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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 01.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189810010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-01
- Monat1898-10
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 01.10.1898
- Autor
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noch niemals gesehen hatte, hielt uns einige Zeit auf, denn hier mussten einige Moment-Aufnahmen gemacht werden, oder wie ein Kollege kurz und bezeichnend sich ausdrückte: „Hier wird geknipst.“ Wenn man sich mitunter eine Sache sehr schwierig vorstellt, so kommt es zuweilen vor, dass dieselbe gegen alles Erwarten glatt und schnell sich abwickelt. Dies war auch der Fall, als wir die böhmische Grenze bei Kunnersdorf überschritten. Der alte joviale Zollein nehmer gestattete uns ohne weiteres, als wir die Legiti mation vom Sächsischen Radfahrer - Bunde vorgezeigt hatten, die Grenze zu passieren.*) Diese Scene wurde natürlich wieder „beknipst.“ Zur Erinnerung haben wir dem alten Herrn, dessen kleiner Enkel auch auf das Bild gekommen war, ein solches gesandt. Einigen Bekannten, die später durch Kunnersdorf kamen und von uns Grüsse überbrachten, hat er dann erzählt, wie schnell der Herr Photo graph mit seiner Aufnahme fertig gewesen war. Friedland in Sicht! Der Wanderfahrer ahnt es nicht, was für wundervolle, roman tische Partieen hinter den Höhen, wo ein Schlossturm hervorragt, versteckt lie gen. Erst unmittelbar am Fusse des Schlosses sassen wir unwillkürlich ab und blickten über einen von hohen Bäumen eingeschlos senen Teich nach dem hoch auf dem Felsen liegenden Schlosse des Wallenstein hinauf. Noch heute erinnert in diesem Mittelpunkt der Herrschaft Friedland vieles an Wallenstein, wie Bildnisse des Martinez, Gallas und Wallenstein. Waffen aus dem dreissigjährigen Kriege, alte Musikinstrumente und der gleichen werden dem Besucher des Schlosses in grossen Mengen gezeigt. Doch interessanter als die Zeugen früherer Jahrhun derte sind die herrlichen Parkanlagen, die sich an den Hängen des Schlossberges hinziehen und die schöne, weit sich erstreckende Aussicht nach dem Isergebirge. Aus führlicher ist das Schloss bereits in No. 15 der „Sächsi schen Radfahrer-Zeitung“ beschrieben worden. Nach kurzer Mittagsrast im Schlossrestaurant trennten wir uns wieder von diesem schönen Stückchen Erde und fuhren in gemächlichem Tempo weiter. Wir waren noch nicht lange aus dem Walde hinter Friedland heraus, als wir eine Radfahrerin auf uns zukommen sahen, die schon in weiter Entfernung mit dem Taschentuche winkte. Schon glaubte ich, uns gelte der freundliche Empfang, doch bald wurde ich eines Besseren belehrt. Eine Radfahrerin, die links auf einem Feldwege ungefähren kam, wurde hier *) Die österr. Grenze ist nunmehr überhaupt für alle mit vom Sport Ausschuss erhältlichem Ausweis versehenen Mitglieder' des Sachs.Radf.-Bundes frei. Anm.d. Schriftltg. i von ihrer Freundin erwartet. Gleichzeitig trafen sie am Kreuzungspunkt der Wege zusammen und in den Armen lagen sich beide Alle Achtung vor der Pünkt ¬ lichkeit der weiblichen Radfahrer! Hinter Neustadt führt die Strasse an dem Fusse des Isergebirges, dem nordwestlichsten Teile des Sudeten gebirges, vorbei. Es schneidet hier mit der 1120 Meter hohen Tafel fichte ab, die der höchste Punkt des Isergebirges ist. Ein kleiner Aufenthalt im Gasthof „Zur Tafelfichte“ wurde dazu benutzt, bei gutem böhmischen Bier wieder Abschied von Böhmen zu nehmen, denn nur noch eine mässige Steigung in den Wald hinein, und wir befänden uns an der schlesischen Grenze. Frohgelaunt ging es ins Schlesierland hinein, dessen lachende, ebene Fluren nach Norden und Nord westen weithin zu über sehen waren. Zu unserem Bedauern konnten wir keinen grossen Unterschied zwischen schle sischen und den bekanntlich schlechten böhmischen Strassen finden. Doch es sollte heute noch ganz an ders kommen! Die hinter Bergstrass abzweigende Strasse, von Einwohnern als leidlich gut und als die kürzeste nach Flinsberg empfohlen, ent puppte sich bald als ein schauerlicher Weg, der öf ters kaum zu befahren war. Ein wahres Glück, dass es wenigstens immer bergab ging. Nach vieler Schim pferei erreichten wir end lich am Queis die Haupt strasse nach Flinsberg. Noch konnten wir hier die Zerstörungen, die das Hoch wasser im vergangenen Sommer angerichtet hatte, im vollen Umfange wahrnehmen Mächtig muss hier die Ge walt des Wassers getobt haben. Tausende und Aber tausende grosser und kleinerer Felsblöcke lagen im wilden Chaos übereinander. Viele Brücken und grosse Stücken der Strasse waren weggerissen worden und erst notdürftig ausgebessert. An der Heilquelle in Flinsberg warteten wir, uns an dem Genuss des heilkräftigen Wassers und harten Pfeffer kuchen labend, vergeblich auf das Erscheinen eines Bun deskameraden aus Leipzig, der zur Zeit in Hirschberg wohnte und uns bis hierher entgegenkommen wollte. Erst als uns durch einen Radfahrer mitgeteilt wurde, dass uns der Leipziger schon früher erwartet hätte und wegen Mangel an Zeit bereits wieder nach Hirschberg zurückgefahren sei, fuhren wir in dem lieblichen Queisthale immer weiter aufwärts, links und rechts von dem hohen Iser- und Kem- nitzkamin begleitet. Allmählich traten die Berge näher heran, und immer fühlbarer wurde die Steigung, bis schliesslich eine schier endlose Schieberei bis zur Passhöhe bei der Ludwigsbaude daraus wurde. (Fortsetzung folgt.) Rast am Waldsaume.
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