Sächsische Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Bruno Botta, Leipzig, Talstraße 26. — Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe „Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung“ gestattet. — DO Anzeigen-Preis: die viergespaltene Petitzeile 30 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 8. Leipzig, den 21. Mai 1915. XXIV. Jahrgang. Fünfte Kriegsnummer. Pfingsten! * 8 * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * Für den Radfahrer ist der Frühling und der Sommer die Zeit, sich in der Welt zu tummeln, und der Kulminationspunkt dieser herrlichen Zeit sind die Pfingsttage, die die Jünger des Pedals hinauslocken in die fernen Gefilde der Natur. Wieder einmal stehen diese schönen Festtage vor uns, und doch begehen wir sie diesmal ganz anders wie wir es sonst gewöhnt waren. Das sorglose Hinauswandern in die Natur ist uns in dieser schweren Zeit abhanden gekommen, auf jeder Fahrt, die wir unternehmen, fehlt uns dieser oder jener liebe Kamerad, den wir jetzt so fern von uns im Felde wissen, um für unser Vaterland zu kämpfen. Und ach, wie viele sind von ihnen schon den Weg gegangen, von dem sie niemals wiederkehren. Gerade dieser Helden gedenken wir am allermeisten, sie fehlen uns auf Schritt und Tritt, und in jede Unterhaltung mischt sich immer wieder der trübe Gedanke, wie schön war es doch im vorigen Jahr, als wir mit dem und dem hinausgezogen waren, wie lustig und froh war er, sorglos und heiter und immer ein lieber Kamerad. Und doch sollten wir diese trüben Gedanken bannen und wieder sorglos hinaus ziehen, um die Tage, die uns bevorstehen, würdig zu feiern. Wir brauchen keinen lauten Festtrubel aufzusuchen, wir können auch ohne diesen die Zeit genießen. Für viele wird es ja ohnehin vielleicht die letzte freie Zeit sein, die sie ungebunden im Kreise der Kameraden verleben können, denn auch für sie wird wohl bald die Stunde schlagen, da sie einrücken müssen, um ebenfalls ihre Kräfte dem Vaterlande zu widmen. Es heißt also, die kurze Spanne Zeit auszunutzen, um nicht nur Kraft zu sammeln für die bevorstehenden schweren Tage, sondern auch Geisteskraft zu stählen, um die körperlichen Anstrengungen zu überstehen. Heiter und froh, aber auch würdig, sollen diese Festtage von uns verlebt werden. Das ist wohl der beste Wunsch, den wir unseren Mitgliedern auf den Weg mitgeben können. * s *