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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 04.02.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189902049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18990204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18990204
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-02
- Tag1899-02-04
- Monat1899-02
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 04.02.1899
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VIII. Jahrg. No. 3 38 4. Februar 1899 Der Schnupfen kam nicht, — die Räder wurden am näch sten Tag gereinigt,— Mutter half sogar mit; die Kleider liessen sich teilweise durch Wasser, Wärme und Bügel eisen auch wieder gebrauchsfähig machen und die Radelei wurde fortgesetzt. Das Dreirad richtete sich ein, es lernte leichter gehen, vertrieb mir manche Langeweile, ver schaffte mir verschiedene Freuden und ich hatte es lieb gewonnen Bei Tag und Nacht, auf kurzen und langen Touren vertraute ich mich ihm und fuhr sicher und sorg los sogar ein sehr gutes Tempo. Der hinkende Bote kam aber bald nach. — Bei einem kleinen Ausfluge im Herbste wollte ich, das Gebahren mancher Radfahrer nachäffend, meine Fertigkeit in der Dressur meiner Rosinante sehen lassen und siehe, der heimtückische, ungelenkige Bock überschlug sich, warf mich in den Strassengraben und versetzte mir noch obendrein einen so empfindlichen Schlag ans rechte Fussgelenk, dass mir beinahe für immer das Radeln verleidet worden wäre Empört über eine solche Gemeinheit und aufgebracht über noch verschiedene an dere Untugenden dieses Marterwerkzeuges, kehrte ich ihm den Rücken und schenkte meine Zuneigung einem Rover. Abgesehen von der Dauerhaftigkeit, besitzen diese Maschinen zwar auch ihre Eigentümlichkeiten, aber von der Gemeinheit eines Dreirades ist bei einem Rover keine Spur zu finden Nur wähle man eine gute, nicht zu leichte Maschine aus einer anständigen Fabrik und lasse sich beim Ankäufe nicht allein vom Preise leiten: das Beste wird fast immer das Billigste. Brachte mir schon das Dreirad grosses Vergnügen und gesundheitliche Vorteile, den hinterlistigen Schlag ans-Fussgelenk allerdings ausgeschlossen, so ist mir das Roverfahren, vernünftig betrieben, nicht nur ein gross artiger Sport, sondern auch das herrlichste Vergnügen und die gesündeste Leibesübung geworden. So lange ich radle und meine Kinder dazu, Söhne, Töchter und Schwiegersöhne, habe ich gefunden: (Mel.: Das Wandern ist des Müllers Lust etc.) [: O Radeln, welche Lust und Freud’, :] o Radeln! Das muss ein rechter Schwächling sein, [:Dem gar nicht fällt das Radeln ein, :] das Radeln. [: Die Stubenluft wird ausgepumpt :] durchs Radeln. Gesundheit, Mut und froher Sinn [: Ist der untrügliche Gewinn :] des Radelns. [: Für Leiden, die kein Doktor hebt, :] hilft» Radeln. Nur Lungen-, Herz- und Gelderschwund [: Bringt, statt zu heilen, auf den Hund :] das Radeln. [: Auch der, der wie besessen ist :] beim Radeln, Als ob ei' könnt’ entsprungen sein [: Von Colditz oder Sonnenstein, :] lass’s Radeln! [: Dagegen, wer will Wunder schaun, :] hört, Radler! Ja Wunder, wie in weitei- Welt [: Gott hat unzählig aufgestellt, :] der radle! [: Ich hab’ es nun schon lang’ gepflegt, :] das Radeln, Doch fahr’ ich froh noch Tag und Nacht, [: Nur nicht wenn’s regnet, blitzt und kracht:] mein Radel. Ich habe unser liebes Sachsenland nach allen Rich tungen hin mehr denn einmal durchradelt. Ich bin bis an die Ostsee, nach Magdeburg, Hildesheim, Hannover', auf den Kyffhäuser, nach Erfurt, Langensalza, Eisenach, Kassel, Wilhelmshöhe, Coburg, Krummhübel unter dpr Schneekoppe im Riesengebirge, in den verschiedensten Touren nach Preussen, Thüringen und Böhmen und darinnen umher geradelt und noch immer freue ich mich auf die Ferien, um mit meinem Scadockschen Distance- Rover hinauszueilen in Gottes schöne Natur, um auf grösseren Touren Länder und Leute, deren Sitten und Ge bräuche, Kunstwerke, geschichtliche oder sonst wie be rühmte und sehenswerte Objekte kennen zu lernen, — vieles, was ich nicht erlernt, hab’ ich erradelt — um meine Gesundheit zu kräftigen, neue Arbeitsfreudigkeit mit heimzubringen und um immer und immer wieder als Sachse mit Freude und Stolz erfüllt zu werden. Denn jemehi - ich Länder und Leute, deren Sitten, Gebräuche, Einrichtungen, Wege, Stege etc. etc. kennen gelernt, um so mehr freute und freue ich mich, ein Sachse zu sein und mit um so grösserer Liebe und Begeisterung erteile ich meinen Kindern Vaterlandskunde und lehre sie singen: „Wie lieb’ ich dich, mein Sachsenland, du Perl und Edel stein!“ Auch unsere Bundesfeste und sonstigen Bundesver anstaltungen, denen beizuwohnen ich ermöglichte, so oft mir’s mein Beruf erlaubte, liessen stets angenehme Erinne rungen in mir zurück und ich fühlte und fühle mich noch heute unter jungen, wackeren Radlern — nicht Rennern — nicht nur wohl, sondern auch noch jung, wenn mir gleich der nächste Augenblick zuflüstern will, dass dies im 55. Lebensjahre viel Einbildung sei. Möchten doch immer recht viele Radler besonders das Tourenfahren in vernünftiger Weise pflegen, dann würden sie gar bald inne werden, welchen untrüglichen Gewinn es bringt und sicher dann auch mit mir ausrufen: „0 Radeln, welche Lust und Freud!“ „Heil Sachsen Heil!“ Motorsport. S L in neues Motordreirad, welches auf der kürzlich g. stattgefundenen London General Trades- and Industrial Exhibition mit der Goldenen Medaille prämiiert wurde, bringt die Motorfahrzeugfabrik /" von Heinle & Wegelin in Augsburg in den Verkehr. Dieses Motordreirad ist ein wirklich vollstän diges Motorfahrzeug, denn es wird nur durch eigene Kraft bewegt, ohne Unterstützung durch Pedale. Ein grosser Vorzug dieses Automobils ist der, dass dasselbe nur etwa den vierten Teil der Tourenzahl anderer Motorräder, welche 1500—2000 Touren pro Minute machen, hat, in folgedessen auch die Abnützung eine ganz wesentlich ge ringere ist. Die ganze Konstruktion dieses Motordreirades ist so einfach als nur möglich, für jedermann sehr leicht ver ständlich, und kann dasselbe mit grösster Sicherheit ge handhabt werden. Dieses Motordreirad eignet sich für alle denkbaren Zwecke und für jedes Terrain, da es so wohl von ein und zwei, als mit Benutzung eines prakti schen Anhängewagens auch von 3 und 4 Personen ge fahren werden kann. Mit 2 Personen besetzt, nimmt das Rad Steigungen bis zu 20 Proz., mit 4 Personen solche mit 6 Proz. Die Geschwindigkeit kann zwischen 3 und 40 km pro Stunde reguliert werden, doch soll der Zweck des Rades nicht Rennzweck sein, sondern es soll damit der Allgemeinheit ein in jeder Beziehung praktisches
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