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Radlerin und Radler : 15.07.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Universitätsbibliothek Leipzig
- Digitalisat
- Universitätsbibliothek Leipzig
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- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id411907697-190107151
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- http://digital.slub-dresden.de/id411907697-19010715
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRadlerin und Radler
- Jahr1901
- Monat1901-07
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- Monat1901-07
- Jahr1901
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- Radlerin und Radler : 15.07.1901
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268 RADLERIN UND RADLER. Nutzen zu ziehen aus dem Schatz ihrer sportlichen Erfahrungen und aus ihren gereiften Ansichten. Sind es doch gerade die „Alten“, welche den Radfahrerverbänden immer noch quasi als Rückgrat dienen und ihre Stimmen zur Geltung bringen sollen, wenn es gilt, den überschäumenden Hitz köpfen, welche unter der jüngeren Radfahrerschaft so zahl reiche Vertreter hat, etwas ruhigeres Tempo anzugeben. Aber auch die „Alten“ waren einmal jünger, auch sie ge rieten öfter mal aneinander im heiligen Eifer für den schönen Sport, der ihnen kaum erwachsen war. Leider stand s. Z. ihnen niemand zur Seite, der geklärtere, ruhigere Ansichten vertreten konnte, und so blieb es denn nicht aus, dass ver schiedene Sinnesrichtungen zu keinem Ausgleich gebracht werden konnten; jede Partei glaubte im Rechte zu sein, keine wollte ihren Standpunkt ändern oder nachgeben. In der Hitze der Verhand lungen fielen scharfe, wenn auch nicht böse gemeinte Worte, keine Partei glaubte sich etwas vergeben zu dürfen. Dies ungefähr illustriert die Stimmung innerhalb der Deutschen Radfahrerschaft, welche sich früher ausschliesslich im deutschen Radfahrer - Bund zusam mengeschlossen hatte, die dahin führte, dass eine grosse Anzahl sich benachteiligt und zurückgesetzt füh lender Einzelfahrer sich vom Bund abwandten. Es mag dahin gestellt bleiben, wer damals im Rechte war, die Folge der in der Aufregung ge fassten Beschlüsse trat bald nur zu deutlich zu Tage, denn die aus getretenen Einzelfahrer, verstärkt durch andere Missgestimmte und geschickt gesammelt von süddeut scher Seite, gründeten die Allge meine Radfahrer-Union und der Spalt, der heute noch durch die deutsche Radfahrerschaft geht, war geschaffen; er hätte sich leicht vermeiden lassen, wenn s. Z. einige ruhige Elemente vorhanden gewesen wären, die genug Autorität besessen hätten, ausgleichend wirken zu können. Nachdem der D. R.-B. und sein Spross, nunmehr 15 Jahre neben einander bestanden haben, ist wohl die Frage berechtigt, ob beiden Vereinigungen aus der Trennung irgend welche Vorteile erwachsen sind. Hierauf kann man nur mit „nein“ antworten, sofern man es ehrlich meint. Wenn im Anfänge der Entzweiung auf das Programm der Union als Hauptpunkt die Pflege des Tourensports gesetzt worden war, unter Hintenanstellung des gesamten Rennwesens, während der Bund dieses in erster Linie protegierte, bestanden zwischen den Zielen beider Verbände wesentliche Abweichungen, welche die Existenzberechtigung derselben wohl rechtfertigen konnten; im Laufe der Jahre haben sich aber diese Differenzen immer mehr und mehr verwischt, denn die Union hat das Rennwesen ebenfalls in ihr Programm aufgenommen, während der Bund seine führende Stellung auf diesem Gebiete auf gegeben hat. Auch in der allgemeinen Verfassung beider Vereinigungen bestehen nur geringe Abweichungen, und soweit solche vor handen sind, haben sie keine prinzipielle Bedeutung. Nachdem sich in gedachter Weise die Gegensätze ab geschliffen hatten, war es wohl nur zu nahe liegend, an eine Wiedervereinigung der feindlichen Brüder zu denken und hat es ja vor einigen Jahren nicht an Versuchen gefehlt, eine ent sprechende Annäherung herbei zu führen, welche jedoch uner warteterweise in einen völligen Misserfolg ausliefen. Die Gründe hierzu sind wohl noch in aller Erinnerung, jedenfalls ist aber gerade ihre Eigenartigkeit dazu angethan, die Frage einer Vereinigung des Bundes mit der Union nicht auf alle Zeiten als gescheitert anzusehen. Zeiten und Menschen ändern sich und vergehen, warum soll also in Zukunft eine Verschmelzung der sämtlichen bestehenden deut schen Radfahrer-Verbände nicht denkbar sein, wenn auch noch vor kurzem keine Möglichkeit vor handen schien, auch nur den D. R.-B. und die A. R.-U. unter einen Hut zu bringen. Gemeinsame Interessen der Deutschen Radfahrerschaft. Mehr denn je drängen die Verhältnisse zu einem Zusammen schluss aller Radfahrer Deutschlands. Fast zahlreicher noch als in der Zeit, zu der sich die ersten Rad fahrer auf der Strasse blicken liessen, entstehen allerwärts unsin nige Fahrverbote; Radfahrerfallen werden überall kunstgerecht ange legt, um die Säckel bedürftiger Landgemeinden zu füllen; die Recht sprechung macht immer noch einen Unterschied zwischen einfachen Bürgern und Radfahrern zu un- gunsten der letzteren; die Frei zügigkeit wird beschnitten; man numeriert die Radfahrer, während Mörder und Banditen unkenntlich unter der Bewohnerschaft verkehren dürfen; die Polizei stellt die Rad fahrer unter spezielle Aufsicht und nötigt dieselben Kontroll-Karten zu führen. Der Radfahrer ist schon lange kein freier Mann mehr, er wird geknebelt, unter Ausnahmegesetze gestellt und hatysich unter Verordnungen zu beugen, die sich jeder Dorfschulze selbst nach Gutdünken fabrizieren darf, er ist mit anderen Worten vogel frei, selbst wenn es das preussische Ministerium nicht zugeben will. Sind dies allein nicht schon Veranlassungen genug, welche gebieterisch dazu auffordern, zusammen zu stehen und gegen solche Vergewaltigungen mit einem Massenaufgebot vorzugehen? Muss nicht unter dieser tief bedauerlichen Situation alle Sonder politik verstummen; ist es nicht selbstverständlich, dass bei derartigen gemeinschaftlichen Interessen aller Personenkultus, Aemtersucht und kleinliche Denkungsart zurücktreten muss! Nur dem Gemeinwohle zu dienen, unter Verleugnung der eigenen Person, dies sei die Devise aller derjenigen, welche in den deutschen Radfahrerverbänden eine Stimme haben; wer dagegen handelt, versündigt sich an seinen Sportkameraden und schliesslich auch an sich selbst. Willy Arend Sieger im Grand Prix-Paris mit seinem Brennaborrade. die A. R.-U.,
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