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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 06.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190107061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010706
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19010706
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- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-07
- Tag1901-07-06
- Monat1901-07
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 06.07.1901
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«. Juli 1901. X. Jahrgang No. 14. 199 der Farben, die schönste, wohlthuendste Harmonie. Ungern scheiden wir von dieser Stätte, an der bei Hofbällen ein Kreis Auserlesener der Kunst Ter- psichorens huldigt, um durch den Kirchensaal, der ganz mit Holz getäfelt, schöne Deckengemälde aus der niedersächsischen Geschichte enthält, in die Schloss kirche zu gelangen. Schon von der Schloss auf fahrt her, auf der wir das Schloss betraten, machte ihr jetzt in der Erneuerung begriffenes Aeusseres mit dem vor- ' gebauten Altar und den vielen gotischen Verzierungen und Türmchen auf uns einen schönen Eindruck und auch das Innere ist wie geschaffen, uns zu gemahnen, dass wir uns an geweihter, heiliger Stätte befinden. Bis in’s 12. Jahrhundert wird ihr Ursprung geführt und von ihrem hohen Alter zeugt auch die kirchliche Ausstattung. Besonders schön ist der Altar, dessen Aufbau die Grablegung und die Auferstehung unseres Erlösers zum Vorwurf hat. Diese in Weiss und Gold gehaltenen Bildhauerarbeiten, aus dem 17. Jahrhundert stammend, sind in einer Nische aufgebaut und stehen mit den hohen bunten drei Fenstern, mit schönen Glasmalereien aus der neutestamentlichen Geschichte, im schönsten Kontrast. Vor dem Altar, durch ein Gitter eingefasst, ruht die irdische Hülle der Kur fürstin Margarethe (f 1486); weitere fürstliche Gebeine sind in der Fürstengruft im Schiff der Kirche unter dem Chor beigesetzt. Besonders schön sind noch Orgel und Kanzel, sowie die auf beiden Seiten der Kirche in der Nähe des Altars aufgestellten Chor herrenstühle. Gewiss haben es sich die frommen Domherren nicht träumen lassen, dass ihr Ehrenplatz jemals von Jedermann, ohne Unterschied der Person, eingenommen werden würde. Zwei Trauerfahnen über der herzoglichen Loge, aus dem Jahre 1672, umgeben das Bild des letzten Sprossen des älteren Altenburger Fürstenhauses; vom Zahn der Zeit zerstört, sind sie uns ein Zeugnis der Vergänglichkeit alles Irdischen. Wir verlassen die Kirche durch die Thür nahe des Altars und treten hinaus auf den sehr geräumigen Schlossaltan. Unsern Blicken zeigt sich ein anmutiges Städtebild. Ueber die Dächer der ansteigenden Stadt ragen eine Anzahl Türme malerisch hervor, rechts grüsst die Gebrüder Reiebenbachschule mit ihrem bunten Ziegelbau herüber, zur Linken umsäumt das freiadlige Magdalenenstift mit einer Pappelallee das freundliche Bild, während uns zu Füssen aus saftigem Grün das herzogliche Hoftheater und die im vorigen Jahre eröffnete, im romanischen Stile erbaute neue Post mit ihrem hübschen Telephonturm entgegenlacht. Auf dem Josephsplatze unter uns, wo allwöchentlich Mittwochs Parolemusik abgehalten wird, promeniert gross und klein und auf eisernen Schlangenlinien fördert die elektrische Bahn den regen Stadtverkehr. — Die Stufen hinab und an dem Prinzenpalais vor bei durch ein altes, ganz von wildem Wein umranktes Thor, welches früher die Burgwache aufnahm und das nach der Stadtseite turmartig vorspringt, auf mäch tigen Porphyrfelsen fussend. Wir schauen noch einmal zurück und längs des Weges, auf beiden Seiten mit grünumrankten