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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.04.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100412016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910041201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910041201
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- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-04
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s. vellayr. Dienstag, 12. April 1910. Leipziger Tageblatt Nr. 100. 104. Jahrgang. Vas llnoergetzdare. Roman von Leonie Meyerhof. Hilbeck. (Nachdruck verboten.) Endlich sagte er mit einem Ton, der leicht Hingen sollte: „Das sollte natürlich bedeuten, daß du eigen sinnig warst und gleich den Herrn und Gebieter herauskehren wolltest." „Ja", sagte Viktor. „Hier durfte ich keinen Zoll breit nachgeben, um nicht charakterlos zu werden." „Und nun? Was willst du jetzt tun? Abreisen?" fragte Walter seinen Freund. „Abreisen — vor der Ernte? Nein, das geht nicht." „Als ob dein Verwalter dich nicht vertreten könnte?" „Das würde ich nur ungern zugeben. Aber selbst wenn ich es wollte: nun steht auch die Denkmals geschichte bevor. Ich soll ein Gabelfrühstück geben: ich bin hier in Eggersberg der einzige, der über die geeigneten Räumlichkeiten usw. verfügt. . . Unmög lich abzulehnen. . . Meinst du, ich würde nicht selbst lieber den Schauplatz wechseln? Glaubst du. es sei mir ein Vergnügen, dem Eggersberger Klatsch und Gestichel standzuhalten?" „Hast du dich dazu erboten, das Frühstück zu geben?" fragte Walter, ohne seine Stellung zu ändern. „Ja. Der Bürgermeister legte es mir so nahe, daß ich nicht umhin konnte. Ich wollte es euch schon gestern erzählen: aber ich kam nicht dazu." Dadurch, daß ich Geld von ihm lieh, dachte Walter. Aber vielleicht lügt er das nur. Er hat sich das alles so eingerichtet, um nicht von hier fort zu müssen! Und diese Verlobung, schoß es ihm durch den Kopf, war die nicht vielleicht nichts weiter als eine große Komödie, die er mir — im besten Falle auch sich selber vorspielte? Nun streckte er auch noch die Arme lang aus, ließ den Kopf ins Gras sinken und ächzte leise in das Ge wirr der Halme hinein, die sich in sein bartloses Ge sicht drängten. Ein mißtrauischer Gedanke nach dem andern wachte aus seinem Schlafe auf und erhob sich, und er rieb sich an ihnen wund, wie an diesen schar fen, zweischneidigen Grashalmen, die ihm feine Schnitte in die Eesichtshaut beibrachten. Und da er den Kopf wieder hob, sah er Viktor hoch, hoch neben sich stehen und mit einem seltsamen, kummervollen Ausdruck niederblicken. Viktor konnte ihm jetzt buchstäblich den Fuß aus den Nacken setzen, ohne daß der Getretene sich rühren durfte. Denn er war ja sein Schuldner: er fühlte sich diesem Manne, der zugleich sein furchtbarer Feind war, ausgeliefert. Was konnte er gegen ihn tun? Er hatte sich selbst diese Schlinge um den Hals gelegt, damals auf dem Krankenbett, und gestern, da er auch noch sein Schuld ner geworden, hatte er sie fest angezogen: seine eigene Schuld war es, wenn sie ihm nun den Garaus machte. Nun beugte Viktor sich plötzlich nieder und sagte, indem er ihm mit der Hand über den Scheitel strich: „Sieh mal, Walter, das ist doch nicht schön vor dir, daß du mich forthaben willst. Ich dachte, es täte euch wohl, dir und Lisbeth, mir in dieser schweren Zeit etwas sein zu können!" Mit einem Sprunge war Walter auf den Füßen und^ legte den Arm um Viktors Schultern. „Junge!" sagte er herzlich bewegt, „lieber, guter Mensch — sei gut! Sei nicht traurig!" In dieser Minute waren die kranken Vorstellungen verflogen wie leichte Wolken vor dem Winde. Ein Gefühl von Wärme und Innigkeit war in ihm und machte ihm die Seele weich-beweglich. Sie schritten jetzt die Wiese hinauf, durch die sich der Eggersbach hinunterschlängelte, nachdem er durch einen kleinen, schilfbestandenen Teich geflossen war. Hier am Teich, der am Waldrand im Schatten lag, wandelten sie jetzt auf und ab. Viktor mußte sein letztes Gespräch mit Josefa wörtlich erzählen. „Vielleicht ist cs doch gut so", sagte Walter end lich. „Ihr wäret nicht füreinander. Wir wollen dir eine bessere suchen — eine richtige Gefährtin, die auch uns eine Freundin werden kann — nicht wahr?" „Laß mir nur erst Zeit!" sagte Viktor abwehrend. Nie -- nie! sagte sein Herz. Nie wieder mir selber untreu werden! Heute morgen, als er Lisbeth wiedergesehen, hatte er erst gefühlt, daß ihm gestern ein Glück geschehen sei. „Sage jetzt aufrichtig", begann Walter von neuem: „Hast du Josefa wirklich geliebt?" „Ich habe sie — sehr gern gehabt", antwortete Viktor zögernd. „Das meine ich nicht. Liebe mein' ich . . . ." Walter wurde wieder unruhig. Viktor schwieg ihm zu lange, erwiderte seinen Blick nicht. . . . „Liebe" — kam die Antwort nicht willig. „Ich bin mir darüber — wohl nicht ganz klar. Moment weise — an dem Tage, da wir die Wallfahrt nach Einsiedeln bestimmten — habe ich sogar etwas wie Leidenschaft empfunden." „Und davon ist nichts zurückgeblieben?" „Großer Gott!" rief Viktor halb lachend, halb ver drießlich, „laß doch diese psychologische Inquisition! Wie soll ich mir denn nach vierundzwanzig Stunden über mich selber klar sein?!" Aber er hielt den Blick hartnäckig abgewandt. Von neuem fühlte Walter sein Herz schwer und kalt werden. „Eigentlich", sagte er plötzlich, „ist es doch sonder bar, daß du deine Nachricht zuerst Lisbeth brachtest, ehe du zu mir herauskamst." Viktor verteidigte sich. Er habe Lisbeth bei seinem Eintritt in den Garten sofort zwischen den Erbsen entdeckt und sie in seiner Aufregung auf der Stelle angeredet. Er sprach die Wahrheit: aber er fühlte, wie ihm das Blut in Stirn und Schläfen stieg. Der Bürgermeister sei ja auch droben gewesen. Und in seiner Erhitzung durch den sonnigen Ausstieg vom Gute herauf habe er die Treppe gescheut. Anstatt eines Grundes hatte er drei. Und dann fühlte er, daß Walter dies wohl merkte und ihn miß trauisch beobachtete. „Hast du — hast du ihr das gesagt — das von gestern?" stieß Walter erregt heraus. „Alles — alles, was ich dir erzählt habe." „Nicht das mit Josefa mein' ich. Das andere — die — Geldsache!" „Pfui, Walter!" sagte Viktor ernstlich entrüstet. „Du sagst es ihr nicht — nie?" „Du bist beleidigend. Adieu!" Walter lief dem rasch sich entfernenden Freunde nach und hielt ihn beim Aermel. Er glaubte es ja ckicht. Er habe nur manchmal so nervöse Beängsti ¬ gungen. Lisbeth dürfe das nie erfahren. Er habe seine Gründe: sie sei so stolz und dann so ordnungs liebend, bis zur Pedanterie. Gerade, weil ihr elter- lisches Haus nur auf Schulden geruht habe. Ihre sämtlichen Jugenderinnerungen seien durch das Wort „Schulden" vergiftet. „Ja — mein Gott, ja!" sagte Viktor mit schlecht verhehlter Ungeduld. „Wenn auch dies alles nicht wäre: traust du mir eine solche Gemeinheit zu, deiner Frau etwas Derartiges mitzuteilen? Für mich ist es eine Bagatelle, die ich bereits vergessen hatte — aber ich sehe natürlich ein, daß es ihr peinlich sein müßte." „Jedem gegenüber würde sie es so fühlen. Nicht nur dir gegenüber." „Aber mir gegenüber besonders — weil ich täglich ins Haus komme!" sagte Viktor tief unmutig. „Und das sage ich dir, Walter: es ist mehr Gefahr, daß sie es von dir erfährt, als von mir! Ich kenne dich! Sieb dich vor!" Mit ein paar Sätzen sprang er die sanft ab steigende Wiese hinab und über den Bach, um den Hauptweg zu gewinnen. Walter blickte ihm eine Weile unbeweglich nach. Dann stampfte er heftig mit dem Fuße auf. Sich selbst und dem andern wehe zu tun. Nein, das ist — Und sich bloßstellen, dem andern die ver wundbare Stelle zu zeigen! Es war auch zu schlimm. Es war eine Bagnokette mit der Eisenkugel am Fuß knöchel — ein ewiges Wundsein — nie entfliehen können. .. . Und noch schonsam sein gegen den Mann mit der Peitsche, den Gläubiger Er schlich nach Hause wie ein Gezüchtigter. Als er an der offenen Küchentllr vorüberkam, hörte er Lisbeth leise singen. Sie stand am Herd, von dem sie eben mit dem Schürhaken die eisernen Ringe abhob, so daß die offene Glut ihr Gesicht und Stirn haar rot überstrahlte. „Du hättest auch etwas anderes tun können, als mit Viktor in den Erbsen stecken — und mich vor dem Bürgermeister lächerlich machen!" rief er barsch zur Tür herein. Sie hatte ihn nicht gesehen. Sie fuhr so heftig zu sammen, daß der Gesang ihr in der Kehle abbrach und die Eisenringe raffelnd auf die Herdplatte nieder fielen. ZehntesKapitel. Mrs. Klinton hatte auf Gut Eggershof zu Mittag gespeist. Auch Walter und Lisbeth waren eingeladen gewesen: aber nachdem sie zuerst ihre Zusage gegeben, hatte Walter im letzten Augenblick absagen lassen, so daß Lisbeth Mühe hatte, noch bis mittag ein leid liches Sonntagseffen zustande zu bringen. In Viktors Gartenhaus war es kühl und behag lich gewesen. Die alte Dame zeigte sich heiter und gesprächig, und ihre milde, warmherzige Art, die Lebensdinge zu sehen, tat Viktor besonders wohl. Mrs. Klinton war traurig über die Lösung des Ver löbnisses, ohne ein hartes Wort über Josefa zu sagen: sie schien zu glauben, daß Viktor das junge Mädchen noch liebe, und daß es ihre Aufgabe sei, ihn aufzu heitern. Viktor ließ sich ihre so liebenswürdigen Be mühungen mit stillem Behagen gefallen. Zn der Tat hatte er Zerstreuung nötig. Alle seinq Bemühungen, Lisbeth einige Minuten allein zu sprechen, waren ge scheitert. Immer war Walter ausgetaucht, ihn mit seinen mißtrauischen Blicken belagernd, jedes offene herzliche Wort unmöglich machend. Er schien nicht mehr zu arbeiten, er hatte immer Zeit, den Wächter seiner Frau abzugeben. Viktor konnte nicht mehr ohne ein gereiztes Gefühl an ihn denken. Gerade die Unmöglichkeit, mit Lisbeth einige harmlose Worte ungestört zu wechseln, weckte seinen Trotz und steigerte sein Verlangen. Auch jetzt, während er Mrs. Klinton gegenüber saß und ihrer humorvollen Schilderung eines eng lischen Boardinghouse und seiner Bewohner eifrig zu lauschen schien, dachte er an Lisbeth. Was trieb sic heute? Ohne Walters übellaunige Absage säße sie jetzt neben ihm: den Kopf leicht geneigt, so daß er den dichten Scheitel sehen könnte, säße sie und schälte ihm diese frühe Birne hier. ... Er konnte sich nicht ent halten, die schöne Frucht zu nehmen und an ihrer glatten Haut seine Hände zu kühlen, sie liebkosend zu streicheln. In ihm war eine zärtliche, sehnsüchtige Unruhe, dis es ihm fast unmöglich machte, stillzu sitzen. Nachmittags ließ er den Iagdwagen anspannen, um seine alte Freundin über den „Barg" nach Weste rode zu fahren. Der breite Fahrweg zerschneidet den Wald. Lang sam zog das Pferd den leichten Wagen bergan. Mrs. Klinton hatte, wie immer beim Bergauffahren, Mit leid mit dem Pferde und wünschte deshalb auszu steigen: Viktor neckte sie, daß sie sich in Hinsicht auf ihr Körpergewicht überschätze, da sie nach anderen Richtungen hin das Gegenteil tue. Der sonst so stille Wald war heute laut von Aus flügler!,: Kinderstimmen klangen hell, bunte Kleider leuchteten zwischen den Bäumen. Droben auf der Höhe des „Barges", auf der Bank, von wo der Pfingststein mit seinen Kalksteinbrüchen und Sooldorf hinter dem Walde hervortaucht, sahen die Heranfahrenden Walter und Lisbeth sitzen. Sie hatten das lebhaft plaudernde Kind zwischen sich und blickten beide ins Weite, ernst und schweigend, sicht lich ohne Freude an dem Anblick, der sich ihnen bot. „Was ist es nur mit dem Doktor Ambusch?!" sagte Mrs. Klinton kopfschüttelnd. Viktor klopfte das Herz, da er nun dennoch Lis beth zu sehen bekam. Sie wechselte die Farbe, als sie den Wagen und seine Insassen erkannte, und schnell sprang sie auf, während Walter sich wider willig erhob, das zappelnde, jauchzende Kind auf den Arm nahm und es Mrs. Klinton in den Wagen hinein reichte, den Viktor halten ließ. Er sprang ab und reichte den Freunden die Harsh. „Uns heute mittag so die Freude zu verderben, Doktor Ambusch!" sagte Mrs. Klinton vorwurfsvoll aus ihrer Beschäftigung mit dem Kinde heraus. Walter entschuldigte sich mit seiner Nervosität, von der sein bleiches, abgemagertes Gesicht und sein unsteter Blick deutlich Zeugnis ablegte. Er ant wortete nur flüchtig, um Viktor und Lisbeth keinen Augenblick aus den Augen zu verlieren, und um kein Wort, das zwischen ihnen gewechselt wurde, zu über hören. Und doch konnte er es nicht hindern, daß die Zwei sich länger betrachteten als sonst, daß das Wenige, was sie sprachen, eine besondere Bedeutung gewann. Lin Mui» onno vonllnsnlsl Veetieselel-Iluiiteliiee- M Ms-fmlis Le., UilMM LOMtS Voreilung teilt ckas VorgvUgen uuck verckoppslt ckas keikenduckget. ^Venn 8is io rweikacber Uiosickt gesckittst sein vollen, ckann aedten Lis ckaiLnk, (lass Ikr V^agen nur auk Doutinental-knou- matik läukt. 6olltiusntLl-^nvui»»ttlL unä Oon- tinontal OlvßtsolintL ist ckis vollkommenste Vor- dinckung, soweit Kerken Lis soleko in krage kommen. Ait cker Dontinontal- Relge ist ckis Kombination eine iäeale. Verlangen Lis Lostenanscblag nnck orientieren äs Literatur Uder Al'gonte Fracks uGesellschaftSanjügc v» verl. 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