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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 17.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190108172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19010817
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-17
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 17.08.1901
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X. Jahrgang No. 17. 239 17. August 1901. Elsass-Lothringen farbig dargestellt war, wie die fran zösischen Departements. Das ist aber alles, was ich in dieser Beziehung wahrgenommen habe. Ganz hervorragend zeigt sich die französische Höflichkeit in der überaus entgegenkommenden Art, wie man Auskunft über den Weg erhält. Die Leute, welche man deshalb anredet, scheinen darüber erfreut zu sein und sich geehrt zu fühlen, so gross ist die Bereitwilligkeit, mit welcher sie antworten; und oft ist es mir vorgekomnen, dass ein Fuhrmann, den ich fragte, seinen Wagen anhielt. Eine kleine Szene sei hier noch mitgeteilt. Auf der Strasse hielt ein grosser Heuwagen und ein anderer kam von der entgegen gesetzten Seite gefahren. Um jeden Konflikt zu ver meiden, fuhr ich langsam. Aber der entgegenkommende Wagen hielt plötzlich still und man rief mir etwas zu, das ich nicht verstand, das aber nur eine Aufforderung zum Passieren sein konnte. Für diese grosse Artig keit dankte ich vorüberfahrend in verbindlicher Weise, indem ich dabei meinen Hut lüftete. Und das schien den Leuten zu gefallen Denn jemand, der oben auf dem Wagen sass, rief mir laut nach: C’est bien 9a! (So ist es recht!). Die Empfindung, welche ich bei dieser Gelegenheit hatte, ist dieselbe, mit welcher ich an die ganze Reise zurückdenke, als deren schönstes Resultat es mir erscheint, dass ich in der französischen Bevölkerung eine durchaus freundliche Stimmung gegen Deutschland feststellen konnte. Eine Fahrt durch Thelemarken, Von Z. Vor mir ein unvergleichlicher Sonnenuntergang in seiner schwermütigen Schönheit. Hinter den schwar zen Bergen glüht der Himmel in Brand gesteckt von den letzten Strahlen der Sonne. Man könnte glauben, Dekorationen zu einer Tragödie zu sehen, welche hier gespielt worden ist und vergessen, dass diese Deko rationen seit Jahrtausenden dastehen werden. Selten habe ich ein herrlicheres Schauspiel gesehen, als das, welches sich jetzt meinen Blicken bietet: Eine Berg kette in roten, blauen, grünen und violetten Nüancen, um nicht alle Farbentöne zu nennen, welche auf diesen Bergspitzen kommen und gehen wie eilende Schatten. Es ist besonders einer der Berge, welcher meine Aufmerksamkeit fesselt, Gausta, die Königin dieser Berge, weisser und höher, als ihre Mit schwestern , kälter und unnahbarer. Sie fesselt mich sonderbar und ich glaube zu sehen, wie die Steinmasse Leben bekommt, um mir von der traurigen Oede zu erzählen, welche sie umgiebt. Ihre kleineren Schwestern können alle, wenigstens einmal im Jahre ihre Schneedecke abwerfen, aber Gausta nicht. Das Panorama wird durch kleine Seeen belebt, welche aus der Tiefe des Waldes hervorblicken. Sie sind ganz schwarz, wie die Erde rund herum und gleichen dunklen Spiegeln, worin der Himmel sich düster abzeichnet. Nur dann und wann an schönen Tagen leihen sie ein wenig von der blauen Farbe des Himmels da oben. Sobald aber eine Wolke vorbei zieht, wird ihre Oberfläche wieder dunkel und das Wasser scheint noch schwärzer zu sein. Um Bolkesjö, von wo aus ich diesen Anblick genoss, zu erreichen, muss man stundenlang über unfruchtbare Felder fahren, durch riesige Urwälder und auf beinahe unfahrbaren Wegen, wo der Bär nicht nur eine Legende ist, sondern sich dann und wann dem Reisenden zeigt. Der Ort hat, so wie die ganze Landschaft Thelemarken einen echt norwegischen Charakter. Bolkesjö ist ein wirkliches nordisches Museum, voll von Antiquitätan aller Art. Besonders das untere Bolkesjö ist reich daran und steht noch da, wie in seinen guten alten Zeiten. Schrank, Tisch Bett und Stühle, bemalt mit bunten Blumen in den phantastischsten Farben, füllen die Zimmer und mitten unter allem die Menschen in ihrer Nationaltracht, welche von Alt und Jung getragen wird. Das Herz schnürt sich mir zusammen, wenn ich daran denke, dass vielleicht in zwanzig Jahren ein banales Hotel sich erheben wird, w T o jetzt die alten norwegischen Häuser stehen. Der Glockenklang im Walde wird verstummen und alle die ehrwürdigen Dinge, die an die Vorzeit ermahnen, werden von kauflustigen Tou risten in alle Welt zerstreut werden. Nur die der Natur eigene Grossartigkeit und Wildheit wird dem zerstörenden Werke trotzen und noch nach Genera tionen zum Menschenherzen sprechen. Auch viele alte seltsame Sitten und Gebräuche haben sich hier erhalten. Am Sonntag, wenn die Eheleute zur Kirche gehen, muss der Mann um zehn Schritte voraus sein. An der Kirchenthür angekommen, versammeln sich die Männer in einer Gruppe und be treten zusammen die Kirche; dann folgen die Frauen und setzen sich auf die Bänke der anderen Seite. Ebenso ist die Brautwerbung noch an die alten um ständlichen Formen gebunden. Ein junger Mann kann seinen Antrag einem Mädchen nicht persönlich machen, sondern muss einen seiner Freunde an seiner Stelle schicken. Dieser muss seinen Besuch dreimal wiederholen und darf dann erst seine Bitte aus sprechen, während der Freier vor der Thür steht und die Antwort erwartet. Bei der Hochzeit giebt die Braut einen Beweis ihres Reichtums durch die Menge der Röcke, welche sie trägt, und durch den Umfang ihres Brautkleides, welches bis weilen eine Weite von zwölf Metern hat. Von Bolkesjö aus unternahm ich eine Besteigung des Blefjeld. Nachts 12 Uhr brach ich in einer Ge sellschaft von sechs Personen auf, und nach einem Marsch von mehr als fünf Stunden in fortwährender Steigung kamen wir am Fusse des Berges an, der das Ziel unserer Wanderung bildete. Ich war sehr ermüdet und durch und durch nass von dem sumpfigen Terrain, welches wir passiert hatten, aber fest ent schlossen, das Ziel zu erreichen. Nach einer Tasse Kaffee, die wir in einer Sennhütte einnahmen, in der ein paar Steine als Herd dienten und wo ein Abzugs loch für den Rauch nicht vorhanden war, brach ich
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