes Secbataillon. Die Marineverwaltung bat die i» Aussicht genommene Bildung eines vierten SeebataillonS aufgegeben. Bekannt! ch bestand der Plan, daS jetzt beimkehrende ostasiatiiche Deta chement, daö den letzten Rest der BesatzungSt»uppen von den Cdina- wirren bildete, durch ein Mar mdetach ment abzulosen und dafür ein besonderes, 750 Mann starkes Seebataillon zu bilden. Statt dessen wird nur ein 150 Mann starkes Detachement formiert, das der Kiautscbau-Beiatzung angegliedert wird. Es bileet zur Hauptsache die GefauvlschaftSwache in Peking, da für sie 100 Manu verwendet werden; der Nest bleibt in Tsingtau stationiert. Die Mannschaften werden vorwiegend der Marine-Infanterie eu'nommen. Ihnen werden Artilleriemannichaften, Pioniere und einige Meldereiter angesch'lossen. Der Verzicht auf die Neubildung eines vierten SeebataillonS beweist, daß die politischen Verhältnisse zu Besorgnissen nicht de» geringsten Anlaß geben. Es bedeutet zugleich aber eine ganz wesentliche Ersparnis * Ballonhallc« für Kiel. Wie wir von bestinsonnierter Kieler Seite erlahren, sollen dort im Anschluß an den KriegShafeu zwei große Ballonhüllen errichtet werden, die speziell für Ausnahme vo» Zeppelin-Luftschiffen bestimmt sind. * Ausländische Werber sind »ach übereinstimmenden Blätter meldungen seit einiger Zeit im Reichs lande tätig, um heereSpfl chtiae Männer für fremde Kolonialarmeen anzuwerben. Nach de» Straßo. „Reuest. Nachr." bieten sie 1000 Werbegeld und 2 Frank tägliche» Sold. BeionderS kommen an» dem Oberelsaß Meldungen über ihre staatSgesährliche TLügkeit. Hoffentlich geliagt eS, diesen Werbern daS Handweik zu legen. * Die Gcueralkommissiou der sozialdemokratische« Gewerkschaften bat soeben ihren Bericht sur daS Jahr 1908 veröffentlicht. Von beson derem Interesse ist darin zunächst die Stelle über die Mitglieder bewegung der Gewerkschaften. Die Generalkommission hebt die Sta bilität der Gewerkschaftsbewegung hervor und fährt dann fort: „So weit die vorliegenden Berichte eine uebersicht gestatten haben eine An zahl Verbände einen Verlust an Mitgliedern bisher überhaupt nicht zu verzeichn,:«, einige können sogar noch mit einer kleinen Steigerung der Mitgliederzahl aufwartcn. Auch bei den meisten der Verbände, die einen Rückgang der Mitgliederzahl aufzuweisen haben, ist derselbe so gering, daß dadurch ihre Finanzen nur wenig berührt werden. Im allgemeinen hat also die Gewerkschaftsbewegung in ihrem Bestand trotz der schweren Krisis Einbuße nicht erlitten. ES bleibt abzuwarten, ob diese- opti mistische Urteil wiederholt wird, wenn die Berichte der Gewerkschaften vollständig oorliege». — Bemerkenswert ist ferner die Warnung, die die Generolkommissiou vor dem Bau eigener Gewerkschaftskäuser erläßt; sie sagt hierüber u. a.: „Selbst in Orten mit hochentwickelter Gewerk- schaftSbeweaung vermöge» die Gewerkschaftshäuser sich nur schwer zu erhalten. Es werden deshalb nur in den Orten solche errichtet werden können, i« denen die Mittel hierfür in ausreichendem Maße zur Ver fügung stehen ... Wo dies nicht der Fall ist, sollte man auf em solches Unternehmen verzichten." Diese nüchterne Beurteilung der wirtschaft lichen Leistungsfähigkeit d«S „organisierten Proletariats" sticht grell vor. den glänzenden Farben ab, in denen „Genosse" Kautsky soeben die Macht der sozialdemokratischen Arbeiterschaft gemalt hat. * Erkrankung des Hauptmanns Franke. