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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.06.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-06-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190906104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090610
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090610
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1909
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BezugS-Prei- ür L«ip»ti und Boron« durch unler« ilräaer und Spediteure in« Heu« gebrecht: tw § monetl., L.7Ü uieNeljLdrl. Bet untern KiUalen u. Annahmestellen abgehelir 7S inonatl., >.»L »ieneljtchrl. Durch die Pest: innerhalb Deuilchland« und der deuttche» »olonien »ierteljLhrt. L.44 «ouatl. 1^4 autschl. PostdeftellgcL. flerner in Belgien, Dänemark, den Lonauyaate», Italien, Lurembura» Rtederland«, Bon» tvrnrn, Österreich - Ungarn, «utlaud, Schmede», Schweig ». Spanten. I» alle« übrigen Staate» »mc direkt durch di» SetchStllNelle de« Blatt« ochtltttch. La« Leipziger Lageblatt ertch«t»t wtcheot- lich 7 mal und zwar morgen«. Abmnument»*nnaba>«: »««»»»»letz 8, bei unter», Lrtger«, Atlialen, kpebtteure« und klmiahmrpelleu, sowie PostLmter» und Briefträger«. Die einzelne Rummrr kostet 10 «edaktto, «nd »eschrn«fteller Johanniggaste 8. ffernsprecher: läSSL lINist. ZäSSt. WpMcrTagMÄ Handelszeitnng Amtsblatt des Rates und des Volizeiauttes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Prel- Er Inserat« au« lletpzi, und Umgebuni die «artpalten, Pettlzrrl« 25 ftnanziell, Anzeige» 50^, «eklamen l »»« «etwättl stv ch, «ellamen 1.20 »»»««laud^ch, ftnan^Anzeigen 7L^z Anter »le», vehdrden i» amUichenLetläOch. «ei lag «gebühr ü p. Lautend ex kl. Post, gebühr. Getchätteanzeigen an bevorzugter Stell« im Preis, erhiht. Rabatt nach Lar> yestertetlt« Susträae kbnnen nicht zurück- gezogen werden. Wr da« Srtchetnen an »ettlMMlwi Lage» und Plätzen wird letne iliarantt« übernimme». «neigen. Annahme: Augustusplan 8, dei sämtlichen Filialen u. ästen Annoncen- »lprditionen de« In» und Autlanbe«. Pa«pt»Filiale Berlin: A«rl Duncker, »erzogt. Bahr. Hofbach. Handlung, Lützowstratze IO. (Lelephon VI. Nr. Et). Haupt-Siliale Dresden: Seestraste «. 1 (Telephon 4621). Nr. 158. Donnerstag 10. Juni 1909. 103. Jahrgang. Dar wichtigste. * Der Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesell- schäft in Dresden wohnte am Mittwoch König Friedrich August bei. Während seiner Anwesenheit wurde über die Selbst verwaltung in Südwestafrika verhandelt. Im nächsten Jahre findet die Hauptversammlung in Stuttgart statt. lS. d. bef. Art.) * Vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts in Dresden begannen gestern die Verhandlungen gegen zehn rus sische Studenten wegen Geheimbündelei. stz 128 des StGB.) lS. GerichtSsaal.) * Der Konferenz der bundesstaatlichen Finanzminister, die am heutigen Donnerstag in Berlin beginnt, wird Schatzsekretär Sydow die Ersatz st euervorschläge der Reichsregierung unter breiten. lS. d. bes. Art.) * Königin Wilhelmina und Prinz Heinrich, die im Herbst dem englischen Hofe einen Besuch abstatten wollen, werden, wie aus dem Haag gemeldet wird, unter Entfaltung eines besonderen Pomps in Windsor empfangen werden. * Die Audienzen Kossuths und des Grasen An'drassy haben, wie aus Wien gemeldet wird, in der ungarischen Krisis wie der keine Entscheidung gebracht. Der Kaiser soll erklärt haben, daß die Errichtung einer selbständigen ungarischen Bank keine Aus sicht auf Verwirklichung habe. lS. auch Letzte Dep.) * Nach einer Konstantinopeler Blättermeldung bestätigt es sich, daß türkische Truppen die persische Stadt Urmia besetzt haben. * Ein furchtbares Schiffsunglück hat sich bei Dfchedda ereignet, wo ein türkischer Truppentransport- dampfer scheiterte. 