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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 26.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190110264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19011026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19011026
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-26
- Monat1901-10
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 26.10.1901
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X. Jahrgang No. 22. 298 26. Oktober 1901. radfahrenden Lesepublikums genug gesagt ist, und zu seinem Unglücke waren es die kleinen Gaue am Schwarzwald und Oberrhein, die numerisch, finanziell und dem herrschenden Geiste nach einen Vergleich mit den grossen und thatkräftigen Gauen Berlin und Breslau nicht zulassen. Das »Stahlrad« hat durch seine Anlehnung an den Händler-Verband offiziellen Charakter erhalten, und der »Humor« hatte wenigstens eine Anzahl bayerischer Vereine gewonnen. Von »unabhängigen« Zeitungen — unabhängig im korpora tiven Sinne — existiren fast nur noch die »Rad-Welt« und der »Rad-Markt«. Wenn man die diesjährigen Nummern des Bielefelder Blattes mit den früheren doppelt so starken schon von aussen vergleicht, so braucht man garnicht hineinzusehen, um den enormen Rückgang der Inserate und der Fahrradbranche fest zustellen, und auch die »Rad-Welt« hat jetzt von ihren vier Seiten im Durchschnitt nur eine Annoncenseite, worunter oft noch eigene Verlags-Inserate sind und auch Tausch-Annoncen sein mögen. Die vor einiger Zeit erfolgte Abonnementserhöhung beleuchtet den Rückgang besser, als jeder Kommentar. Und um die Blätter der grossen Verbände steht es noch schlechter. Das fakultative Mannheimer Unions-Blatt wird wohl unter den ersten der »Morituri«, der Todgeweihten, sein, und dass die Zeitung des D. R.-B. den Dresdener Bundestag überlebt hat, das verdankt sie nicht ihrer eigenen Lebensfähigkeit, sondern der an allerhöchster Bundesstelle herrschenden Ansicht von ihrer Unent behrlichkeit. Hätte man den klugen Schritt der »Union« auch in Dresden gethan und das Blatt fakultativ gemacht, so wäre es zwar an seiner eigenen Mangelhaftigkeit schnell zugrunde gegangen, hätte aber dem Bund eine wirtschaftliche Krisis erspart, die noch immer finster drohend dasteht. Ob ein Blatt, das bei den beschränkten Bundesmitteln und dem hohen Posttarif an alle Mitglieder gratis versand werden soll, selbst in der Hand eines genialen Geschäftsmannes und unter Leitung eines Redakteurs allerersten Ranges noch in Flor kommen und wenig stens die jetzige wirtschaftliche Krise überstehen könnte, ohne zum wertlosen Papier herabzusinken, das ist sehr zu bezweifeln. Ich betrachte es als ein Glück für die »Schlesische«, dass sie in ihrem Verbreitungskreise beschränkt ist; denn erfahrungsgemäss halten bei steigender Auflage die Einnahmen durch grössere Quantität oder höhere Preise der Inserate nicht Schritt mit den wachsenden Spesen. Zu einer Zeit, als die Stein’sche Bundeszeitung vielleicht die doppelte Auf lage der »Rad-Welt« aufwies, hatte sie zwar die doppelten Versand- und Papierspesen, nicht aber die doppelten Inserat-Einnahmen, diese standen vielmehr trotz Steins persönlicher Bekanntschaft mit den Indu striekreisen hinter denen der Berliner Kollegin zurück. Zum grossen Teile fallen ja die jetzigen »Krache« unter den Blättern der allgemeinen wirtschaftlichen Panik und der Krisis der Fahrrad-Industrie zum Opfer. Die Vorgänge auf dem Kohlen- und Eisenmarkt, die Steigerung der Satz- und Papierpreise und des Post tarifs, die Ueberproduktion an Rädern, die Zurück