VII. Jahrg. No. 15 315 9. Juli 1898 bietet, wirkt besonders durch die Gegensätze zwischen Nord und Süd. Im Norden trennt tief unten eine breite, von Westen nach Osten ausgestreckte Einsenkung, in welcher die von der Lausche aus nicht sichtbare Mandan zur Neisse fliesst, das Zittauer von dem Lausitzer Gebirge mit seinen Kuppen und Spitzen, und aus dieser weiten Mulde leuchten die langgezogenen Dörfer mit ihren roten Dächern und weissen Mauern herauf, zwischen denen überall das Grün der Bäume hervordringt. Kaum lassen sich alle die Orte von einander unterscheiden; denn wo der eine auf hört, fängt der andere an. Dazwischen dehnen sich in sanften Wellen die Feldfluren aus, so dass das ! Ganze ein überaus freundliches Bild gewährt. Anders dagegen im Süden nach Böhmen hinein. Hier ragen Berge und immer wieder Berge empor, unter denen die spitzen Basaltkegel die Herrschaft führen, und nur wenig an mutige Züge sind dem ernsten, ja wildromantischen Ge mälde aufgeprägt. Versäume daher niemand, wer irgend i Zeit hat, auch die Lausche zu besteigen, die Mühe lohnt i sich reichlich. — Schloss Friedland. Schloss Friedland ist von Zittau aus ein ausserordentlich lohnender Aus flug für Radfahrer, da die Strassen bis auf eine aber auch nicht unüberwind liche Steigung sehr eben gestreckt sind. Der Weg geht über Reichenau und führt durch eine prächtige Gegend. Schloss Friedland liegt auf einem 375 m hohen Basaltberge, an seinem Fusse fliesst die Wittig durch das ungefähr 5000 Einwohner zählende Städtchen Geht man die Schlossstrasse entlang, so ist man in ca. 1 / 4 Stunde auf dem Schlossberge. Eintrittspreis für eine Person 1 Mk, bei mehreren je 50 Pfg. Schloss Friedland war im Mittelalter eine der festesten Burgen Böhmens, da dasselbe nur von Norden her einen Zugang hatte, während nach den an deren Seiten hin mächtige Basaltsäulen steil zur Tiefe abfallen. Der Eingang in das Innere der Burg führt durch drei Thore, die früher mit Zugbrücken versehen waren. Das unter halb der alten Burg auf der linken Seite des unteren Schlosshofes gelegene neue Schloss wurde in den Jahren 1868/69 stilvoll hergestellt. Ein auf hohen Bogen ruhen der Gang verbindet die alte Burg mit dem neuen Schlosse und der prachtvollen Schlosskapelle. Der uralte, runde Turm der Burg mit seinen sechs Ellen dicken Mauern und dem Burgverliess stammt noch ans der Zeit des 11. Jahrhunderts, während das alte Schloss seine Ver grösserung nach Osten zu Christoph von Biberstein ver dankt. Nach einer im Schlosshofe angebrachten Tafel wurde der Bau im Jahre 1551 vollendet. Wollen wir das' Innere der Burg besichtigen, so gelangt man durch das dritte Burgthor und eine gewölbte Thorhalle in den kleinen oberen Burghof. Der Führer bringt uns zunächst in den kleinen „Rädernschen Saal,“ in welchem die Bil der der Glieder der Familie Rädern nebst mehreren Mar morbüsten zu sehen sind. In einem anstossenden Zimmer sind uns Wallensteins, des Herzogs von Friedland (Bild vom Jahre 1626), ferner das seiner Tochter, der späteren Gräfin vonKamnitz, seines Schwagers, des Grafen I larrach und andere Porträts von hohem Interesse. Ausserdem werden hier Wallensteins Schwert und verschiedene von ihm eigenhändig unterschriebene Urkunden aufbewahrt. Der anstossende Rittersaal enthält die Bildnisse der sämt lichen Glieder der Familien Gallas und Clam-Gallas, in deren Besitz sich Friedland befindet, bis auf die neueste Zeit. Die im zweiten Stockwerk liegende Rüstkammer, welche eine höchst interessante Sammlung alter Waffen und Rüstungen aus dem Mittelalter enthält, verdient unsere volle Beachtung. Zuletzt geniessen wir noch vom Turm aus das prächtige Landschaftsbild, welches das Iser-, Haindorfer- und Hämmerichgebirge, die Tafelfichte und das Lausitzer Gebirge umfasst.