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." aus Swakvpmund vom l9. Mär- ist Hauptmann Franke in Outso so schwer erkrankt, daß er den geplanten Zug ins Ovamboland aufgeben mußte und am 9. April die Heimreise angetreten hat. Mit Hauptmann Franke verliert die Schutztruppe unstreitig einen ihrer tüchtigsten Feldoffiziere. Ebenso geschickt, wie er vor dem Ausstande als Bczirksamtmonn von Omarurn die Eingeborenen zu behandeln der- stand, zeigte er sich im Aufstande selbst als tapferer und tatkräftiger Offizier. Wie Hauptmann Ritter im Süden, stellte Hauptmann Franke im Norden durch seine eigene Person allein eine kriegsstarke Kompanie dar. Bei den Eingeborenen genießt er neben der Ehrfurcht, die ihm schon vor dem Aufstande gezollt wurde, den Ruf eines über übermensch liche Gaben gebietenden Mannes und schon jetzt werden seine Kriegs taten in den nächtlichen Gesängen der Herero gepriesen. Bei besonders feierlichen Gelegenheiten wird ein Kriegstanz anfgcführt, der „Haupt- mann Franke" genannt wird. Hoffen wir. daß er in der Heimat wieder die volle Krast und Gesundheit finden möge, um sie dann wieder un Schutzgebiete m den Dienst des Vaterlandes stellen zu können. * Ein Vorbild aaS Amerika. Von befreundeter Seite geht uns zu unserem Aufsatz „Kolonialpolitik im Reichstage" in Nr. 96 unserer Zeitung eine Mitteilung zu, die erkennen läßt, wi,: scharf sich die Ameri-. kaner vor einer Rassenverschlechterung zu schützen wissen: sie setzen schwere Zuchthausstrafen auf eheliche Verbindungen zwischen Schwarzen und Weißen. Ein besonders hartes Urteil gibt die „Baltimore-Zeitung" bekannt. Kürzlich wurden in einer Stadt des Staates Virginia ein an geblich Weißer, der sich übrigens selbst für einen Negerabkömmling aus gab, und sein,» Ehefrau, eine Negerin, zu 18 Jahren Zuchthaus ver urteilt. weil sie eine verbotene Mischehe eingegangen waren. Die zwingende Not der Verhältnisse hat die Amerikaner zu derartigen drakonischen Maßnahmen veranlaßt. Unserer deutschen Kolonialver- waltung sollte dii-ses vorbildliche Beispiel aus Amerika ernstlich zu denken geben, damit auch in unseren deutschen Kolonien eine Rassen verschlechterung für die Weißen verhindert wird. * Die Auswanderung von Europa nach Nordamerika nimmt wieder zu. Die Angehörigen der arbeitenden Klassen aus den slawischen Län- dern Osteuropas und den romanischen SüdeurvpaS, die infolge der Wirt schaftskrise in ihre alte Heimat zurückströmtcn, treten von neuem die Wanderung westwärts über den Ozean an. Die transatlantischen Dampfer, die aus den Mittelmeerhäfen gen Amerika fahren, haben sämt liche Zwischendccksplätze besetzt. Infolge der neueren gesetzlichen Be stimmungen Amerikas, die einen größeren Luftraum für jeden einzelnen Zwischendeckspassagier verlangen, können freilich nur 25—30 Prozent weniger Auswanderer als früher nach der Neuen Welt befördert wer den. Immerhin tritt deutlich in die Erscheinung, daß die Angehörigen der arbeitenden Klassen wiederum auf guten Verdienst im Gebiet der Union rechnen. Ausland. Oesterreich-Ungarn. 24. Die Vorherrschaft im Mittelmeer. Aus Wien telegraphier: unS unser Korrespondent: Zur Beschleunigung der österreichisch, ungarischen Flottenbauten beabsichtigt die Regierung die Einbringung eines Rüstungskredites vos 200 Millionen Kronen. — Das österreichisch, ungarische Flottenprogramm soll bis Ende 1917 mit 8 Dreadnoughts die absolute Vorherrschaft Österreichs im Mittelmcer herbeiführeu. Frankreich. o Der Streik in Mer«. Der Knopfarbeiterausstand in Märn (Departement Oi)ir) hat noch immer nicht sein Ende genommen. Ueber eine neue Kraftprobe die die Arbeiter uuteruehmeu, wird folgendes berichtet: Paris, 14. April. (Telegramm.) AuS M6ru wird gemeldet, daß in mehreren von Agitatoren deS Allgemeinen Arbeiterverbandes geleiteten Versammlungen der Beschluß gefaßt wurde, von heute früh ab auf 24 