Sächsische Radfahrer-Zeitung : 11.11.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
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- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-189911114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-18991111
- OAI
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- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1899
- Monat1899-11
- Tag1899-11-11
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- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 11.11.1899
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Ewald Martin, Leipzig, der in Sports , Händler- und Fabrikantenkreisen bestens bekannte, langjährige Pro kurist der Firma Willy Werner, Verlag der Leipziger Zeitschrift „Das Stahlrad“ ist seit kurzem direkt zur Fahrrad-Branche übergetreten. Herr Martin hat näm lieh die Beisevertretung der Fahrradwerke Giess APlessing in Graz, Fabrikanten der rühmlichst bekannten ketten losen Noricum-Bäder, für Mittel- und Süddeutschland übernommen. Herr Jakob Goldschmidt ist aus dem Vorstand- der Express-Fahrradwerke, A.-G. Neumarkt, ausgeschieden. Die Leitung des Unternehmens liegt in den Händen des Herrn Direktor Hans Schmidt. Interessant für Radfahrer. Die nächstjährigen eng lischen Fahrradmodelle dürften unzweifelhaft mit einer kürzlich geschützten äusserst praktischen Einrichtung versehen sein und zwar mit einem neuartigen Ketten rade, welches mit durch den Zug der Kette einstellbaren Zähnen versehen ist. Wie uns das Intern. Patentbureau von Heimann & Co. in Oppeln mitteilt, sind die Zähne dieses neuen Kettenrades derartig mit einander gelenkig verbunden, dass durch den Zug der Kette zwei benach barte Zähne entsprechend der Länge der Kettenglieder zu einander eingestellt werden und wird dadurch das so oft vorkommende Abspringen der Kette unmöglich ge macht. (Obengenanntes Patentbureau erteilt den ge schätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Bat in Patentsachen gratis. Noricum — Kettenlos. Der Stand der Noricum -Fahrrad werke Cless & Plessing, Graz, auf der soeben abgehaltenen Leipziger Fahrradmesse erweckte das lebhafteste Interesse aller Besucher, u. a. haben auch die Herren Kreishaupt mann von Ehrenstein, Oberbürgermeister Dr. Tröndlin, Bürgermeister Dr. Dittrich, Oberpostdirektor Röhrig, Postdirektor Hähnel, Polizeidirektor Bretschneider, ver schiedene Stadträte und insbesondere auch höhere Offi ziere der Garnison sich die kettenlosen Noricum-Fabrräder vorführen und dem Stand ihre besondere Hochachtung zu teil werden lassen. Ein Verband deutscher Amateurrennfahrer ist in Mainz gegründet worden. Ein Gerichtsvollzieher in Berlin ist nach einer Mitteilung der „Chemn. Allg. Zeitung“ auf den ingeniösen Gedanken gekommen, sich mit seinen blauen Vögeln in ein Auto mobil zu setzen und so seine werten „Kunden“ zu be suchen. Die Freude, die in den beteiligten Kreisen herrscht, muss überwältigend sein, der Gedanke, mit Dampfkraft oder gar elektrisch gepfändet zu werden, ist geradezu verführerisch. Wie das jetzt gehen wird! 1, 2, 3 sind die Marken aufgepappt, eine Minute später rast das verderbenbringende, verderbenbergende Gefährt wieder die Strasse hinunter und beim nächsten beginnt das köstliche Spiel wieder aufs neue. Heiliger Brahma, wer verhärtet genug ist, sich über diesen grossindustri ellen Betrieb nicht zu freuen, der denke an die Mahnung Heines: Mensch, bezahle deine Schulden. Ein „Bund deutscher Herrenfahrer-Verbände Oesterreichs“ ist am Sonntag, den 22. Oktober, in Salzburg aus dem Bunde deutscher Badfahrer Oesterreichs und dem ehe maligen Kartell entstanden. Folgende Funktionäre wur den mit Stimmeneinheit gewählt: Dr. Eduard Miglitz in Graz zum Bundesbevollmächtigten, Dr. Adalbert Neu- mayer in Graz zum Vorsitzenden der Wirtschaftsab teilung, Julius Stauda in Wien zum Vorsitzenden des Sportausschusses, Heinrich Hoffmann in Wien zum Fahr wart für das Kunst-, Beigen- und Korsofahren, Fritz Hackenberg zum Fahrwart für das 'Rennwesen, Robert Seeger in Graz zum Fahrwart für das Wanderfahren. Regierungsrat Dr. Johann Sontag in Wien zum Vor sitzenden des Rechtsbeirates und Oberingenieur Lang- thaUer in Linz zum Vorsitzenden des technischen Bei rates. Schrittmacher bei Strassenrennen. Der „Deutsch-öster reichische Radfahrer“ entnimmt den Mitteilungen des Wiener Cyclisten-Clubs über dieses aktuelle Thema fol gendes: Seit einigen Jahren kann man in den Aus schreibungen für Strassenrennen oft