Sächsische Radfahrer-Zeitung. Amtliche Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes. X. Jahrg. Leipzig, 25. Mai 1901. Erscheint aller 14 Tage Sonnabends. No. II Für die Schriftleitung verantwortlich: Bernhard Böhm, Leipzig-JPlagwitz, Ernst Mey-Strasse 20. No. 5752. Für den Anzeigenteil verantwortlich: W. Vogt, Leipzig, Kurprinzstrasse 3. No. 8148. Alle redaktionellen Einsendungen sind nur an die Schriftleitung der Sächsischen Radfahrer-Zeitung, Leipzig- Plagwitz, Ernst Mey-Strasse 20, zu richten. Nachdruck von Original-Artikeln der Sächsischen Radfahrer-Zeitung bei genauer Quellenangabe gestattet. Schluss der Schriftleitung: Dienstag vor dem Erscheinungstage. Anzeigen-Bedingungen: die zweigespaltene Petitzeile 60 Pf.; 1 / 1 Seite M. 80; Va Seite M. 45; bei 6maliger Aufgabe 15%, bei 13maliger Aufgabe 25%, bei 26maliger Aufgabe SSVgO/o Rabatt. Alle die Inserate betreffenden Einsendungen sind nur nach Leipzig, Kurprinzstrasse 3 zu richten. Schluss der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor dem Erscheinungstage. Die Zeitung erscheint aller 14 Tage (Sonnabends) und wird {allen Mitgliedern des Sächsischen Radfahrer-Bundes kostenlos zugesandt. Alle Briefe, die Geschäftsstelle und den Sportausschuss betreffend, sind zu richten an, Herrn Robert Weniger, Leipzig, Hohestrasse 48. Alle Briefe, Kassenangelegenheiten, Wohnungsveränderungen, Neuanmeldungen betreffend, sind zu richten an Herrn Friedrich Pfost, Leipzig, Briiderstrasse 6. Laut Beschluss des Bundes-Vorstandes werden im Interesse des rechtzeitigen Erscheinens der Zeitung alle Berichte, die nach Schluss der Schriftleitung, Dienstag abends 8 Uhr vor dem Erscheinungstage, eingehen, ohne Ausnahme für die nächste Nummer zurückgestellt. Die zwei letzten Schritte zum Ziele. Pfingsten ist da, das schönste Fest des Jahres, | an dem Auge und Herz auch des Atrmsten sich freut | an der Schönheit der im r ichsten Jugendschmuck er glänzenden Natur. Es ist so recht das Fest des deutschen Volkes, das nun wieder seinem altererbten Hange zum Wandern nachzugehen vermag. Turner und Sänger machen sich auf, durch Feld und Au, durch Wald und Flur zu schweifen und eifrig setzt der Radler sein Rad in stand, um den dumpfen Räumen der Stadt zu entfliehen, um sich zu erfreuen an der herrlich geschmückten, in Lenzespracht prangenden Weite. Dieser Hang zum Wandern in der Radler schaft, durch den das blöde und gesundheitsschädliche Dahinrasen auf den Chausseen immer mehr und mehr verdrängt wird, hat erfreulicher Weise durch unseren Sächsischen Radfahrer-Bund jederzeit die wesentlichste Förderung erfahren. Nach der kurzsichtigen Raubbau-Agitation der ersten Jahre, in denen Feste über Feste gefeiert wurden, während von zielbewusster sportlich r Thätigkeit wenig oder gar nichts zu spüren war, setzte nach dem Zwickau.r Bundestage eine weitschauende Thätigkeit der neuen leitenden Persönlichkeiten ein. Dass das Ziel dieser Männer und die von ihn n eingeschlagenen Mittel und Wege als recht und gut von den Mitglie dern erkannt worden sind und deren Billigung ge funden haben, beweist wohl der Umstand, dass die K meraden, die damals einsprangen, um den verfahrenen Bundeswagen wieder ins rechte Gleis zu bringen, zu meist heute noch in denselben Aemtern, wie vor fünf Jahren thätig sind. Es galt zuerst, aus dem fest freudigen S. R.-B in Wirklichkeit eine sportliche Körperschaft zu schaffen, während später das Haupt augenmerk darauf gerichtet werden musste, den Wand lungen des Sportes entsprechend auch die Ziele und die Arbeit des Bundes immer neu zu gestal en. Wir alten Mitglieder wissen, dass in den letzten fünf Jahren eine grundsätzli he Aenderung in den Aufgaben der radsportlichen Verbände eingetreten ist. Früher regierte das Rennen allein, dann trat erst schüchtern, dann gleichberechtigt das Wandern da neben, drängte allmählich das Rennen in den Hinter grund und ist drauf und dran, dem Rennen in den Arbeitsplänen der Verbände überhaupt keinen Platz mehr zu lassen. Das ist durchaus keine zufällige, sondern eine naturgemässe Entwickelung, bedingt durch die ge waltige Ausbreitung des Radfahrens, durch das Be rufsfahrerwesen oder besser -Unwesen und durch die grossartigen Verbesserungen unseres Sportwerkzeuges selbst, und jeder unbefangene Eingeweihte sah diese Gestaltung der Dinge voraus.