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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 12.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189811126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981112
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981112
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-11
- Tag1898-11-12
- Monat1898-11
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 12.11.1898
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528 12. November 1898 VII. Jahrg. No. 24 Im Lande der Piasten. (Zur Preisbewerbung.) (Fortsetzung.) Die grossen Berge hatten wir nun hinter uns. Die Fahrt ging auf der guten Strasse flott weg und wir er reichten in kurzer Zeit Hohenfriedberg, dem Friedrichs des Grossen Sieg einen unsterblichen Namen verliehen hat. Die Schlacht, welche hier am 4. Juni 1745 ge schlagen wurde und mit der gänzlichen Niederlage der Sächsisch-Oesterreichischen Armee endete, entschied nicht nur über das Schicksal Schlesiens, sondern auch über die Existenz des preussischen Staates. Es sollte pro aris et focis, wie der König sagte, gekämpft werden. Selbst redend wurde von dem denkwürdigen Orte und dem auf einer Anhöhe stehenden Siegesdenkmal eine photogra phische Aufnahme gemacht. Wegen des immer stärker werdenden Gegenwindes fuhren wir in sehr mittelmässigem Tempo durch die fruchtbare und auch landschaftlich schöne Gegend. Meine Ahnung, dass mein Kollege nach der Anstrengung heute eine längere Mittagspause machen musste, ging auch bald in Erfüllung, als wir das reizend gelegene Bolkenhain mit der hoch aufragenden alten Bolkoburg erreichten. Es war mir in gewisser Beziehung ganz angenehm, als mein Kollege nach dem Essen die Augen zumachte. Ich suchte die verschiedenen Stellen auf, an welchen ich als zehn- I jähriger Knabe mit meinem Vater, anlässlich eines Be- j suchs in Bolkenhain, gewesen war und versetzte mich noch einmal in die Tage meiner Kindheit zurück. Die kleine Kreisstadt Bolkenhain hat eine bewegte | Vergangenheit. Schon im Jahre 1241 wurde sie das ; erstemal von den Tartaren zerstört, wurde aber bald wie- | der von Bolko I. aufgebaut und stark befestigt. Später wurde die Burg ein berüchtigtes Raubnest. Die gewal- j tigen Mauern, sowie die hohe Lage der Burg auf steilen Felsen waren sehr geeignet, das Raubgesindel zu schützen, > Der alte 28 Meter hohe Turm hat 4’/ 2 Meter starke I Mauern und ist früher ohne Eingang gewesen. Wie die | Bewohner der Burg hineingekommen sind, lässt sieh nur erraten. Tritt man jetzt zu der in ihn gemachten Oeffnung hinein, so sieht man von einer Holzgalerie in eine Schau der erweckende, dunkle Tiefe, in das ehemalige Burgver- liess. Heber sich bemerkt man eine ganz runde Oeff nung, über welche ein eiserner Deckel gelegt war und wahrscheinlich nur dann einmal weggerückt wurde, wenn man sich einer überflüssigen Person entledigen wollte und sie von hier oben herabstürzte. Der nur zwei Kilometer entfernten Schweinhausburg, auch ein ehemaliges Raubnest, machten wir, da sie am Wege nach Jauer lag, einen kurzen Besuch, denn es ist die weitläufigste, aber auch die am wenigsten altertüm liche Ruine Schlesiens. Sie hat hohe Fenster, hohe Zimmer und an manchen Stellen Stuckverzierungen. Die Burg liegt, wie alle Raubnester, auf steilem Felskegel, ist aber bequem durch eine schattige Kastanien - Allee zu er reichen. Auf wiederholtes Klopfen und Rütteln an dem alten hohen Burgthor erhielten wir keinen Einlass. Allem An schein nach war hier niemand anwesend. Da kam ich auf den glücklichen Gedanken, dass die alten Raubritter jedenfalls etwas derber geklopft haben müssen, wenn sie Einlass begehrten. Vielleicht war das hier auch jetzt noch Mode! Nachdruck verboten. Ich nahm einen tüchtigen Anlauf und mit einem mäch tigen Fusstritt donnerte ich an das Thor, dass man es weithin hören musste. Der Versuch hatte geholfen! Die etwas schwerhörige Frau des Burgwarts kam kurze Zeit darauf und öffnete uns. Erst auf dem Burghof wird man die grosse Ausdeh nung gewahr. Zur Erhaltung des Baues geschieht wenig, und jeder grosse Sturm wirft Teile dieses Riesenbaues um, der noch zur Zeit des siebenjährigen Krieges bewohnt gewesen ist. Nach einer Erzählung unserer alten Führerin sollen die Gebäude lange Zeit als Scheunen gedient haben und von einem kleinen Knaben angezündet worden sein. Drei volle Tage soll der Brand gedauert haben, und durch die grosse Hitze sind wahrscheinlich die Mauern zum Bersten gebracht worden. Jetzt werden die grossen tiefen Felsenkeller mit Er folg zur Champignon-Zucht verwandt. Eine vorzügliche Strasse liess uns, da wir ausser dem den starken Wind im Rücken hatten, bald nach Jauer, der Heimat der Bratwürste, gelangen. Äusser einem schönen neuen Rathause ist hier nicht viel Sehenswertes. Wir schlugen nun auf einer neuen Chaussee die Richtung über Reppersdorf nach Wahlstatt, meiner ehemaligen Heimat, ein. Bis an erstgenannten Ort war die Strasse einigermassen, aber nachher ist Herr Mittelbach falsch berichtet worden, denn dieser weitere Weg war nicht mehr eine Kunststrasse, sondern ein erbärmlicher, ver wahrloster Sand weg, auf dessen schmalem Fusswege es allein nur möglich war, etwas vorwärts zu kommen. Meinem lieben Kollegen konnte ich es nicht verargen, wenn er hier wieder eine scharfe Kritik über schlesische Wege zweiten Ranges übte. Ich achtete weniger auf den Weg, denn als ich die Kirchtürme meiner alten Heimat, von der Abendsonne be schienen, erblickte, da wirkten auf mich so viele alte, liebe Erinnerungen ein, dass ich es, bald nicht mehr merkte, wie ich aus einer Sandfurche in die andere ge schleudert wurde. Wie schnell mitunter das Aussehen eines Bauwerks selbst von der Allgemeinheit vergessen werden kann, da von sollte ich mich kurz vor Wahlstatt in dem kleinen Dörfchen Liebenaü überzeugen. Das dortige uralte Schloss (ehemals auch Raubnest), von hohen Bäumen und Wallgraben umgeben, hatte als Knabe für mich immer ein grosses Interesse wegen der vielen Sgrafitto-Bilder, die die ganze Aussenseite des Schlosses bedeckten. Vor ca. 27 Jahren wurde das Schloss mit einem neuen Kalkbewurf versehen. Bei einem Erwei terungsbau kamen kurz vor unserer Ankunft unter dem Kalk die alten Bilder wieder zum Vorschein, und man glaubte nun nach Aussage des Mauermeisters einen seit Jahrhunderten verborgenen Kunstschatz entdeckt zu haben. Der gute Mann sah mich argwöhnisch an, als ich ihm meine Erinnerungen über das Schloss mitteilte. Glücklich langten wir in Wahlstatt an und beschlossen, ■ hier über Nacht zu bleiben, um den anderen Morgen bei guter Beleuchtung einige photopraphische Aufnahmen von i der berühmten Klosterkirche zu machen. — Das 1810 aufgehobene Benediktiner-Kloster, ein Priorat des Klosters
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