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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 05.02.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189802055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18980205
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18980205
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- teilweise Textverlust (fehlende Ecken)
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-05
- Monat1898-02
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 05.02.1898
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„Euch soll der Popanz in die Glieder fahren!“ brummte er grimmig. Wie zufällig ging er die Strasse aufwärts. Die beiden Wanderer hatten keine Ahnung von dem Ungewitter, das sich drohend über ihrem schuldbeladenen Haupte zusammengezogen hatte. Der Berliner hatte scharfsinnig erkannt, dass er hier die gesamte bewaffnete Macht von Wiesenhäuser vor sich hatte, und darum beschloss er, wie stets in solchen Fällen, höflich und „jebildet“ aufzutreten. Er nahm ehrerbietig seinen Hut in die Hand, kam näher und fragte Gottlob Frühauf: „Durchlaucht wollen mich jiitigst Auskunft jeben, wo det Ortsgeschenk vor mir und meinen Freind jeholt werden kann!“ „Des will ich Eich sehn weisen, kommt när mit!“ sagte Friihauf und ging mit seiner Begleitung dem Rathaus zu. „Durchlaucht haben wohl die Jüte und machen mir een bisken auf die Sehenswürdigkeiten von diese Weltstadt auf merksam,“ gestattete sich der Berliner zu bitten. „Nachher, nachher zeig' ich Eich die scheensten Punkt’ von Wiesenhäuser,“ erwiderte Gottlob. „Danke erjebenst!“ Sie waren am Rathaus angekommen. Kaum aber hatte sich hinter den Dreien die Hausthüre geschlossen, als plötzlich der Alte mit gewaltiger Stimme die beiden Fremdlinge an donnerte: „Im Namen Seiner Majestät — Ihr seid verhaftet!“ Er öffnete ein kleines Gelass und kommandierte: „Marsch hinein!“ Die beiden Strolche gehorchten mechanisch. „Det jeht nich mit richtige Dinge zu!“ philosophierte der Berliner, nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte. „Des isch a schmierige G’schicht’n!“ jammerte „.lenosse Schwab“. Gottlob Frühauf schloss geräuschvoll die Thiire und be gab sich spornstreichs zum Herrn Oberförster, um diesem zu melden, dass er soeben zwei höchst gefährliche Landstreicher und Waldbrandstifter eingesteckt habe, die ihrem Wärter auf dem Wege von Tellerthal nach Wiesenhäuser entwischt seien. Der Herr Obeiförster liess sich alle Einzelheiten genau berichten und entliess Frühauf äusserst gnädig. Frühauf ging dorthin, „wo man einen Guten schenkt,“ weil eine grosse That durch einen braven Trunk besiegelt werden musste. Kaum war er fort, so liess sich eine weitere Person beim Herrn Oberförster melden. „Soll eintreten!“ befahl dieser. Krähhahn trat ein: „Guten Morgen, Herr Oberförster. „Guten Morgen, Krähhahn! Was bringt der Krähhahn?“ „Herr Oberfärsehter, ich melde gehorsamst, doss der Herr Färschter von Tellerthal gestern Ohmd zwee Handwerks borsehen festgenommen hot. weil se in Wald Feier ahgezindt hatten.“ „So, so nun, was hat denn der Krähhahn damit zu thun?“ „Herr Oberfärsehter, ich melde gehorsamst, doss der Herr Färschter mir heit frieh die zwee Handwerksborschen über- gaan hot. Ich seilt se bei Sie schaffen.“ „So, so — nun, wo sind sie denn?“ „Herr Oberfärsehter, melde gehorsamst, ich — ich hab se verlern - “ „Da soll doch gleich der Geier neinfahren! Wie kann man denn erwachsene Männer verlieren?“ „Herr Oberfärsehter, ich melde gehorsamst, se sein mer ausgerissen!“ „Kreuz-Schock-Millionen-Hagel und Blitz! Warum hat denn der Krähhahn die Brandstifter - ausreissen lassen?“ „Herr Oberfärsehter, dos is a schreckliche Geschieht.“ Und nun erzählte er haarklein wie alles gekommen war und wie schliesslich ein Radfahrer gekommen sei, der ihn befreit und sich erboten habe, die Brandstifter einzufangen. „Oder, ich gelaab, er werd se aa nett derwischt hohm!