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Sächsische Rad- und Motorfahrer-Zeitung : 01.10.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683810732-191510011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1683810732-19151001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1683810732-19151001
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Rad- und Motorfahrer-Zeitung
- Jahr1915
- Monat1915-10
- Tag1915-10-01
- Monat1915-10
- Jahr1915
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Sächsische Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Robert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48. —Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe „Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung“ gestattet. — Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Anzeigen-Preis: die viergespaltene Petitzeile 30 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 12. Leipzig, den 1. Oktober 1915. XXIV. Jahrgang. * Neunte Kriegsnummer. Das Leben undTreiben unserer Feldgrauen im fernen Westen! Feldpostbrief von Franz Hoffmann, Dresden. Mein lieber Heinrich! Mit der heutigen Post empfing ich Deine liebe Sendung mit dem Begleitschreiben» und habe mich riesig darüber ge freut, wie über alles, was aus der Heimat kommt, denn eine schönere Freude kennen wir hier draußen nicht. „Ich soll Dir was erzählen?“ Na, dann komm und setze Dich neben mich auf den Strohsack, ach nein, es ist ja gar kein Strohsack, meine nächtliche Ruhestätte, sondern ein „Papiersack“, mit aufgerollten und verfilzten Papierschlangen gefüllt; weißt Du solche, wie auf unserer Vogelwiese in der Luft herumfliegen. Meine M.-G.-Komp. ist nämlich in einer großen brachliegenden Papierfabrik untergebracht und können wir uns des hinreichenden Platzes wegen einige Bequemlichkeiten bieten. Sogar Bier gibt es in der bayrischen Kantine, echtes Dortmunder für 20 Pf. Es ist aber gleich das beste, Du fährst heute Abend mit unserer Abteilung in den Schützen graben. Du brauchst weiter nichts mitzunehmen als für einen Tag Proviant, das andere bekommst Du draußen, eine Schutzbrille und eine Riechmaske als Schutz gegen die feind lichen giftigen Gase und einen Wettermantel; denn die Nächte sind hier zuweilen etwas kalt. Um 7 Uhr wird an getreten und die Gewehrbedienungen sitzen auf (ich bin beim 2. Gewehr „Richtschütze“) und Du kletterst auf den Futter wagen. Nachdem einem jeden ein mächtiges Stück roher Schinken und eine Düte gemahlener Kaffee als Abschieds gruß in die Hand gedrückt wird, setzen sich unsere 6 Fahr zeuge in Bewegung und im langsamen Trab geht es durch das kleine, unfreundliche Städtchen B , dessen einzige Schön heit nur im Innern der Kirche zu finden ist; denn die Belgier und Franzosen legen einen sehr großen Wert darauf. Eine halbe Stunde auf der holprigen, gepflasterten Landstraße entlang an saftigen Wiesen und großen Weideplätzen vorbei, erreichen wir ein schönes, allerdings sehr unregelmäßig ge bautes Städtchen W. mit dem Divisionsstab. Ohne uns auf zuhalten, durchrasseln wir die engen Straßen und haben bald den Kirch- und Rathausturm hinter uns. Die Sonne entzieht sich langsam unseren Blicken, und in der Dämmerung er reichen wir C., direkt an der franz.-belgischen Grenze ge legen, und indem wir die Lys- und Kanalbrücke passieren, verlassen wir an einem Militärfriedhof die letzte, von Zivil einwohnern belebte Stadt. Jetzt befinden wir uns auf flan drischem Boden. Das ewige, tote Einerlei drückt uns die ersten Kriegsspuren auf. Lange Infanterie- und Fuhrpark kolonnen mit ihren Hungerabwehrkanonen kreuzen unseren Weg, und ein tiefes, ernstes Schweigen ruht in der endlos langen Marschkolonne, nur der eintönige Schritt und das Knarren der Räder gibt dem ganzen Bilde eine eigenartige Musik. Vier Stunden Wegs sind wir bereits gefahren, und im düsteren Grau erblicken wir den halbzerschossenen Kirch turm von H. Alles, was in jahrelanger Friedensarbeit von fleißiger Menschenhand geschaffen, ist hier an diesem Orte der Kriegsfurie verfallen, und nur die nackten Gemäuer ragen aus dem wilden Choas als trauriges Wahrzeichen des schrecklichen Krieges, als einziger Ueberrest der einst so blühenden Landschaft Leuchtkugeln flackern rings um uns zischend auf und erhellen das schaurig schöne Bild, was sieh unseren Blicken momentweise bietet. Ein scharfes Kommamio: „Fahrzeuge Haaalt!“ weckt uns aus unseren ernsten Ge danken, denn nach ßstündiger Fahrt sind wir durchrüttelt an unserem Ziele W. angekommen. Ein „gewesenes“ Städt chen mit einem ehemals schönen Kloster hat an dieser Stelle, wo jetzt in den zerschossenen Häusern, so weit solche noch vorhanden sind, einzelne Kommandos ein notdürftiges Unter kommen gefunden haben. „Gewehrweise angetreten!“, und schweigend schreiten die einzelnen M.-G.-Bedienungsmann schaften, jeder mit einem 40 Pfund schweren Patronen kästen hinter ihrem Führer her, und da noch solcher übrig ist, mußt auch Du einen tragen! „Es hilft alles nichts, bringst ja das schwere Opfer dem bedrängten Vaterland.“ Quer über die Straße, einige Stufen hinunter, und schon befinden wir uns in dem endlos langen, mit Brettern ausgelegten Laufgraben. „Warum bückst Du Dich denn?“ „Nur keine Angst, die unheimlich pfeifenden Explosivgeschosse der Engländer, denn mit dieser Bande haben wir es zu tun, pfeifen über Deinen Kopf hinweg und Du siehst, daß der Graben hoch genug ist, auch Dich mit Deiner ganzen Größe aufzunehmen. Zuweilen eng wird dieser unterirdische Gang, so eng, daß kaum zwei Mann aneinander Vorbeigehen können und Du Deine werte Persönlichkeit des öfteren an eine der beiden Lehmwände abkonterfeien mußt, und da es gestern unheimlich gegossen hat, siehst Du aus, wie ein „wandelnder Lehmbolzen“. Nach und nach haben wir uns an das Dunkel gewöhnt und können von unserem Laufgraben aus verschiedene Ab zweigungen wahrnehmen, die zu den Zwischenstellungen und der „vorderen Linie“ führen. Wir schwenken in einen sol chen Verbindungsgraben ein, steigen einige Stufen empor und gelangen auf einen freien Platz, den „Bayernwald“, wo die Sanitätsunterstände in dem Lehmboden eingebaut sind. Im voraus muß ich Dir noch sagen, daß unsere Braven das Menschenmöglichste geleistet haben, diese Stellungen auszu bauen. Holz ist genügend vorhanden, selbst Eisenträger wurden zum Ausbau für bombensichere Unterstände ver-
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