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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 14.05.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189805149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18980514
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18980514
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-05
- Tag1898-05-14
- Monat1898-05
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 14.05.1898
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Eine Wasserfahrt. Nachdruck verboten! (Zur Preisbewerbung). (Fortsetzung.) tage, daun versammelten sich die Väter der Stadt mit Frauen Söhnen und Töchtern, um dem Frohsinn zu huldigen. Die selben Räume aber, die für die Beratung des Gemeinwohles bestimmt waren, durften durch die Lustbarkeit aller Art nicht entweiht werden. Zur Abhaltung von Festlichkeiten erbaute sich der reiche Kölner Bürgerstand ein besonderes „Herren-Fest- und Tanzhaus“, den Gürzenich. Dieser vor etwa 40 Jahren völlig umgebaute Festsaal lässt an Geräumigkeit und Pracht der innern Einrichtung nichts zu wünschen übrig. Aber auch ie Mitternachtsstunde war ausgeschlagen, als wir aus dem Zentral- oder Hauptbahnhofe Kölns heraus traten. VonMüdigkeitttbermannt, halbschlaftrunken, hatten wir für die hochgewölbten Einfahrtshallen, für die Untertunnelungen, für die zur Bequemlich ¬ keit und Sicherheit des reisenden Publikums geschaffenen Einrichtungen auf jenem Bahnhofe keine Augen. Erst am andern Tage haben wir das Versäumte nachgeholt. So standen wir auf dem Platz vor dem Bahnhof. Trotz der vorgerückten Stunde herrschte hier noch reger Verkehr. Die an dem Platz anliegenden Hotels hatten ihre Thüren noch weit geöffnet, um ankommende Reisende zur Einkehr einzu laden. Kein Mensch kann seinem Schicksale entgehen! Hätten wir uns an jenem Abende nicht durch die hochklingenden Namen jener Hotels abschrecken lassen, wir würden einen seligeren Schlaf gethan haben. So überliessen wir uns der Führung eines Schutzmanns; er musste nach unserm Dafür halten ein gutes „Gasthaus“ empfehlen können. Doch diese Enttäuschung, als wir unsere Zimmer betraten, die uns unser obendrein noch etwas borstiger Wirt nur aus ganz besonderer Gefälligkeit, wie es schien, überliess. Olympische Höhe, Moder duft, Unreinlichkeit machten die Vorzüge dieser „Gevierte“ aus. Zu unserm Glücke folgte auch auf jene Nacht ein Morgen. Der Vormittag sollte der Besichtigung Kölns gewidmet sein. Wir fragten uns zu diesem Zwecke nach dem nicht allzuweit von unserm Tusculum gelegenen Hauptpostgebäude durch, um von hier aus eine Rundfahrt durch die Stadt, natür lich unter Benutzung eines städtischen Verkehrsmittels, an zutreten. Zunächst ging es durch einige Strassen der Alt stadt. An den Prachtbauten grosser Bankfirmen vorüber, den erzbiseMiöflichen Palast zur Rechten liegen lassend, bald auf geräumiger Strasse, bald durch enge Gässchen fahrend, kamen wir in die Neustadt. Der erwähnte erzbischöfliche Palast der alte Festsaal muss ein Schaustück Kölns gewesen sein. Das lassen uns wenigstens die Nachrichten vermuten über die glänzenden und rauschenden Festlichkeiten, die dieser Saal gesehen hat. Besonders farbenprächtig schildern die Chronik schreiber die Gelage, welche die Zünfte der Stadt den Kaisern veranstalteten, die in Kölns Mauern Einkehr hielten. Neben diesen historisch merkwürdigen Bauwerken deren Grundsteinlegung wir im 14. und 15. Jahrhundert suchen müssen, ist Köln noch übereich an alten und kunstvollen Bauten. Hier zu erwähnen sind der Dom, die Kirchen und Kapellen. Letztere besitzt Köln in so grosser Anzahl, dass schon Heine spöttelnd von Köln sprach als von einer „Stadt, die hundert Kapellen und Kirchen hat“. Einige dieser Kapellen reichen mit ihrem Ursprung in die Zeit zurück, da Köln zum Reiche der Franken gehörte. Ja die Gründung der Kirche des heiligen Gereon setzt die Sage sogar auf die Rechnung der frommen Kaiserin Helena. Der Besuch dieser frommen Stätte ist flir den Kunstfreund von besonderem Reize. Ihr alt ehrwürdiger Bilderschmuck weist zurück auf die Blütezeit deutscher und niederländischer Malschulen, deren berühmteste Meister Beiträge geliefert haben. Es lag natürlich nicht in unsrer Absicht, alle Kunststätten Kölns aufzusuchen, — und deren sind nicht wenige — ebenso verzichte ich darauf, mich über die von uns besuchte Gereons- macht von aussen angesehen durchaus nicht den Eindruck eines schönen Bauwerks. Seine mit schweren Eisengittern versehenen Erdgeschossfenster lassen auch den Uneingeweihten nicht ahnen, welcher hohen Bestimmung die hinter ihnen liegenden Räume geweiht sind. Die Neustadt Kölns bietet ein