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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 11.05.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190105112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010511
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19010511
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-05
- Tag1901-05-11
- Monat1901-05
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 11.05.1901
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. Jahrgang No. 10. 126 11. Mai 1901. verd Renn- und Radfahren überhaupt. Ich aber bin der Meinung, so lange noch Räder getummelt werden, werden sich auch kräftige junge Leute finden, die ihre Schnelligkeit gegenseitig erproben. Heute sind ja die Rennen auf der Landstrasse ohne behördliche Erlaubnis verboten und mit Recht, denn Rennen gehören auf die Rennbahn. Doch nun zu unserem 50 km-Rennen. Zu diesem hatten sich äusser mir noch 10 Fahrer gemeldet im Alter von 19—38 Jahren. Ich war nicht der jüngste, auch nicht der älteste Fahrer, sondern stand so in der Mitte drin. Genau nun, wie bei einem grossen Rennen, so wurden auch hier die Chancen der einzelnen Fahrer von den Bundesmitgliedern in den Vereinssitzungen oder auch beim Zusammentreffen auf der Strasse auf das eingehendste erwogen. Endlich kam der Tag heran. Es war ein Sonn tag im September. Die Witterung war zur Abhaltung dieses sportlichen Wettkampfes wie geschaffen. Das prächtigste Rennwetter herrschte. Schon lange vor Beginn des Rennens, dessen Anfang auf 7 Uhr vor mittags festgesetzt war, hatte sich neben zahlreich er schienenen Bundeskameraden überaus viel Publikum eingefunden, das, zu beiden Seiten der Strasse auf gestellt, gespannt den Verlauf des Rennens verfolgte. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung unterstützten Bundeskameraden die Organe der Polizeiverwaltung. Dass auch der Apparat des Rennkomitees wie am Schnürchen klappte, braucht nicht erst besonders gross erwähnt zu werden. Die Strecken-, Wende- und Ziel punktbesetzung war auf das beste von Mitgliedern versehen. Punkt 7 Uhr wurde der erste Fahrer gestartet, wie der Sportausdruck lautet. Hier will ich ein schalten, dass wir beteiligten Fahrer von Minute zu Minute abgelassen wurden, da ein gemeinschaftliches Abfahren behördlicherseits verboten war. Start und Ziel war, wie alle Jahre der Gasthof zu Pö. und der Wendepunkt das Dorf Schl. Genau sieben Minuten nach Abfahrt von No. 1 entliess auch mich der Starter, indem er in kurzen Intervallen eins, zwei und drei zählte. Hier schob mich mein Freund mit einer solchen Vehemenz ab, dass ich der Meinung war, ich brauchte 10 km weit nicht in die Pedale zu treten und mir im Stillen wünschte, aller 3 km einen derartigen Freundschafts dienst zu erhalten, vielleicht wäre mir dann die goldene Medaille, der 1. Preis, sicher gewesen. Eins will ich nicht vergessen zu erwähnen, welches Ihnen, lieber Leser oder schöne Leserin, als kleiner Beweis dienen soll, wie ernst und gewissenhaft, den kleinsten Vorteil erspähend, ich mich auf dieses Rennen vorbereitete. Dass man ein Rennen u. noch dazu an einem pracht vollen Tage ohne Schutzbleche am Rade zu haben fährt, ist wohl selbstverständlich, dass ich aber vor Beginn der Fahrt mein Namensschild so stellte, dass die breite Seite nicht nach vorn, sondern nach der Seite zu stehen kam, um so (nach meiner damaligen An sicht nämlich) dem Winde weniger Widerstand zu bieten, darüber belege ich mich stets, wenn ich an diese Manipulation denke, mit einem Namen, wie ihn oft die Rekruten von ihrem Unteroffizier zu hören bekommen, wenn sie beim Detailexerzieren auf dem Kasernenhofe bei dem Kommando „Rechts um“ links um machen und so dem Nebenmann ins erschrockene und verdutzte Antlitz ob dieses unerhörten Vorkomm nisses schauen. Doch was schadets, die anderen machten es mit den Namensschildern ebenso. Vielleicht nach Zurücklegung von ungefähr 500 m setzte sich mein Schrittmacher vor mein Rad, um mich eine Strecke weit zu führen. Dieser legte ein so mörderisches Tempo vor, dass ich ruhig neben Joseph Fischer in seiner Glanzzeit hätte gestellt werden können, wenn ich im stände gewesen wäre, so fort zu rasen, wie wir im Anfang fuhren. Es dauerte jedoch nicht lange und Schrittmacher und Rennfahrer wurden merklich langsamer. In Mo. schwenkte mein Führer ab mit der Versicherung, mich hier wieder in Empfang zu nehmen. Ich zog nun allein weiter, dabei mein bestes hergebend, um in diesem Kampfe mit Ehren bestehen zu können. Ich zählte immer eins, zwei, eins, zwei und trat in dieser Weise in die Pedale, damit mein einmal ge wähltes Tempo nicht langsamer werden sollte. Da, nach Zurücklegung von etwa 18 km, es hatte mich bis jetzt noch keiner eingeholt, ich aller dings auch noch niemanden, zieht wie der leibhaftige Teufel an mir vorbei ein Rennfahrer, der 5 Minuten später vom Start abgelassen worden war. Und ein Tempo fuhr dieser hinter seinem Schrittmacher, einem Leipziger, her, dass mein Versuch, mich an sie an zuhängen, schmählich misslang, meine Beine machten einfach nicht mit. Hier verzichtete ich auf den 1. Preis. Der 2. Preis ist ja auch ganz schön und kann ebenfalls am Rocke getragen werden. Ohne dass ich aber den Mut sinken liess, fuhr ich in meinem Tempo weiter. Kurz vor dem kleinen Städtchen W. ist eine Steigung, doch so, dass ein Rennfahrer nicht absitzen wird, und welche Freude, hier sehe ich die mich Ueber- holenden wieder. Jetzt hiess es aber alles mögliche zusammennehmen, damit ich die Beiden als Schritt macher benutzen konnte. Meter für Meter konnte ich mich heranarbeiten, die Entfernung wurde immer kleiner und kleiner, noch ein kurzer Spurt und es war erreicht, ich hatte gute Führung, wenn auch un freiwillige. Ehe wir an den Wendepunkt kamen, begegneten uns bereits die vor uns abgelassenen Fahrer, ich dachte dabei, wenn nur Dein Rad ebenfalls die gleiche Richtung schon eingeschlagen hätte. Doch nur immer vorwärts hiess die Losung. Am Wendepunkt wurden den dort postierten Leuten die Kontrollkarten zuge worfen, einige scherzhafte Bemerkungen gemacht, da bei die Räder gedreht und es ging über die zweiten 25 km her, dem Ziele zu. Ich hielt mich immer noch tapfer an meinen Mitkämpfer und seinen Schrittmacher. Jedoch bei dem schon einmal erwähnten Städtchen W. verliessen sie mich, wobei sie ein Tempo einschlugen, als ginge das Fahren erst los. Zwar hatte ich mir fest vor genommen: Du lässt die Zwei nicht wieder los, ja aber — der Wille ist da, aber die Muskeln versagen. Die Situation wurde nun für mich kritisch; ge lang es mir nicht, mehrere vor mir abgelassene Fahrer einzuholen, dann war meine Anstrengung vergeblich. Doch es mochte kommen wie es wollte, es wird bis zum Zielpunkt gekämpft, und wenn es vergeblich
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