“ „Ja, da hilfts nun weiter nichts, da muss eben der Kräh hahn eingesperrt werden,“ bedauerte der Oberförster. „Herr Oberfärsehter, nischt fer uhgut — ich ka doch nischt derfiir, dass die Arrestanten ausgerissen sei; ich gelaab, wenn der Herr Oberfärsehter nett gewusst hätt, wie die Schiffer knuten gemacht wem — na warsch Herrn Oberfärsehter gerod asu gange wie mir,“ wagte Krähhahn zu behaupten. Der Oberförster lachte. „Na diesmal hat der Krähhahn Glück gehabt die beiden Spitzbuben sind arretiert.“ Krähhahn fiel es wie Zentnerlast vom Herzen. „A wos?“ sagt er, „Do hot der Strampelma die Hallunken : doch erwischt? Nu ka ich ruhig sei. Ja, ja, mei Grussvater — Gott honte salig— saht immer: „„Der Krug gieht su lang ze Wasser, bis er zerbricht..“ “ Hom se när aa tausendmal Dank, Herr Oberfärsehter!“ Nachdem also Krähhahn seinen Gefühlen Luft gemacht hatte, ging er. Dem Forsthaus gegenüber befand sich ein Wirtshaus. Dort hin zog es Krähhahn. Da bemerkte er plötzlich vor der Thiir des Hauses ein Zweirad. Kaum hatte er dasselbe erblickt, als er auch schon mit grossen Schritten der Thür zustrebte. Und richtig drin sass der schmucke Radfahrer mit seinem neuen Bekannten Gottlob Frühauf, dem alten Isegrimm, der im Glück schwelgte über den heutigen Erfolg. Freilich hatte der Radfahrer zu dem Erfolge das meiste beigetragen. Krähhahn stürzte auf den „Strampelma“ zu und küsste und umarmte ihn wie ein Bräutigam die Braut im ersten Feuer. „Wenn Sie heit nett käme,“ meinte er, „wäre mirsch dra- ckig gange. Wenn mei Färschter erfahren hätt, dass ich ohne die zwee Brandstifter noch Wiesenhäuser komme wär, der hätt mich verkehrt aufgehängt!“ „lech bin när früh,“ ergänzte Frühauf, „dass mir’sch noch a mol gegliekt is, jemand eizesperre. Nu ka ich mit Fried sterb’n.“ So verging unter Scherzen und Lachen die Zeit, bis | die heranahende Dunkelheit zum Aufbruch drängte. Krähhahn, j der sich redlich bemüht hatte, sein Glück durch einen guten i Trunk zu feiern, hatte den weitesten Weg vor sich. „Der Geier seil mich huln,“ sagte er beim Abschied, „wenn ich noch amol sette Spitzbub’n transportieren thu. Erseht hot mer Angst, nochert werd mer ahgesohmiert, un hinterher werd mr aa noch richtig ausgelacht!“ Festberiehte. IV. Stiftungsfest des Bezirkes Zwickau. „Heil Sachsen Heil!“ Dieser Ruf brauste am Dienstag 1 dem 25. Januar wiederholt durch die weiten Räume des Hotels zum „Deutschen Kaiser“, dass die Fensterscheiben nur so I klirrten. Feierte doch unser Bezirk sein Stiftungsfest. Der grosse festliche Saal trug eine geschmackvolle Dekoration, j Zwischen den Säulen der Estrade prangte das Wappen des Radf.-Clubs „Pfeil“-Lichtentanne, das Ortsvereinsbanner, sowie das des Ortsvereins-„Adler“ Werdau. Aus Nah und Fern 1 waren Mitglieder des Bundes zu dem Feste herbeigeeilt, auch unser verehrter Präsident Herr Horst Wolff aus Leipzig war | erschienen und wurde von den Sportsgenossen jubelnd begriisst. | Der Saal vermochte die Zahl der Festgäste kaum zu fassen. ! Die Mitglieder der edlen Radlerzunft waren fast alle in Gala- ' Sports-Kostümen erschienen, ein reizender Dameullor (man sah Last durchweg prächtige Kostüme) verlieh dem fest liehen Bilde Karbe und Anmut. Nach einigen einleitenden, exact gespielten Musikpiecen begrüsste Herr Bezirksvertreter Timmler die An wesenden, worauf dieselben das Bundeslied anstimmten. Hier auf folgte ein Prolog, vorgetragen von Frau Bezirksvertreter Timmler. Während desselben öffnete sieh die Bühne und den erstaunten Zuschauern zeigte sich ein stimmungsvolles lebendes Bibi: Radfahrer im Walde rastend, vom Genius des Radfahr sportes beschirmt. Gleich darauf gäbe eine neue Überraschung; zwei muntere kleine Postillone fuhren auf Dreirädern in den Saal, sie zogen einen goldenen Wagen, worin ein allerliebster Amor sass. Heute aber versandte er nicht seine gefährlichen Pfeile, sondern er warf den Damen duftende Biinnensträusschen zu. Hieraul folgte ein lustiger Einakter, „Die Radlerin“, von Damen und Herren des Bezirks sehr hübsch gespielt, worauf der eigen! liehe Sport in seine Rechte trat. Eröffnet wurde dieser Teil mit einem flottgefahrenen Begrüssungsreigeu des Radf.-Clubs „Wanderer“-Marienthal. Dann folgte der Club „Wanderer - Crimmitschau (Niederrad), der Club „Adler“-Werdau (Hochrad)
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