4V0 Soldaten sollen «mgekommeu sein. lS. Verm.) * Der Worpsweder Landschaftsmaler Fritz Overbeck ist im Alter von nicht ganz 40 Jahren gestorben. lS. Feuill.) * Heute beginnt in Berlin die Prinz-Heinrich-Fahrt, für die 113 Wagen genannt sind. In der Zeit von 8 bis 12 Uhr findet die Schnelliakeitsprüfung auf der Chaussee zwischen Guben und Krossen statt. Die heutige Strecke bis BreSIau beträgt 348,2 Kilometer. lS. d. bef. Art.) * Durch ein heftiges Erdbeben wurden in dem chileni schen Hafen Copuiapo viele Häuser zerstört. Unter den Bewohnern brach eine Panik aus. — Bei einem Beben in Korintji kamen 230 Menschen um. lS. Letzte Dep.) D-V Bund -er Landwirte. Zur Befriedigung des Bedürfnisses großer staatsbürgerlicher Kreise nach politischer Aufklärung schufen bis vor kurzem eigentlich nur die Sozialdemokraten und das Zentrum geeignete Mittel literarisch-agitato rischer Art. Auch Konservative und Liberale blieben zwar nicht müßig, aber sie beschränkten sich im wesentlichen auf die Herausgabe von Partei handbüchern, die infolge ihres stattliches UmfaugS manchen vielleicht willigen Mann zu einer gewissen Zurückhaltung veranlaßten. In den letzten zwei oder drei Jahren hat nun die nationaNiberale Partei Versuche gemacht, zeitweilig besonders aktuelle Stoffe, also gleichsam Ausschnitte auS ihrem großen Handbuche, in neuer Form ge sondert zu veröffentlichen, da erfahrungsgemäß Broschüren von 60 bis 80 Seiten viel leichter und lieber durchgelesen werden als dickleibige Abhandlungen. Und diese Versuche sind derart geglückt, daß man sie fortgesetzt hat. Die jüngste Erscheinung dieser Art ist eine Schrift von Arthur Dix über die Entstehung, daS Wesen und die politische Tätigkeit des Bundes der Landwirte (Berlin 9, Buchhandlung der national liberalen Partei, 1 -E), die gerade in unseren Tagen erhöhte Beachtung beanspruchen darf und infolge ihrer Fassung auch vollauf verdient. ES ist daS ewige Weh und Ach einer Anzahl Nationalliberaler, daß sie sich mit dem Bunde der Landwirte in eine allzu innige Verbindung eingelassen haben. Wir wollen eS im Augenblick unentschieden lassen, welche Gründe — mehrere wären möglich — dafür bestimmend gewesen sind; jedenfalls ist eS höchste Zeit zur Lösung einer derartigen wider natürlichen Vereinigung. Einfach undenkbar ist es, wie «in Mann, der sich den Ausgleich der wirtschaftlichen ond sozialen Gegensätze als Ziel seiner politischen Arbeit gesetzt hat, zugleich einer Partei angehöreu kann, deren Wort führer in rücksichtslosesten Forme» einseitigste Interessenvertretung pro pagieren. Dieser Widersinn hat schon wiederholt die Forderung einer reinlichen Scheidung zwischen NatioualliberaliSmuS und Bund der Landwirte gezeitigt; vor wenige» Wochen erst hat sie der frühere ReichStagSabgeorduete Böttger mit schneidigen, wirksamen Worten im „Tag" wieder einmal begründet, und jetzt wird nun hoffentlich die Schrift von Dix daS Letzte sein, um ängstlichen Opporluni- tätspolitikeru jede, auch die geringste Möglichkeit einer Ent schuldigung eines solchen politische« Doppellebens zu wehren. Und deshalb scheint un» daS Vorgehen von Dix ganz besonders verdienstlich. Ruhig und leidenschaftslos, fast nüchtern wie die alten Chroniken, berichtet der Verfasser