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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 15.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189810155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981015
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-15
- Monat1898-10
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 15.10.1898
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VII. Jahrg. No. 22 492 15 Oktober 1898 Der Schwerpunkt und die Zukunft unseres Sportes liegt aber weder dort noch hier, sondern im dritten, im Touren- oder Wanderfahren. Hierfür ist nun seitens des Bundes sehr Anerkennenswertes geleistet worden. Die Bundesmitglieder finden zunächst im eigenen Lande überall gute Bundesgasthöfe, und auch für Freunde von Weit touren ist in dieser Beziehung Sorge getragen worden durch Abschluss von Gegenseitigkeitsverträgen, so mit dem Bunde deutscher Radfahrer Oesterreichs und mit dem Bunde christlicher Radfahrer Oesterreichs. Ein Verzeich nis der Bundesgasthöfe und der Reparaturwerkstätten, die der Wanderfahrer leider nur zu oft noch braucht, findet sich im Bundeshandbnche. Für die Mitglieder an der böhmischen Grenze ist die Hinterlegung einer Zoll bürgschaft unnötig geworden, und werden in nächster Zeit die Ausweiskarten ausgegeben werden; für ins Aus land Reisende sind Grenzkarten nach Italien und der Schweiz erhältlich, um die lästigen Zollplackereien zu umgehen. Ein gutes Kartenwerk hat der Bund den Mit gliedern zu einem ausserordentlich ermässigten Vorzugs preise zugängig gemacht durch einen Vertrag mit Herrn Mittelbach, und es fehlt zur Zeit nur noch eins, ein Touren buch. Seit Jahren schon ist die Herausgabe eines solchen beschlossen worden, auf jedem Bundestage hat man es den Mitgliedern versprochen, aber ob wir noch einmal ein Fahrtenbuch des Sächsischen Radfahrer-Bundes zu sehen bekommen, das weiss der liebe Gott. — (Laut inzwischem gefassten Beschluss des Bundesvor standes vom 13. Okt. 1898 erscheint das Tourenbuch des Sächsischen Radfahrer-Bundes am 1. März 1899. D. S.) Im Lande der Piasten. (Zur Preisbewerbung.) (Fortsetzung.) Da ich in meiner weiteren Erzählung noch öfters die Bauden erwähne, will ich es nicht unterlassen, dem werten Leser etwas Näheres über diese charakteristischen Häuser des Riesengebirges mitzuteilen. Der Gebirgsbewohner, der Viehzucht treibt, erbaut seine Wohnung sehr zweckmässig an den grasreichen Ab hängen der Berge, weil er Weide für seine Herde und treffliches Trinkwasser zu seinem und zu ihrem Bedürfnis überall in der Nähe findet. Deshalb giebt es im eigent lichen Riesengebirge fast gar keine Dörfer, aber viele zer streut liegende Wohnungen, die Bauden heissen und den Sennhütten auf den Alpen gleichen, nur dass viele Bauden auch im Winter bewohnt werden, die sogenannten Winter bauden. Man zählt gegen 3000 Bauden mit 20000 Kühen und 12000 Ziegen. Eine grosse Stube mit kleinem Fenster bildet den Hauptraum der Baude. Ein grosser Kachelofen, in dem das Feuer auch im Sommer brennt, verbreitet eine behagliche Wärme; der hinter dem Ofen liegende Backofen bietet ein angenehmes Ruheplätzchen und ist ein wichtiger Platz zum Trocknen der Kleider und Geräte. Mit dem Menschen unter demselben Dache wohnt das Vieh, und über beiden lagern auf dem Boden die Vor räte für die Wiederkäuer in der langen Winterzeit. Einige Stübchen sind dem Heuboden allmählich in den letzten Jahren abgerungen worden, weil man auf die Einnahmen der Sommerfrischler nicht gern verzichtet. In dem langen Winter werden die Fenster ganz von Schnee verschüttet und oft reicht der Schnee bis an das Dach. Wie uns ver sichert wurde, ist es dann im Kuhstall mitunter so warm, dass die Wärme zu einem besonderen Abzugskanal zum Dach hinaus abgelassen werden muss. Von all diesen Vor kommnissen hat man im Sommer keine Ahnung. Da glänzt das silbergraue Schindeldach im Sonnenschein recht freundlich und einladend. Auf der Ludwigsbaude kamen wir mit einer Berliner Familie zusammen, die uns davon abriet, mit dem Rade nach Petersdorf zu fahren, da der Weg sehr abschüssig und ausserordentlich schlecht sei. Wir nahmen diese wenig erfreuliche Botschaft nicht so ernst auf und schwangen uns im Vorgefühl einer lustigen Thalfahrt auf die Räder. „Die Berliner haben wieder einmal tüchtig aufge schnitten,“ sagte ich, als wir ca. 200 Meter von der Baude fort waren und immer noch gute Strasse erblickten. „Das Nachdruck verboten. ist man von den Leuten nicht anders gewöhnt,“ hörte ich noch meinen Kollegen sagen. Doch kaum gesagt , war der Lust ein End’ gemacht. Was wir kurz darauf zu sehen bekamen, spottet jeder Beschreibung. Ein ab schüssiger, zehn Kilometer langer Weg, mit einer hohen Schicht losen Kieses, mit grossen und kleinen Steinen be deckt, von schwerem Holzfuhrwerk total zerfahren, alle 100 Meter eine tiefe Wasserrinne; das war etwas, was an den ruhigsten und sichersten Radfahrer die grössten An forderungen stellte. Doch ich will von dem miserablen Wege keine weiteren Klagelieder singen, sonst komme ich schliesslich noch in den Verdacht wie der Berliner. Ich will lieber die beiden Bekannten, die ich in Kunnersdorf erwähnte, sprechen lassen. Eine Ansichts karte, die mir dieselben aus Petersdorf zukommen liessen, enthält folgende Mitteilung: „Wenn wir Sie jetzt hier hätten, dann lägen Sie heute Abend in der Leichenhalle, denn so einen nichtswürdigen Weg gute Bekannte zu schicken, ist mehr wie sträflich. Mein Wilhelm ist zu einem Gerippe zusammengeschüttelt worden, er muss in eine Heilanstalt für körperlich und geistig Erschütterte. - Doch, dass die Angst der Freude weiche, hört, dass ich diesen Wilhelm zur Muldenthalfahrt wieder vollständig hergestellt und munter angetroffen habe.“ Auf guter Strasse ging es nun von Petersdorf vergnügt im Thale des grossen Zacken weiter. Auch hier sah man überall noch die Zerstörungen des Hochwassers. Kurz vor Hermsdorf unter dem Kynast erblickten wir endlich die mächtige Wand des westlichen Riesengebirgskammes, die an den oberen Hängen und Schluchten noch zum Teil mit Schnee bedeckt war. In dem Hotel „Vereinshaus“ fan den wir ein gutes und billiges Unterkommen. Frühzeitig suchten wir unser Lager auf, um den andern Morgen mög lichst bald aufzustehen. Es war erst 5 Uhr, als ich unser Gartenhaus, in dem wir allein übernachtet hatten, verliess und mich nach dem Hotel hinüber begab, um mich nach dem Kaffee zu er kundigen. Ueberall konnte ich hinein, aber nirgends war ein menschliches Wesen anzutreffen. Alles schlief nach den anstrengenden Feiertagen noch den Schlaf der Ge rechten. Mit ein paar grossen Scheiten Buchenholz und einer tüchtigen Portion Petroleum machte ich in kürzester Zeit ein tüchtiges Feuer und bereitete alles andere zum Früh-
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