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Sächsische Radfahrer-Zeitung : 26.10.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683809971-190110264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683809971-19011026
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683809971-19011026
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- Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Radfahrer-Zeitung
- Jahr1901
- Monat1901-10
- Tag1901-10-26
- Monat1901-10
- Jahr1901
- Titel
- Sächsische Radfahrer-Zeitung : 26.10.1901
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X. Jahrgang Nr. 22. 302 26. Oktober 1901. Wie sein Nam’ und Art. Verzeihung! Gnädiges Fräulein sind eben merk würdig blass geworden, es geht Ihnen doch — — ?« »Ich? — Wieso? — Ganz und gar nicht! — Ach, das hab ich manchmal so — so — —.« »Pardon! — Meine Bemerkung sollte Sie nicht verletzen, aber, ich erschrack wirklich über Ihre hef tige und jähe Blässe; — jetzt ist ja Alles wieder gut, — keinesfalls also Ueberanstrengung?« »Durchaus nicht, lieber Freund, — o, ich bin trainiert, und die paar Berge können mir nichts an haben; — wir sind wohl gleich in Homburg?« »Noch eine Steigung — dann geht’s bergab, mein gnädigstes Fräulein. Ich brauche mir also wirklich keinerlei Vor würfe zu machen, dass ich Sie zu einer Radtour nach Homburg überredete?« »Nein, tausendmal nein! — Ich weiss den Grund für mein Erblassen, — er ist indessen ohne Interesse für Sie, also passons lä dessens! Wo werden wir absteigen und unsere Gesellschaft antreffen?« »Im Kurhause. — Sehen Sie dort? — Das ist das Kurhötel mit den Anlagen —« Wir waren an gelangt, die Räder wurden dem Hausknecht übergeben, und man hatte uns Zimmer angewiesen. Ich batte Nr. 7 bekommen. Aha! Auch das noch! Ich bin etwas abergläubisch, etwas sehr! Es wird und muss sich also in Homburg etwas er eignen. Na, und was kann einem 18 jährigen Fräu lein mit hübschem Gesichte, schönem Wüchse und aus guter wohlhabender Familie in einem so feschen Weltbade überhaupt passieren? — — Dass ich aber vorher auch so erblasste, dass er es bemerken musste! Wie fatal! Und dabei weiss ich im Moment nicht einmal genau, wer der Herr war, der uns auf dem Rade begegnete. Aber ich kenne ihn, — das ist zweifellos, — kenne ihn sogar genau und er auch mich ebenso, das ging ja aus der Art seines Grusses deutlich hervor. Vielleicht ein Tanzstundenherr? — oder Edgars Schulkamerad? — oder Papa’s Vertreter? — Halt, ist es nicht der Asse- sor von Al —? Ich meine doch, der ist ja semmel blond. Mein Gott, mein Gott, mein Gott, — wer ist er nur? Und mit diesem marternden Zweifel betrat das gnädige, 18jährige Fräulein mit dem hübschen Ge sichte, dem schönen Wüchse, und aus der guten und wohlhabenden Familie das Hotelzimmer No. 7, in dem sie ihre Schwester, welche natürlich Else hiess, bereits vorfand. Else war etwas älter und gesetzter als Eva, und als diese mit einem gewissen Ansturm und Wort schwall in die Stube stürzte: »Du, Else, — vorhin! vorhin! — unterwegs auf dem Rade! — zwischen Frankfurt und Homburg! — da ist mir — da ist uns — Herr, Herr — ja, das ist nämlich das Aller putzigste! — Da ist uns einer begegnet, dessen Name usw. mir nicht einfällt —«. »Nur einer? Sollten es nicht zwei oder mehrere gewesen sein?« »Pfui Else! — zerstöre mir doch meine Illusionen nicht! Ich sage Dir! — ein hübscher fescher Kerl, natürlich im Dress. Famos, ganz modern! Ich ver sichere Dich, in ganz Frankfurt ist kein einziger Rad fahrer so fesch und chic wie er zu finden —«. »Na also, — wer ist denn so zirca, Dein neuester Schwarm da von der Landstrasse?« »Else lachte mich aus, ich weiss es momentan nicht, aber ich kenne ihn, — sollst sehen, Du kennst ihn auch, — wir alle kennen ihn. Eine innere Stimme sagt mir, dass ich ihn bald wieder sehen werde, ach, ich habe mir schon fast eine ganze Stunde den Kopf um ihn gemartert. Vielleicht hat er bei uns oder bei den Verwandten verkehrt? Gott, ich habe schon an alles Mögliche gedacht.« »Eva — beruhige Dich. Wenn er dich in dieser Stimmung und Aufregung wiedersähe, wäre vielleicht Alles ein für alle Male dahin. Du bist ja lächerlich aufgeregt! Stecke Dein Gesicht da in das kalte Wasser und sprich dann von was Anderem! Mache Dich fertig, dass wir endlich zu unserer Gesellschaft herunter kommen. Man wartet gewiss schon lange auf uns«. Und Fräulein Eva gehorchte. Kaltes Wasser! Hei wie das beruhigt! Ach Du armes, gequältes Herz, was hast Du doch alles auf der Welt zu ertragen! Sie seufzte tief, — und schwieg. Das, was ihr Köpfchen und ihr kleines Seelchen beschäftigte, konnte ja kein Zweiter und keine Zweite ihr nachfühlen. Und sie schwieg, um desto intensiver an ihn, an Herrn —, ja, so! Sie wusste ja immer noch nicht, wer er war — zu denken. Mit einem gewissen Widerstreben ging sie hinunter zu der Kaffeegesellschaft auf! der Terrasse. Dann grübelte sie wieder still für sich weiter, und es fiel niemand un angenehm auf, als sie alsbald die Tafel jäh verliess. Sie bat ihre Schwester, einen Spaziergang mit ihr in den Anlagen zu machen; es wäre ihr, als sollte sie er sticken und sie könne jetzt nicht mehr still sitzen. In Wirklichkeit sehnte sie sich fort, weil eine Stimme in ihrem kleinen süssen Gehirn ihr zuraunte: »Geh’ in die Anlagen, er — er ist da und Du wirst ihn sehen und — ?!« Zimmer Nr. 7! — Zimmer Nr 7! — Das hat was zu bedeuten! »Else, sollst sehen, ich gehe nicht unverlobt aus diesem Homburg hinaus!« »Gratuliere im Voraus, Schwesterchen! Bedenke aber, dass Du derlei Ahnungen bereits einigemale ge habt hast! Du weisst es doch?« »Ach, er selbst — weisst Du, der von der Land strasse — er selbst ist ja auch ganz rot geworden, als er mich sah —!« »Hm! Damit kannst Du ihn nicht zur Ehe mit Dir zwingen.« »Pfui Else, — Du bist grässlich prosaisch! — Halt! — Sieh dort! Um Gotteswillen! — Da steht er — da —-da — an der Eiche, — da, der Herr im Radlerkostüm, — er ist abgestiegen und unterhält sich mit einem Herrn —«. »Da ist der Badekommissar von Homburg«. »Der Badekommissar? Also! — Else, dann ist er doch sicher ein bedeutender Mann; — so ein Bade kommissar unterhält sich nicht mit Jedem! Schau! sie verabschieden sich — wie gewandt, wie graziös und wie intim! Gott — mein Herz — Else — mir ist furchtbar zumute — mir ahnt — mir ahnt — da! — er spricht jetzt eben zwei Damen an, — mein Gott, kennt er denn ganz Homburg? — und — wieder so intim. — Beiden giebt er die Hand?
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