Sächsische Rad- u. Motorfahrer-Zeitung Organ für Radfahrer, Motorfahrer, Automobilisten Zeitung des Sächsischen Radfahrer-Bundes, e.V. Erscheint bis auf weiteres am 25. eines jeden Monats. Anzeigen-Preis: Alle Einsendungen Inserate betr. sind nur zu richten die viergespaltene Petitzeile 30 Pfg., bei größeren Auf- an: Robert Weniger, Leipzig, Hohestr. 48.—Nachdruck von trägen und Wiederholungen entsprechenden Rabatt. — Original-Artikeln soweit nicht ausdrücklich verboten nur Schluß der SchriftIeitung . 8 Tage vor Erscheinungstag. mit genauer Quellenangabe „Sächsische Rad-u. Motorfahrer- 5 6 Zeitung“ gestattet — Schluß der Anzeigen-Annahme: Dienstag vor Erscheinungstag. Nr. 10. Leipzig, den 28. Juli 1916. XXV. Jahrgang. 19. Kriegsnummer. Treue halten! Schwere Zeiten hat die Radlerschar durchzumachen. Das Radfahrverhot, mit dem das Berliner Oberkommando in den Marken votaufging, hat leider allzubald schon auch auf die Provinzen und die Bundesstaaten übergegriffen und ist schliesslich vor kurzem derart verschärft worden, dass es nur noch einem Bruchteil der Radfahrer möglich ist, ihr Rad zu benutzen. Man hat es zunächst kaum glauben wollen, daß das Verbot irgendeinen triftigen Hintergrund habe und steht auch heute noch zum Teil auf dem gleichen Standpunkt. Leider aber sind die Gründe, die die Heeresverwaltung zu der Beschlagnahme alles nur irgendwie greifbaren Reifenmate rials treibt sehr triftige und sie bezwecken wirklich nur die Sicherstellung des Bedarfs für die im Felde stehenden Truppen. Ein anderer Grund, wie er vielfach in einer behördlichen Anymosität gegen das Rad angeführt wurde, besteht nicht und hat auch beim Erlaß des Verbotes keine Rolle gespielt. Wie dem aber auch sei: Das Verbot besteht und wir haben keine Handhabe, uns dagegen aufzulehnen, auch irgend welche Proteste sind ganz zwecklos. Wir müssen das Ver trauen zu unserer Heeresleitung haben, daß sie das Verbot nur aus zwingenden Gründen erlassen hat, und unsere vater ländische Pflicht ist es, sie in jeder Hinsicht zu unterstützen, damit sie das erstrebte Ziel — auch dieses geht auf den endlichen Sieg unserer Waffen hinaus — erreicht. Den Mitgliedern des Sächsischen Radfahrer-Bundes er wächst aber noch eine andere grosse Pflicht. Der Bund hat bei Ausbruch des Krieges — wir haben dies an dieser Stelle schon sein - oft auseinandergesetzt — es für seine Pflicht er achtet, den im Felde stehenden Mitgliedern die Beruhigung zu verschaffen, daß er für ihre Angehörigen im Notfälle sorgen wird. Das ist keine Maßnahme für den einzelnen gewesen, sondern eine solche für die Gesamtheit, und diese Gesamtheit hat jetzt die unwiderlegliche Pflicht, dafür zti sorgen, daß der Bund die gesteckten Aufgaben auch erfüllen kann. Dazu gehört in erster Linie die Treue zum Bunde. Gewiß ist vielen unserer Mitglieder viel durch das Ver bot genommen worden, denn die einzigen Stunden der Er holung, die ihnen durch das Rad beschieden waren, sind ihnen genommen. Aber wir haben in diesem Kriege, bei dem es doch schließlich um Sein oder Nichtsein für unser Vaterland und unsere gesamte Existenz geht, schon so viel entbehren gelernt, daß es auf das Mehr jetzt gar nicht mehr ankommt. Wir sind uns bewußt, militärisch und wirtschaftlich durch halten zu müssen und zu können, warum sollen wir Radler nicht auch ohne unser geliebtes Rad durchhalten können? Es ist die besondere Aufgabe aller unserer Mitglieder, daß der Bund aus dieser Prüfung ungeschwächt hervorgeht. Dazu gehört, daß nicht nur jeder Mitglied bleibt, sondern auch dafür gesorgt wird, daß neue Mitglieder hinzukommen. Der Bund bietet- jedem viele Vorteile, auch ohne, daß er augenblicklich das Rad benutzt, daß es gar nicht schwer fallen kann, neue Mitglieder zu werben. Und diejenigen, denen die weitere Benutzung des Rades gestattet ist, genießen so wieso alle Vergünstigungen und Vorteile d,es Bundes. Vor allem sollten dio Bezirke und Vereine nicht nachlassen, ihre Mitglieder immer und immer wieder auf die notwendige Pflicht dem Bunde gegenüber hinzuweisen und sollten gemein schaftliche Zusammenkünfte und Ausflüge veranstalten, um den gesellschaftlichen Zusammenhang der Mitglieder zu festigen. Ein jeder muß sich sagen, daß es jetzt keine Fahnen- flneht geben darf. Wie es jedermanns Pflicht ist, in schweren Zeiten dem Vaterlande zu dienen, so ist es weitere Pflicht, auch dem Bunde treu zu bleiben bis zum siegreichen Ende.