Mauern eingesäumt, fasst unser Blick einen Teil der Schlosskirche mit den schönen auf strebenden gotischen Kreuzblumen. Wir treten durch das Thor und wandern nach dem herzoglichen Mar- stall. Auf dem Wege dorthin liegt abseits allem Verkehr im tiefen Schatten der Bäume das Forsthaus und weiterhin die Gärtnerei. Bald stehen wir vor unserem Ziel. Ueber 40 der edelsten Pferde sind in musterhafter Ordnung in den Ställen untergebracht und an jedem Stande ist der Name des Tieres auf weissem Porzellanschildchen vermerkt. Prächtige Gala wagen und viele andere stehen in den Remisen. Dem Marstall gegenüber, am Eingang in die Münsaer Linden, steht, aus roten Ziegeln erbaut, die Amalien- schule, eine Spielstätte für noch nicht schulpflichtige Kinder dem Erwerbe nachgehender Eltern. Wir gehen die schöne alte Lindenallee entlang, die nahezu eine Stunde bis nach dem Dorfe Münsa reicht, nach dem Technikum, werfen aber vorher noch einen Blick rechts auf das freiadlige Magdalenenstift, eine Er ziehungsanstalt für Töchter adliger Familien evange lischer Konfession und Stiftung für ältere adlige Damen. Das Technikum, eine Lehranstalt für Elek trotechnik, Chemie, Maschinenbau u. s. w. zur Heran bildung von tüchtigen gut geschulten Praktikern, ist sehr gut besucht, namentlich auch von Ausländern. Wir gehen durch die ganz neu angelegte Adelheitstrasse mit ihren schmucken Landhäuschen über die sogenannte »Neue Welt« zurück nach dem Schlossgarten, ein herrlicher Park, dem die bergige Lage der Stadt sehr zu statten kommt. Gleich am Eingang empfangen uns schöne Teppichbeete und ein riesiger Blumenkorb mit blühenden Gewächsen, beschattet von Linden, liebevoll von Epheu und dem sogenannten Pfeiffen strauch bis hoch hinein in die Wipfel umschlungen. Ein für die fürstlichen Herrschaften reservierter Teil enthält ein Bassin mit träumenden Wasserrosen und Fontäne; ihn zieren blühende Granatbäume, abwech selnd mit Lorbeer, Feigen und Myrthen. Der am Wege stehende, mit Rosen und anderen blaublühenden Blumen umrankte Pavillon, heisst das Theehaus, wird aber als solches nicht mehr benutzt. Auf den gut gepflegten Rasenplätzen sind herrliche, hohe Palmen und Bananen zu schönen Gruppen zusammengestellt. Wir gehen den sauberen Kiesweg links und gelangen an eine reizende Grotte, gebildet aus Tuffsteinen und exotischen Pflanzen. Durch das Blätterdach der Ka stanien hinter der Grotte werfen wir einen Blick auf das den grünen Bergkegel krönende Schloss, dessen Mauer sich gleich einer Schlange bergauf, bergab hinzieht, einige Male unterbrochen von vorgebauten Bastionen und überragt von dem Hausmannsturm und der sogenannten »Flasche«, ein Turmbau, welcher er wähntem Namen alle Ehre macht. Wir wandern weiter. Uns zeigt sich bald die »Schöne Aussicht«, dort, wo die Mauer durch ein eisernes Geländer durch brochen ist und wo zwei beschattete Bänke zur Ruhe einladen. Wir haben hier einen schönen Blick auf die untere Stadt: Links zieht sich auf der Höhe die Allee der Bismarckstrasse hin. Geradeaus leuchten die goldgelben Getreidefelder und rechts ragen die Schlote der Aktienbrauerei aus einer Thalsenkung hervor, deren kühles Nass uns bald erfrischen soll. Noch weiter rechts dehnt sich, anschliessend an die Stadt, als deren letztes Hauptgebäude wir den Bahn hof erschauen, der Ort Kauerndorf aus und die Häuserkette scheint bis zum Dorfe Gerstenberg zu reichen, dessen auf Bergeshöhe gelegene Kirche mit ihrem Dachreiter das Häusermeer abschliesst. Weiter in der Ferne umsäumt der Kammerforst das freund liche Bild und Fabrikschornsteine ragen noch weit aus
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