vom Werdegang des Bunde- der Landwirte. Wie der schlesische Gut-Pächter Ruprecht auf Ransern den „GeburtSschrei"au»stieß, wie der lluge Freiherr von Waugenheim den Anstoß zu einer weitauS- spannenden berusSstSndischeu Organisation deS Bauerntums unter ziel bewußter Führung der Großgrundbesitzer gab, wie der knorrige „Vater" Plötz der Regierung Fehde ausagte, wie die Agrarier auf ihren Bundes versammlungen tobten und im Reichstage obstruierten, al- der russische Haudel-oertrag von 1894, der Antrag Kanitz, der neue Zolltarif von 1902 und endlich die Erbschaftssteuer zur Erörterung standen: alle- das und MLnche« andere wird in der lesea-werteu Broschüre schlicht. häufig unter Ansührung von Zitaten aus agrarischer Quelle, erzählt. Für den Kenner des Verlaufs der Geschichte des Bundes ist eS erstaun lich, daß aus so gedrängtem Raum über daS Wesen und die Tätigkeit dieser Gruppe so erschöpfend geschrieben werden konnte. Für die All gemeinheit, die der politischen Aufklärung noch bedürftig ist, bietet die Brojchüre ein Spiegelbild deS auffälligen Mißverhältnisses der argen Demagogie der BundcSleitung und der tatsächlichen Förderung land wirtschaftlicher Interessen durch andere Parteien, Unter denen die Nationalliberalen, ohne sich des Verdachts der Unbescheidenheit auS- zusetzen, wohl mit den ersten Platz beanspruchen dürfen. Diesen Gedanken verleiht mit Fugund Recht auch der Schluß derDixschen Daistellung warme Worte. „Die Bedeutung der Landwirtschaft für die gesamte Volkswirtschaft, die gesamie soziale Struktur unseres Volkes und die Richtung unserer gesamten Politik wird von nationalliberaler Seite rastlos gewürdigt; aber jene verhetzende und zersetzende Agitation, die nicht nur auf die berechtigten Interessen der andern Berufsstände und Bevölkerungskreise keinerlei Rücksicht nimmt, sondern in ihrer extremen Einseitigkeit auch die Durchsetzung der landwirtschaftlichen Interessen selbst immer und immer wieder gefährdet hat, kann zum Heile der Landwirtschaft und zum Segen des Vaterlandes nicht unter stützt und in ihren Ausschweifungen auch nicht stillschweigend geduldet werden." So wirkt zu guter Letzt das Schriftchen, wie schließlich jede pragmatische Darstellung, politisch moralisierend, das heißt aber: prak tisch zu besserem Handeln anleitend. Seinen Zweck wird eS erfüllen, wenn es dieses Ziel erreicht, wenn eS den Eintritt der uaturnotwendigen Löiung auch deS letzten Nationalliberalen au» jeder Verbindung mit dem Bund der Landwirte beschleunigt. Und auf diesem Wege wünschen wir ihm alles Gute. Schwartzkopff? Aus Berlin wird uns geschrieben: Im preußischen Kultusministerium ist nach dem auf Nimmerwieder- sehen beurlaubten Minister Holle nun auch der Unterstaatssekrrtär Weder aus Urlaub geganaen, und die Leitung des Ministeriums liegt in den Händen des Ministerialdirektors Schwartzkopff. In parlamen tarischen Kreisen wird ernsthaft die Frage erwogen, ob dies der lieber- gang zu der definitiven Üebernahme deS MinlsteriumS durch Herrn Schwartzkopff sein wird. Lüe Fruge hat nicht nur für Preußen, sondern auch für das Reich Bedeutung, da sie in enaem Zu sammenhang mit der ganzen inneren Politik des Fürsten Bülow steht. Als der unkonstitutionelle Zustand der „Kopflosigkeit" in dem Ministerium, das doch das wichtigste sein sollte, bereits monatelang ge dauert hatte und selbst die stillen Männer des preußischen Abgeordneten hauses ungeduldig zu werden begannen, da vertröstete man sie: wartet nur bis zum Schluß der Etatberatung; mitten in