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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 20.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-20
- Sprache
- Deutsch
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- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189808202
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- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-20
- Monat1898-08
- Jahr1898
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- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 20.08.1898
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weiterten und vertieften. Der altpreussische Patriotis mus, den seine ersten Reden, 1847 im Vereinigten Land tage und 1848 — 52 in der Zweiten Kammer, atmeten, musste sich erst im Laufe der Jahrzehnte zu einer um fassenden reichsdeutschen Politik auswachsen; aber die letztere hat doch nur ihre grossen Erfolge erzielen können, weil sie in ersterem ihre starken Wurzeln hatte. Als Bismarck von König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1851 zum preussischen Gesandten beim Bundestage in Frank furt a. M. ernannt wurde, absolvierte er gewissermassen die hohe Schule der Politik und Diplomatie, um sich so fort als Meister in ihnen zu erweisen. Hier in Frankfurt lernte er das ganze Elend unserer alten deutschen Klein staaterei, die Kläglichkeit und Unverbesserlichkeit des Deutschen Bundes' und die Unfähigkeit Oesterreichs zur Verwirklichung des deutschen Einheitsideals kennen; hier gewann er die Gewissheit für seine Anschauung, dass nur ein im Innern einiges, königstreues, aber verfassungs gemäss regiertes und vor allem wehrfähiges Preussen ein einiges Deutschland schaffen könne, und hier reiften in folgedessen die Pläne, zu deren glänzender Verwirk lichung ihn bald darauf die Weisheit König Wilhelms I. berufen sollte. Nachdem Bismarck 1859 — 62 in St. Petersburg und 1862 in Paris als preussischer Gesandter sich die diplo matischen Beziehungen und das Wohlwollen und Ver trauen gesichert, deren er, besonders an der Newa, für die Durchführung seiner Pläne bedurfte, folgte er dem Rufe König Wilhelms I. nach Berlin, um in das Staats ministerium einzutreten und für seinen weitblickenden Monarchen den Militärkonflikt mit dei’ kurzsichtigen Mehrheit des preussischen Landtages durchzufechten. Bismarcks Berufung war keine zufällige; sie erfolgte auf eine Denkschrift über die deutsche Verfassungsfrage hin, welche er dem Könige bereits 1861 in Baden-Baden über reicht hatte. Als er die Leitung der preussischen Politik übernahm, befand er sich also in vollster Uebereinstim- mung mit dem Könige über die nächsten Massnahmen, wie über die weiteren Ziele dieser Politik, und diese Uebereinstimmung der kongenialen Männer, welche bis an Wilhelms I. Ende fest und dauernd blieb, hat es zu Wege gebracht, dass das grosse Werk der Einigung Deutschlands gelingen konnte. Es ist hier weder der Ort, noch die Gelegenheit, allen den Schritten zu folgen, die Bismarck nun zur Verwirk lichung der gewaltigen Aufgabe that, welche er sich ge stellt hatte. Mit Kraft und Entschlossenheit deckte er als Ministerpräsident die vom Landtage versagte, von dem Könige und ihm aber als notwendig erkannte und von Moltke und Roon durchgeführte Reorganisation der preussischen Armee; mit ausserordentlicher Geschicklich keit benutzte er die schleswig-holsteinische Frage, um die deutschnationale Bewegung zu Gunsten Preussens zu beeinflussen und den Konflikt mit Oesterreich vorzu bereiten, und mit beispielloser Kühnheit und Thatkraft vollendete er alsdann 1866 das grosse Werk, Oesterreich aus Deutschland zu verweisen, an Stelle des unfähigen Deutschen Bundes den Norddeutsch en Bund unter Preussens Führung zu setzen und die Errichtung des einigen Deut schen Reiches auf dieser Grundlage vorzubereiten. Wie