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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 26.11.1898
- Erscheinungsdatum
- 1898-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189811266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18981126
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18981126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1898
- Monat1898-11
- Tag1898-11-26
- Monat1898-11
- Jahr1898
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 26.11.1898
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starker Wind den Himmel, was von den den Himmel auf merksam beobachtenden Fahrern mit grosser Freude be- grüsst wurde. Schlag 2 Uhr nachmittags rückten die schon lange vor her im Olublokal, B.-G. „Bairischer Hof“, versammelten acht Fahrer ab. Nachdem die Stadt verlassen war und die Fahrer auf die offene Strasse kamen, mussten diese leider die Erfah rung machen, dass der in der Stadt mässige Wind sich hier zum brausenden Sturm gestaltete, mit dem gewiss für jeden Fahrer unangenehmen Gefühl, dass der Sturm gerade gegen den Fahrer gewandt war, so dass mancher am liebsten wieder umgekehrt wäre. Aber desungeachtet wurde mutig auf der Strasse nach Greiz ■ zugestrampelt. Nachdem die Fahrer über Greiz in Elsterberg ange kommen, wurde der erste „Halt“ gemacht, und als sie sich gehörig verschnauft, sich neu gestärkt und mit frischer Kraft versehen hatten, wurde nach Verlauf von 1 / i Stunde wieder aufgebrochen, zumal unser Albin die Behauptung aufstellte, dass nach 4 Uhr der Sturm sich legen und dann die Fahrt wirklich schön werden würde.*) Diese Botschaft wurde mit Freuden begrüsst und — traf auch wirklich ein, nur dass der Sturm sich wohl legte, — aber — er legte sich vor die Fahrer wie bis her, so dass unser Albin nach seiner Meinung auch recht hatte. Aber immerhin, nur den Mut nicht verloren und frisch zu nach Plauen. Da von Elsterberg bis Plauen immer leidliche Steigung ist, so hatten die Fahrer öfter Gelegen heit, ihr Rad schiebend und schimpfend der romantischen Gegend ihre Anerkennung zu zollen, aber nur feste, end lich wurde auch Plauen erreicht. — Halt! — erst einmal schmieren. Gesagt, gethan; dann die Lampen in Ordnung gebracht und vorwärts weiter. Hatten wir bis Plauen tüchtig strampeln müssen, so ging es nun erst recht los, denn die Strasse von Plauen bis Pirk hat eine recht anständige Steigung. Hier verlor allerdings unser Rich Steinbach den Mut. Kurz vor dem Gasthofe „Zur Sonne“ kommandierte derselbe — Halt! — Das gieht nimmee — wisst ihr woas — mar fahr’n wieder nach Plauen, un bleib’n dort über Nacht, un morg’n Früh fahr’n mar nach Hof. Die nun folgende Lachsalve mochte aber meinen Richard belehren, dass man ihm den Spass nicht machen wolle, — nun, wohl oder übel, er musste wieder feste mit antreten — und das that er denn auch, konnte es aber nicht unterlassen, mit den laut gesagten Worten — „na meintwegen“ — noch lange vor sieh hinzumurmeln. Ob nun dieses Murmeln gut oder bös gemeint war, konnte nicht ermittelt werden; kurzum, ei' fuhr mit weiter. Endlich war Pirk erreicht und mit ihm die frohe Ge wissheit, wenigstens unserer Profil-Karte nach, eine längere ebene Strecke vor uns zu haben. — Prosit Mahl zeit ! Wieder nichts. Erst nachdem Gross-Zöbern passiert war, ging es in toller Fahrt nach Ramoldsreuth hinein, von hier aus aber hiess es immer und immer wieder klettern, so dass dieser angenehme Zeitvertreib erst kurz vor Haidt sein Ende nahm, von wo aus