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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 31.08.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190108315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19010831
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- Strukturtyp
- Ausgabe
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-08
- Tag1901-08-31
- Monat1901-08
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 31.08.1901
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X. Jahrgang No. 18. 251 31. August 1901. fähigkeit besitzt es heute noch nicht. Es ist erstens heute noch zu teuer, aus mehrfachen Gründen: erstens deshalb, weil das Instrument noch nicht aus dem Stadium der Versuche herausgekommen ist; fast jedes neue Exemplar hat Veränderungen gegenüber seinen Vorgängern; es ist noch nicht möglich, Automobile im Grossbetriebe massenweise nach einem einheitlich bewährten Konstruktionsprinzip herzustellen; und da rum sind sie noch so teuer, wie Erzeugnisse hoch qualifizierter Handarbeit immer sein müssen. Hand in Hand damit geht Ursache und Wirkung zu gleicher Zeit, dass sich noch kein grosser Markt für diese neue Schöpfung ausgebildet hat. Nur wo ein starker, gesicherter Absatz vorhanden ist, kann der Gross betrieb wirksam einsetzen — und andererseits ist ein starker Absatz nicht eher denkbar, als bis der Preis der Automobilen beträchtlich hat reduziert werden können. Aus dieser scheinbar unentrinnbaren Zwick mühle wird nur der Automobilsport herausführen können, indem reiche Leute, die keine Rentabilitäts berechnungen anzustellen haben, einen, wenn auch relativ kleinen, so doch wachsenden Markt für dieses neue Produkt herstellen werden Vielleicht wird auch der Staat für die Zwecke des Kriegswesens und der Post als Besteller im grossen auftreten und so das Gewerbe auf jenen Standpunkt heben, von dem aus es wirksam an die breitere Masse sich wenden kann. Aber selbst wenn es in einiger Zeit möglich sein wird, Automobile von bewährter Konstruktion zu einem Preise zu liefern, der ihnen gestattet, mit dem Pferdegespann zu konkurrieren, selbst dann wird immer noch sein Gebrauch ein beschränkter bleiben. Es wird dann in den glatten Strassen in der Stadt, auf gutem Pflaster und bei geringfügigen Steigungen auch in der Ebene sich Boden erobern, aber es wird kaum jemals mit dem Pferdegespann konkurrieren können dort, wo schlechte Landwege oder starke Steigungen überwunden werden müssen; denn hier muss die antreibende Maschinerie von so grosser Kraft gewählt werden, dass die Anlage kaum jemals billiger werden wird als der Pferdebetrieb. Dazu kommt noch, dass in nordischen Breiten das Automobil mehrere Monate kaum zu gebrauchen sein dürfte; wo der leichte Schlitten, mit Pferden bespannt, mit grosser Geschwindigkeit über den gefrorenen Schnee dahin fliegt, wird das Automobil bis über die Achse ein sinken, wird stecken bleiben, wenn es nicht von be sonders kräftigen und dann besonders kostspieligen Maschinen in Bewegung gesetzt wird. Ich kann mich also nicht der Meinung derjenigen anschliessen, die vom Automobil bereits das »Ende« des Pferdes erwarten. Ich glaube nicht, dass das Ross in Zukunft nur noch als Objekt des Reitsportes oder der Mastviehzucht funktionieren wird. Wenn das Automobil auch auf dem Gebiete des Interlokal verkehrs nicht zur Alleinherrschaft gelangen wird, so wird es dennoch ein immer wachsendes Feld ge winnen, in dem Masse, wie es gelingt, die Erzeu gungskosten durch Herstellung fester Typen im Gross betriebe bei steigendem Absatz herabzudrücken, und in dem Masse wird es sicherlich auch bald eine Ver besserung des Landstrassenbaues erzwingen, die dann wieder seiner weiteren Ausbreitung förderlich sein wird, ein Prozess, den wir ja auch bei der Verbreitung des Fahrrades haben beobachten können, und es er scheint gar nicht unwahrscheinlich, dass eine Zeit kommen wird, wo zwei benachbarte Ortschaften, die einen regen Automobilverkehr zwischen sich unter halten, auch im Winter durch Schneepflüge und der artiges dafür, sorgen werden, dass die Linie zwischen ihnen dauernd frei und fahrbar gehalten wird. Unter solchen Umständen wird das Automobil allerdings bestimmt sein, eine bedeutende volkswirtschaftliche Rolle zu spielen. Der moderne Verkehr drängt auf die Schaffung immer schnellerer Eisenbahnverbindungen zwischen den grossen Zentren des Handels und der Industrie. Schon sind Bestrebungen im Gange, um elektrische Vollbahnen mit der zwei- bis dreifachen Geschwindig keit unserer schnellsten Expresszüge in die Erscheinung zu rufen. Solche Schnellzüge können natürlich an kleineren Ortschaften nicht halten, und so werden diese kleineren Orte sich vor die Notwendigkeit ver setzt sehen, ihren Personen- und Güterverkehr bis zu einem der grossen Zentralpunkte besser auszubilden, j um nicht ganz der Stagnation anheim zu fallen. Hier wird das Automobil eine um so wichtigere Rolle zu spielen haben, je mehr mit dem Wachstum der Be völkerung und mit dem steigenden Anschluss aller Privatwirtschaften an die Weltwirtschaft das Bedürfnis der regelmässigen Verbindungen sich vermehrt und verstärkt. Wenn die elektrischen Vollbahnen den Verkehr zwischen den primären Zentren der Weltwirtschaft vermitteln, so werden unsere heutigen Schnellzüge den Verkehr der sekundären Zentren unter ein ander und mit den primären bewerkstelligen, und in den kleinen Interlokalverkehr und Zufahrtsverkehr werden sich die Pendelzüge der Eisenbahn und das Automobil zu teilen haben, das vor der Eisenbahn die unschätzbaren Vorzüge hat, an keine bestimmten Zeiten gebunden zu sein, keiner besonderen Bahn anlage zu bedürfen, und das schliesslich im Vergleich zu den sogenannten Bummelzügen, die kleine Ort schaften an das grosse Verkehrsnetz anschliessen, auch noch den Vorzug bedeutend grösserer Geschwin digkeit besitzt. Eine weitere Aufgabe, die das Automobil ver mutlich auf sich nehmen wird, ist der vorläufige An schluss ausgebauter Kolonien an die Hauptorte, bis eine Eisenbahnverbindung rentabel geworden ist. Wir stehen vor dem Augenblicke, wo eine Vergrösserung der Metropolen durch das bisherige System der Ring ansetzung von neuen Mietskasernen-Quartieren aus verkehrspolitischen und namentlich hygienischen Grün den unmöglich werden wird. Von einer nahen Zu kunft an wird sich das Wachstum der grösseren Städte viel mehr vollziehen durch Ansetzung von Kolonien, die auf billigem Lande in einiger Ent fernung, entweder durch öffentliche Korporationen, oder durch gemeinnützige Gesellschaften, oder vor allem durch Genossenschaften gegründet werden. Für diese Kolonien, deren Ansiedler ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage zum weitaus überwiegenden Teile in der benachbarten Grossstadt haben werden, ist eine ausreichende Kommunikation unumgängliche Vorbe dingung, und eine solche lässt sich, bis die Bevölkerung gross genug geworden ist, um eine eigene Bahn verbindung unterhalten zu können, kaum besser und
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