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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 20.08.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-20
- Sprache
- Deutsch
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- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189808202
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- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-20
- Monat1898-08
- Jahr1898
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- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 20.08.1898
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der alte Bismarck war auch noch da, und seine warnende Stimme hat uns ebenso sehr, wie die rasche Thatkraft und der klare politische Blick Kaiser Wilhelms II. vor Einbussen bewahrt, welche das neue Deutsche Reich nicht ohne Erschütterung hätte ertragen können. Als der „alte Kurs“ den tastenden Versuchen einer „neuen Aera“ lang sam und allmählich weichen musste, zeigte es sich, dass dem Fürsten Bismarck auch als Privatmann und „Ein siedler von Friedrichsruh“ das alte Ansehen und die po litische Macht verblieben waren. Und Bismarck selbst rechtfertigte die Zuversicht, die das nationalgesinnte Deutschland auf ihn auch in der Verbannung im Sachsen walde setzte: er hat mit Hintansetzung seiner Person und seiner historischen Stellung und ohne auf die Schmäh ungen und Verdächtigungen seiner zahllosen Feinde und Gegner zu achten, wo es darauf ankam, seine Anschau ungen rückhaltlos und mit der ihm eigenen Schärfe zu er kennen gegeben und seinen alten Einfluss auf die Köpfe und Herzen seiner Zeitgenossen wirksam zur Geltung ge bracht — bis zum letzten Atemzuge ein treuer Eckart seines Volkes! Nun ist der Mund des grossen Warners in Friedrichs ruh auf immer verstummt. In den Herzen des herange ¬ wachsenen jüngeren deutschen Geschlechtes und der auf keimenden Generation aber lebt die Gestalt des Fürsten Bismarck nicht nur als Vorbild echt deutscher Männlich keit, Alles überragenden Genies und freier, ritterlicher Treue zu Kaiser, Reich und Volk — sie verehren in ihm auch den grossen Lehrmeister, dessen erfolgreiche Thaten und unvergleichliche Staatskunst den wesentlichsten In halt der vaterländischen Geschichte im letzten Men schenalter bilden und allen denen als unerschöpflicher Quell dienen, welche aus der Geschichte die Richtschnur für ihr eigenes politisches Denken und Handeln zu schöpfen bestrebt sind. Dieses neue Geschlecht blickt heute mehr, wie je zuvor, auf Kaiser Wilhelm II. Er ist nun auch der Erbe Bismarcks geworden, wie er die Erb schaft aller Traditionen unserer jüngsten grossen politi schen Vergangenheit übernommen hat. Bismarcks Nach lassenschaft aber enthält eine so gewaltige Summe von Vertrauen des besten Teiles des deutschen Volkes, dass jeder Herrscher auf sie stolz sein kann. Und dieses Ver trauen wendet sich heute dem Enkel Wilhelms des Grossen mit dem Rufe zu: Der eiserne Kanzler ist tot! Es lebe der Kaiser!“ B. Allgemeine Radfahrer-Versammlung zu Leipzig. Mittwoch, den 3. August 1898. S , ie für Leipzig geplante Einführung des Num- mernzwanges für Radfahrer wurde Anlass zu einer im „Eldorado“ abgehaltenen allgemei- w nen Radfahrer-Versammlung, in welcher eine iS ungemein zahlreich versammelte Radfahrer- schäft zu diesem Plane Stellung nahm und gleichzeitig die Fragen der zu schaffenden Radfahrer wege und einer möglicherweise auch einmal in Aussicht stehenden Radfahrsteuer erörterte. Herr Willy Werner zergliederte alle Gesichtspunkte, welche gegen die von dem Rate und dem Polizeiamte beabsichtigte Ein führung des Nummernzwanges, welche gleichzeitig eine Abänderung der Landesvorschriften vom Jahre 1893 not wendig mache, aufzustellen seien. Die Leipziger Rad fahrerschaft denke anders als die Behörden; wohl erkenne sie an, dass die sogenannten „Wildlinge“ durch ihr rück sichtsloses Benehmen den Anstoss zu dem Nummernzwang gegeben, wohl sei sie bereit, solche Missstände auch mit beseitigen zu helfen, aber sie möchte auch die Bedeutung des Rades, das ein Verkehrsmittel ersten Ranges und nicht nur Sportwerkzeug ist, in dieser seiner hervorragenden Eigenschaft anerkannt wissen. Daher halte sie den Plan der Einführung eines Nummernzwanges für Radfahrer für durchaus verfehlt. Herr Willy Werner wies an der Hand sorgfältig ausgearbeiteter Unterlagen aus einer Reihe von Städten nach, dass ein Nummernzwang nur noch an wenigen Orten bestehe, da schon viele Städteverwaltungen in richtiger Erkenntnis der absoluten Zwecklosigkeit ihn wieder aufgehoben haben. Er bezeichnete seine Einfüh rung als unpraktisch, verfehlt und zwecklos. Interessant war unter anderem eine vom Redner wiedergegebene Sta tistik einer elfmonatigen Beobachtung des Fahrwesens in Berlin, die ergebe, dass nach polizeilichen Meldungen bei 30000 Fahrrädern nur 382 Zusammenstösse mit Fuss gängern und 169 mit Fuhrwerken vorgekommen seien und sich daraus 212 leichte und 64 schwere Verletz ungen (darunter in 78 Fällen Verletzungen für Rad fahrer) ergeben haben, während durch 10000 Fuhr werke Berlins 2671 Unfälle, darunter 973 leichte, 314 schwere und 14 mit tötlichem Ausgange herbeigeführt worden seien. Ausserdem seien in derselben Zeit durch Privatfuhrwerke vorgekommen 590 leichte, 266 schwere Verletzungen und 25 Todesfälle. Die Gefährlichkeit des Fahrrades sei demnach verschwindend. Aus allem ergebe sich die erneute Notwendigkeit, dem Fahrrad den ihm ge bührenden Schutz zu gewähren und ihm seine Bewegungs freiheit zu sichern; so verwerfe sich denn auch von selbst j die Einführung amtlich ausgestellter Nummerntafeln, ! die auch sonst zu recht unliebsamen Unbequemlichkeiten führe — man denke nur an eine „ nummerierte Aristokratie! “ j Wer sich aber als Radfahrer der Freiheit unwürdig zeige, der könne auch sonst, vielleicht durch radfahrende Schutz leute oder durch eine Art freiwilliger Schutzmannschaft belangt werden. — Was die Schaffung von Radfahrer wegen anbelange, so liege diese im Interesse des allge- I meinen Verkehrs. Hier mache sich dringend eine Reform nötig. Eine Radfahrsteuer endlich sei, wie Herr Willy Werner in längeren Auseinandersetzungen nach wies, ge radezu ein sozialer Fehler; die Benutzung des Rades hemmend, wirke sie in hygienischer und industrieller Be ziehung auf die weitere Entfaltung des Radfahrwesens schädigend eingreifend und sei auch ethisch verdammens wert. Die Versammlung nahm einstimmig eine Resolution an, welche als Petition dem königl. sächs. Ministerium des
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