haltung der Kapitalisten, die Schmälerung des National vermögens durch grosse Finanzkatastrophen und der unausbleibliche Druck auf die Lebensführung vieler Einzelnen, die Kriege der letzten Jahre usw. vereinigen sich zu einem furchtbaren Drucke auf die Existenz der Sportblätter, denen noch zum Ueberfluss in immer steigendem Masse ihre Einnahmequellen durch die belletristischen Journale, durch die Tages- und be deutenden Witzblätter entzogen und geschmälert werden. Denn das ist der Fluch der radsportlichen Presse in Deutschland wie im Auslande, dass sie nicht auf eigenen Füssen zu stehen vermag. Man nenne mir ein Blatt in der ganzen Welt, das sich durch seinen Inhalt allein einen Leserstamm gewonnen hätte, durch dessen freiwillige, genügend hohen Abonnementsgelder es ihm möglich wäre, seinen ganzen Betrieb zu decken und noch Gewinn abzuwerfen, ohne die Industrie in Anspruch zu nehmen! Ein »unabhängiges« Blatt im reinsten Sinne haben wir nicht. Woran das liegt, mögen die Götter wissen. Die »Interessen losigkeit der Radfahrer« allein ist kein Grund, denn die Rad fahrer sind keine Kaste, hinsichtlich der Bildung und des Geldbeutels; Reiche und Arme, Gebildete und Ungebildete, Fürsten und Arbeiter fahren alle Rad. Es ist eine alte Sünde der Presse, die sich spät und furchtbar rächt, die Sünde der Plusmacherei in den sieben fetten Jahren, die es verschmähte einen Fonds von Achtung und Interesse bei der Leserwelt anzu sammeln, um in den mageren Jahren der Industrie sich auf jene zu stützen. Aber Blätter wie der »Humor« und der »Velosport« haben sich solcher Sünde wider den Geist nie in der Weise schuldig gemacht, dass gerade sie den Totentanz der alten Blätter eröffnen mussten. Als vor einigen Jahren die automobilistische Be wegung von Frankreich zu uns herüber griff und die Wellenberge dieser Bewegung mit den Wellenthälern der sinkenden Fahrrad-Konjunktur zusammentrafen, da stürzte sich die ganze Sportpresse gierig auf die vermeintliche neue Einnahmequelle. Die Erfahrung hat alle diese Erwartungen Lügen gestraft, und gerade die Blätter, die am intensivsten und ostensivsten die Fahne des Automobilismus hochhielten, oft unter Ver nachlässigung ihrer ursprünglichen Basis, haben sich bitter getäuscht. Der Grund liegt darin, dass zur Zeit noch die Radfahrerschaft in einer unverständigen Reserve gegenüber dem Benzinmotor verharrt, der doch in der Geschichte des Fahrrades dereinst un fehlbar eine noch grössere Rolle spielen wird als selbst Dunlops Luftreifen-Erfindung. Weder das Motor- Zweirad noch das Motor-Dreirad konnten sich bisher populär machen, woran nur zum kleineren Teile ihr Preis schuld ist, und der Konsum an Wagen leidet zunächst unter den gleichen Gründen spiessbürgerlicher Aengstlichkeit; dann aber kommt hier noch der relativ teure Preis hinzu, der über den Preis des Normal- Zweirades, 170 bis 200 Mark, allzusehr hinaus greift. Für die paar tausend Motor-Wägelchen und Motor- Räder, die in Deutschland laufen mögen, war die Zahl der hungrigen Mäuler — venia sit verbo — der Sport verleger zu gross; denn zum Ueberfluss schossen noch die Neugründungen von Motorblättern pilzartig aus der Erde; und dabei war der Motorbau für viele, erst experimentierende Fabriken nicht eine Quelle des Wohlstandes, sondern des Ruins. Einen Motor und ein Automobil baut man nicht, wie ein Schlosser ein Fahrrad zusammenbaut, gewissermassen nach dem Rezept »reim Dich, oder ich fress Dich«. Solche Firmen konnten natürlich keine Einnahmequellen abgeben. Das Motorwesen wird — das ist so klar wie die
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