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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 29.10.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189810295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981029
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-10
- Tag1898-10-29
- Monat1898-10
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 29.10.1898
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VII. Jahrg. No. 23 512 29. Oktober 1898 Der Beruf eines jeden Mannes zwingt denselben, sein ganzes Wollen und Können, sein ganzes Sinnen und Trachten anzuspornen, um auf dem Wege, den er sich vorgezeichnet hat, zu bleiben und vorwärts zu schreiten. Eine Thätigkeit, die denselben oft missmutig und kampf unfähig macht und so ein Sehnen nach Erholung wachruft. Was ist nun dem Radfahrer willkommener, als wenn er sein Rädchen nehmen und hinauseilen kann in Gottes freie Natur, wenn er die Sorgen und sonstigen Unannehmlich keiten, die sein Beruf mit sich bringt, für eine, wenn auch nur kurze Zeit, abschütteln, vergessen kann? Wie frisch arbeitet die Brust, wie rasch fliesst das Blut durch die Adern und wie erfreut sich das Auge an Gottes schöner Natur! Er sieht andere Menschen, andere Gegenden, und neu belebt kehrt er zurück, mit frischer Kraft die Lasten und Sorgen seines Berufes tragend und sich der Stunde freuend, welche ihn wieder hinaus in Wald und Fluren führt. Wahrlich, wer dieses an sich selbst erfahren und er probt hat, wird mir nur beistimmen, und wer es noch nicht versucht hat, — gehe hin und thue desgleichen und rufe dann mit mir aus: Ein „Heil Sachsen!“' dem Anreger zu diesen wenigen Zeilen, dem Schriftleiter der S. R.-Z., un serem Bundeskameraden Herrn B. Böhm, Leipzig.*) Wenn ich hiermit schliesse, so bitte ich die lieben Bundeskameraden, wenn ich die Farbe ein wenig zu stark aufgetragen haben sollte, es meiner Liebe zu unserem Sachsen-Bunde zu gut zu halten. „Heil Sachsen!“ Adolf Schön, Vors. des R.-V. „Wanderlust“, Werdau. *) Die freundliche Anerkennung des Herrn Verfassers kommt nicht mir allein, sondern dem gesamten Sport- Ausschüsse zu, der die in dem besprochenen Artikel niedergelegten Gedanken zu seinem Programme gemacht hat. Es ist aber erfreulich, in den Reihen der Bundes kameraden solchem Verständnis zu begegnen. Böhm. -i|i- Im Lande der Piasten. (Zur Preisbewerbung.) (Fortsetzung.) Nach anstrengendem zweistündigen Steigen langten wir endlich auf einem fortwährend in kurzem Zickzack sich hinaufschlängelnden Pfade an der Riesenbaude an. Die kühle und erquickende Luft, die uns auf dem Kamme in Em pfang nahm, trüg viel zu unserem Wohlbefinden bei, denn der abwechselnde Genuss von Chokolade und Stonsdorfer hatte uns recht unangenehme Folgen verursacht. In fideler Gesellschaft legten wir das letzte und beschwerliche Stück bis zum Koppenhaus zurück. Die Luft war nun schon etwas mehr wie angenehm kühl geworden, und wir waren froh, uns es endlich in dem geräumigen und schön eingerich teten Unterkunftshause bequem machen zu können, sowie dem Magen den nötigen Tribut zu zollen. Erst dann genossen wir die grossartige Aussicht nach allen Seiten hin. Ein überwältigender Anblick! Tief zu unseren Füssen lagen Schlesiens und Böhmens paradie sische Auen, Berge und Gebirgskämme. Die Schneekoppe ist ein stumpfer Granitkegel und gleicht einem aufgeschütteten Steinhaufen. Sie erhebt sich gegen 250 Meter über den Riesenkamm. Ueber ihren Gipfel führt die böhmisch-schlesische Grenze. Auf dem ca. 40—45 Meter breiten Plateau steht eine Kapelle, welche bereits vor 200 Jahren vom Reichsgrafen von Schaffgotsch erbaut worden ist, ferner ein schlesisches und böhmisches Unterkunftshaus, die mehreren hundert Personen Obdach bieten können. Die Grenze des ewigen Schnees erreicht das Riesen gebirge nirgends, doch bleibt eine dicke Schneedecke in den Schneegruben während des ganzen Sommers liegen. Der Winter ist im Riesengebirge sehr lang und dauert in den oberen Höhen 9 Monate. Die drei Sommermonate tragen das Gepräge des Frühlings, denn die Luft ist selbst an den heissesten Tagen hier oben immer kühl. Der erste Schnee bedeckt gewöhnlich schon die Koppe, wenn in den Thälern die Pflanzen noch im grünen Schmucke stehen. Ueber ein Gebirge, dessen Schönheiten so mannigfach, dessen Reize so vielseitig sind, kann natürlich hier nicht Nachdruck verboten. erschöpfend berichtet werden. Dazu verhilft nur eigene i Anschauung. Wer es aber unternimmt, hierher zu kom men, die steilen Hänge zu ersteigen und günstiges Wetter antrifft, der wird es nicht zu bereuen haben. ‘ Leider waren wegen des sich immer mehr umwölken den Horizonts keine Aussichten auf das imposante Schau spiel eines Sonnenunterganges vorhanden. Wer dieses Naturschauspiel schon einmal von der Schneekoppe ge nossen hat, dem wird es unvergesslich bleiben. Sendet die Sonne ihre letzten Strahlen durch feinen Abendnebel, so erglühen die höchsten Punkte des Kammes, vor allem aber der Koppenkegel in rotgelben Farben. Dieses Berg glühen, welches an die Pracht des Alpenglühens erinnert, erstreckt sich nicht selten, wenn die Strahlen der Sonne tief am Thalrande einen Durchgang finden, bis an den Fuss des Gebirges und lässt dann die ganze Gebirgsmasse in bald gelblichrotem, bald dunkelrotem Lichte erscheinen, das sich allmählich verliert und zuletzt nur noch am I Koppenkegel haftet, dessen Granit- und Glimmerschiefer- I felsen noch lange nach dem Sonnenuntergänge dunkel glühend erscheinen. Die Morgenfärbungen, welche sich .vor Sonnenaufgang einstellen, bieten in umgekehrter Reihenfolge eine gleiche Ueberraschung dar, welche selbst den schläfrigsten und ermüdetsten Wanderer veranlasst, sein Lager zu verlassen und das herrliche Naturschau spiel zu geniessen. Beim Herabsteigen über die stufenartig zusammenge fügten Granitblöcke fühlten wir erst, dass der Abstieg für j müde Beine nicht zu den Annehmlichkeiten gehört. Lang- I sam schlenderten wir von der Riesenbaude auf dem Kamme entlang und erreichten noch vor Eintritt vollstän- ! diger Dunkelheit die gastliche Wiesenbaude. Es ist dies das erste Haus an der eigentlichen Elbe, die aber hier noch Weiss wasser genannt wird. Wie überall, war auch hier der gewaltige Kachel ofen geheizt, was in uns bald ein behagliches Gefühl er weckte. Wir machten es uns so gemütlich wie nur mög lich, denn die Bewirtung liegt in den Händen sehr zu-
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