XV. Jahrgang No. 8. 126 26. Januar 1906. Zum 70. Geburtstage des Freiherrn H. v. Rotenhan. Von G. B. A m 11. Januar vollendete der Begründerl'und Leiter unseres Kartells deutscher und öster reichischer Rad- und Motorfahrer-Verbände, der 1. Präsident des deutsch-österreichischen Kartells, Freiherr von Rotenhan, Königl. bayrischer Kämmerer und Oberst z. D. in München, sein 70. Le bensjahr in seltener geistiger und körperlicher Frische. Unter seiner energischen und zielbewußten Leitung, die jederzeit mit klarem Blick und richtigem Ver ständnis die Verhältnisse des deutschen R adfahrer- sports und Kraftfahr wesen erkannte, hat sich das deutsch-österreichi sche Kartell (D. Oe. K-) zu ungeahnter Blüte ent faltet. Mit ca. 20 selbst ständigen Verbänden, die insgesamt über 50000 Mitglieder zählen, mar schiert es gegenwärtig an der Spitze der deutschen Sportkorporationen. Trozt angestrengtester Arbeit für das Kartell fand der Präsident noch Zeit, auf mannigfachen anderen Gebieten frucht bar tätig zu sein. Mühe und Arbeit war bisher der Inhalt seines Lebens, doch Arbeit, die beim Rückblick auf das Ge schaffene auf größte Er folge blicken darf. Kein Wunder, wenn dem ge- schätztenSportsmann an läßlich seines 70. Ge burtstages Ehrungen aus allen Kreisen der deut schen Rad- und Motor fahrerschaft zugingen. Besonders ausgezeichnet wurde der Jubilar durch den Prinzen Ludwig von Bayern, der seine Glückwünsche persönlich überbrachte. Telegramme und Schreiben, Diplome mit Er nennung zum Ehrenmitglied legen Zeugnis von der Beliebtheit nnd Popularität ab, deren sich der Ge feierte erfreut. Wir im Sächsischen Radfahrerbunde verdanken der Tätigkeit von Rotenhans eine Fülle sportlicher und wirtschaftlicher Vergünstigungen, die unseren Mit gliedern so bekannt sind, daß wir hier nicht noch einmal darauf einzugehen brauchen. Welcher Wertschätzung sich unser S. R. B. beim Jubilar erfreut, hat er des öfteren auf unseren Bundestagen zum Ausdruck ge bracht, und auf dem Kartelltage zu Leipzig im Jahre 1904 nannte er den Sächs. Radfahrerbund in Anbetracht seiner sportlichen Leistungen und unüber troffenen Wohlfahrtseinrichtungen „das Vorbild eines Radfahrerverbandes, an dem sich manche'^Verbände ein Beispiel genommen.“ Im Hinblick auf die Rüstigkeit des Gefeierten hegen wir die Zuversicht, daß unser 1. Präsident in bewährter Treue auch für die Zukunft am Steuer des Kartells stehen und dasselbe mit kundiger Hand um die mannigfachen Klippen nnd Hindernisse führen wird. Unseren Geburtstagswunsch lassen wir aus klingen in den Ruf: „Gott erhalte dem Jubilar noch recht lange den Vollbesitz seiner Kräfte zum Segen des Kartells und des gesamten deut schen Rad- und Kraft fahrports!“ Den Lebensgang des Jubilars lassen wir nach stehend so folgen, wie ihn die Radwelt ihren Lesern gebracht hat. „Herr von Rotenhan, der seine Erziehung im Kadettenkorps erhielt, wurde 1856 Unterleut nant im 2. Chev.-Reg. Taxis, drei Jahre später dem Topographischen Bureau des General stabs zugeteilt und 1864 zum Oberleutnant beför dert. Als solcher machte er den Krieg von 1866 gegen Preußen mit und nahm dann alsRittmeister und Eskadrons-Chef an dem Feldzuge gegen Frankreich teil, in dem er sich das Eiserne Kreuz 2. Klasse erwarb. 1872 erfolgte seine Versetzung zum 1. Ulanen-Regt., 1877 die Beförderung zum Major und im August 1879 die zum etatsmaßigen Stabsoffizier. Nachdem ihm 1880 das Ehrenritterkreuz des preußischen Johanniterordens verliehen war, wurde er 1883 als Oberstleutnant zur Dis position gestellt. Im Frühjahr des nächsten Jahres wurde er persönlicher Adjutant des Herzogs Karl Theodor. In dieser Stellung wurde ihm das Komturkreuz II. KL des sächsiscen Albrechtsordens, 1887 das Komtur kreuz des österreichischen Franz Josefsordens und Ende Oktober 1888 der Charakter als Oberst verliehen. Kurz darauf trat er von seinem Posten zurück und erhielt den Verdienstorden vom heiligen Michael. Er widmete nun seine freie Zeit mit großem Fleiße mehreren Genossenschaften und Vereinen, zu erst der Bayerischen Genossenschaft des Johanniter ordens. 1897 gründete er mit gleichgesinnten Stan-