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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 06.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190107061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19010706
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-06
- Monat1901-07
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 06.07.1901
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X. Jahrgang No. 14. 198 «. Juli 1901. Altenburg, die Feststadt unseres io. Bundesfestes. Liebwerter Sportskamerad und freundlicher Leser, folge mir zu einem Rundgange durch die Strassen der altehrwürdigen, fast tausendjährigen Stadt Alten burg. Wohin du deinen Fuss auch stellen magst, überall befindest du dich auf historischem Boden: beim Nennen manch’ klangvollen Namens führt die Erinnerung dich durch Jahrhunderte zurück und vor deinem geistigen Auge entrollt sich manch’ freund liches, aber auch manch trübes Bild der Weltgeschichte. Zwar hat die Stadt ihr Gepräge als eine alte fast verloren: viele blutige Kriege schleuderten die Brand fackel in ihr friedliches Walten und mächtige Feuer säulen beleuchteten die Greuel einer verrohten und entmenschten Zeit. Auch sonstige grosse Brände ver wandelten Wohlstand in Schutt und Asche, daher sind nur im Innern der Stadt noch Reste von Bau denkmälern der älteren Zeit, sowie der alten ehe maligen Stadtbefestigung vorhanden. Ein Stadtthor nach dem anderen musste der sich ausdehnenden Stadt weichen; es entstanden neue Stadtteile mit ge raden Strassen und die Bauweise der Häuser wurde offener. Doch beginnen wir unsere gemeinschaftliche Wanderung. Wir verlassen das höchst elegant ein gerichtete Hotel »Wettiner Hof« am Josephsplatze, ein Haus ersten Ranges und eine Zierde des Platzes vor dem Residenzschlosse. Gleich gegenüber dem Hotel fällt uns das Herzogliche Hoftheater in’s Auge, im Renaissancestil erbaut und 1871 eröffnet. Zwar sind im Sommer die Pforten dieses Musentempels geschlossen und nur der Kunstverein veranstaltet fast alljährlich im Foyer seine Kunstgemälde-Ausstellungen. Im Winterhalbjahr — von Ende September bis Ende April — finden Oper und Schauspiel hier eine gute Pflegstätte und fast alle Aufführungen erfreuen sich eines ausverkauften Hauses. So mancher Stern am grossen Kunsthimmel ging auch hier über die die Welt bedeutenden Bretter. Elektrische Beleuchtung durch weit über 1000 Lampen, eine Warmwasserheizung sind in den letzten Jahren angelegt, ebenso sind in diesem Theaterbau alle Sicherheitsmassregeln bei etwa eintretender Feuersgefahr getroffen. In den Anlagen am Theater steht auch die Kaisereiche, an welcher Stelle im Jahre 1890 Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. dem Festzuge der Altenburger Landbewohner bei wohnte. Auf mächtigem Porphyrfelsen, umgeben von saftigem Grün, erbebt sich gegenüber dem Hoftheater das Residenzschloss der Herzöge von Sachsen-Altenburg, von welchem schon Spalatin, ein Mitreformator Luthers, sagte, »dass sich dessen kein Kaiser zu schämen brauche.« Und in der That haben auch hier ver schiedene Kaiser ihre Pfalz gehalten, so auch Fried rich Barbarossa, der Erbauer eines der Wahrzeichen Altenburgs: der sogenannten roten Spitzen. Am Fusse der Schlossauffahrt begrüssen uns zwei Obelisken aus rotem Sandstein mit Gestalten aus der griechischen Mythologie (Herkules und Minerva) und langsam an steigend befinden wir uns bald am äusseren Schloss- thore. Dasselbe, dreiteilig, trägt reichen bildhauerischen Schmuck, meist militärische Embleme. Wir schreiten weiter durch das tunnelartige zweite Thor, gehen rechts an der Wache vorbei zum Kastellan und lassen uns von ihm durch die inneren Schlossräume führen. Ehe nun derselbe, herbeigerufen durch Läuten einer nahe seiner Wohnung angebrachten Glocke, erscheint, haben wir übergenug Zeit, um das in der Nähe befindliche Bassin in Augenschein nehmen zu können. Eine Anzahl Goldfische tummeln sich in kühler Flut, von Neptun beherrscht, der auf einer in der Mitte des Bassins stehender Säule einen von Meerpferden ge zogenen Muschelwagen lenkt. Interessant sind auch die beiden sich uns zeigenden Türme, »die Flasche“, früher das Burgverliess, und der Hausmannsturm, zu dessen Höhe man nicht auf Stufen, sondern durch einen innen laufenden Schneckengang hinauf gelangt. Folgen wir nun unserem inzwischen erschienenen Führer. Auf unserer Wanderung berühren wir zu nächst die Rüstkammer, eine Sammelstätte mittelalter lichen Kunstfleisses und mannigfaltiger Kriegsgebrauchs gegenstände. So sehen wir alte Ritterrüstungen, er beutete Waffen und Fahnen, Uniformstücke aus ver schiedenen Zeiten und wertvolle Kunstgegenstände in reichhaltigster Zahl, eng verknüpft mit den Schick salen unseres Fürstenhauses. Gezeigt wird auch noch ein Stück der Leiter vom Prinzenraub, auf welcher Kunz von Kauffungen mit seinen Genossen unter Bei hilfe eines Küchenjungen den Raub an den beiden jungen Fürsten verübte, welche That ihn unter das Beil des Henkers brachte; ferner das Richtschwert, mit dem Dietrich von Kauffungen, ein Mithelfer Kunzens, in Altenburg vom Leben zum Tode beförderte wurde. Folterwerkzeuge rufen die Schrecken einer früheren Gerichtsbarkeit in uns wach. Reich befriedigt von all dem Gesehenen folgen wir unserem Führer nach dem Saalbau. Reiche gediegene Pracht umgiebt uns in diesen Räumen und wir vermeinen uns in ein Feenschloss versetzt, gemahnte uns nicht die durchweg angelegte elektrische Beleuchtungseinrichtung an die Gegenwart. Kostbare Spiegel und prächtige Meissener Vasen, seltenes Porzellan und viele Scbmuckgegen- stände verschiedener Jahrhunderte bringen unser Auge zum Entzücken und ehrfurchtsvoll stehen wir vor den | Bildnissen der Ahnen unseres Landesfürsten. So durchschreiten wir bewundernd den kleinen Saal, die i russischen Zimmer, und da Se. Hoheit von seiner Re sidenz abwesend ist, nach dessen Zimmer, begeben uns dann in’s obere Geschoss und treten durch eine Reihe anderer Räume in den Weissen Salon, nebst anderen j das Gemälde: »Die Belehnung Ottos von Wittelsbach | mit dem Herzogtum Bayern auf dem Altenburger ! Schlosse« darstellend. Die Räume der Hochseligen Herzogin Agnes sind seit deren Heimgange dem Be- i sucher nicht mehr zugänglich. Wir wandern weiter durch den roten und blauen Kursalon zum grossen Saal. 1864 durch den grossen Schlossbrand zerstört, I wurde er in seiner jetzigen berückenden Pracht 1865 , bis 1869 neu erbaut. Wie bezaubert bleiben wir am | Eingänge stehen: Durch das Fenster bricht ein Strahl [ des goldenen Sonnenlichts und überhaucht den ganzen ' Saal mit einem rosigen Schein. Die vielen roten I Marmorsäulen, der weisse Stuck, die reiche Vergoldung und die zarten Farben der Deckengemälde — das ; Hauptbild stellt die Vermählung des Amor mit der Psyche dar —, dies Alles im wunderbaren Schmelz
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