sie hinein kann man nicht einen neuen Minister setzen . . . Nun sind bereits wieder Wochen vergangen, seit das Herrenhaus den Etat verabschiedet hat — und von dem neuen Herrn ist nichts zu hören. Nur einen Schluß kann man daraus wohl mit Sicherheit ziehen: daß nicht wieder ein „politisch un beschriebenes Blatt" kommen soll. Denn wenn Fürst Bülow nicht fürch tete, entweder rechts oder links anzustoßen, weshalb sollte er dann mit der Ernennung zögern? Das würde z. Ä. für die in der Presse ge nannte Kandidatur des Handelsministers Delbrück gelten, den keine Partei für sich in Anspruch nehmen kann, und ebenso für die (sehr un wahrscheinliche) des Unterstaatssekretärs Wermuth vom Reichsamt des Innern. Nein: der in Aussicht genommene neue Kultusminister, oder vielmehr die Kandidaten müssen ausgesprochen politische Persönlich keiten sein. Es wäre denkbar, wenn auch kaum zu hoffen, daß Fürst Bülow, falls er die Reichsfinanzreiorm mit Len Liberalen macht, einen liberal gesinnten Mann an die spitze des preußischen Kultusmini steriums setzt. Jedenfalls würde er das wohl tun, wenn er sich zur Politik der starken Hand den preußischen Konservativen gegenüber ent schließen sollte. Aber dem Charakter des Fürsten Bülow würde auch die Annahme nicht widersprechen, daß er jetzt versuchte, die Grollenden zu versöhnen, indem er den Mann ihres liebenden Vertrauens, Herrn Schwartzkopff ganz sachte in die neue Stellung hineinbugsiert. Er selbst soll nicht viel für den geschickten und scheinbar konzilianten Reaktionär übrig haben — so sagt man. Aber wird er nicht um der „höheren Inter- essen willen ein Opfer der Neigung zu bringen bereit sein? Die weitere Entwicklung der Angelegenheit wird auf die Pläne des Kanzlers ein Streiflicht werfen. Zur Neichsfinanzreforin. Die Ainanzminister-Konfere«;. Ter Reichskanzler hatte am Mittwochnachmittag eine längere Kon ferenz mit dem Staatsminister v. Bethmann-Hollweg, Frhrn. v. Rhejn- babcn und Sydow. Vormittags fand in der bayrischen Gesandtschaft eine Vorbesprechung der in Sachen der Finanzreform in Berlin ein- getroffenen Bevollmächtigten zum Bundesräte statt. Es nahmen teil: der bayrische Finanzminister Ritter v. Pfaff, der sächsische Finanz minister Dr. v. Rüger, der württembergische Finanzminister von Gehler, der badische Finanzminister Dr. Honsell, der hessische Finanz minister Dr. Knauth. der lippeschc Staatsminister Frbr. v. Gevekot u. a. Auch Neichssckatzsekretär Sydow und Finanzminister Frbr. v. Rhein baben hatten sich einaesunden. An die Besprechung schloß sich ein Früh stück bei dem bayrischen Gesandten Grasen v. Lerchenfeld. In der Konferenz am Donnerstag wird sicherem Vernehmen zu- folge Staatssekretär Svdow in längeren Ausführungen die Stellung nahme des Reichskanzlers zu den von der Finanzkommission aus eigener Initiative beschlossenen Steuern darlegen und begründen. Es darf mit Sicherheit erwartet werden, daß der Staatssekretär gegen die Kotierungssteuer, den Kohlenausfuhrzoll und die Mühlenumsatzsteuer entschied-n Stellung nehmen wird. Der Schatzsekretär wird seine Ausführungen durch ein in den letzten Wochen gesammeltes reichhaltiges Material, das die volkswirtschaftliche Schad- lichkeit der genannten Steuern hinreichend illustriert, stützen können. Nachdem die einzelstaatlichen Finanzminister ihre Meinungen zu den Darlegungen des Staatssekretärs kundgegeben haben, wird Svdow den Herren die von der Regierung geplanten Ersatz steuern unter breiten. Diese bestehen, wie verlautet, in der E r b a