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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 09.07.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-07-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189807094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18980709
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- Strukturtyp
- Ausgabe
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-07
- Tag1898-07-09
- Monat1898-07
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 09.07.1898
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VII. Jahrg. No. 15 314 9. Juli 1898 Das Zittauer Gebirge. a Vou unserer diesjährigen Fest stadt aus werden gewiss viele der zum Bundestage anwesenden Bundes kameraden Ausflüge unternehmen in das nach Zittau benannte Zittauer ' ' j Gebirge, und es dürfte daher von In- teresse sein, über dasselbe etwas ■ ■Ä Näheres zu erfahren. r - w \ Das Zittauer Gebirge ist die öst- .»•* -- ' ■ liehe Fortsetzung des Elbsandstein- gebirges, unddaherbildetderQuader- Sandstein die Grundmasse. Neben ihm erscheinen aber Basalt undKling- stein in viel grösserer Ausdehnung, als in jenem, und dadurch, dass Hochwald und Lausche, die wich tigsten Gipfel, daraus bestehen, auch als die Beherrscher des Gebirges. Der Sandstein zeigt hier im allgemeinen dieselbe Zer klüftung und Verwitterung wie im Elbsandsteingebirge, bestimmt aber den Charakter der Landschaft nicht so wie dort, da er nur einzelne Gruppen bildet, die, von der Ferne gesehen, wegen ihrer geringeren Höhe hinter den aus an derem Gestein zusammengesetzten Bergen zurückstehen. Die Formen der „Gründe“ und „Steine“ und weithin sich erstreckenden steilen „Wände“ sind daher hier kaum aus geprägt; dagegen erscheinen die Felsbildungen beinahe noch seltsamer und mannigfaltiger, vor allem zierlicher, und die Gestalten, die man in ihnen zu erblicken glaubt, zeigen eine grössere Abwechslung. Unter den Sandsteingebilden des Zittauer Gebirges ist der Oybin am bekanntesten. Ueber ihn berichteten wir schon in unserer vorigen Nummer. Nordöstlich vom Oybin steigt der 571 m hohe Töpferberg unmittelbar aus der Zittauer Ebene auf. Seine grobkörnigen Felsen sind stark zerfressen und von unregelmässigerer Form, als wir es sonst vom Sandstein gewöhnt sind. Die Oberfläche bildet oft Reihen von ausgewaschenen kleinen Becken, die durch Miniaturthäler und kleine Terrassen miteinander in Ver bindung stehen. Manche Felsenspitzen gleichen Eiszapfen, die durch Abschmelzen ihre Schärfe verloren haben. Der Zufall hat gerade hier eine Menge von Gestalten ge schaffen, in denen man leicht bestimmte Figuren erkennt. Aufgesperrte Rachen, oft mehrere übereinander, und Ge sichter bilden die Mehrzahl; andere Felsgebilde sind der Papagei, der Hundekopf, die Schildkröte, der - brütende Adler und das Profil Peters des Grossen. Die höchste Spitze ist die über dem 9 m hohen Felsenthor. Eine besondere Merkwürdigkeit ist der Wackelstein, ein gegen 500 Gentner schwerer Felsblock, der s>a auf einem an deren ruht, dass ihn schon eine einzelne darauf befindliche Person durch Rütteln in eine schaukelnde Bewegung ver setzen kann. Durch seltsame Formen zeichnen sich auch die west lich vom Oybin bei Jonsdorf gelegenen, in Klippen und Türme zerspaltenen Nonnenfelsen aus, früher gewöhnlich Nonnenklunzen genannt. Den Namen haben sie nach zwei Felsen, die in weite Gewänder gehüllten Nonnen gleichen. Blickt man vom Aussichtspunkte auf diese Felsenwelt, so meint man an vielen Stellen aufeinander