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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 15.04.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189904159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18990415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-18990415
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-04
- Tag1899-04-15
- Monat1899-04
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 15.04.1899
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VIII. Jahrg. No 8 134 15. April 1899 III. Preis. R.-V. „Wanderlust“-Leipzig-Connewitz (6er Reigen), 12 Punkte. Tafelaufsatz und Bundes- Diplom. Die Resultate fanden allseitigen Beifall und gelangten die Preise sofort in die Hände der Vereine, während die Diplome erst später übermittelt werden. Den Herren vom Preis-Gericht hierdurch für ihre Mühe bestens dankend, rufe ich den konkurrierenden Ver einen ein kräftig „Sachsen Heil“ zu und wünsche, dass das Reigenfahren sich immer mehr Eingang in unseren Vereinen schaffe und spätere Wettbewerbe zahlreichere Nennungen aufweisen. Werdau-Leipzig, den 11. April 1899. Der Bundes-Kunstfahrwart. Max Arendt. Ein Osterei. Humoreske von Louis Keller. it den Ostereiern ergeht es in gewissem Sinne wie mit den Kuckuckseiern, sie finden sich meist an Orten, wo sie nicht hingehören. Nichtsdestoweniger sind sie bei den Em pfängern sehr beliebt, viel beliebter als die Kuckuckseier bei ihren kleinen befiederten Beschenkten. Ich hatte von der Familie meiner Braut eine Ein ladung zum obligaten Ostereisuchen erhalten und beeilte mich, derselben nachzukommen. Damit man aber nichts Böses von mir denke, füge ich gleich hinzu, dass ich auch ohne Einladung gekommen wäre, — bei einem Braut paar doch ein selbstverständlich Ding. Meine Braut wohnte mit ihren Eltern jahraus jahr ein draussen am Lande in ihrem hübschen Besitztume, und daher benützte ich sehr häufig das Fahrrad, um ihrem idyllischen Wohnsitze zuzustreben. Äusser einer Brant und einem Fahrrade besitze ich noch einen guten Freund und äusser diesem ferner — so ziemlich nichts. Gregor ist ein lustiger Kumpan, dabei gutmütig bis zum Excess und Radfahrer. Weil er mich aber gar so beneidete, dass ich zu den Osterfeiertagen geladen sei, während sich um ihn Alleinstehenden nie mand bekümmere und er gezwungen sei, immer und immer einsam zu sein, thater mir so leid, dass ich ihm den An trag machte, mich zu begleiten. „Begleiten will ich dich wohl gerne, wenigstens bin ich noch eine Zeitlang in Gesellschaft — na, wozu denn lamentieren, hoffentlich wird es auch bei mir einmal anders!“ „Ich meine, nicht bloss an die Gartenthüre sollst du mich begleiten, sondern ganz.“ „Ganz? Wie ganz?“ „Nun ganz! So verstehe mich doch! Ganz! Ich werde dich in die Familie einführen und du verbringst die zwei Tage im Hause meiner zukünftigen Schwieger eltern ! “ Verklärt sah er ins Weite und murmelte: „Ganz!“ Dann wurde er puterrot und sagte: „Ach geh! Du scherzest! Wie könnte denn ich als Fremder es wagen —“ „Unsinn! Ich sage dir, du gehst mit! Du bist doch kein Fremder, sobald du mein Freund bist. Also willst du oder nicht?“ „Ich wollte schon, aber — Herr Schöller —“ „Du willst? Damit basta. Für das Uebrige lasse mich sorgen. Ich werde dir schon eine entsprechende Aufnahme sichern.“ „Wenn du glaubst. — In Gottesnamen denn.“ „Das ist eine vernünftige Rede. Dein Entschluss wird dich gewiss nicht reuen, denn bei Schöllers sieht Nachdruck verboten. I man immer gerne heitere Gesellschaft, und Langeweile und Grillen kennt man dort nicht. Doch ä propos, was ich sagen wollte. Richtig! Also richte dir dein Zeug zusammen, morgen früh mit Tagesanbruch fahren wir. Willst du ein übriges thun, so kannst du dich für die Kin der mit etlichen Ostereiern versehen. Das macht Spass und führt dich bei der kleinen Welt sofort sehr vorteil haft ein. Die Rangens können sich ohnehin nicht genug | thun im Aufsuchen von Ostereiern.“ „Wieso? Ich kenne das nicht.“ „0 du heilige Einfalt! Hast du denn am Strande des Brahmaputra oder sonst wo das Licht der Welt erblickt, dass du nicht diese Ostersitte kennst? Du schüttelst ver neinend dein edles Haupt? Also höre und staune, mein indischer Weiser. Wir verstecken im ganzen Haase, im Garten und wo I sich sonst noch ein ungeeigneter Platz findet, eine An zahl Ostereier. Den Kindern wird dann gesagt, sie sollen i sich auf die Suche begeben, der Osterhase habe bereits I seine Eier eingelegt. Nun beginnt die tolle Jagd und du . sollst deine Freude an dem Eifer der Kleinen haben, i Diese Sitte ist sehr hübsch und wird auch von den Er wachsenen dazu ausgebeutet, einem lieben Mitmenschen I irgend wohin ein kleines Geschenk zu praktizieren.“ „Das mag ja sehr nett sein. Ich für meinen Teil werde gewiss nicht zurückstehen, zum Gelingen beizu tragen. Oskar, wie ich dir dankbar bin, endlich auch ein mal diese harmlosen Freuden eines Familienhaushaltes kennen zu lernen und mich daran beteiligen zu dürfen. Dieses wüste und gleichförmige, inhaltslose Kneipenleben habe ich schon gründlich satt. Hurra!“ „Mache nicht viel Aufhebens und sieh zu, dass wir uns morgen nicht durch deine Schuld verspäten. Schöllers sind Frühaufsteher, ich möchte sie aber dennoch über rumpeln.“ „Sei ohne Sorge, ich werde sofort alles vorbereiten, um pünktlich zur Stelle zu sein.“ Als er fort war, ging ich ebenfalls daran, mich reise fertig zu machen, überprüfte mein Rad und den In halt eines kleinen Päckchens mit verschiedenen Oster- geschenken und legte mich zeitig zu Bette, um es ja nicht zu verschlafen. Gegen Morgen träumte ich noch so leicht dahin, da schien es mir, als hätte ich ein Glockensignal gehört. Da — schon wieder! Sollte ich mich doch verschlafen haben? Mit einem intensiven Druck reisse ich meine Augen auf, aber es ist noch stockdunkel im Zimmer. Ich öffne das Fenster, und eine Stimme tönt von der Strasse herauf: „Hallo! Oskar, ich bin schon hier!“
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