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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 17.09.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189809177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18980917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18980917
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-09
- Tag1898-09-17
- Monat1898-09
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 17.09.1898
- Autor
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Strasse heimtückisch angefallen und zum Teil schwer I verletzt wurden in der Stadt und deren nächster Um gehung 125 Personen). Das ist also das Ergebnis einer unparteiischen Zu sammenstellung. Von 1304 Unfällen im grossstädtischen Strassenver kehr haben die 10—12 000 Radfahrer 23 Unfälle selbst erlitten und 21 anderen zugefügt. Wir verzichten darauf, diesen Zahlen noch ein Wort hinzuzufügen, möge jeder aus Gerechtigkeit seine bis herige Meinung nach ihnen umbilden. Doch scheint es uns wieder an derZeit, dem Radfahrver kehr im allgemeinen einige sachverständige Bemerkungen zu widmen. Jeder Unbefangene wird anerkennen, dass jetzt schon erheblich sicherer, ruhiger und rücksichts voller Rad gefahren wird, als im ersten Jahr der Frei gabe. Jeder Radfahrer muss aber auch anderseits an erkennen, dass Fuhrwerke und Fussgänger bereits viel einsichtsvoller dem neuen Verkehrsmittel Rechnung tragen. Besonders für letztere ist es schon eine verbrei tete Gewohnheit geworden, sich vor Betreten des Fahr dammes durch einen schnellen Blick von der Sicherheit des Ueberganges zu überzeugen, eine Gewohnheit, welche auch jedem Kinde von Eltern und Lehrern eingeprägt werden müsste (zusammen mit der Warnung vor den eisernen Reichspostbriefkästen, welche mit ihrer ganz un nützen scharfen unteren Ecke die Augen und Schläfen gegend unserer Schulkinder aufs höchste gefährden und trotz vieler vorgekommener Unfälle noch nicht beseitigt oder mit einem schützenden Bügel versehen worden sind). Doch die Gewöhnung an die neue Erscheinung im Verkehr geht viel zu langsam; Publikum und Radfahrer könnten nach 1 1 / 2 Jahren schon weit besser aufeinander eingehen. Noch recht oft sieht man galoppierende Radler in langen Biegungen die Strasse dahingleiten, in der Hoff nung, dass ihnen nichts unerwartet in den Weg kommen möge, denn an ein plötzliches Anhalten wäre bei dem scharfen Tempo nicht zu denken. Noch oft fährt einer lange Strecken links, weicht falsch aus oder biegt nach links in kurzem Bogen ein, besonders die radfahrenden Damen nehmen es oft nicht zu genau mit den Vorschriften über Richtunghalten, Ausweichen oder Einbiegen, wohl aus einer allerdings auch unentschuldbaren Unkenntnis.— Recht oft aber sieht man anderseits auch noch ganze Familien sorglos den Fahrweg entlang wandern, gar nicht im stände, bei einer plötzlich auftretenden Verkehrs gefahr sich schnell genug auf den Bürgersteig zu retten. Noch sehr oft stehen besonders ältere Frauen zu zweien und mehreren im eifrigen Gespräch auf dem Fahrdamm wie auf einem Dorfanger. Noch oft laufen Kinder neben Radfahrern her und suchen ihnen in den Weg zu treten ohne Kenntnis der Gefahr. Zwei Vorrichtungen erscheinen mir noch nicht richtig verwendet im Strassenverkehr; die Bremse und die Glocke. — Viele Radfahrer haben trotz der polizeilichen Vorschrift überhaupt keine Bremse am Rade, oder irgend eine, zwar der Vorschrift genügende, aber nicht ge brauchsfähige Scheinbremse, und von den übrigen sagen auch noch die meisten stolz: „Ich brauche überhaupt nie eine Bremse, ich trete gegen.“ Als wenn das Gegentreten ein Kunststück wäre oder das Anziehen der Bremse eine Schande. — Das dürfte doch jeder ohneWiderspruch zu geben, dass man mit Bremsen und Gegentreten zusammen ein Rad kürzer zum Stehen bringt, als mit Gegen treten allein, und von der Schnelligkeit des Abstoppens kann die Sicherheit des Lebens abhängen. Seit der Beschleu nigung und Vermehrung unseres Strassenverkehrs durch elektrische Bahn und flottere Pferde sind sogar viele Droschken mit Bremsen versehen worden, um sicherer einem drohenden Zusammenstoss entgehen zu können. Die Radfahrer sollten dieses wertvolle Hilfsmittel recht ausgiebig benützen, ihre Schneidigkeit wird darunter nicht leiden, wohl aber wird derjenige, der zu bremsen gewöhnt ist, im richtigen Moment rein mechanisch die Hilfe benützen, während wir viele Fälle kennen, in wel chen Radfahrer im Augenblick der Gefahr an die Bremse nicht dachten oder sie nicht schnell genug fanden und so in einen tiefen Graben oder unter einen Wagen etc. ge rieten. Wegen der Schwierigkeit schnellen Bremsens muss auch das Mitführen eines zweiten Rades sowie das Fahren ohne Benützung der Lenkstange verurteilt wer den, besonders da letzteres von Ungeübteren nur in schnellem Tempo ausgeführt werden kann. Die öffent liche Fahrstrasse ist nicht der geeignete Platz zur Schau stellung von Kunststücken auf dem Rade. Jedoch muss man zugeben, dass die heftige, grobe Erschütterung, welche bei häufigem Strassenfahren Hände und Arme er leiden, für Kunstmaler, operierende Aerzte, Uhrmacher und andere feine Arbeit Leistende so hindernd in ihrem Beruf sein kann, dass sie deshalb die Lenkstange mög lichst meiden müssen. Jedenfalls aber dürfte die Be herrschung des Rades und damit die Sicherheit des Ver kehrs nicht unter solchen Rücksichten leiden, es muss also verlangt werden, dass der betreffende Fahrer mit den Beinen allein sein Rad ebenso sicher leiten kann, wie sonst ein geübter Radfahrer mit Hand und Bein zusammen. Der zweite, oft falsch verwendete Fahrradteil ist die Glocke. — Wenn man, auf einer Strasse gehend, oft hintereinander den Ton derselben Glocke vernimmt, so kann man mit Sicherheit auf eine von drei Arten von Rad fahrern schliessen, erstens auf einen Anfänger, dessen häufiges Glockenzeichen bedeutet: „Ach, bitte, gehen Sie doch alle weg, damit ja kein Unglück geschieht, und wenn ich runter muss, kann ich auch so schwer wieder hinauf, besonders wenn jemand zusieht!“ oder zweitens auf einen sich sehr stolz auf dem Rade fühlenden Jüngling. Seine Glocke sagt: „Seht alle her, Ihr Gönner und Ihr Neider, wie stehn wir beide da, ich und mein Schneider!“ oder drittens auf einen rücksichtslosen Rüpel, dessen Glocke ruft: „Platz da! sperrt doch Eure Ohren auf und schert Euch weg!“ Welche von den drei Gattungen der Klingler man vor sich hat, ergiebt ein Blick auf Person und Auf treten. Der rücksichtsvolle, vornehm gesinnte Radler wird die Klingel nur höchst selten gebrauchen, wenigstens, wenn er ausgelernt hat. Lieber dreimal die Bremse, als einmal die Klingel ziehen. Wir kennen eine Anzahl Rad fahrer, die bei fortwährendem Stadtfahren doch wochen lang die Glocke nicht anrühren, und die ihren ganzen Eifer darein setzen, stets ohne Belästigung der Fuss gänger ihren Weg zu finden, bald eine Weile fast still stehend, bald sich vorsichtig durch den einzig freien Spalt hindurchwindend. Dazu gehört allerdings erstens guter Wille und Takt und zweitens sehr viel Uebung. Und an der Uebung fehlt es leider den meisten Radfahrern ganz ausserordentlich, denn eine mehrstündige Lehrzeit in einer Fahrbahn und ein häufiges Kilometertreten bilden noch lange keine Grundlage für gefahrloses oder gar ge wandtes Fahren in der Stadt. Dazu kann in erster Linie gar nicht warm genug das Saalfahren im Winter em-
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