dann die Fahrer gemütlich, aber auch tüchtig abgerackert, endlich die Lichter von Hof erblickten. — Hurra! endlich! *) Hoffentlich bekommt der Herr Albin von Falb keine Klage wegen Geschäftsschädigung auf den Hals. D. S. Hatten wir geglaubt, Hof als eine sehr lebendige Stadt begriissen zu können, so wurden wir leider sehr enttäuscht, denn sobald wir in Hof, gegen 9 Uhr abends, einfuhren, konnten wir wohl eine leidlich schöne Beleuch tung bewundern, aber von Leben keine Spur. Kein Mensch auf der Strasse, alles leer und öde. Endlich er reichten wir unser Standquartier, den Gasthof „Zum Strauss“. Nachdem die Räder versorgt waren und wir unseren äusseren Menschen in die gehörige Verfassung gebracht hatten, ging es hinein ins volle Menschenleben. Waren die Strassen von Hof öde, so konnten wir in den Lokalitäten des „Strauss“ nichts davon merken, denn hier ging es sehr lebhaft zu, so dass wir, nachdem wir un seren inneren Menschen durch eine mächtige Gänsebrust etc. gestärkt und Freund Dörfer Max den Einzugsmarsch auf dem Pianino zum Vortrag gebracht hatte, hier bald heimisch waren. Der beste Beweis für diese Behaup tung ist der, dass unser Zacher Emil den gewiss denk würdigen Ausspruch that: „Heute bade ich mich im Bier!“ welches Versprechen derselbe auch redlich gehalten hat, denn nachts 2 Uhr legte er die Resultate seines Bierbades persönlich vor die Füsse der im grossen Ganzen etwas angehauchten Radlergesellschaft. Leider konnten wir drei im Parterre untergebrachten Fahrer weitere Resultate dieses Bierbades nicht er langen. Wenn ich sage, wir drei, so meine ich damit meine brüderliche Liebe, Freund Dörfer Max und meine Wenig keit, die anderen waren eine Treppe höher untergebracht. Kurzum, die Gesellschaft enthülste sich und kroch ins Bett. Nachdem noch die und jene Kunststückchen vor geführt waren, entwickelte sich ein allgemeines Schnarch konzert. Auf einmal, wir mochten eine halbe Stunde geschlafen haben, heftiges Klopfen an der Thüre. — Max, hussa aus dem Bette, — die Thür auf: „Wer ist da?“ — Keine Antwort. — „Nun, kommen Sie nur herein — wer ist denn da?“ — Keine Antwort. — Schwupp, die Thüre zu, krach wieder in die Falle, — allgemeine Besprechung,— resultatlos, — rrr — alle schnarchen wieder. Kaum ist eine Stunde vergangen, wiederholtes Pochen; Max spricht: „Adolf, mache mal auf!“ — „Lass mich, ich schlaf.“ — Wieder pochen, — Stimme von aussen: „Herr gottsakra, machen’s halt auf!“ — Auf die Frage von Max: „Wer ist da?“ — folgt die Antwort: „Die Herr’n woll’n halt ihre Räder haben, machen’s halt auf!“ Nachdem Max geöffnet, erscheint der Hausfritze, und mit ihm zwei fremde Radler, welche ihre Räder in unser Schlafzimmer eingestellt hatten. Hier galt es gute Miene zum bösen Spiele machen. Endlich waren auch diese Plagegeister befriedigt, und wir schlummerten bis gegen 8 Uhr friedlich weiter. Wohl möglich, dass wir bis in die Puppen geschlum mert hätten, wären nicht unsere Erlöser von oben ge kommen und hätten uns aus den Federn getrieben. Schnell waren alle frisch, Kaffee getrunken und schnell noch einen Schnitt, dann frisch auf, Hof zu studieren. Voller Befriedigung über unsere Erlebnisse wurde auch unseres verehrten Herrn Präsidenten Horst Wolff durch eine recht schöne Ansichtspostkarte gedacht etc. Nachmittags 2 Uhr schlug die Stunde des Abschieds. Zuvor zählte ich die Häupter meiner Lieben, und siehe da, es fehlte ein mir teures Haupt, unser alter Freund Stein-
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