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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 15.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189810155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-15
- Monat1898-10
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 15.10.1898
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VII. Jahrg. Nr. 22 493 15. Oktober 1898 stück vor. Als endlich auf wiederholtes Pochen die j Jungfer Köchin erschien, brauchte sie nur noch die Brot- | dien zu holen, und das Frühstück war zur grossen Freude eines Berliner Geschäftsreisenden, der sehnlichst fort wollte, fertig. Unser Tagewerk begannen wir mit einem Besuch des Kynast, der bekanntesten und interessantesten Burg Schlesiens. Tüchtig bergan steigend, gelangten wir nach drei viertelstündiger Wanderung plötzlich zur Burg. Durch ein Thorhaus sah man über die ehemalige Zugbrücke ein äusseres Thor und passierte die mit Benutzung des Felsens angelegte Ringmauer; erst durch eine zweite Mauer kommt man auf den inneren Burghof. Ehe wir mit der Besichtigung der Burg begannen, l Burgwart aus einem Böller am Fusse des Turmes gelöst | hatte, daran erinnert, dass es Zeit war, unseren Abstieg zu beschleunigen, denn auf unserem Programm stand noch für heute sehr viel. Prächtig tönte das Echo des Schusses in langen Pausen von den gegenüberliegenden Bergen zurück. Noch einmal hörten wir das erneute Krachen des Böllers und das rollende Echo, als wir bereits auf unsern Rädern sassen. Auf ebener aber sehr mittelmässiger Strasse, auf der ausserdem noch eine Lokalstrassenbahn entlang geht, er reichten wir in wenigen Minuten Schlesiens meistbesuch ten Badeort — Warmbrunn. Vielleicht ist es nicht über trieben, wenn vielfach behauptet wird, Warmbrunn liege in einem der anmutigsten und herrlichsten Thäler Deutsch ¬ stärkten wir uns erst in lands. Dieses Thal, das ich dem mit alten Kuriositäten angefüllten Burgrestau rant. Unterdessen hatten sich noch einige Wanderer eingefunden, mit denen wir unter Führung des Burg warts einen Rundgang un ternahmen. Die Reste einer Kapelle, des Trinksaales, mehrerer Gemächer, der Kirche, Pulverkammer und ein tiefer Brunnen sind die hauptsächlichsten Sehens würdigkeiten. Die Aussicht von dem hohen, gut erhal tenen Turm ist überaus loh nend, und man wird durch den Zauber der sich gross artig entfaltenden Natur lange Zeit gefesselt. In stiller Bewunderung durchdringt das Auge das schon mehrmals besucht habe, ist das schöne, von hohen, waldgekrönten Ber gen ringsum begrenzte Hirschberger Thal, welches einem grossen Garten gleicht. Für Radfahrer würde es ein Eldorado sein, wenn die W egeverhältnisse besser wären. Von dem Kurleben nah men wir nur wenig Notiz, denn der Himmel machte ein Gesicht, als wenn er jeden Augenblick sich tüch tig ausweinen wollte. Schnell versahen wir uns noch mit einer Flasche ech ten Stonsdorfers (ein Mittel ding zwischen Schnaps und Liqueur), und fort ging es in buntem Farbenglanze prangende Thal mit seinen Städten, Dörfern, Wiesen, Gärten, bewaldeten Berghöfen und kahlen Hügeln. Am reizvollsten ist die Aussicht nach dem Süden auf die lange blaue Linie des Kammes, von dem sich deutlich die Bauden abheben, und im Hinter gründe die alles überragende Koppe. Im Vordergründe gähnt dem Beschauer der „Höllengrund“ entgegen, und an schwindelnder Tiefe zieht sich die Mauer entlang, welche Stoff zur Sage von dem Ritt um den Kynast ge geben hat. Irgendwelche historische Thatsachen von Be deutung stehen aber mit dem Kynast nicht im Zusammen hang. Die Sage vielmehr ist es, die dem Namen Kynast einen Glanz verleiht, wie wenigen Ruinen in deutschen Gauen. auf der durch vieles und schweres Fuhrwerk ausge fahrenen Strasse nach dem 6 km entfernten Hirschberg. Wir kamen noch rechtzeitig genug an, uns unter den „Lauben“ am Markt vor einem Gewitterregen zu bergen. Diese Pause benutzten wir, um uns abermals zu restau rieren und die nötigen Ansichts-Postkarten vom Riesen gebirge für billiges Geld zu kaufen. Die Hauptsache aber, neue Films für den photographischen Apparat meines Kollegen, konnten wir leider hier noch nicht erhalten. Nun hiess es sparsam mit dem letzten Dutzend umgehen. Diese Films sind lange, aufgerollte Streifen aus Cellu lose, welche die schweren Glasplatten ersetzen und selbst bei Tageslicht in den Apparat gebracht werden können. Die Film-Apparate sind deshalb für den Radfahrer Stadt Friedland. I Die älteste Geschichte dei’ Burg ist in undurchdring liches Dunkel gehüllt. Sie soll erst den Namen Neuhaus geführt, dann aber von dem Berge, auf dem sie steht, ihren Namen erhalten haben. Die Burg ist nie ernstlich angegriffen und nie erobert worden. Selbst im Hussiten kriege ist sie verschont geblieben, soviel auch die um liegende Gegend davon zu leiden hatte, denn die Burg war wegen der steilen „Höllenwände“ fast uneinnehm bar und vortrefflich ausgerüstet. — Während ich mir I sehr bequem und können wegen ihres geringen Gewichts, von ca. 1 Pfund, auf dem Rade leicht mitgenommen werden. Schöner Sonnenschein verlockte uns bald wieder, unsere | Tour über Erdmannsdorf, Krummhübel fortzusetzen. Ein kleiner Abstecher, den wir von Erdmannsdorf | nach Park Buchwald auf einem schönen Waldwege unter- I nahmen, war sehr lohnend, doch wurden wir noch kurz j vor unserem Ziel von einer alten Jungfer, die um die überlegte, wie lange es wohl dauern würde, dieses Felsen nest mit modernen Belagerungsgeschützen zusammenzu schiessen, wurde ich durch einen starken Schuss, den der Sicherheit ihres uns ankläffenden Mopses sehr besorgt und ängstlich war, in einer verbissenen Weise darauf auf merksam gemacht, dass der Weg für Radfahrer verboten
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