dieses Werk nach den blutigen Siegen in Frankreich 1871 gekrönt ward, ist noch so frisch in aller Gedächtnis, dass wir uns die Schilderung ersparen können. Als deutscher Reichskanzler nunmehr der einzig ver antwortliche Leiter der gesamten inneren und äusseren Politik des neuen Reiches, ist Bismarck seit 1871 uner müdlich thätig gewesen, den Frieden zu erhalten und die herrliche Schöpfung seiner Staatskunst auszubauen und zu vervollkommnen. Auch in der inneren Politik zeigte Bismarck meist eine glückliche Hand; so gross die Schwierigkeiten auch waren, die ihm infolge des Partei haders und der wirtschaftlichen Entwickelung im deut schen Vaterlande von allen Seiten entgegen traten, führte er doch mit der ihm eigenen rücksichtslosen Entschieden heit, gestützt durch das Vertrauen der drei Kaiser, denen er treu als Berater zur Seite gestanden, alle die Mass regeln durch, welche er zum Wohle des Reiches für not wendig erachtete. Alles, was wir Deutsche nach aussen und im Innern erreicht haben, das Gute, wie das Schlechte, ist untrennbar für alle Zeiten mit Bismarcks Namen ver knüpft. So lange er an der Spitze der Reichsregierung stand, hatte das Deutsche Reich die Führung der Politik in der ganzen Welt in der Hand, und wenn auch die Ver- ‘ hältnisse im Innern sich minder günstig gestalteten, wenn vor allem die sozialdemokratische Umsturzbewegung infolge der unheilvollen manchesterlichen Gesetzgebung derAera Camphausen-Delbrück-Bleichröder zu einer akuten Gefahr für das Reich heranwuchs, so besass Bismarck doch Autorität genug, um den monarchischen Gedanken und den inneren Frieden siegreich gegen alle Gegner der Reichseinheit zu verteidigen. Er war im Besitze des vollsten Vertrauens der Mehrheit der Nation, und wenn Kaiser Wilhelm der Grosse ihn durch Verleihung des Grafentitels (1865) und dann des Fürstentitels (1871), sowie durch reiche Geschenke in Geld und Grundbesitz ehrte, so beruhte das unvergleichliche Ansehen, das er in der ganzen zivilisierten Welt nicht minder, wie im engeren Vaterland genoss, doch weniger in der Macht stellung, welche er an der Seite des Staatsoberhauptes einnahm, als in seinem Charakter und in der leidenschaft lichen Anhänglichkeit der Volksgenossen, deren Dankbar keit und Treue mehr bedeuteten, als Parteistrebertum und materielle Sonderinteressen. Das trat besonders am 1. April 1885 zu Tage, als Fürst Bismarcks siebenzigster Geburtstag wie ein Nationalfest im ganzen Deutschen Reiche gefeiert wurde. Indes, auch Bismarck sollte das Schicksal grosser Männer, ihr Lebenswerk noch vor dem Scheiden aus der Welt der Leitung anderer Köpfe und Hände überlassen zu müssen, nicht erspart bleiben. Am 18. März 1890 wurde der eiserne Kanzler von Kaiser Wilhelm II. aus den amtlichen Stellungen entlassen, die er fast ein Men schenalter versehen hatte. Als die Kunde von diesem ge schichtlichen Ereignisse die Welt durcheilte, da ward die Freude der auswärtigen Feinde Deutschlands und der Jubel der inneren Gegner 1 des ersten deutschen Reichs kanzlers weithin übertönt durch die Aeusserungen der Trauer aller derjenigen, in deren Augen die Macht, das Ansehen und die Wohlfahrt des Reiches nach dem Hin scheiden unseres unvergesslichen Heldenkaisers Wilhelms I. in der markigen Gestalt Bismarcks verkörpert erschienen. Das Scheiden des gewaltigen Geistes, der das deutsch nationale Bewusstsein gegenüber einer Welt von Feinden mit eherner Festigkeit vertrat, aus seiner Europa be herrschenden Machtstellung und die Ungewissheit der kommenden Tage ergriffen mächtig die patriotischen Ge müter und erfüllten sie mit banger Sorge um die Zukunft des Reiches und der Nation. Aber alle Befürchtungen sind unnütz gewesen. Wohl schlug die Politik des Reiches neue Kurse ein, die uns nicht zum Heile gereicht, aber
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