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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 13.04.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190104133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19010413
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-04
- Tag1901-04-13
- Monat1901-04
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 13.04.1901
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X. Jahrgang No. 8. 98 lebten, verquickten Lage. Ein Gefühl, wie sie es sich nicht zu deuten wusste, überkam sie plötzlich, — war’s Freude, war’s Aerger? — Amanda konnte sich darüber keine Rechenschaft geben; nur das eine war ihr klar, — würde ihr heute, jetzt das Malheur von damals widerfahren, — und „Er“ käme, sie würde nicht — — — — nein, nein, — sie würde gerade so und nicht anders sein, wie sie zu der Zeit war. Gedankenvoll fuhr Amanda weiter, dem Dörfchen zu, sass planmässig ab, schob, sprang wieder auf, machte kaum ein paar Pedaltritte, als ihr abermals der be kannte Unbekannte nachkam und — nochmals grösste. Sehr zu ihrem späteren, wütenden Aerger, kam Amanda durch diesen Gruss so in Verwirrung, dass sie, aller dings sehr leise, aber doch hierfür dankte. Fast wollte ihr dieser heutige Vorfall ihre Aus flüge per Rad, total verleiten, aber — — den näch sten Morgen freute sie sich wieder ungeduldig darauf, — „Ihn“ zu sehen, — denn, dass , er“ kommen musste, das glaubte sie bestimmt zu wissen. Und richtig, — sie hatte sich in ihrer Annahme nicht ge taucht, nur kam „er“ ihr heute erst in dem Moment nach, als sie unmittelbar vor dem Dörfchen in ge wohnter Weise absprang. Und auch „er“ schob von hier an sein Rad. Dieses Zusammentreffen veran lasste aber den Radler, an Amanda’s Seite zu treten, und sich, nachdem er sich erkundigt, ob „das Fräu lein damals glücklich nach Hause gekommen“, in aller Form vorzustellen. Amanda sang und sauste und summte es aber so in die Ohren, dass sie von allem nur das Wort „Egon“ verstand; am liebsten wäre sie momentan vom Erdboden verschwunden, -— in einer so peinlichen und — — — und unsäglich glücklichen Lage fühlte sie sich. Egon bemerkte die Verlegenheit des Mädchens, und — — auch er ver lor seine ganze gewohnte Sicherheit; die Nähe dieses engelschönen Mädchens machte ihn verwirrt. Beide gingen, wie momentan der Sprache beraubt, ein ganzes Stück Weges nebeneinander, ohne auch nur ein Wort weiter zu sprechen. Damit kamen sie an das Ende des Dorfes, — Amanda wandte ihr Rad um, — ein kleiner Ruck und — — sie sauste ohne Abschieds gruss, ja ohne einen Blick auf ihren Begleiter zu werfen, wie der Wirbelwind dahin. „Ein ungezogenes Kind“, dachte sich Egon, aber ach — — trotzdem hatte er, dies verspürte er mit deutlicher Gewissheit, sein Herz an Amanda verloren. Fast täglich trafen sich die Beiden nun, und jedesmal gingen sie ein Stück stumm nebeneinander her, und jedesmal fuhr Amanda auf dieselbe unartige Weise davon. Fand Egon wirklich einmal den Mut, ein Wort zu sprechen, so bekam er nur ein kurzes, hervorgestossenes „ja“ oder „nein“ zu hören, — mehr nicht. Egon begann sich tief unglücklich zu fühlen, — — er liebte dies holdselige Geschöpfchen bis zum Wahnsinn, — mehr als einmal war es ihm, als müsste er sie, wenn sie so ruhig und lautlos neben ihm her ging, jubelnd an die Brust ziehen, — und doch — doch — — niemals könnte er wahrhaft glücklich sein mit ihr, wollte sie auch wirklich einwilligen, mit ihm durchs Leben zu schreiten, — — ihr garstiger, bösartiger Charakter, — wenn nur der nicht wäre, — so dachte sich Egon in mancher einsamen Stunde, wenn all seine Gedanken bei Amanda weilten. 