Stunden die Arbeit einzu stellen, um zu zeigen, daß die Arbeiter, wenn eine entsprechende Weisung des Streikkomitees ergehe, bereit seien, den Gesamtausstand zu prokla- m r er cn. cff Die Mißstände in der Flotte. AuS Paris meldet eine Depesche: Der Deputierte und Generalberichderstatter für das Budget Doumer ist in Toulon eingetroffen, um an der Untersuchung über die Miß- stände in der Flotte teilzunehmen. Er begab sich an Bord des Panzerschiffes „Justice" und stellte fest, daß die Munitionsvorräte unvollständig oder nicht am richtigen Platze seien. Ferner nahm Doumer die Aussagen mehrerer Artillerieofslziiere entgegen, die erklärten, daß die Marineartillerie sowohl bezüglich der Mannschaften wie des Materials sich in beklagenswertem Zustande befinde. Doumer teilte den Mitgliedern der Untersuchungskommission mit, daß di«: Veröffent lichungen in der Presse über die jüngsten Ergebnisse der Untersuchung den Marincminister sehr peinlich berührt hätten. Die Kommissions mitglieder beschlossen deshalb, den Journalisten gegenüber mehr Zurück haltung zu beobachten. . . England. A Die unabhängige Arbeiterpartei. AuS London wird gemeldet: Bei der Fortsetzung der Konferenz der unabhängigen Arbeiter- Partei in Edinburg kam eS zu einem ernst<: n Konflikt, der zum Rücktritt der Hauptführer, darunter deS Gründers der Partei, führte. Der aus 4 Mitgliedern bestehende Ausschuß der Partei batte in seinem Bericht dem Abgeordneten Gray son wegen seines disziplin widrigen Verhaltens eine Rüg? erteilt. Die Konferenz lehnte aber den Passus wegen seines versöhnlichen Charakters ab; hierauf legten die 4 Mitglieder des Ausschusses ihre Stellen nieder. Es entstand ,rine große Erregung. Der Kongreß nahm dann zwar nachträglich di» bean standete Klausel an, aber der Ausschuß blieb bei seinem Entschlüsse. Niederlande. A Königs» Wilhelmina! Aos Amsterdam wird gemeldet: Die Spannung im Laag ist so groß, daß in der Bevölkerung Stimmen laut werden, würden Vorgänge im KönigSpalaste verschwiegen. Es beißt, die Aerzte würden unruhig, weil die Königin Wilhelmine seit einigen Tagen leidend sei. Die holländischen Kolonien in Berlin und Hamburg erhielten aus die Anfrage, ob die Königin Geschenke annehmen wolle, den Bescheid, die Königin bitte, das gesammelte Geld zu wohltätigen Zwecken zu verwenden. All« Gelder werden der Wilhrlminen-Stistung für arme Wöchnerinnen zugeführt werden. Amerika. O Die Tarifbill vor dem Senat. DaS „Berk. Tagebl." meldet aus Waffbington: Die Beratung der Tarffvorlage vor dem Plenum des Senats wird jedenfalls nicht vor Donnerstag beginnen. In zwischen bat der Finanzausschuß des Senats, der unausgesetzt an der Beratung der einzelnen Positionen tätig gewesen ist, seinen Be richt fertlggestellt. Der Ausschuß hat die Gestalt, die der Vor lage im Repräsentantenhaus« gegeben wurde, nicht so sehr verändert, wie erwartet worden war. Bei einer Anzahl Positionen sind sogar einige, allerdings nicht bedeutende Herabsetzungen vorgenommen worden. Die wesentlichen vom SenatSauSschuß beschlossenen Abänderungen der Zollsätze sind folgende: Der Zoll von 25 Cent« für die Tonne Eisen- erz wird wiederhergestellt; für die im Ausland gebauten Jachten wird ein Zoll von 45 Prozent deS Werte- erhoben. Gemälde und Skulpturen, die über 25, und künstlerische Antiquitäten, die über 100 Jahre alt sind, sollen zollfrei sein. Für Handschuhe und Strümpfe will der SenatSauSschuß die vom Repräsentantenhaus« herabgeminderten hohen Zollsätze deS DinglcytarifS wieder einführen; die Zolle auf Weine uud Branntwein sollen hinaufgesetzt werden.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder