Suche löschen...
Sächsische Radfahrer-Zeitung : 01.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189810010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-01
- Monat1898-10
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 01.10.1898
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Der Zug brauste heran und meine Frau stieg ein; sie ■wiegte sich in der trügerischen Hoffnung, der Kutscher ■würde die Bäderangelegenheit schon in Ordnung bringen. Trügerisches Hoffen I Der Zugführer nötigte sie aus dem Coupö und geleitete sie zum Gepäckwagen. Da stellte sich denn zunächst heraus, dass man ihr für die beiden Bäder nur ein Billet verkauft hatte; diese Unkenntnis des Gesetzes, die sowohl den Schalterbeamten wie meine Frau belastete, veranlasste den ersten Aufenthalt. Nun aber sollte der weiteren Bestimmung Folge gegeben werden: meine Frau selbst musste als Eigentümerin der Bäder am Gepäckwagen verbleiben und sollte „selbst“ die Bäder verladen. Da meine Frau weder Preisringerin noch Athletin ist, so machte letzteres erhebliche Schwierig keiten, die nur durch die Gefälligkeit einiger Umstehen den bewältigt werden konnten. Der Zug hatte auf der kleinen Station eine Minute Aufenthalt; es verflossen aber deren sechs, ehe meine Frau wieder im Coupd sass, und es wäre jedenfalls eine Viertelstunde verronnen, wenn sich vor dem Gepäckwagen zufällig ein halbes Dutzend Herren und Damen mit ihren Rädern zusam mengefunden hätten. Aehnlich gestalteten sich die Ver hältnisse auf der Ankunftsstation. Ich traf erst später ein; wieder sollte meine Frau die beiden Räder „selbst“ aus dem Gepäckwagen heben; wieder bedauerten die Gepäckträger, dass die Vorschrift ihnen jedwede liilfe’- spendende Thätigkeit versage; wieder war meine Frau auf die Gefälligkeit einiger Mitreisenden angewiesen. Die Bahnverwaltung übernimmt keine Garantie für eine sorg fältige Behandlung der Räder im Gepäckwagen; die Folge war, dass sieh an unseren Rädern nach vielleicht halb stündiger Fahrt zwei Schrauben als gebrochen erwiesen; man musste die armen Räder wie ein paar widerspenstige Vagabunden behandelt haben .... Ich bin durchaus der Ansicht, dass man den mannigfachen Uebergriffen und Ausschreitungen der Radlerwelt einen kräftigen Riegel vorschieben soll; die unnötige Menschenquälerei, die I Herr Thielen durch seine neuen Beförderungsbestim mungen über die Radler verhängt hat, sind aber ge radezu unverständlich — ganz abgesehen davon, dass sie zahlreiche Zugverspätungen zur Folge haben werden. Jedenfalls wäre eine grössere Vereinfachung dieser äusserst komplizierten Verordnung dringend zu wünschen. Zu der Leipziger Fahrradmesse, welche am 3. Novem ber ihren Anfang nimmt, werden auch die neu gegründeten Fram-Fahrradwerke von Cless & Plessing in Graz ver treten sein. Diese Fabrik stellt ausschliesslich ketten lose Maschinen her und befindet sich in einem ausgedehn ten Neubau der dortigen Grassergasse unter der tech nischen Leitung des durch seine langjährige Thätigkeit bei den Meteor- und Graziosa-Fahrradwerken bekannten Gesellschafters Rudolf Plessing. An Stelle des anderen Gesellschafters, Heinrich Cless, kann auch als Prokurist Max Kleinoscheg die neue Firma rechtsgültig vertreten. Bei der Abnahme von Fahrrädern für die königlich preussische Armee von den Viktoria-Fahrrad-Werken, A.-G. in Nürnberg, hat kürzlich die dort anwesende Kom mission auch alle Einzelteile der Räder einer sorgfältigen Kontrolle unterworfen. So wurden bis zur höchstmög lichen Belastungsfähigkeit Biege- und Druckproben vor genommen, welche, wie seit einer Reihe von Jahren, ein durchaus befriedigendes Resultat ergaben. Dass einzelne Fabriken die Siege dieser und jener Renngrösse zu Gunsten ihres Fabrikats sprechen lassen, begegnet stets der ebenfalls berechtigten Anschauung, dass die von den bekannten Rennfahrern auf Rennbahnen erstrittenen Erfolge für die Güte der betr. Marke selbst gar nichts bedeuten. Die Stabilität des Rades kann man nur dann beurteilen, wenn das Rad auch schwierigeren Verhältnissen als denen einer Fahrt auf der Rennbahn, in Wind und Wetter unternommenen Fahrten, gerecht wird. Als ein Massstab hierfür kann folgende Renn fahrt über eine Strecke von 142 km bezeichnet werden. Der Start befand sich an der russischen Grenze in der Nähe von Eydtkuhnen, das Ziel 8 km vor Königs berg i. Pr., am Chausseehaus Lauth. Während des ganzen Rennens herrschte ein heftiger Sturmwind, begleitet von Regenschauer und Hagelwetter, so dass von 20 Starten den der grösste Teil schon in Insterburg aufgab. Nur sechs Mann erreichten das Ziel und auch von diesen hatte nur ein einziger, Herr Kaufmann W. aus Königs- | berg, der die Strecke innerhalb der vorgeschriebenen Zeit von 6'/ 4 Stunden — in 5 Std. 48 Min. — zurück legte, neben dem 1. Preis Anspruch auf die Zeitmedaille. Herr W. vollbrachte bei dem heftigen Gegenwind und den vielfach total aufgeweichten Chausseen eine glän zende Leistung. Er bediente sich bei seiner Fahrt einer Viktoria Rennmaschine der Viktoria Fahrrad-Werke, A.