VIII Jahrg. No. 8 147 15. April 1899 Orderscheine kaufen,' bevor er ein Rad bekommt und so rollt der Schneeball weiter. Die Company bekommt ihr Geld und nur die sind die Betrogenen, die keine zehn dummen Freunde finden können. E-l Mr. Gregor. Amerika importierte im Jahre 1S98 um 257649 Dollar mehr Fahrräder nach Deutschland als im Vorjahre. Am 30. April finden auf dem Sportplatz in Merseburg eine Anzahl Radrennen statt. Mitglieder unseres Bundes, welche sich event. beteiligen wollen, können ausführliche Programme vom Besitzer der Bahn, Herrn Fahrradhändler Erdmann-Merseburg erhalten. Reges Leben dürfte sich voraussichtlich dieses Jahr auf dem Leipziger Sportplätze entfalten. Der Rennfahrer Schaller wird mit einem Motortandem trainieren und wird sich diesem bestimmt noch ein zweites zugesellen. Ausserdem soll ein regelmässiges Training hinter Mehr sitzern erfolgen. Dann wird aber die nach Fertigstellung geradezu grossartige Bahnanlage nicht verfehlen, auch auswärtige Fahrer zu bestimmen, Leipzig als Trainings platz zu benutzen. Der Verein Sportplatz wird auch in diesem Falle, wie stets gegen die Rennfahrer, grosses Entgegenkommen zeigen. Unser Meisterfahrer J. Schneider ist nach seinem infolge ungünstiger Verhältnisse leider erfolglosen Berliner Starte nach Breslau übergesiedelt und trainiert daselbst auf der Bahn in Scheitnig-Grüneiche. Die Hallesche Rennbahn hält in diesem Jahre folgende Termine ab: 14. Mai, 30. Juli und 10. September. Für die Panther-Fahrradwerke werden dieses Jahr die bekannten Rennfahrer Anton Huber, Willy Sensburg und Georg Oberberger fahren. Das Engagement ist be reits abgeschlossen. Einen Sieg der deutschen Industrie im Auslande berichtet die angesehene indische Sportszeitung„The Indian Sports man“. Dieselbe beschreibt darin in anschaulicher Weise die kürzlich stattgefundenen bengalischen Meisterschafts radrennen, in denen A. A. Bachmann den bisher als un besiegbar geltenden Champion Bryning sowohl auf drei Meilen als auf fünfundzwanzig Meilen regelrecht schlug und so die Meisterschaft für diese Strecken an sich riss. Bachmann benutzte beide Male ein Victoria-Rad aus den Victoria-Fahrrad-Werken A.-G., Nürnberg, und gelang es ihm nicht allein, sich gegen hervorragende, mit feinsten eng lischen und amerikanischen Rädern ausgerüstete Fahrer den ersten Platz zu sichern, sondern er konnte dabei auch den bestehenden Rekord schlagen. Der Vorzüglich keit und Schnelligkeit der Victoria-Maschine, die ihm zum Siege verhalf im besonderen, und damit dem Fa brikate des genannten Werkes im allgemeinen, kann wohl nicht leicht ein glänzenderes Zeugnis ausgestellt werden. Heinrich Miersch, unser alter Strassen- und Bahnfahrer, wird jedenfalls in diesem Jahre, nachdem seine Rehabilitie rung als Amateur erfolgt ist, wieder auf dem Platze er scheinen und sich mehrfach an Rennen beteiligen. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit.... Ich wohne in einer ruhigen Strasse ohne Fuhrwerksverkehr. Nur dann und wann kommt der gelbe Postwagen auf ihr ein hergerumpelt oder Bolle’s klingelnde Milchequipage — das ist alles. Doch halt, die Radfahrer! Gerade, weil die Strasse so einsam ist, deshalb benutzen die Anfänger unter ihnen sie als geeigneten und gefahrlosen Tummel platz. Und was für Bilder sieht man da! Sind es doch meist kleine Leute, die die Ausgabe für die Radfahr schule sparen und die Kunst ohne kostspielige fremde Hilfe erlernen wollen — lauter seif made men. Seit einigen Tagen beobachte ich einen ältlichen Herrn von ziemlichem Enbonpoint und mit gemessenem Gebaren, der sich halb ängstlich, halb belustigt mit diesem neu modischen unwirschen Instrument, dem Rad, herumärgert. Geradeaus fahren kann er schon ganz schön, aber das böse Wenden und nun gar erst das Auf- und das Ab steigen! Indessen, es wird schon' werden, denn seine Lehrmeisterin ist sein Töchterchen, ein allerliebstes, höchstens vierzehnjähriges Ding, das mit liebender Sorg falt und Geduld dem gestrengen Papa die Anfangsgründe beibringt, nebenher läuft und festhält und blitzgeschwind bei der Hand ist, wenn eine besonders kritische Hebung probiert wird. Und hält der Alte erschöpft Rast, dann steigt sie wohl auf ihr Rad, das sie dort drüben an den