hockende Un getüme und in sich versunkene Gestalten zu sehen, und die in der Gegend Einheimischen wissen uns gar manche Form bestimmt zu deuten. So erscheinen von hier aus die beiden Felsen des nach Süden zu an der böhmischen Grenze gelegenen Rabensteines als „der Müller, der seine Frau auf dem Rücken trägt;“ die Frau hat den Kopf mit einer Haube bedeckt, das Gesicht des Müllers ziert eine riesige Nase. Bei längerer Betrachtung ist die Aehnlich- keit der beiden Felsen mit zwei Köpfen auch für den Zweifelsüchtigen überraschend. Bei Jonsdorf befinden sich die berühmten Mühlstein brüche, die zugleich eine erdgeschichtliche Merkwürdig keit sind. Im Sandstein ist hier der Basalt emporgedrungen und hat jenen stark verändert. Die Adern verlaufen so unregelmässig und die Zacken sind mit solcher Willkür verteilt, dass der Sandstein hier mehr den Eindruck eines Massen- als eines Schichtgesteines macht. Er erscheint gleichsam gebacken, und das um so mehr, je näher er dem Basaltdurchbruche ist, zahllose grössere Quarzstücken, von glänzendem Aussehen und oft etwas gefärbt, sind darin zerstreut. Die Basaltmasse, einer Säule gleichend, um die sich der Sandstein lagert, neigt zu kugeliger Ab sonderung und wird mit dem Sandstein zugleich abge tragen. Letzterer hat vom Basalt die Eigenschaft an genommen, sich säulenförmig abzusondern. An vielen Stellen des Bruches merkt man die schrägaufschiessenden Säulen oder die kantigen Stellen, wo die Steinbrecher sie losgearbeitet haben. So glatt und scharf erscheinen sie, als seien sie mit dem Meissel geschaffen worden. Diese säulenförmige Zerklüftung des Sandsteins be obachtet man auch an der Oberfläche des Berges, in welchen die Mühlsteinbrüche eindringen, und am auffällig sten erscheint sie im „Orgelstein.“ Belehrte uns nicht die helle Farbe eines Besseren, so würden wir wähnen, vor einem Basaltgebilde zu stehen, so regelmässig steigen hier die Säulchen auf, und zwar nicht schräg, wie im Bruche, sondern senkrecht; die Oberfläche des Felsens aber sieht aus, als wäre sie mit regelmässig bearbeiteten Steinchen gepflastert. Nicht aller Sandstein, aus welchem der Berg zu sammengesetzt ist, eignet sich zur Fabrikation von Mühl steinen. Dazu muss er nicht bloss fest, sondern auch porös sein; wenn man auf eine dünne Platte einige Tropfen Wasser giesst und von unten durchbläst, so müssen Luft bläschen aufsteigen. Vor allen Dingen aber müssen die Mühlsteine von gleichmässiger Beschaffenheit sein; des halb werden oft die aus einzelnen Stücken zusammenge setzten den aus dem Ganzen gearbeiteten vorgezogen, weil zu jenen die passenden Stücken ausgewählt werden können. Der Besuch der Brüche ist den Bundeskameraden sehr zu empfehlen. Die eingehende Besichtigung wird gern gestattet werden, überdies ist der Direktor dieser der Stadt Zittau gehörigen Mühlsteinbrüche unser Bezirks vertreter des festgebenden Bezirkes Zittau, Herr Max Neu stadt in Jonsdorf. Nocli weiter westlich vom Oybin erhebt sich der stolze Klingsteinkegel der Lausche über dem lang nach Norden gestreckten Waltersdorf bis zur Höhe von gegen 800 m. Die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen geht mitten über den Gipfel und sogar durch das Restaurationsgebäude, das auf demselben erbaut ist. Die grössere, im Schweizer stil erbaute Hälfte steht auf sächsischem, die kleinere, baudenartige auf böhmischem Boden, und beide sind durch eine Thür verbunden. Die Aussicht, die sich hier oben dem Beschauer dar-
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