n f a l l st e u e r, die an Stelle der Nachlaßsteuer treten soll, in einer Wertzuwachs steuer und Erhöhung des Zolles auf Tee und Kaffee. Die neuen Steuern sollen dem Reichstage, falls unter den Finanz ministern Einigkeit erzielt ist, sofort nach dessen Zusammentritt vor- gelegt werden. Die Ftnanzkommtssior» deS Reichstag ¬ tritt am 12. Juni wieder zusammen. An dieser Sitzung werden, wie wir aus Parteikreisen vernehmen, die nationalliberalen und die freisinnigen Mitglieder teilnehmen. Diese Parteien werden sich sowohl an der Feststellung deS Berichtes als auch an der Be. ratung der Regierungsvorlagen beteiligen. Lediglich wegen der Ver letzung der Geschäftsordnung haben sie seinerzeit an der Beratung der neuen Steueranträge nicht teilgenommen. Gin Appell an den Reichstag-Präsidenten. Die konservativen Wähler von Lyck (Ostpreußen) werden ihrem Abgeordneten, dem Reichstagspräsidenten Grafen Stolberg, eine Pe tition übermitteln des Inhalts, die Reichsfinanzreform dürfe nicht durch die entscheidende Mitwirkung des Zentrums zustande kommen. Die Erbansallsteuer sei mit den konservativen Interessen wohl vereinbar. — Was wird dazu die „Dtsch. Tages zeitung" sagen! Eine Resolution derHandelskaminer für Weimar-Eisenach. Folgende scharfe Resolution wurde von der Handelskammer für das Grohherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, die am Dienstag unter An wesenheit des Ministerialdepartementschefs Geb. Staatsrat Dr. Paulssen in Jena tagte, in bezug auf die Reichsfinanzreform ein stimmig angenommen: „Die Handelskammer spricht ibre schärfste Mißbilligung aus. daß es der 31. Reichstagskommission nicht ge lungen ist, zu Vorschlägen für die Reichsfinanzresorm zu gelangen, die neden der deabsichtigten stärkeren Belastung des Konsums eine aus reichend gerechte, die Allgemeinbeit des Besitzes treffende Steuer ent halten. Sie verwahrt sich entschieden gegen die statt jener Steuer, und zwar unter Schonung des landwirtschaftlichen Besitzes vor geschlagenen Sondersteuern auf das Vermögen an Wertpapieren, aus Zündwaren, Parfümerien nnd Beleuchtungsmittel, gegen die Umsatzsteuer aus Grundstücke und Mühlen betriebe, die Erhöhung des Kaffee- und Teezolles so- wie den Kohlenausfuhrzoll, die von einer beklagens- werten Mißachtung der gewerblich tätigen Berufskreise des Volkes und der Unkenntnis ihrer Lebensbedingungen zeugen, obwohl diese mehr wie alle andern wiederholt und eindringlich ibre Bereitwilligkeit zur Nebernabme des beträchtlichsten Teiles der Steuerlast zu erkennen gegeben haben." Der Verein der deutschen Zuckerindusirie, her gegenwärtig in Frankfurt a. M. seine Generalversammlung abhält, faßte heute vormittag einstimmig folgende Resolution: „Der Verein legt gegen die neuerdings wieder aufgenommenen Bestrebungen, die Zuckersteuer in ihrer bisherigen Höhe zu belassen, mit aller Entschiedenheit Verwahrung ein. Selbst die Notwendigkeit der Beschaffung größerer Einnahmen für das Reich kann nicht zu Maß nahmen verleiten, die gegen Treu und Glauben verstoßen würden. Das würde aber geschehen, wenn die Herabsetzung der Zuckersteuer im Wege der Gesetzgebung verschoben oder gar beseitigt werden sollte." Die zweite Lesung der Ftnanzvorkage« iin Reichstage soll auf die Tagesordnung deS 16. Juni gesetzt werden, nachdem am 14. Juni der Bericht der Finanzkommission zur Verteilung gelangt sein wird. Wie vertäutet, wird der Reichskanzler F ü r st Bülow in dieser Sitzung den Standpunkt der verbündeten Regierungen darlegen und Rerchsschatzsekretär Sydow die neue Erbansallsteuer begründen. Wahrscheinlich «erde» die einzelnen Fraktionen Erklärungen über ihr« Stellung abgeben. Die Ersatzsteuer wird, falls sie nicht vom Plenum abgelehnt wird, der Kommission überwiesen werden. Man rechnet noch mit einer vierwöchentlichen Sitzungsperiode und will neben den Finanzgesetzen nur die Besoldungsgesetze und eventuell noch das Arbeitslammergesetz beraten. Die englische Flottenhysterie. 