13. April 1901 Es war just auch wieder an einem bitterkalten Wintertag, da sah er, wie nun schon gewohnt, eine Strecke vor sich Amanda fahren. Obwohl sie noch lange nicht an ihrem Ziele war, und auch sonst kein für Egon sichtbarer zwingender Grund hierfür vor handen war, sprang sie mitten auf der Strasse ab, legte ihr Rad kurzweg auf die Erde, bückte sich, und — als Egon ganz nahe gekommen war, konnte er Zeuge sein, wie Amanda ein halberfrorenes Vögel chen in ihre beiden Hände genommen hatte und es mit ihrem warmen Hauche zum Leben bringen wollte. Egon war es mit einem Schlage, als ob nun all sein Jammer ein Ende hätte. „Geliebtes Mädchen“, wollte er ausrufen, „verzeihe, dass ich dich verkannt habe, du bist nicht so gemütsroh als du scheinst, du bist bloss verzogen“, und in seinem masslosen Glück blieb Egon — — erst recht stumm. Als das Vöglein sich einigermassen erholt hatte, packte es Amanda in ihre ohnehin leere Satteltasche, „um es zu Hause aufzu füttern“, wie sie in nie gehörter Redseligkeit Egon versicherte. Dieser war heute so namenlos glücklich, wie er es nie geahnt hatte, dass man es sein kann. * * * Ostern, das schöne Fest, das Fest, welches — so sollte man meinen — selbst das härteste und grausamste Herz weich und gut zu stimmen im stände ist, war gekommen, Egon hatte aus kurzen Worten Amanda’s vernommen, dass sie auch am Ostermorgen, und gerade an diesem, ihren lieb gewonnenen Aus flugsort aufsüchen werde. Selbstverständlich konnten da seine Freunde in ihn drängen, wie sie wollten, keine, selbst die in den verlockendsten Farben aus gemalte Radpartie, konnte ihn abhalten, auch heute an Amanda’s Seite zu eilen. Zur gewohnten Stunde fuhr er also vom Hause weg, den gewohnten Weg. Als er an Ort und Stelle kam, wurde er stutzig; — was war das? Sollte Amanda heute vielleicht doch abgehalten worden sein? hier war ja der Baum, von wo aus er sie immer, da von diesem Punkte aus die Strasse kerzengerade lief, schon sehen konnte, und — er mochte die Augen auch noch so sehr anstrengen, er sah nichts^ was einer Radfahrerin ähnlich war. Mit bitterem Weh im Flerzen, fuhr er weiter; gerade diesen Tag hatte er sich auf ein Wiedersehen mit seinem still und heimlich geliebten Mädchen gefreut, — — enttäuscht! Er war kaum fünf Minuten weiter gefahren, als ihn ein dunkler Gegenstand, der seit wärts am Boden lag, blendete, — — — namenloser Schreck durchfuhr ihn, — es war Amanda, die hier auf dem Gestein lag; — fast wollte sein Herz stille stehen, als er sein Kleinod so regungslos und blutend hier fand, — eine tiefe Stirnwunde hatte ihr die Be sinnung geraubt. Glücklicherweise führt Egon immer Verbandzeug bei sich, und mit zitternder Eile ging er daran, dem abgöttisch geliebten Mädchen, welches nun so hilflos in seinen Armen lag, die Wunde zu reinigen und zu verbinden. Keine Spur von dem gewohnten Trotz war in dem süssen Gesichtchen zu sehen, — da — ein schwacher Seufzer entfloh ihren Lippen — — und — jetzt — jetzt — Gottlob — schlug sie die Augen, die himmlisch schönen Augen auf. „Amanda“, jubelte Egon „Amanda! mein Lieb! — wie glücklich bin ich!“ Amanda sah, ihrer Gedanken sich noch nicht ganz klar, erstaunt in Egons Antlitz, — und ein
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