-G. in Nürnberg, die trotz der strapaziösen Fahrt sich vor züglich bewährte und bei den am Ziel anwesenden Rad fahrern und Sportfreunden allgemeine Bewunderung her vorrief. Die Viktoria-Räder haben sich auch schon viel fach bei unter schwierigen Verhältnissen unternommenen Fernfahrten, bei Chausseerennen etc. ausgezeichnet. So gewannen erst in letzter Zeit auf einem Viktoria-Rad Herr J. jun. in Schierstein bei dem Chausseerennen den ersten Preis, Herr Hugo Sp. in Marienburg i. W.-Pr. bei dem 40-km-Rennen den ersten Preis, und in Greifswald fielen bei einem Strassenrennen nicht weniger als drei Preise auf Viktoria. Die mit Acetylen gespeisten Fahrrad-Laternen gewinnen eine steigende Beliebtheit und werden bei ihrem ge ringen Gewicht eine Zierde für das Fahrrad. Im Laternenkörper nimmt der Wasserbehälter durch eine Füllschraube unter der Laternenkappe das Wasser auf. Das Bassin wird höchstens bis zur Hälfte mit Carbid versehen, ausreichend für eine Brenndauer von 6 bis 8 Stunden. Eine Schraube regelt die Zufuhr des Wassers und dadurch die Gasentwickelung, sodass sich die ver schiedensten Flammengrössen erzielen lassen. Durch Beobachten der gewünschten Flamme (2—3 cm hoch) ist es leicht, die Lampe richtig funktionieren zu lassen. Ein Verrussen oder Verstopfen wird gehoben durch eine in den Brenner dringende Nadel. Stellt man den Wasser zufluss ab, so erlischt die Flamme nach einiger Zeit von selbst. Die Lampe ist meistens aus nickelplattiertem Flussstahlblech und mit Hochglanz poliert, das Licht I tadellos und von ungemeiner Leuchtkraft. Auch die österreichische Grenze hat der Sächsische Radfahrer Bund nunmehr für seine Mitglieder freigemacht. Das Meisterschaftsrennen des Hauptkonsulates Sachsen— Nordböhmen der A R.-U, welches am 25. September auf der Strecke Meissen—Leipzig—Meissen abgehalten wer den sollte, fand nicht statt, da die Amtshauptmannschaft Meissen die nötige Genehmigung versagt hatte. Die diesjährige Bundes - Hauptversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer Oesterreichs findet am 4. Dezember in Wien statt. Herr Dr. Nauder ■ Graz wurde an Stelle des Herrn Dr. Migljtz mit der Leitung des steierischen Radfahrer-Gau verbandes beauftragt. Herr Heinz Bederlunger Innsbruck wurde auf dem Bozener Verbandstage auf ein weiteres Jahr zum 1. Vorsitzenden des Tiroler Radfahrer Verbandes gewählt. Die Union Velocipedique de France hält ihre Hauptver sammlung am 8. und 9. Oktober zu Paris ab. Der Radfahrerverein zu Oberreichenbach, von dessen Gründung wir vor einiger Zeit berichteten, hat sich unter der umsichtigen Leitung seines Vorsitzenden, des Ortsvertreters des S. R.-B , Herrn Hermann Rahmig, so günstig entwickelt, dass er unlängst sein mit einem lö-km- Fahren verbundenes, wohlgelungenes erstes Vergnügen abhalten konnte. Verschiedene Herren des Vereins ge hören bereits dem S. R.-B. an, einige sind zu demselben angemeldet und andere gedenken in absehbarer Zeit ein zutreten. Ihnen ein herzlich Willkommen! Nach einer Mitteilung des Königl. Polizeipräsidiums in Berlin waren im Jahre 1896 20129 Karten für Radfahrer ausgestellt worden. Im Jahre 1897 waren 27422 neue Karten hinzugekommen, und da erfahrungsgemäss auch eine beträchtliche Anzahl von Personen das Fahrrad be nützt, ohne im Besitz einer Fahrkarte zu sein, so wurde die Zahl der Ende 1897 in Berlin radfahrenden Personen amtlich auf etwa 60000 geschätzt. Man kann annehmen, dass seitdem mindestens noch 20000 weitere Radfahrer in Berlin hinzugekommen sind, so dass sich ihre Zahl gegenwärtig auf etwa 8000u belaufen dürfte. In Char- lottenburg kann man die Zahl der Radfahrer auf min destens 10000 schätzen. Rechnet man dann für die sämtlichen übrigen 'Vororte, namentlich Schöneberg, Rix- dorf, Weissensee, Pankow etc., insgesamt 20000, so er- | giebt sich für Berlin und die Vororte die Anzahl von
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder