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Sächsische Rad- und Motorfahrer-Zeitung : 21.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Urheberrechtsschutz 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1683810732-191709214
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- Saxonica
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- ZeitungSächsische Rad- und Motorfahrer-Zeitung
- Jahr1917
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XXVI. Jahrgang, Nr. 12. 90 21. September 1917. ehe davon etwas zu spüren ist. Nur der Historiker, der rück wärts gewandte Prophet, erkennt dann später die ersten An fänge aus den Wirkungen und verkündet sie uns, wenn es zu spät ist, dem Verhängnis zu wehren. Deutschland ist schnell — sehr schnell — reich geworden. Es hat an Macht und Ansehen gewonnen; es ist in wenig Jahrzehnten zu einer Blüte gelangt, wie sie vergleichsweise kaum jemals einer anderen großen Nation in derselben Zeitspanne zuteil wurde. Aber jede Entwickelung trägt auch den Keim zur zerstörenden Krankheit in sich. So lange wir arm waren, von stärkeren Staaten umgeben, waren wir auch in der Furcht des Herrn einfach, bescheiden, bedürfnislos, hart und arbeitsam, erfüllt von dem Gefühl, daß wir alle Kräfte zusammennehmen müßten, um uns zu erhalten, unseren nicht einmal glänzenden Platz zu behaupten. Wir hatten zugleich ein großes, für Alle verständliches Ziel, Deutsch land einig zu machen und ihm die Geltung in der Welt zu erringen, die es, seinen natürlichen Kräften und Mitteln nach, zu beanspruchen hatte. Das war vor 1870. Als dieses Ziel mit dem Schwerte in der Hand erreicht war, und als ein zweites, das die gleiche Anspannung for derte, sich uns glicht zeigte, als die Folgen des eroberten poli tischen Ansehens, mehr als erhofft, in dem Aufschwung unseres Handels, unserer Industrie, unseres ganzen nutzbringenden Verkehrs mit anderen Völkern hervortraten, da stellten sich auch leise die Uebel ein. Der Luxus wuchs mit dem Reich tum ; die bessere Lebenshaltung erschien uns allen, nach den kargen, armseligen Verhältnissen von früher, fast wie eine moralische Erlösung. Man hat ihr damit den Anschein innerer Berechtigung verliehen, die sie wohl auch besitzt, wenn die richtige Grenze nicht überschritten wird. Den ärmeren Volks schichten hat sich die Sorge der Bessergestellten in nach ahmenswerter Weise zugewendet; man hat sie dadurch zu nächst aber nur anspruchsvoller, nicht leistungsfähiger ge macht. Wir alle sind es bis zu einem gewissen Grade geworden. Der Genuß des Erworbenen ist niemand zu wehren; aber dar aus hat sich allmählich die Genußsucht und mit ihr die Ver wöhnung. die Verweichlichung und die sittliche Entartung ergeben. Man glaube nicht, daß es moralischer Uebereifer ist, davon zu reden. Deutliche Zeichen für das Sinken der Volkskraft führen eine vernehmlichere Sprache als ich ... . Es gibt, Gott sei Dank, im Leben der Nationen Wellen bewegungen, — ein Auf und Nieder — , wie im Leben des Einzelnen, und wir wollen hoffen, daß wir uns nur augen blicklich im Tale befinden, und ein Aufstieg uns wieder emporhebt. Aber die Zeit zur Einkehr und Umkehr ist gekommen! Dabei kräftig mitzuwirken soll Jungdeutschlands Beruf sein; denn eines jeden Volkes Zukunft hängt von seiner Jugend ab. — Der Knabe ist des Mannes Vater.“ Meine Kriegserlebnisse. (Schluß.) Der ganze Anblick wirkt traurig auf den Men schen. Der Friedhof liegt am Ausgang der Stadt. Weder Grabsteine oder Grabpflege sieht man hier. Alles wird hier begraben, ohne dem Toten die letzte Ehre zu erweisen und ihm ein schönes -Grab zu bereiten. Nur vereinzelt sieht man Grabsteine und Blumen auf einem Grab, was darauf schließen läßt, daß es reiche Leute sein müssen. Am Ende des Friedhofes sieht man nun die Gräber unserer gefallenen Kameraden. Hier sieht es natürlich ganz anders aus. Ein schönes Kreuz und schöne Blumen auf dem Grabe geben unseren armen gefallenen Kameraden die letzte Ehre. Sie waren, wie mir die Aufschrift zeigte, bereits im September vorigen Jahres gefallen. Und viele waren auch schwerverwundet gewesen und ihren Ver letzungen später erlegen. Der jüdische Tempel, welcher jetzt als Lazarett dient, ist reich ausgeschmückt mit kostbaren Sachen. Auf zwei mächtigen Säulen ruht der ganze Bau. Der Tempel ist groß und gibt sicher Platz für alle. Die russische Kirche ist wieder anders. Sie ist ein herrlicher Bau und der schöne Turm wirkt besonders gut. Aber der Innenraum ist sehr klein. Für höchstens 100—200 Mann wird Platz sein. Aber mit Verzierungen ist sie reich ausgesehmückt. Auch sie dient jetzt zur Unter bringung von Verwundeten. Der Abend war herangenaht. Auf dem Bahnhof waren Baracken, welche vom Roten Kreuz unterhalten wurden und uns beköstigten und uns Nachtlager boten. Von Schlaf konnte natürlich keine Rede sein, denn die kleinen Tierchen waren wieder ewig an der Arbeit. Die Hälfte der Verwundeten war entlaust worden, die andern sollt en wegen zu großen Andranges andern Tags wiederkommen. Aber die Zeit war zu kurz, denn um 9 Uhr fuhren wir, von Rußland Abschied nehmend, nach der Heimat. Wir fuhren über Johannisburg, die Stadt, in der die Russen gar arg gehaust hatten, und über Alienstein, Thorn, Posen, Kottbus. Torgau nach Frankfurt zu. Wir waren insgesamt 500 Verwundete. Die ersten wurden in Frankfurt ausgeladen und wir kamen nach Bad Homburg v. d. II. Was uns nun dieser Ort bietet an herrlichen Naturschönheiten, dürfte der Leser dieser Zeilen wohl selbst wissen. Denn alljährlich weilt der Deutsche Kaiser in diesem Badeort zur Kur, und die nahe Saalburg und die herrliche Umgebung macht uns Kriegern trotz unserer kranken Nerven wieder neuen Lebensmut. Wie viele sieht man. die erst blaß und elend aussahen, jetzt frisch und munter im Kurgarten und in den nahen Wäldern spazieren gehen. Denn die Luft und das gute Essen wirken auf uns Krieger und tragen sofort zur Gesundung bei. Öfters worden die gesamten Verwundeten eingeladen zum Kaffee und Kuchen. ImKurparkauf der Terrasse sitzend, hören wir uns das von der Städtischen Kurkapelle aus geführte Konzert mit an. Eine Dame besucht uns öfters in unserm Lazarett und erfreut uns damit, daß sie zwei Mitglieder der Kurkapelle kommen läßt und sie selbst sitzt am Klavier, während Geige und Cello von den beiden Künstlern — so muß man sie nennen, denn sie spielen meisterhaft—uns einige frohe Stunden bereiten. Soweit meine Kriegserlebnisse bis zum 15. Sep- temher 1915. Franz Groß, z. Zt. Reservelazarett Saal bau, Bad Homburg v. d. H. Mit dem Rade von Dresden nach Basel, Köln, Weimar und zurück. 3. Fortsetzung. Von Richard Petzold. (Nachdruck verboten.) Mit untergehender Sonne war ich in der kleinen Festung Germersheim, es wurde io Uhr, bis ich nach Speyer kam. An diesem Tage war ich in 9 Stunden 147 km gefahren. Ich schob mein Rad durch die Stadt bis zum Dome und ließ mir von einem Schutzmanne einen kleinen Gasthof zeigen. Ich war recht zufrieden, als ich am andern Morgen durch die Straßen Speyers wieder zum Dome ging. Der Kaiserdom ist Speyers berühm testes Bauwerk, die Harmonie seiner Teile wun-
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