die Bestimmung finden, dass Schrittmacher verboten sind. Es wundert uns, dass tüchtige Sportleute — und das sollen doch die Herren sein, welche in denVerbänden die Ausschreibungen verfassen — noch nicht darüber nachgedacht haben, dass i sie hier ein Verbot aufstellen, dessen Befolgung sie ab- I solut nicht kontrollieren können und welches leicht An lass zu Spitzfindigkeiten und unlauterer Uebervorteilung der Konkurrenten bilden kann; denn dass die heutige Sorte von Rennfahrern zu solchen Auskunftsmitteln stets bereit ist, wird jeder zugeben müssen, der die traurige | Umwandlung, welche sich in der Qualität unserer Renn , fahrer vollzogen, bemerkt hat. Die schönen Zeiten, wo das Rennfahren als ein edler Sport von edeldenkenden Sportjüngern betrieben wurde, sind leider vorbei, und bei den heutigen Rennen begegnen wir mit wenigen Ausnahmen Leuten, welche jeden Namen eher verdienen, als den eines Herrenfahrers. Ja, es soll sogar vorge kommen sein, dass Clubs, um einen Preis im Gruppen fahren zu erringen, sich Fahrer „ausliehen“ oder „ding ten“, bei denen die Beinmuskeln bedeutend stärker ent wickelt sind als ihre sportliche Gesinnung. Auf die Frage der Schrittmacher bei Strassenrennen zurück kommend, möchten wir die Veranstalter derartiger Rennen auf folgendes aufmerksam machen: Wer kann es einem Radfahrer verbieten, die Strasse während eines Rennens zu benützen, auch wenn es diesem just ein fallen sollte, vor einem der Konkurrenten zu fahren? Die Rennleitung kann nichts dagegen machen, weil jeder Radfahrer das Recht hat, unsere Verkehrsstrassen zu be fahren. Der Konkurrent selbst kann aber auch nur den Herrn ersuchen, ihn nicht zu führen. Wenn aber diesem Ersuchen nicht Folge geleistet wird, und der Konkurrent auch nicht imstande ist, dem unerwünschten Schritt macher vorzufahren, so muss er sich's eben gefallen lassen, wenn er geführt wird. Dieser Umstand kann nun von den Rennfahrern auf zweierlei Art praktisch verwendet werden, und zwar entweder zu ihrem Vorteile, oder mit der Absicht, einen gefährlichen Konkurrenten auf billige Weise unschädlich zu machen. Im ersteren Falle werden einige gute Freunde, natürlich keine Clubkollegen, mit dem Schrittmacherdienst betraut. Die Rennleitung selbst sieht es gewöhnlich nicht, sollte aber gerade ein Bahn- richter in der Nähe sein, so bemüht sich der Konkur rent, so laut als möglich gegen seinen Schrittmacher zu protestieren, was diesen aber natürlich ganz kalt lässt: falls aber dann seitens eines anderen Konkurrenten pro testiert werden sollte, erklären beide Herren, sich nie im Leben gesehen zu haben. Der Schrittmacher erzählt noch überdies, dass es ihm einen Spass gemacht habe, das Rennen mitzufahren, und bestätigt, dass ihn der Konkurrent aufgefordert habe, ihn nicht zu führen. Was [ will da der Schiedsrichter thun? Im zweiten Falle aber werden ebenfalls einige gute Freunde, natürlich auch keine Clubkollegen, dazu bestimmt, die gefährlichen Konkurrenten zu führen — womöglich schlecht zu ■ führen — und beim Ziel wird einfach- Protest eingelegt. Wohl behauptet auch da der andere Konkurrent, seinen Schrittmacher nicht zu kennen, dies lässt sich aber nicht konstatieren, da der Schrittmachei- vom Schau platze verschwunden ist. Was wird nun da der Schieds richter thun? Und gar ein heutiger Schiedsrichter, der nicht deshalb zu diesem Ehrenamte auserkoren ist, weil er ein gewiegter Sportsmen, sondern deshalb, weil er irgend ein grosser Herr ist. Dieser freilich wird einen wenn auch wohlbegründeten Protest vielleicht mit den Worten erledigen: „Gehn’s, halten’s uns nit auf mit solchen KleinigkeitenI“ Ein im Radlersport gut be wanderter Schiedsrichter müsste aber bedauern, dass die Ausschreibung eine Bestimmung enthalten habe, deren strikte Einhaltung nicht möglich ist. Die Schrittmacher können eben nur auf der Rennbahn nicht zugelassen werden, weil über diese die. Rennleitung verfügt, die Strasse aber ist jedermann offen. Eine Vereinigung der Hauptkonsulate Leipzig und Sachsen-Nordböhmen der Allgemeinen Radfahrer-Union wird angestrebt, um als „geschlossene mächtige Einheit“ der „überaus rührigen Agitation des S. R.-B/' mit viel mehr Aussicht auf Erfolg entgegentreten zu können. — Die „geschlossene mächtige Einheit“ wird ungefähr halb so viel Mitglieder haben, wie unser Bezirk Leipzig. Unentbehrlich für Radfahrer! Patent - Radfahrhose, verstellbar. Prospekt versendet A. L. Nover, Dülmen.
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