0. Unsere Berliner Redaktion erfährt von offiziöser Berliner Seite: Die jüngste Flottenrede des britischen Unter- staatSsekretarS Sir Edward Grey verrät, daß auch von feiten der englischen Regierung eine recht dunkle Stim mung herrscht. Doch kält man in Deutschland daran fest, daß die Engländer zum größten Teil auch deshalb Stimmung in Pessimismus machen, weil sie dadurch die Flottenbegeisterung ihrer Kolonien anzu feuern hoffen. Die allgemeine Absicht, die solche schwarzskherischen Worte diktiert, ist wohl nur die, dem Lande klar zu machen, daß die Seerüstungen wichtiger sind, als die Altersversicherung oder die anderen finanziellen Ausgaben. Wie ernst im übrigen wieder die deutsch-britische Situation gegen wärtig in London aufgefaßt wird, das geht besonders auch aus den Londoner Preßkommentaren über die jüngsten amtlichen Flottenreden aus dem englischen Pressekongreß hervor. Es wird gemeldet: London, 9. Juni. (Telegramm.) Mit gewaltigen Trompeten stößen beantwortet ein Teil der Londoner Presse die gestrige Flotten- rede de» Staatssekretärs Grey (die Wir in unserer vorgestrigen Aus gabe mitteilten. D. Red.) auf dem Kongreß der Pressevertreter des britischen Reiches. „Daily Telegraph" schreibt: „Ich unter schreibe jedes Wort, das Lord Rosebery zu Ihnen gesprochen bat", sagte der Minister deS Auswärtigen; „was hat nun Lord Rosebery gesagt? Er hat den Tacons bellum in Europa beschrieben, die unerhörten Vorbereitungen zum Krieg, die nimmer endenden Versicherungen von Friedensliebe, die stillen, aber dennoch so un geheuren Anstrengungen, die Bedingungen, auf denen Englands maritime Vorherrschaft beruht, zu unterminieren, und zwar daS geschickt unter dem Deckmantel der Diplomatie. Es ist ein geräuschloser Kampf. Dennoch ist eS der machtvollste Versuch, den die Geschichte kennt, um den Stand der Dinge zur See zu revolu tioniere» und auf diese Weise die unabhängige Existenz jedes Gemein wesen» unter britischer Flagge nicht nur zu gefährden, sondern schließ lich und unvermeidlich zu zerstören." Die „Times" schreibt: „Ohne Zweifel ist in der Politik etwas wie die Stille vor dem Sturm etngezogen, eine schwüle Stille. Für diesen Sturm müssen wir vorbereitet sein; denn wenn wir die Vorherrschast zur See be haupten wollen, dürfen wir kein Opfer scheuen." Ferner wird gemeldet: London, 9. Juni. (Tel.) Die „Times" schreiben in ihrem heutigen Leitartikel: Die Deutsche Admiralität handelt wieder einmal gegen ihre amtlich abgegebenen Versprechungen, indem sie die zwei größten Schiffe des Bauprogramms von 1909 schon jetzt anstatt im Hochsommer bestellt. Mehr notwendiger sei es, daß dir vier englischen Eventual-Dreadnoughts sofort in Bau ge geben würden. Diese Nachricht, die die Londoner Presse wahrscheinlich au» Kieler Blättern entnommen und derart mit Rand» bemerkungen versehen hat, begegnet indessen folgendem umgehenden offiziös-deutschen Dementi: Berlin, 9. Juni. (Tel.) Die Nachricht Kieler Blätter, daß die Bauaufträge für die beide» letzten Linienschiffe de- dies-
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