ausserordentlich sauberes, freundliches Bild. Die Häuser sind schmuck und neu. Die i kapelle zu verbreiten. Ich möchte aber nicht versäumen, die I verehrten Sportgenossen, die Köln besuchen, auf diesen Kunst- und Gottestempel hinzuweisen. Vom Gereon aus brauchen wir uns nur in der Richtuug I nach dem Rheine zu halten, um auf den Domplatz zu gelangen. | Hier steht der gewaltige Bau, majestätisch in seiner Anlage, j grossartig in seinen Verhältnissen. Wie ein Riese das Zwergen- Strassen sind breit angelegt. Wie ein Blick auf den Plan von I Köln lehrt, hat sich der neue Stadtteil eng an die Form des alten Kölns angelehnt. Der neue Stadtteil erweitert nur nach aussen den Halbkreis des alten Colonia, dessen Mittelpunkt im Bett des Rheinstroms zu suchen ist. Aus dem Gesagten geht schon hervor, dass die einstigen Befestigungen Kölns fallen mussten, um Platz zu schaffen für die Erweiterung der Stadt. Anf den alten Stadtgräben zieht sich rund um die Stadt die Ringstrasse hin. Ihre einzelnen Teile sind mit Namen belegt, die der deutschen Kaisergeschichte entlehnt sind. Reste jener alten Befestigungswerke sind noch vorhanden und werden in restaurierter Form den historischen Sinn der Be wohner dieser Rheinstadt noch für viele Jahrhunderte bezeugen. Jeder Kölner hat auch ein Recht, stolz zu seiu auf die Vergangenheit seiner Vaterstadt, aber auch die Pflicht, jedes Denkmal zu erhalten, das von jener Zeit Kunde giebt, da I die freien Bewohner der freien Reichsstadt niemanden als ihren Herrn anerkannten äusser dem Kaiser. Wie trutzig haben sie zu wiederholten Malen gegen die Erzbischöfe zusammen gehalten, die ihre städtischen Vorrechte anzutasten wagten. In diesen geschichtlichen Erinnerungen schwelgend, hatten wir den Wagen der Rundbahn verlassen und uns nach der Altstadt zurückgewendet. Fast in jeder Strasse, auf jedem Platz findet man hier eine Erinnerung an weit zurückliegende Zeit. Lange standen wir vor dem Rathause Kölns, im An schauen dieses altertümlichen, interessanten Baues versunken. Könnte man die Trachten aller Jahrhunderte sehen, die in diesem Hause ein und aus gingen! Wie viele wichtige Be schlüsse mögen in jenem Saale gefasst worden sein, dessen hohen Bogenfenster mit ihrer Glasmalerei uns ehrwürdig an staunen! Viele Jahrhunderte haben an diesem Werk gearbeitet es erweiternd oder renovierend, daher kommt es, dass wir verschiedene Formen des architektonischen Stiles sich hier zu einem Ganzen vereinigen sahen. Waren die Zeiten schwerer Bedrängnis vorüber oder ruhten die Berufs- und Amtsgeschäfte wegen der hohen Fest ¬ geschlecht, so überragt er die umliegenden Häuser. Welchen Fleiss, welche zähe Ausdauer hat es gekostet, diesen Monumentalbau aufzuftthren. Zähe war die Ausdauer; denn der Dom ist das Werk einer ganzen Reihe von Geschlechtern. Unter den Namen seiner Erbauer, die die Ausführung dieses Werkes als ihre Lebensaufgabe betrachten, ist für weitere Kreise nur der Name des Baurats Schinkel bekannt, den König Wilhelm III. beauftragte, den am Anfänge unsres Jahr hunderts noch unvollendeten und im Laufe der Zeit sehr baufällig gewordenen Dom zu untersuchen. Auf Schinkels Gutachten hin wurde die Weiterführung des Baues beschlossen und nach Überwindung manigfacher Schwierigkeiten konnte der Dom endlich unter Kaiser Wilhelm I. geweiht werden. Diese geschichtliche Angabe habe ich hergesetzt, um die Dankbarkeit hervorheben zu köunen, die die Rheinlande für den König Wilhelm III., dem Förderer des Dombaues, hegen. Auf dem Heumarkt steht sein Reiterstandbild. Die Reliefs des Postamentes zeigen uns die berühmten Zeitgenossen des Königs. Unter ihnen finden wir auch das geistvolle Gesicht Schinkels. Doch zurück zum Dom. Unsern lieben Sportsgenossen ist dieser Bäu durch Wort und Bild schon längst bekannt, derer nicht zu gedenken, die ihn selbst besichtigt. Es seien mir aber noch einige, mehr auf Äusserliches gehende persön liche Bemerkungen gestattet. Der Fremde, besonders sein Geldbeutel, ist überall ein Spekulationsobjekt der Einheimischen. So frech und zudringlich aber, wie die am Dom herumlungemden Personen waren, die sich uns als Führer anboten, habe ich wenige gefunden. Als wir auf Begleitung freundlichst ver zichteten, mussten wir uns noch üble Nachreden gefallen lassen. Ärgerlich über diesen Zwischenfall, unterdrückte ich einen unohristlichen Wunsch nur in Rücksicht auf die Heilig keit des Bodens, auf dem wir uns befanden. Der durch Schönheit, Majestät und Stille geweihte Raum übt auf den Besucher einen gewaltigen Zauber aus. Ich habe auch im Stefansdom zu Wien gestanden. Damals überkam mich das
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