Sächsische Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten an: Robert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48. —Nachdruck von Original-Artikeln, soweit nicht ausdrücklich verboten, nur mit genauer Quellenangabe »Sächsische Rad- u. Motorfahrer- Zeitung' gestattet. — Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Anzeigen-Preis: die viergespaltene Petitzeile 30 Pfg., bei größeren Auf trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Schluß der Schriftleitung: 8 Tage vor Erscheinungstag. Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 8. Leipzig, den 2. Juni 1916. XXV. Jahrgang. 1 17. Kriegsnummer. * • Pfingsten 1916. Zum zweiten Male während des großen Völker ringens werden wir das Pfingfest „begehen“, denn leider kann man von „feiern“ nicht sprechen. Pfingsten war von jeher für die Menschen ein Fest der Freude, der Freude über die schöne Frühlingszeit, die alle Herzen aufgehen ließ in dem Genuß der Natur, die jungfräulich schön das frische Grün über die Erde verbreitete. In den 22 Monaten des Weltkrieges haben wir leider das Freuen so ziemlich verlernt, der Ernst der Zeit ist über uns gekommen und verlangt sein Recht. Wir haben große Siege über unsere Feinde errungen, stehen überall in Feindesland und eben sind unsere österreichisch-ungarischen Bundesgenossen dabei, den treubrüchigen Italienern zu beweisen, wie wir den Wortbruch zu strafen wissen. Das Femgericht ist auch über diesen jämmerlichsten unserer Feinde herein gebrochen und dürfte ein Denkzettel werden, wie ihn Rußland, Serbien und Montenegro bereits erhalten haben. Soviel Freude uns alle diese Siege gemacht haben, waren sie doch immer von einem bitteren Kelch be gleitet, denn jeder war mit dem kostbaren Blute unserer treuen Söhne des Volkes bezahlt, die ihr Leben für uns gelassen haben oder verwundet in die Heimat zurück kehrten. Das ist es, was uns traurig stimmt auch an Tagen, an denen wir gewohnt waren uns zu er freuen. Und welche Freude waren für uns Radler stets die Pfingsttage. Da wurden schon wochenlang vorher die kühnsten Pläne geschmiedet, um diese Feiertage würdig zu begehen, es wurden unter den Sportskameraden Touren verabredet, der Bund und seine Organe ver anstalteten allerlei Fahrten, kurzum man blieb nicht daheim, sondern zog hinaus, um den Geist und Körper in Gottes freier Natur zu stählen und dann schließlich wieder mit neuem Mut an die alltägliche Arbeit zurück zukehren, nicht ohne noch lange Zeit hindurch in schönen Erinnerungen zu schwelgen. Die Kriegszeit hat dem Radsport schwere Wunden geschlagen, die so leicht nicht vernarben werden. Nicht nur, daß die Besten unter seinen Jüngern zu den Fahnen einberufen wurden und nun schon so lange im Felde stehen, haben die zu Hause gebliebenen Anhänger unseres Sports so manche Sorge zu tragen gehabt, denn Gummi und Räder sind schwer oder fast gar nicht er hältlich. Da gehört schon ein großer Enthusiasmus dazu, dem Sport als solchem treu zu bleiben und alle Wider wärtigkeiten, die uns begegnen als belanglos beiseite zu schieben. Aber das ist es ja gerade, was uns Deutsche so vor allen anderen Völkern auszeichnet: Das Unter ordnen aller unserer kleinen Sorgen unter die Sache des Ganzen, dem Wohle dos Vaterlandes. Und so haben wir nicht nur die Freude zu sehen, daß der Radsport keinen seiner Jünger verloren hat, sondern sogar noch eine erkleckliche Anzahl neu gewann. Unser Bund, der schon im Frieden die Haupttätig keit seines Wirkens auf das sozialpolitische Gebiet ver legte, ohne den Sport zu vernachlässigen, hat diese Wirksamkeit zum Segen seiner Mitglieder auch während des Krieges fortgesetzt. Die Erfolge stellen sich jetzt in reichstem Maße ein, und die Bundesleitung, die es gewiß nicht immer leicht gehabt hat, kann Stolz auf die errungenen Erfolge sein. Auch das ist ein Sieg im kleinen, der durch eine glückliche Organisation er reicht wurde. Das ist es, was in diesen ernsten Zeiten schließlich doch einen Schimmer von Freude in uns aufkeimen läßt, ein Funke, der bei allen denen zündet, die in Treue bisher zum Bunde standen und an seinem Wohle mit- arbeiten. Möge dieser Funke zu einem hellen Feuer werden, daß alle Bundesmitglieder erfaßt und sie mit arbeiten läßt, damit der Bund blühe, wachse und ge deihe. Das sei unser Pfingstwunsch.